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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2022

das Wilde im Tier und im Menschen

Wo die Wölfe sind
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Inti und ihre Zwillingsschwester Aggie wuchsen teils in Sydney bei ihrer Mutter, einer Polizistin, teils bei ihrem Vater in den Wälder von British Columbia in Kanada auf. Bei ihrer Mutter sahen sie, was ...

Inti und ihre Zwillingsschwester Aggie wuchsen teils in Sydney bei ihrer Mutter, einer Polizistin, teils bei ihrem Vater in den Wälder von British Columbia in Kanada auf. Bei ihrer Mutter sahen sie, was gewalttätige Männern ihren Frauen antaten, bei ihrem Vater erlebte sie die urwüchsige Natur, den Rückgang des Waldes und lernten viel über das Leben der Wölfe. Inti hat eine besondere Eigenheit, sie fühlt was sie sieht, sie erlebt Schmerzen, die andere empfinden, genauso mit und auch in Tiere kann sie sich hinein versetzen. Nun, im Erwachsenenalter begibt sich die Wolfsexpertin Inti mit ihrem Team zur Neuansiedlung von Wölfen nach Schottland. Es gibt Widerstand von den Schafhirten und sehr viel Angst der Bevölkerung. Der Polizist Duncun versucht zu vermitteln, bis tatsächlich Tiere wie auch Menschen angegriffen werden. Doch sind es wirklich die Wölfe, vor denen man sich fürchten muss. Parallel zu den Sorgen um die Tiere kümmert sich Inti um ihre Schwester, die durch ein traumatisches Erlebnis stumm und abweisend wurde.
Dieser Roman geht unter die Haut. Intis Empfindungen werden so gut beschrieben, dass man sie beim Lesen spürt. Das Leben der Wölfe, der Rückgang der Natur und das Wilde im Tier wie im Menschen, aber auch die Liebe von Tieren und Menschen, die Bewältigung von Ängsten werden hervorragend und spannend beschrieben.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Liebeserklärung an Zürich

Tiefes, dunkles Blau
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Die jüngeren Schwestern der Seepolizistin Rosa Zambrano haben inzwischen Kinder, während ihr eigener Kinderwunsch mit der Trennung von Leo zurückgestellt wird. Auf Empfehlung lässt sie sich in einer Kinderwunschklinik ...

Die jüngeren Schwestern der Seepolizistin Rosa Zambrano haben inzwischen Kinder, während ihr eigener Kinderwunsch mit der Trennung von Leo zurückgestellt wird. Auf Empfehlung lässt sie sich in einer Kinderwunschklinik Eizellen entnehmen und einfrieren. Irgendwann kommt vielleicht der richtige Vater ihrer Kinder. Bei einem Einsatz auf dem Zürichsee wird ausgerechnet ihr Arzt Dr. Moritz Jansen, der die Eizellen entnommen hat, tot geborgen. Es wurden Drogen in seinem Blut gefunden und die Untersuchungen laufen noch, ob es ein Unfall oder Mord war. Neben seiner Ehe, die vor der Scheidung stand, hatte er eine junge Geliebte, die im Gentechnikbereich aktiv war, eine Exgeliebte, mit der er Unternehmen gemeinsam leitete, und häufig eine Dame vom Escortservice an seiner Seite. War es Eifersucht oder hatte es mit seinen Machenschaften im Gentechnikbereich zu tun?
Der kriminaltechnische Aspekt ist in diesem Roman Nebensache. Die Protagonistin Rosa wird sehr genau beschrieben, mit ihren Freunden, ihre Art zu leben und zu arbeiten, in Zusammenhang mit ihren Kollegen. Zürich als Stadt wird wie in einem Insiderreiseführer beschrieben, es macht Lust darauf, diese Stadt näher kennen zu lernen. Mag sein, dass das Arbeitsleben in der Schweiz anders abläuft als in Deutschland, aber auch bei den Ermittlungen um einen Todesfall hat die Seepolizei viel Zeit für anderes. Man geht in Cafes, kocht für die ganze Abteilung, spricht mit Bekannten und Freunden.
Wer einen spannenden Krimi im Gentechnikmilieu erwartet hat wird enttäuscht. Spannung gibt es in diesem Roman nicht. Es ist mehr eine Liebeserklärung an Zürich, an die Menschen dort, an gutes Essen und die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Gut geschrieben, aber nicht mitreißend.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

ein besonderes Jahr

Im Rausch des Aufruhrs
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In diesem Sachbuch erleben wir das Jahr 1923 von Januar bis Dezember. Aus der Sicht verschiedenster Menschen, Künstler wie Marlene Dietrich, Elisabeth Bergner und Marcellus Schiffer, Schriftsteller und ...

In diesem Sachbuch erleben wir das Jahr 1923 von Januar bis Dezember. Aus der Sicht verschiedenster Menschen, Künstler wie Marlene Dietrich, Elisabeth Bergner und Marcellus Schiffer, Schriftsteller und Journalisten wie Heinrich und Thomas Mann, Joseph Roth und Franz Kafka mit seiner Lebensgefährtin Dora Diamant, Politiker wie Gustav Stresemann, Carlo Schmid und auch Wilhelm II, der abgedankte Kaiser kommen zu Wort. Das Leben dieser bekannten Menschen wird über das ganze Jahr hinweg beschrieben, doch auch der einfache, durchschnittliche Bürger mit seinen Wünschen, Hoffnungen und Problemen sind Inhalt des Buches. Im Jahr 1923 begann die galoppierende Inflation, die gesundheitlichen Probleme und Nachwirkungen des ersten Weltkrieges sind überall spürbar und jetzt kann man sich noch nicht mal sein Brot leisten. In diesem Umfeld wird mit den Juden schnell ein Schuldiger an der Not der Bevölkerung gefunden, der Boden für den Aufkommenden Nationalismus wir bereitet.
Die einzelnen Episoden werden sehr geschickt kombiniert, Statistiken mit eingebunden. Mit einigen Vorkenntnissen konnte ich den Geschichten gut folgen. Das Buch ist eine Bereicherung für den Geschichtsunterricht.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

alles zum Wohl des Ehemannes

Mrs Agatha Christie
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Einige Kriminalromane und Filme von Agatha Christie kennt wohl jeder, doch über ihr Leben weiß man sehr wenig. Besonders über die 11 Tage im Dezember 1926, als sie spurlos verschwand. Das Buch springt ...

Einige Kriminalromane und Filme von Agatha Christie kennt wohl jeder, doch über ihr Leben weiß man sehr wenig. Besonders über die 11 Tage im Dezember 1926, als sie spurlos verschwand. Das Buch springt zwischen den Tagen des Verschwindens und der Zeit im Leben Agatha Millers, als sie den Flieger Leutnant Archibald Christie kennen und lieben lernte. Aus nicht gerade vermögendem Haus wuchs Agatha mit ihrer älteren Schwester Madge und der Mutter in einem sehr innigen Verhältnis auf. Madge hatte in eine gute Partie eingeheiratet und auch Agatha hatte bereits einen Verlobten. Doch auf einem Ball war es um sie geschehen, sie wollte Archie heiraten. Als der erste Weltkrieg ausbrach, warf Archie Bomben über Deutschland ab, bis er aus gesundheitlichen Gründen den Dienst quittieren musste. Seitdem wurde er immer unleidlicher und ließ es auch an Agatha aus. Das Wohl des Mannes steht immer an erster Stelle, vor den eigenen Interessen und auch, als Rosalind geboren wurde, hatte Agatha ihrem Mann zu dienen. Kleine Freiräume schaffte sie sich mit dem Schreiben von Kriminalromanen, bei denen man nicht auf die Auflösung kam. Ihr schriftstellerischer Erfolg und damit auch ihr eigenes Einkommen verschlechterten die Ehe. Bis Agatha verschwand.
Das Leben Agathas wird von ihr selbst erzählt, die Zeit des Verschwindens aus Sicht ihres Mannes, der jedoch nach klaren Anweisungen zu handeln hat. Die Möglichkeit, würdevoll aus der lieblosen Ehe herauszukommen, hat Agatha wie einen Kriminalroman inszeniert. Hoch interessant geschrieben, man lebt und leidet förmlich mit Agatha mit.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

mit Leib und Seele Botschafterin

Die Diplomatin
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Friederike Andermann, genannt Fred, hat es geschafft. Aus dem Arbeiterkind, die Mutter alleinerziehende Kellnerin, ist eine Konsulin geworden. In Montevideo ist ihre einzige Sorge die Organisation der ...

Friederike Andermann, genannt Fred, hat es geschafft. Aus dem Arbeiterkind, die Mutter alleinerziehende Kellnerin, ist eine Konsulin geworden. In Montevideo ist ihre einzige Sorge die Organisation der Feiern zum 3. Oktober. Bis die erwachsene Tochter einer einflussreichen Verlegerin entführt und ermordet wird. Sie wird zurückbeordert und nach einiger Zeit nach Istanbul versetzt. Dort trifft sie auf den Journalisten David, den sie bereits in Montevideo - sehr unliebsam - kennengelernt hatte. Aus der Sicht Freds wird das Leben in einer Botschaft beschrieben, über die Botschafter die kommen und gehen und die Mitarbeiter, die bleiben. Die Schönheit Istanbuls kommt genauso zur Sprache wie die hässlichen Seiten, die türkische Politik, die Vetternwirtschaft und Bestechlichkeit und das inhaftieren von Menschen, die nicht ins politische System passen. Um die Freiheit einer Deutschkurdin kämpft Fred und lernt dabei auch, dass man nicht immer nach deutschen Werten und Bürokratie vorgehen kann.
Es ist nur eine kleine Episode aus dem Leben einer mit Leib und Seele, Botschafterin Deutschlands, die hier erzählt wird. Es ist nicht nur die große Politik, mit der sich hier beschäftigt wird, das Meiste ist das Wirken im Kleinen. Sehr lebhaft und teilweise auch zum Schmunzeln geschrieben.

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