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Veröffentlicht am 21.02.2018

Sehr gut und flüssig zu lesen — empfehlenswert

Mickey Bolitar ermittelt - Der schwarze Schmetterling
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“Der schwarze Schmetterling” von dem bekannten amerikanischen Thrillerautor Harlan Coben ist in dieser Optik neu erschienen und zugleich dennoch NICHT neu! In diesem Falle schien es der cbt-Verlag wirklich ...

“Der schwarze Schmetterling” von dem bekannten amerikanischen Thrillerautor Harlan Coben ist in dieser Optik neu erschienen und zugleich dennoch NICHT neu! In diesem Falle schien es der cbt-Verlag wirklich wissen zu wollen, denn das Buch hat mit diesem Cover bereits das — sage und schreibe — dritte Mal sein Aussehen UND seinen Titel verändert (!). Das könnte für manche Leser ärgerlich werden, die das Buch bereits unter dem Namen “Nur zu deinem Schutz” (2012) oder “Butterfly Code” (2014) kennen und nun zu einer vermeintlichen Neuheit des Autoren, der eigentlich für Erwachsene schreibt, greifen. Hier spielt der Neffe von Myron Bolitor (Myron-Bolitar-Reihe) eine Hauptrolle. Ein dennoch wirklich spannender und unterhaltsamer Thriller (vor allem für Jungs) ab 13 Jahren, aber auch für alle erwachsenen Fans von Harlan Coben.

Nach dem Tod seines Vaters muss der 14-jährige Mickey zu seinem Onkel Myron ziehen, seines Zeichens Privatdetektiv. Seine Mutter befindet sich momentan in einer Entzugsklinik. In der Schule lernt Mickey die junge Ashley kennen, in die er sich verliebt. Sie haben sich schon zwei Mal geküsst, als Mächen mit einem Male spurlos verschwindet. Und noch etwas ist seltsam: die “Hexe”, wie sie alle in dem Ort nennen, eine alte Dame, die kaum einer je zu Gesicht bekommen hat und vor der sich besonders die Kinder gruseln, trifft eines Tages auf Mickey und behauptet, sein Vater sei gar nicht tot! Diesen Verdächtigungen geht Mickey zusammen mit der Außenseiterin Ema auf den Grund…

Harlan Coben Butterfly CodeHinsichtlich der Cover muss ich sagen, dass das erste (siehe unten) zwar schön aussah, sich aber an die falsche Zielgruppe gerichtet hat, weil es eher Mädchen ansprach. Sehr schade, denn inhaltlich gesehen ist “Nur zu deinem Schutz”/ “Butterfly Code”/“Der schwarze Schmetterling” ein Buch, das eher Jungs ansprechen wird. Mickey spielt leidenschaftlich Basketball, betreibt sogar Kampfsport und der Roman ist durchweg aus seiner Sicht erzählt. Dies muss Leserinnen nicht stören, der Thriller ist auch für ein weibliches Publikum geeignet. Die Spannung baut sich langsam auf und wird dann nahezu unerträglich. Viele Andeutungen und Geheimnisse sorgen für jede Menge Verwirrung und munteres Miträtseln. Sehr gut und flüssig zu lesen — empfehlenswert!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Fesselnd, actionreich und äußerst gut unterhaltend

Pheromon 1: Pheromon
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“Pheromon: Sie riechen dich” ist ein Sci-fi-Thriller, der in einem Gemeinschaftsprojekt des deutschen Autoren Rainer Wekwerth mit Thariot (heißt eigentlich Martin Langner) entstanden ist. Eine Geschichte ...

“Pheromon: Sie riechen dich” ist ein Sci-fi-Thriller, der in einem Gemeinschaftsprojekt des deutschen Autoren Rainer Wekwerth mit Thariot (heißt eigentlich Martin Langner) entstanden ist. Eine Geschichte über einen außergewöhnlichen Geruchssinn und eine dunkle Macht, die um sich greift. Äußerst fesselnd und unterhaltsam geschrieben. Der erste Teil einer Reihe. Bestes Lesefutter für Jungs (und auch Mädchen) ab 14 Jahren und Erwachsene.

Illinois. 2018. Der 17-jährige Jake hat ein äußerst wichtiges Spiel versaut. “Nicht nur, dass er Alan dazu überredet hatte, einen langen Pass auf ihn zu werfen und sich damit den Anordnungen des Coaches zu widersetzen, er war es, der dem Team die einzige Chance geraubt hatte, das Finale der Staatsmeisterschaften zu erreichen.” (Zitat aus “Pheromon: Sie können dich riechen” S.10) Denn im entscheidenden aller Momente wurde ihm seine schlechte Sehfähigkeit zum Verhängnis, als ein Sonnenstrahl auf Jakes Augen fiel und dadurch seine Kontaktlinsen für eine winzige Sekunde trüb erschienen. Er verpasst den Ball und das Spiel war zu Ende. Böse Blicke, verärgerte Mitspieler, die auf ein Stipendium Rainer Wekwert Thariot Pheromon: Sie riechen dichgehofft hatten, ein gewaltiger Shitstorm, der übers Netz auf ihn hereinprasselt — Jake, der auch noch unter starkem Heuschnupfen leidet — hat es nicht leicht. Doch dann passiert etwas höchst Verwunderliches: “Es war seltsam. Seit er denken konnte, nahm er Medikamente gegen Heuschnupfen, um überhaupt Luft zu bekommen. Nun vergaß er sie zum ersten Mal in seinem Leben, und plötzlich ging es ihm viel besser. All die schweren Symptome waren wir weggeblasen, er konnte frei und kräftig atmen.” (Zitat S.54) Und die Gerüche, die er auf einmal alle wahrnehmen — der Wahnsinn! Als er allerdings auf einmal Gefühle anderer als Gerüche erfasst, und sogar ohne Kontaktlinsen gestochen scharf sehen kann, kann Jake es nicht mehr leugnen: irgendetwas geht da in ihm vor. Sogar mathematische Formeln lösen sich vor seinen Augen in Logik auf und er kommt sekundenschnell auf Lösungen, die er — als Matheversager — eigentlich nicht hätte erkennen können. Den Brand in einem Wohnhaus riecht er bereits in meilenweiter Entfernung. Was ist nur auf einmal los mit ihm?

New York. 2118. In einer neuen hochtechnisierten Welt. Der 68-jährige Travis ist bereits in Rente, arbeitet aber trotzdem ehrenamtlich als Arzt in einem Zentrum, in das regelmäßig Obdachlose und Kranke kommen. Vor Kurzem wurde Travis jedoch in seinem eigenen Wohnhaus von einer Gruppe Jugendlicher ausgeraubt und um ein wenig Geld erleichtert. Mit dabei war ein junges, schwangeres Mädchen, das sich nicht wirklich wohl beiRainer Wekwert Thariot Pheromon: Sie riechen dich dieser Sache zu fühlen schien. Umso erstaunter ist Travis, als jenes Mädchen eines Tages in dem Zentrum auftaucht, sich von ihm dann aber nicht wirklich helfen lassen will und lieber die Flucht ergreift. Irgendetwas fasziniert Travis an diesem Mädchen. Irgendwie möchte er ihr gerne helfen. Vor allem, weil er sie an seine eigene, verstorbene Tochter erinnert. Doch als er sie ein paar Tage später wieder sieht, ist er etwas perplex: “Das Mädchen, Lee, hatte sehr schlecht ausgesehen. Ihre Gesichtszüge wirkten eingefallen, sie hatte eine aschfahle Haut und dünne Beine. Einen Meter siebzig groß und höchstens fünfzig Kilogramm schwer. Auch wenn sie vor Kurzem entbunden hatte, konnte das den enormen Gewichtsverlust innerhalb von drei Tagen nicht erklären.” (Zitat S.61) Was hatte Lee mit diesen anderen Jugendlichen zu tun? Wo ist ihr Kind? Und warum zeigt sein Computer folgende Fehlermeldung an: “Genetic embryonic footprint not human” (Zitat S.45)? Und was ist das eigentlich für eine merkwürdige Organisation, die sich “Human Future Project” nennt und sich auf der Welt immer mehr ausbreitet und auf die Travis erst jetzt aufmerksam wird? Er beschließt der Sache auf den Grund zu gehen…

“Pheromon: Sie riechen dich” sticht sogleich durch sein auffälliges Cover hervor und dazu noch der knallige, grüne Schnitt — richtig schön gemacht! Ein unterschiedliches Schriftbild und die Jahresbezeichnungen 2018 und 2118 grenzt die zwei verschiedenen Haupterzählperspektiven, die in personaler Sicht geschrieben sind, voneinander ab. Jedoch kommt an späterer Stelle auch die Rainer Wekwert Thariot Pheromon: Sie riechen dich16-jährige Lee vereinzelt zu Wort. Der Einstieg in die zwei Handlungsstränge, die einhundert Jahre Unterschied vorweisen, gelingt mühelos und man wird rasch in den Sog der Geschichte hineingezogen. Den Plot des Jungen, der sich auf einmal verändert, fand ich sehr interessant, allen voran die Idee mit den Gefühlen, die er plötzlich riechen kann: “Er wirkte selbstzufrieden wie immer, aber als Jake an ihm vorbeiging, roch er Unsicherheit und Angst vor Ablehnung. Es war der Geruch von rostendem Eisen, den er sofort mit diesen Gefühlen in Verbindung brachte. Warum er das tat, wusste er nicht, aber er wusste, dass dem so war.” (Zitat S.73) Auch die hochtechnisierte Welt mit allerlei futuristischer Veränderungen wirkt sehr faszinierend. Die Sprache ist flüssig und die Spannung baut sich konstant auf. Nicht nur die Fragen um Jakes plötzliche Veränderung, sondern auch die Fragen zu Trevis Vergangenheit (Warum war er im Gefängnis? Warum hat er getrunken?) bestimmen die Handlung. Und das Geheimnis um diese seltsame Organisation, auf die sowohl Trevis, als auch Jake stoßen, geben auch dem Leser große Rätsel auf. Immer mehr Teile eines großen Puzzles werden beim Lesen zusammengesetzt. Dazu die Cliffhanger am Ende von fast jedem Kapitel — nervenzerreißende Spannung garantiert! Das Ende: ein großer Showdown im wahrsten Sinne des Wortes. (Auch ein wenig blutig, daher die Altersempfehlung unbedingt ab 14 Jahren) Nur zu ein paar Dingen hätte ich mir noch ein paar mehr Informationen gewünscht. Die wurden mir nicht ausreichend genug beantwortet. Jedoch: und das habe ich tatsächlich erst hinterher erfahren (dachte, dass das Buch zu Ende sei!) wird “Pheromon: Sie riechen dich” als Band 1 einer Reihe bezeichnet. Also werden sich meine Fragen vermutlich in den Fortsetzungen noch klären

Fazit: Fesselnd, actionreich und äußerst gut unterhaltend!

(««««««ACHTUNG SPOILER:»»»»»» Was ist mit Lees Kind passiert? Warum hat sie von der Schwangerschaft nichts gemerkt und gibt es einen Vater? Was für eine Sonderstellung hatte Serena? Welche näheren Hintergründe gibt es zu den Lügen von Jakes Mutter? Wieso kam es erst in Jugendjahren zu Jakes Veränderung und durch was wurde sie ausgelöst? Wirklich nur durch das Absetzen der Medikamente oder gibt es dafür noch einen anderen Grund? ««««««ENDE SPOILER»»»»»»)

Veröffentlicht am 21.02.2018

Eine nette Geschichte, für Wenig-Leser

Mr Griswolds Bücherjagd - Das Spiel beginnt
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“Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” von der amerikanischen Autorin Jennifer Chambliss Bertman ist der Auftakt einer ganz besonderen Trilogie. Eine Bücherschnitzeljagd quer durch San Francisco ...

“Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” von der amerikanischen Autorin Jennifer Chambliss Bertman ist der Auftakt einer ganz besonderen Trilogie. Eine Bücherschnitzeljagd quer durch San Francisco ist das Erfolgsrezept des New York Times-Bestellers, der über 160.000 Mal in den USA verkauft wurde. Kniffelig und unterhaltsam. Für Leseratten, Rateprofis und solche, die es werden wollen Zu empfehlen für Kinder ab 10 Jahren.

Die 12-jährige Emily ist gerade umgezogen. Mal wieder. In neun Bundesstaaten Amerikas haben sie und ihre Eltern bereits gewohnt. Nun ist Kalifornien dran. San Francisco. Denn ihre Eltern haben den Plan einmal in jedem Bundesstaat gewohnt zu haben. Darüber schreiben sie in ihre Blog “50 Häuser in 50 Staaten” und haben zahlreiche Fans. Verdienen mit dieser Seite mittlerweile sogar Geld. “Ihre Eltern waren so stolz auf dieses Leben, das sie sich geschaffen hatten, aber ihre Begeisterung für Neuanfänge verstand Emily nicht ganz. Es war, als würde man einen Haufen Bücher anfangen, sie aber nie zu Ende lesen.” (Zitat S.18) Freunde zu finden, das ist mit dieser Familie (und einem Bruder, der Rockstar werden will) nicht gerade einfach. Darum hat Emily auch keine. Einmal pro Jahr wird sowieso umgezogen. Da lohnen sich Freundschaften nicht wirklich. Umso überraschter ist sie, als sie in ihrem Nachbarn James einen Freund findet. Einen, der Emily sogar auf ihrer Lieblingsbeschäftigung begleitet: “Griswolds Bücherjagd war das coolste Bücherschatzsuche-Spiel überhaupt — und wohl auch das einziJennifer Chambliss Bertram -Mr Griswolds Bücherjagdge. Es bestand aus einer Online-Community von Leuten, die Bücher, Rätsel und Spiele genauso sehr liebten wie Emily, und die sie mitnehmen konnte, egal wo ihre Familie gerade lebte.” (Zitat S.21) Und Garry Griswold, der Erfinder dieser Online-Plattform lebt sogar in San Francisco und er hat ein neues Spiel entwickelt, das er in Kürze der Öffentlichkeit präsentieren will. “In der Tasche befand sich eine Sonderausgabe von Der Goldkäfer von Edgar Allen Poe. Er hatte sie selbst mit seiner Gutenberg 2004 EX-PRO Druckpresse und Bindemaschine hergestellt. […] Er hatte es als Requisit für die Enthüllung seines neuen, ausgefeilten Spiels dabei. […] Niemand wusste bisher davon — niemand bei Bayside Press und auch niemand aus seinem Privatleben.” (Zitat S.13) Doch kurz vor der Pressekonferenz verschwindet Garry Griswold plötzlich. Zunächst glaubt Emily noch, dies könnte Teil des neuen Spiels sein. Aber dann erfährt sie, dass ihr großes Idol in der U-Bahn-Station überfallen wurde und jetzt im Koma liegt. Und sie macht noch eine viel größere Entdeckung — sie findet ein Buch namens “Goldkäfer”, in der Nähe des Überfallortes. “Das gibt’s doch nicht”, flüsterte Emily. Dies hier war Mr Griswolds Buch. So musste es sein. Er musste es in der U-Bahn-Station versteckt haben, bevor er überfallen wurde. Und es gab nur einen Grund, warum Mr Griswolds mit Absicht ein Buch verstecken und es nicht auf Griswolds Bücherjagd registrieren würde. Um ein Spiel zu beginnen.” (Zitat S.84) Doch auch zwei Gauner sind bald hinter dem Buch her…

Jennifer Chambliss Bertram -Mr Griswolds Bücherjagd“Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” ist beinahe durchgehend aus Emilys Sicht und in der personalen Erzählperspektive geschrieben. Nur in wenigen Kapiteln wird die Sicht der Gauner beschrieben. Besonders tiefschürfende Charakterisierungen darf man jetzt in dem Buch nicht erwarten, trotzdem fand ich die Idee der ständig umziehenden Familie sehr erfrischend. Ebenso die Grundidee mit der Bücherschnitzeljagd verbunden mit Rätseln, die man lösen muss (die nicht gerade einfach sind), ist sehr gelungen und wird zu Beginn auch ausführlicher erklärt: “Die Leute verstecken ihre Bücher an öffentlichen Plätzen, zum Beispiel in einem Park, dann posten sie ein Rätsel oder einen Hinweis zu dem Ort auf der Website, um andere auf die Spur zu locken. Für jedes Buch, das man versteckt oder findet, bekommt man einen Punkt, auch wenn jemand eins deiner versteckten Bücher findet. […] Mit den Punkten kann man verschiedene Level erreichen.” (Zitat S.39ff) Von der Spannung her hat mich das Buch jetzt nicht so dermaßen mitgerissen. Es war einfach eine schön zu lesende Geschichte, die durch ein paar Rätsel aufgelockert wurde. Das Ende ist in sich abgeschlossen, ohne Cliffhanger (was für eine Trilogie sehr selten ist). Wer möchte, kann das Buch also für sich stehen lassen oder aber weiterlesen. Im Englischen gibt es bereits eine Fortsetzung (“The unbreakable Code”). Die Autorin geht in einem Nachwort auch auf die Inspirationen zu “Mr Griswolds Bücherjagd: Das Spiel beginnt” ein und beschreibt, welche Dinge tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruhen (hinsichtlich Edgar Allen Poe und seinen Nachlassverwalter Rufus Griswold).

Fazit: Eine nette Geschichte, für Wenig-Leser auch sehr gut geeignet!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Unterhaltsam auf mittlerem Niveau

Fanatisch
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“Fanatisch” ist das neueste Buch von der deutschen Autorin Patricia Schröder. Ein Thriller über eine Entführung, unbekannte Fanatiker und ein Mädchen, das versucht all dem auf den Grund zu gehen — ein ...

“Fanatisch” ist das neueste Buch von der deutschen Autorin Patricia Schröder. Ein Thriller über eine Entführung, unbekannte Fanatiker und ein Mädchen, das versucht all dem auf den Grund zu gehen — ein rasanter Wettlauf gegen die Zeit. Bewegend und unterhaltsam. Mit kleinen Schwächen. Für Jugendliche ab 13 Jahren und interessierte Erwachsene.

Die 17-jährige Nara, deren Eltern aus dem Iran stammen, ist Muslimin. Doch sie wurde in Deutschland geboren und auch wenn ihre Familie kein Schweinefleisch isst und keinen Alkohol trinkt, sind sie doch eher westlich orientiert. Den Gebetsraum im Keller hat Nara seit einigen Jahren schon nicht mehr betreten und wird von ihren Eltern auch nicht dazu angehalten, es zu tun. Momentan steht Naras Leben sowieso ziemlich auf dem Kopf. Sie schwärmt für einen Jungen, namens Tobias, von dem ihre beste Freundin Charlotte allerdings nicht viel hält. “Ich finde, du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen und dich endlich auf Jamie einlassen”, riet sie mir. “No! No! No! No! No!” Ich schüttelte heftig den Kopf. “Vergiss es! Jamie ist mein bester Kumpel.” “Ja. Und er steht auf dich.” “Das ist kompletter Unsinn”, widersprach ich halbherzig, denn im Grunde wusste ich es besser.” (Zitat aus “Fanatisch” S.16ff) Charlotte hält Tobias für einen Freak und hat üble Gerüchte Patricia Schröder - Fanatischüber ihn gehört. Doch sich auf Jamie einzulassen, das will Nara auf keinen Fall. Sie beide verbindet eine besondere Geschichte und sie will ihre zeitweilige On-Off-Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Zudem sieht sie in Jamie eher einen guten Freund, als einen Partner. Aber dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse: Jamie macht ihr tatsächlich eine Liebeserklärung, ihre beste Freundin verschwindet und Nara erhält einen seltsamen Zettel, auf dem Folgendes steht: “Stelle dich niemals gegen den göttlichen Willen! Es könnten furchtbare Dinge geschehen.” (Zitat S.24) Die Liebeserklärung kann Nara glücklicherweise abwehren, Charlotte taucht auch wieder auf (sie hatte jemanden kennengelernt), aber von den Botschaften des Unbekannten erhält sie noch eine weitere: “Weil du dich nicht an die göttlichen Regeln gehalten hast, musste ein großes Unglück geschehen. Es ist ganz allein deine Schuld.” (Zitat S.36) Kurz darauf ist der Hund ihres kleinen Bruders spurlos verschwunden. Und als er wieder auftaucht, ist er tot. Jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten. In ihrer Not vergräbt Nara das arme Tier im Garten, auch damit ihr kleiner Bruder nichts von dem Schrecklichen mitbekommt. Wer war das? Zusammen mit Jamie versucht sie dem Ganzen auf die Schliche zu kommen. “Wer auch immer das ist”, wiederholte er [Jamie] meine Worte, “Er scheint dich und dein Umfeld ganz genau zu beobachten.” Eine plötzliche Eiseskälte stieg in mir auf und zog mir die Eingeweide zusammen. “Du meinst, allesPatricia Schröder - Fanatisch, was er zukünftig tut, hängt davon ab, wie ich mich verhalte?”, presste ich hervor und noch während ich das fragte, wurde mir klar, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau so war.” (Zitat S.52) Als sie eine weitere Nachricht des Unbekannten mit einem Treffpunkt und einer Uhrzeit erhält, will Nara eigentlich alleine dorthin gehen. Aber Jamie möchte sie unbedingt begleiten. In einem Hinterhof ist er auf einmal weg und dann liegt da nur noch sein Turnschuh auf dem Boden. Sekundenspäter ein Schlag von hinten und Nara wird bewusstlos. Die nächsten sechs Tage erlebt sie Furchtbares. Doch sie wird wieder freigelassen und der Maskierte lässt sie mit folgenden Worten ziehen: “Die nächsten sechs Tage wirst du schweigen. Du wirst keinen Besuch empfangen oder mit irgendjemandem über das Internet Kontakt aufnehmen.” Er versenkte eine Hand in seiner Hosentasche und zog ein Handy und ein Ladekabel daraus hervor. “Darüber erhältst du weitere Anweisungen. Solltest du dich nicht an meine Vorgaben halten, töte ich deinen Bruder.” (Zitat S.187) Mit ihr wurden auch fünf andere Mädchen entführt. Auch jene hat man frei gelassen. Auch jene schweigen. So wie Nara. Jedoch bleibt Jamie weiterhin verschwunden. Und obwohl sie eigentlich weiß, dass jeder ihrer Schritte beobachtet wird, versucht Nara nun das Unmögliche: Jamie und ihre Familie zu retten…

Patricia Schröder - FanatischMit einem schlichten, aber eindrucksvollen Cover gestaltet, beginnt “Fanatisch” mit einem biblischen Zitat und einem Zeitungsartikel, der bereits offenbart, was sich nach der Entführung ereignet hat: die Mädchen schweigen. Keiner kann sich erklären, was passiert ist. Weder Polizei noch Angehörige. Auch der Leser nicht, der bald darauf in den Handlungsstrang der 17-jährigen Nara eintaucht, die in der Ich-Perspektive erzählt. Die Handlung setzt vor der Entführung ein und wird mit Datumsangaben vor jedem Kapitel versehen. Zwischendurch erscheinen immer wieder kurze Einschübe einer “Du”-Perspektive und später auch einer “Er”-Perspektive, die man aber relativ schnell einer bestimmten Person zuordnen kann. Während der Entführung sind die Kapitel in Tage eingeteilt, die Überschriften wie zum Beispiel “1.Tag: Hungernde Speisen”, “2.Tag: Durstigen zu trinken geben” und “3.Tag: Fremde aufnehmen” zeigen. Religiöse Bezüge werden offensichtlich, die sechs Gaben der Barmherzigkeit, aber auch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus spielen in Patricia Schröders Thriller eine zentrale Rolle. Das einzelne Kreuzsymbol zwischen den einzelnen Absätzen ist optisch und inhaltsbezogen hierbei gut gewählt. Die Sprache ist einfach und sehr flüssig und vor allem Patricia Schröder FanatischEmotionen werden zum Teil sehr bildhaft beschrieben: “Stramme, scharfkantige Fesseln schnitten mir in die Haut. Panik sprang mich an wie ein wildes Tier, das sich in meinem Nacken festkrallte, meine Kehle umklammerte und mir die Luft abschnürte.” (Zitat S.91) Dennoch muss ich spannungstechnisch zugeben, hat mich die Geschichte — am Anfang und auch während der Entführung — irgendwie nicht richtig packen können. Interessant und unterhaltsam ja, aber es fehlte irgendwie dieses Gefühl: “Ich muss jetzt unbedingt wissen, wie es weitergeht…”. Auch nervten die Liebesfaseleien unter den Freundinnen am Anfang ein wenig: “Erstens bin ich noch lange nicht so weit, eine Beziehung zu beginnen. Ich weiß ja nicht mal, ob er mich überhaupt interessant findet…” […] “Und zweitens?”, half sie mir auf die Sprünge. “Gibt es keinen Grund, weshalb ich deinetwegen verzichten müsste.” “Doch”, sagte sie lächelnd. “Erstens war ich zuerst verliebt…” Aha. “Und zweitens?” “Sind Magnus und ich schon sehr viel weiter als du und Tobias. Außerdem hast du immer noch Jamie.” (Zitat S.61) und das Liebesgeständnis von Jamie kommt doch sehr kitschig herüber: “Nara, was muss ich tun, damit du endlich den in mir siehst, der ich für dich sein will? […] Ich bin nicht einfach nur dein Freund, Nara. Schon lange nicht mehr. Mir hat bisher einfach nur der Mut gefehlt, es dir zu zeigen. […] Mir ist klar, dass ich die weggetan habe”, stamPatricia Schröder - Fanatischmelte er. “Damals, als ich… als wir… und jetzt habe ich Angst, dass du… Ach, Scheiße, verdammt!” Jamie rutschte auf den Boden hinunter und ging vor mir auf die Knie. “Ich liebe dich, Nara!” (Zitat S.28ff) Nach der Entführung, als Nara dann allmählich zu agieren beginnt, fühlte ich mich schon besser unterhalten und geriet in diesen typischen Lesesog, der mir am Anfang einfach gefehlt hat. Auch wenn manche Szenen doch etwas weniger Ausrufezeichen hintereinander hätten vertragen können Das Ende hat mich dann doch sehr überrascht, da hätte ich nicht mit gerechnet! Und verdient auf alle Fälle einen fetten Pluspunkt.
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Fazit: Unterhaltsam auf mittlerem Niveau, für Krimi-Einsteiger ideal. Mit einem besonderen, unerwarteten Ende!

Veröffentlicht am 02.02.2018

ABSOLUTE Leseempfehlung

Zurück ins Leben geliebt
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“Zurück ins Leben geliebt” ist das neue Buch der amerikanischen Bestsellerautorin Colleen Hoover. Ein für sich alleinstehender Roman über einen besonderen Pakt, eine unerwartete Liebe und jede Menge knisternde ...

“Zurück ins Leben geliebt” ist das neue Buch der amerikanischen Bestsellerautorin Colleen Hoover. Ein für sich alleinstehender Roman über einen besonderen Pakt, eine unerwartete Liebe und jede Menge knisternde Erotik. Sexy. Sinnlich. Mitreißend. Und diesmal definitiv ab 16 Jahren! Und für Erwachsene.

San Francisco. Die 23-jährige Studentin Tate staunt nicht schlecht, als sie abends mit ihren Umzugskisten vor der Wohnung ihres zwei Jahre älteren Bruder Corbin steht, bei dem sie nun eine Zeit lang wohnen wird und einen Betrunkenen vor der Türe liegend findet. Corbin, der als Pilot arbeitet, wird erst am nächsten Morgen wieder zu Hause sein. Doch er will seinen Nachbarn Miles anrufen, damit dieser ihr hilft, den Betrunkenen von der Türe wegzuschaffen. Leider stellt sich kurz darauf heraus, dass Miles ihr hierbei nicht helfen kann. Denn ausgerechnet dieser ist der Betrunkene. Mühevoll schleppt Tate ihn auf Anraten ihres Bruders also in dessen Wohnung, wo sie ihn auf einer Couch übernachten lässt: “Im ersten Moment denke ich, er sei kurz davor, sich zu übergeben, dann wird mir klar, dass ich mich irre. Und wie ich mich irre. Er übergibt sich nicht. Er weint. Und zwar so verzweifelt, dass er dabei fast keinen Ton von sich gibt. […] Aus irgendeinem Grund rührt mich der Anblick. Sein Schmerz wirkt echt und nicht so, als hätte er bloß zu viel getrunken.” (Zitat aus “Zurück ins Leben geliebt” S.22) Miles hat etwas Anziehendes an sich, das kann Tate auch am nächsten Morgen nicht leugnen. Auch wenn er sich ihr gegenüber äußerst Colleen Hoover Zurück ins Leben geliebtablehnend und arrogant verhält. Er ist Pilot. Er ist unnahbar. Seine Wohnung ist so schlicht gestaltet, als wäre er gerade erst eingezogen, dabei wohnt er schon länger darin. “Es ist unmöglich zu erraten, was ihm durch den Kopf geht. Er lächelt nie. Er lacht nie. Er flirtet nicht. Seine unbewegte Miene wirkt wie ein Schutzschild, den er zwischen sich und der Welt aufgebaut hat.” (Zitat S.70). Seit sechs Jahren hat Miles kein Beziehung mehr gehabt. Warum, das weiß niemand. Was damals geschah, auch keiner. Tate weiß nur eines: es ist eine Anziehungskraft zwischen ihnen, die sowohl ihr als auch ihm überaus bewusst ist. Und so ist sie es — die erste Frau seit sechs Jahren — die ihn das erste Mal wieder küsst. Doch Miles ist nicht so wie andere Männer: “Ich will niemanden mögen. Ich will keine Beziehung. Ich will niemanden lieben. Ich will am liebsten nur…” Er verschränkt die Arme wieder vor der Brust und sieht auf den Boden. “Du willst nur was?”, dränge ich ihn, den Satz zu Ende zu sprechen. […] “Ich fühle mich von dir angezogen, Tate” , sagt er leise. “Ich will dich, aber ich will dich ohne das Drumherum.” (Zitat S.94) Tate lässt sich darauf ein, obwohl sie schon zu Beginn ahnt, dass sie bald mehr für Miles empfindet könnte…

Colleen Hoover Zurück ins Leben geliebt“Zurück ins Leben geliebt” wird abwechselnd aus Tates und Miles Sicht in der Ich-Perspektive geschildert. Wobei es im Grunde zwei Geschichten sind, die ineinander verflochten werden. Tates Sicht ist die der Jetztzeit und in Miles Erlebtem wird seine Vergangenheit nach und nach offenbart. Erst gegen Ende trifft auch seine Perspektive auf die Jetztzeit. Hierbei verwendet die Autorin ein interessantes Stilmittel: in dem Moment, in dem Miles auf seine frühere Freundin Rachel trifft (an dieser Stelle beginnt seine Geschichte), wird der Text auf einmal eingerückt und mittig gesetzt. Dies zieht sich fast durch das ganze Buch und lässt seine Erlebnisse fast noch poetischer und kraftvoller wirken:

“Rachel. Rachel. Rachel.
Sie ist pure Poesie.
Sie ist wie eine Geschichte,
ein Liebesbrief
oder
ein Gedicht.
Wie gereimte
Wörter,
die
übers Papier
strömen.
Rachel. Rachel. Rachel.
Ich sage mir ihren Namen in Gedanken immer
wieder vor, weil ich jetzt schon sicher bin, dass es
der Name des Mädchens ist, in das ich mich
verlieben werde.”
(Zitat S.26)

Miles will keine Fragen über seine Vergangenheit Tate gegenüber beantworten. Und er will ihr auf keinen Fall eine Zukunft versprechen. Das sind seine zwei Regeln für ihre Beziehung, an denen Tate langsam zu zerbrechen droht und die sie an ihre Grenzen bringen. Warum ist er so geworden? Was hat ihn gefühlsmäßig so erkalten lassen? Diese Fragen durchziehen die Geschichte wie ein roter Faden. Der Roman ist in einer ansprechenden, gut verständlichen Sprache geschrieben und zieht den Leser rasch mit sich.Colleen Hoover Zurück ins Leben geliebt Emotionen so eindringlich und authentisch herüberzubringen, ohne ins Kitschige abzudriften, das ist Colleen Hoovers größte Stärke. Sie bringt sie dem Leser hautnah: die wirklich ganz großen Gefühle! Ob Miles Widersprüchlichkeit oder Tates Zerrissenheit und Sehnsucht ihm gegenüber, all das schildert sie auf äußerst bewegende Art und Weise, so dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus den Händen legen möchte! Jedoch ist “Zurück ins Leben geliebt” im Gegensatz zu ihren anderen Roman mit sehr viel Erotik gespickt. Zum Teil folgen die Liebesszenen sehr rasch aufeinander und ziehen sich über auch mehrere Seiten. “Wenn er denkt, dass ich damit nicht umgehen kann, wird er nämlich alles zurücknehmen, was er gesagt hat. Und wenn er zurücknimmt, was er gesagt hat, werde ich nie mehr so einen Kuss erleben, wie den, den er mir vor ein paar Stunden gegeben hat. Ich bin mit allem einverstanden, was er will, wenn das bedeutet, dass er mich noch einmal küsst. Besonders, wenn es bedeutet, dass er möglicherweise mehr mit mir tut, als mich bloß zu küssen.” (Zitat S.96) Der Verlag hat auf diesem Buch daher erstmals — und zu Recht — das Vermerk “ab 16 Jahren” unterhalb des Klappentextes abgedruckt. Eine gewisse Reife des Lesers sei somit vorausgesetzt.