Nicht nur eine Liebesgeschichte für Booklovers
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den ZeilenEndlich habe ich auch mal ein Buch von Emily Henry gelesen und verstehe jetzt, warum so viele von ihr schwärmen. Ihr Schreibstil ist wunderbar leicht und charmant, die Dialoge sprühen vor Witz, und die ...
Endlich habe ich auch mal ein Buch von Emily Henry gelesen und verstehe jetzt, warum so viele von ihr schwärmen. Ihr Schreibstil ist wunderbar leicht und charmant, die Dialoge sprühen vor Witz, und die Charaktere sind so lebendig, dass ihre Schlagabtausche einfach Spaß machen.
Nora Stephens ist eine richtige Workaholic und gibt in ihrem Job als Literaturagentin Vollgas. In Sachen Liebe läuft es dagegen eher holprig: Ihre Beziehungen scheitern meist an genau den Dingen, für die die strukturierte Großstädterin nicht steht. Für ihre jüngere Schwester Libby würde sie jedoch alles tun, denn seit dem Tod ihrer Mutter fühlt sich Nora für sie verantwortlich. Deshalb stimmt sie einem gemeinsamen Urlaub in einer Kleinstadt zu, die Schauplatz von Libbys Lieblingsroman ist. Dort begegnet Nora ausgerechnet Charlie Lastra, einem Lektor, mit dem sie sich zuletzt wegen eines Manuskripts heftig gestritten hatte.
In Sunshine Falls kreuzen sich ihre Wege immer wieder, während Nora sich Sorgen um ihre Schwester macht, die ihr etwas verheimlicht.
„Book Lovers“ nimmt schon im Prolog mit einem Augenzwinkern die Klischees klassischer Kleinstadt-Romanzen aufs Korn – Geschichten, in denen Nora nie die Heldin sein könnte. Gleichzeitig erfüllt der Roman viele typische Erwartungen an eine Enemies-to-Lovers-Geschichte, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken.
Natürlich ist die Liebesgeschichte im Kern vorhersehbar – genau das erwartet man ja auch. Doch das Buch handelt nicht nur von der Annäherung zwischen Nora und Charlie, die erst nach und nach erkennen, dass sie beruflich und privat gut zusammenpassen. Es geht auch um die tiefe Beziehung zwischen den Schwestern, um Verlustängste, das Gefühl, nicht dazuzugehören oder nicht genug zu sein, und darum, trotz Verantwortung und Liebe zu anderen auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und den richtigen Weg fürs eigene Leben zu finden.
Was mir besonders gefallen hat, sind die wortgewandten Dialoge zwischen Nora und Charlie, die jedes Aufeinandertreffen zu einem charmanten Schlagabtausch machen. Gleichzeitig trifft der Roman auch bei den ernsteren Themen den richtigen Ton – ohne übertriebene Dramen oder unnötige Missverständnisse. So entsteht eine sommerliche, unterhaltsame Geschichte im Umfeld des Verlagswesens.
Als jemand, der Romance-Bücher sonst sehr kritisch sieht, hat mich „Book Lovers“ positiv überrascht: Die Dynamik zwischen den Figuren ist witzig und süß, das ruhige Erzähltempo gibt den Charakteren genug Raum zum Entfalten. Die Spannung baut sich gut auf, und ich fand es toll, dass Henry auch schwerere Themen anspricht, eingebettet in eine ansonsten eher süße Geschichte. Besonders berührend fand ich das langsame Verstehen der Beziehung zwischen Nora und ihrer Schwester.
Nicht nur die niedliche Urlaub-Checkliste, die zu lustigen Missgeschicken führt, sondern auch die Spannung zwischen Libby, die sich selbst finden möchte, und Nora, die immer für andere da sein will und verlässlich sein möchte.
Was das Buch für mich ausmacht, ist, dass hier mehr passiert als nur eine Liebesgeschichte – tatsächlich empfindet Nora die Romanze oft als Belastung, weil sie von anderen Problemen ablenkt. Das sorgt für eine gute Balance, da die Schwesternbeziehung genauso viel Raum bekommt wie die Liebesgeschichte, während Henry die ernsteren Themen übernimmt und so die ganze Niedlichkeit ausgleicht. Wie bei einem guten Cocktail braucht es ein bisschen Bitterkeit, um die Süße auszugleichen.
Was mich aber sehr beschäftigt hat, war die Beziehung zwischen den Schwestern, die mich teilweise echt frustriert hat. Libby und Nora geben vor, unzertrennlich zu sein, doch in Wirklichkeit haben sie sich auseinandergelebt. Die ständigen Missverständnisse waren kaum auszuhalten, vor allem weil Nora das starke Bedürfnis hatte, alles für ihre Schwester zu regeln, während Libby nicht bereit war, Noras Sichtweise zu verstehen. Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie viel Liebe Nora für Libby empfindet: Trotz ihrer eigenen Arbeit stellt sie Libby immer an erste Stelle, während Libby mit Schuldgefühlen kämpft, weil sie weiß, dass sie Nora davon abhält, das Leben zu leben, das sie eigentlich möchte. Es ist ein endloser Kreislauf zwischen den beiden.
Ich verstehe Libbys Angst davor, Nora zu sagen, dass sie wegziehen will, aber ich hätte mir gewünscht, sie hätte es behutsamer angegangen. Ihr Verhalten wirkte oft unbedacht, und während Nora dachte, sie hätte jemanden zum Anlehnen, fühlte sich Libby eher wie ihre Mutter – eine Workaholic, die sich nicht für Jungs interessiert. Das hat mir die Augen geöffnet, weil Libby gar nicht gesehen hat, was Nora alles für sie getan hat und wie viel dahintersteckt. Als jüngere Schwester kenne ich das Gefühl, ständig über nervige jüngere Schwestern zu lesen – da war ich wohl Opfer meiner eigenen Lesegewohnheiten.
Der Konflikt im dritten Akt wurde von Anfang an vorbereitet, und ich fand, er wurde sehr gut umgesetzt – auch wenn man ihn vielleicht hätte vermeiden können. Nora und Charlie akzeptieren, dass sie nicht zusammen sein können, und entscheiden stattdessen, die gemeinsame Zeit zu genießen. Besonders schön fand ich, dass es keine Missverständnisse gab. Beide – Charlie und Nora – sind Menschen, die trotz ihrer Fehler tief für ihre Familien lieben. Sie gehen ihre eigenen Wege, und Noras Entscheidung, sich selbst zu wählen, sowie Charlies Entschluss, für seine Familie zu bleiben, unterstreichen das sehr gut.
Während der gesamten Reise stellt Nora Libby weiter an erste Stelle, auch wenn das ihrer Beziehung letztlich schadet. Charlie versucht sein Bestes, für seinen Vater da zu sein, obwohl dieser ihm klarmacht, dass er ihn nicht dabei haben will. Ich finde, das Ende ist perfekt, weil beide Familien erkennen, dass es besser ist, wenn Nora und Charlie glücklich sind, statt die Familie immer an erste Stelle zu setzen.