Alaska als Dreh- und Angelpunkt
Liebe und VerderbenEin Roman, in dem es um Familie und um Liebe geht und dennoch steht der U.S.-Bundesstaat Alaska an erster Stelle. Für mich ja, denn er ist hier viel, viel mehr als nur Kulisse eines Dramas, das sich über ...
Ein Roman, in dem es um Familie und um Liebe geht und dennoch steht der U.S.-Bundesstaat Alaska an erster Stelle. Für mich ja, denn er ist hier viel, viel mehr als nur Kulisse eines Dramas, das sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt und seinesgleichen sucht. Es ist der Dreh- Angelpunkt aller Sehnsüchte ebenso wie vieler Emotionen.
Im Fokus steht die junge Leni, die mit ihren Eltern ein unstetes Leben führt. Seit ihr Vater mit diversen körperlichen und seelischen Narben aus vietnamesischer Gefangenschaft zurückgekehrt ist, haben sie und ihre Mutter unter seinen Launen zu leiden.
Überraschend erbt er von einem gefallenen Kameraden ein Grundstück in Alaska, wohin sich die Familie gleich begibt: in ein komplett ungewisses neues Leben mit einer Menge Herausforderungen. Sie alle lernen Alaska lieben, ganz besonders Leni, die mit dem Staat eins wird, verschmilzt sozusagen.
Das hat damit zu tun, dass die Familie warmherzig aufgenommen wird und auf unglaubliche Hilfsbereitschaft stößt. Leni kennt bald eine ganze Reihe von Erwachsenen, zu denen sie mit Sorgen und Nöten kommen kann. Und das wird für sie immer wichtiger, denn die düstere Einsamkeit und vor allem der in Mengen konsumierte Alkohol tun ihre Wirkung: mehr und mehr treten die negativen Eigenschaften ihres Vaters hervor, seine Launen lässt er an ihrer Mutter aus, der er wieder und wieder Gewalt antut.
Im Gegensatz zu Leni und ihrer Mutter fügt er sich nicht in die Gemeinschaft ein, die sich der Familie in Alaska geöffnet hat, sondern stellt sich gegen einige Nachbarn, vor allem aber gegen einen: Tom Walker, dessen Familie bereits seit mehreren Generationen in Alaska ansässig ist. Vergleichsweise wohlhabend ist er so etwas wie ein Primus inter Pares, also der Erste unter Gleichen. Und manchmal auch ein bisschen mehr.
Diese Position will ihm Ernt Allbright, Lenis Vater aus unterschiedlichen Gründen streitig machen. Und ausgerechnet Toms Sohn Matthew wird zu Lenis bestem Freund und dann zu ihrem Liebsten. Ihr Vater versucht, sie und ihre Mutter von der Außenwelt abzuschotten und irgendwann kommt es zum Äußersten.
Ein mitreißender Schmöker ist dies, der durch die Sprachgewalt der Autorin, die Tiefe der Charaktere und die kraftvolle Botschaft der Geschichte alles andere als ein anspruchsloses Familienromänchen ist. Nein, es ist eine Darstellung, die in mich als Leserin wie ein Blitz eingefahren ist, einer der sich in meinen Geist eingenistet hat. Ein Roman wie Orkan, den man nicht aus der Hand legen kann, bevor man das Buch zu Ende gelesen hat. Empfehlenswert in jeder Hinsicht!