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Veröffentlicht am 18.12.2022

Liebenswerte Gauner

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Ein bereicherndes Werk für Südfrankreichkenner und solche, die es werden wollen. Das Lokalkolorit wir perfekt dargestellt, besonders,da die Kleinkriminellen im krassen Gegensatz zu den Reichen leben, die ...

Ein bereicherndes Werk für Südfrankreichkenner und solche, die es werden wollen. Das Lokalkolorit wir perfekt dargestellt, besonders,da die Kleinkriminellen im krassen Gegensatz zu den Reichen leben, die in Port Grimaud, wie auch an vielen anderen Orten der südfranzösischen Mittelmeerküste, ihre luxuriösen Sommersitze haben und mit ihrem tollem Lebensstil angeben. Das erzeugt natürlich Neid bei der ärmlichen, ständig dort lebenden Bevölkerung und führt zu Gaunereien, die von den Reichen, welche die meiste Zeit des Jahres abwesend sind, nicht bemerkt werden.
So träumt der Hausmeister Lipaire vom großen Coup, um am viel Geld zu kommen, damit er auch so ein luxuriöses Leben führen kann. Da er in einer Villa eine Leiche gefunden hat, wittert er seine Chance.
Leider führt er sein Vorhaben aber so dilettantisch durch, dass das Werk eher an eine Komödie erinnert. Es gibt viele Zufälle, was manchmal dazu führt, dass der Roman etwas unglaubwürdig wirkt. Der Protagonist geht so unvorsichtig vor, dass sich nach und nach 5 weitere Ortskundige dazugesellen, die auch vom großen Geld träumen. Ihr stümperhaftes Verhalten hat mich oft schmunzeln lassen, und natürlich hätte Louis de Funès noch gut dazu gepasst. Man könnte perfekt einen Film vo dem Buch drehen. Besonders dämlich wir der Priester dargestellt, der sich „angeblich“ immer hinters Licht führen lässt, aber wer weiß...
Lizzi, die 84- jährige Lebedame, wird sehr lebensnah dargestellt und hat mir besonders gut gefallen. Aber auch die ganze „Gurkentruppe“ ist sehr individuell, wenn auch teilweise klischeehaft, portraitiert.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, was durch die kurzen Kapitel unterstützt wird. Gut ist auch das Register zur Erklärung französischer Termini am Ende.
Das Cover ist ein toller Hingucker. Sofort wird Urlaubsatmosphäre evoziert durch den meeresblauen Hintergrund, die Palmen und das Meer. Aber der Clou ist die Hand im Zentrum in den französischen Nationalfarben und Glanzoptik. Ebenso sind die 3 Lesebändchen in den Nationalfarben.
Dieser Roman ist als Auftakt zu einer Buchreihe geplant, und ich bin schon gespannt auf die Folgewerke.
Mir hat das Werk gut gefallen, denn es ist kein klassischer Krimi mit Mord und Totschlag, sondern ein sanfter Gaunerroman.
Ich freue mich schon darauf, mehr von den Unverbesserlichen lesen zu dürfen.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Wer glaubt an den Weltuntergang?

Shorty
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Das sehr minimalistische Cover gibt Rätsel auf, denn es wird ein Roman in einer Konservendose im Zentrum auf schwarzem Hintergrund präsentiert. Dazu der Name des Autors und des Protagonisten Shorty in ...

Das sehr minimalistische Cover gibt Rätsel auf, denn es wird ein Roman in einer Konservendose im Zentrum auf schwarzem Hintergrund präsentiert. Dazu der Name des Autors und des Protagonisten Shorty in riesigem grellen Weiß. Wer den Roman gelesen hat, weiß allerdings, was es damit auf sich haben könnte!
Der Autor, Jörg Maurer, war mir bisher unbekannt, umso mehr war ich von seinen ganz unüblichen erzählerischen Regeln und seinem hintergründigen Witz begeistert. Natürlich kann man davon ausgehen, dass seine Rolle als Kabarettist ihn dazu angespornt hat.
Wir haben hier also ein völlig neuartiges Werk vor uns liegen. Besonders gefallen mir die Faktenchecks zwischendurch und die sehr originelle Idee, die einzelnen Kapitel mit Weltuntergangsszenarien von bekannten Personen oder auch aus bedeutenden Schriften einzuleiten. Somit wird der Leser immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, welches die zugrundeliegende Problematik ist, allerdings mit einem Augenzwinkern.
Der Protagonist Shorty ist in beruflicher wie privater Hinsicht ein Loser. Der Autor hat ihn sehr gut und individuell charakterisiert. Als er den Auftrag erhält, Sabotage zu begehen, um die Welt zu retten, hinterfragt er die Aktion nicht, fühlt sich geschmeichelt und ist beleidigt, dass man ihn für die gefährliche, gescheiterte Aktion verantwortlich macht. Er ist äußerst naiv, lässt sich fremdsteuern und bleibt ein völlig unbedeutendes Rädchen in einer riesigen Maschinerie. Schließlich landet er in unbekannten Universen und erhält einen völlig anderen Blick auf unsere Welt, unsere Gesellschaft. Somit wird aktuelle Gesellschaftskritik mitverarbeitet, was mich begeistert hat.
Es gibt aber auch andere gut gezeichnete Charaktere, zwar rätselhaft, aber in sich stimmig und glaubwürdig.
Spannung wird dadurch erzeugt, dass nach und nach die Informationen zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Der Leser bleibt also gerne am Ball! Dieses Werk ist sehr fantasievoll, unterhaltsam, aber auch etwas aberwitzig. Es kann dem Bereich Fantasy zugeordnet werden.
Ich konnte mich mit dem angenehmen, spritzigen Schreibstil und dem sehr speziellen Witz sehr schnell anfreunden und habe das Werk in kürzester Zeit verschlungen.
Eine absolute Leseempfehlung von mir für die Leserinnen und Leser, die auch einmal das Andersartige und Besondere ausprobieren wollen.

Veröffentlicht am 31.10.2022

Manipulation, Individuum und Politik.

Lektionen
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Nachdem ich im Urlaub den letzten “Schätzing” mit 727 Seiten gelesen hatte und häufig unbekannte technische Termini nachgoogeln mußte, erschien mir “ Lektionen” von Ian McEwan unkompliziert, obwohl dieses ...

Nachdem ich im Urlaub den letzten “Schätzing” mit 727 Seiten gelesen hatte und häufig unbekannte technische Termini nachgoogeln mußte, erschien mir “ Lektionen” von Ian McEwan unkompliziert, obwohl dieses Werk mit über 700 Seiten, eines mir bis dahin unbekannten Autors, durchaus eine Herausforderung darstellt.
Das Cover spielt wohl auf die Klavierstunden mit seiner Lehrerin, Miriam Cornell, an, die große Auswirkungen auf sein späteres Leben haben. Das Cover in schreienden Farben ist sehr passend zur Lektüre gewählt, also ein Hingucker.
Dieser Roman beschreibt die komplette Lebensgeschichte des Roland Baines, eines fiktiven Charakters, dessen privates Leben mit seinem häufigen Auf und Ab dem Leser dargelegt wird. Dabei nimmt der Autor auf das politische und gesellschaftliche Leben der letzten 80 Jahre Bezug. Das hat mir an diesem Roman besonders gut gefallen, denn ich mag Werke mit realhistorischen Bezügen, deren Rekapitulation einen wertvollen Bildungswert enthalten.
Roland Baines strebt als Erwachsener einen Idealzustand, ein unbeschreibliches Glücksgefühl, an, dass er durch Miriam kennengelernt hatte, und jetzt wieder erreichen will. Jedoch scheitert er immer wieder, bis er durch die Heirat mit Alissa am Ziel seiner Träume zu sein glaubt. Aber es folgt wieder eine Enttäuschung, da sie ihn verlässt und ihn mit dem gemeinsamen Baby zurücklässt, denn sie strebt nach beruflicher Selbstverwirklichung. McEwan verarbeitet hiermit auch das Motiv in der moralischen Verwerflichkeit eines Individuums aus persönlichen, egoistischen Lebenszielen.
Als Charakter wird Roland Bains sehr vielschichtig dargestellt. Der Leser erlebt seine Entwicklung in Rückblenden, die uns sein “Problem” und die daraus seine resultierende Zerrissenheit darlegen, welches im Verlauf der Geschichte immer mehr beschrieben wird. Sein innerer Bewußtwerdungsprozeß wird verdeutlicht und seine Selbstreflexionen über seinen psychischen Zustand.
Die Sprache ist sehr abwechslungsreich. Es wechseln sich Passagen mit philosophisch anmutenden Betrachtungen auf hohem intellektuellem Niveau mit einfacher Narration und Dialogen ab.
Dieses Werk hat mir gut gefallen. Es wendet sich an anspruchsvolle Leserinnen und Leser, die ein wenig literarische Vorbildung haben sollten, denn es wird häufig auf Schriftsteller, besonders aus dem englischen / irischen Sprachraum, Bezug genommen.

Veröffentlicht am 08.10.2022

Ist die Welt noch zu retten?

Die Welt kippt
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Der erste Roman von Heiko von Tschischwitz ist realitätsnah mit höchst interessanten und beängstigenden politischen Hintergründen, welche die sehr unterschiedlichen Interessen des Westens und Chinas hinsichtlich ...

Der erste Roman von Heiko von Tschischwitz ist realitätsnah mit höchst interessanten und beängstigenden politischen Hintergründen, welche die sehr unterschiedlichen Interessen des Westens und Chinas hinsichtlich der Klimakatastrophe deutlich machen.
Das Werk ist gut recherchiert und betrachtet die Umweltproblematik aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob alle ernsthaft versuchen, die Welt zu retten oder einige nur an ihren Profit denken.
Das tiefrote Cover stimmt perfekt mit seiner Farbwahl auf das Thema Hitze und Klimawandel ein. Ein Hingucker in jedem Buchladen!
Mal ganz abgesehen vom Inhalt ist dieser Text sprachlich überzeugend. Ein rasanter Start und ein tolles Ende! Der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut, man ist beim Lesen sofort dicht an den Figuren dran und kann sich mit manchen identifizieren. Einige Figuren sind allerdings etwas flach.
Die Dialoge sind lebendig und authentisch, der Text entwickelt einen unglaublich starken Sog, und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Der Text ist nicht unnötig mit Nebensächlichkeiten aufgebläht, deshalb ist es leicht, am Ball zu bleiben.
Würze erhält dieser Roman durch plötzliche Wendungen, Überraschungseffekte und viel Unvorhergesehenes. Dieses brandaktuelle Thema hat mich in der hier ausgefertigten Fassung völlig überzeugt.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Kleines Glück auf Umwegen

New Hope - Das Funkeln der Sehnsucht
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“ New Hope - Das Funkeln der Sehnsucht” ist Band 4 der “New Hope Reihe” der Autorin Rose Bloom.
Ich hatte schon viel von den Vorgängerbänden gehört, jedoch ist dieser gefühlvolle Liebesroman, gespickt ...

“ New Hope - Das Funkeln der Sehnsucht” ist Band 4 der “New Hope Reihe” der Autorin Rose Bloom.
Ich hatte schon viel von den Vorgängerbänden gehört, jedoch ist dieser gefühlvolle Liebesroman, gespickt mit Kritik am amerikanischen Schulsystem, das erste Werk, welches ich von dieser Autorin mit Begeisterung in kurzer Zeit verschlungen habe.
Das helle Blau des Covers wirkt beruhigend und die Haptik birgt einen Überraschungseffekt. Es passt perfekt zu dieser Handlung.
Das Setting ist die fiktive Kleinstadt New Hope in den USA, die gut vorstellbar beschrieben wurde.
Die Charaktere sind der Autorin prima gelungen.
Besonders in den Protagonisten Jackson, ein Arzt, konnte ich mich gut hineinversetzen. Während seiner Schulzeit war er ein Mobbingopfer und er hat den Ort verlassen. Jetzt ist er notgedrungenermaßen zurückgekehrt, da er dort von seiner Tante, bei der er aufgewachsen ist, eine kleine Pension in diesem Ort geerbt hat. Aber es überfallen ihn all die schlechten Erinnerungen an seine Schulzeit dort.
Die weibliche Protagonistin ist Cassie, die Jackson von früher kennt. Der Roman wird aus den Sichtweisen der beiden Hauptprotagonisten geschildert. Rückblenden dienen der besseren Beleuchtung des Seelenzustandes von Jackson, der Handlung generell. Diese Liebesgeschichte ist gespickt mit vielen Gefühlen und Emotionen, ohne kitschig zu wirken. Deshalb habe ich das Werk sehr gerne gelesen, zumal der locker zu lesende Schreibstil eine zügige Lektüre ermöglicht.
Ich habe große Lust, auch die 3 Vorgängerbände zu lesen. Generell leichte Sommerlektüre, aber auch mit Tiefgang, die ich jeder romantisch angehauchten Leserin empfehlen kann.