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Veröffentlicht am 28.11.2021

Wiedersehen mit Familie Messina, das aber nicht an Teil 1 herankommt

10 Wahrheiten und ein Happy End
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Olivia hat es geschafft: Die High School-Prüfungen sind vorüber und sie kann es kaum erwarten, es in der folgenden Party-Woche noch einmal richtig mit ihren Freunden krachen zu lassen, bevor sich alle ...

Olivia hat es geschafft: Die High School-Prüfungen sind vorüber und sie kann es kaum erwarten, es in der folgenden Party-Woche noch einmal richtig mit ihren Freunden krachen zu lassen, bevor sich alle auf verschiedene Colleges verteilen. Doch dann erreicht sie die Nachricht des Rektors, dass ihr ein halber Credit-Punkt zum Erreichen des Abschlusses fehlt: Ihr Golf-Kurs wurde nicht anerkannt. Olivia ist außer sich und überredet den Golf-Trainer, ihr eine zweite Chance zu geben. Für diese muss sie – ausgerechnet in der Prüfungswoche – bei einem Golf-Turnier aushelfen, um den Nachweis des Kurses und somit ihren High-School-Abschluss doch noch zu bekommen. Ein Versteckspiel beginnt, denn Olivia möchte auf keinen Fall, dass ihre Familie von dem Vorfall erfährt – gar nicht so einfach bei der großen, gut vernetzten Familie Messina. Zum Glück kann sie sich voll auf die Unterstützung ihrer besten Freunde Charly, Wes und Sophie verlassen. Und dann taucht auch noch Leo auf, der die Strafarbeit auf dem Golfplatz plötzlich gar nicht mehr als solche erscheinen lässt…

„10 Wahrheiten und ein Happy End“ ist der Nachfolgeband zu Ashley Elstons „10 Blind Dates und die große Liebe“, ein Buch, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. Durch das süße, etwas kitschige Cover in Pastellfarben passt Band 2 sehr gut zum ersten Band, die Einleitung der einzelnen Kapitel in Form von passend gestalteten Party-Einladungen finde ich kreativ. Lediglich die jeweils zugehörigen und dem Buch seinen Namen gebenden „Wahrheiten“ hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da sie für mich keinen Mehrwert hatten.

Das Buch selbst ist locker-leicht geschrieben, so dass der Leser regelrecht durch die Seiten fliegt. Es gibt humorvolle Szenen, bei denen ich Schmunzeln musste, insbesondere sehr witzige Dialoge. Als Olivias Ich-Perspektive plötzlich in die von Charly wechselt war ich etwas verwirrt, da dieses Stilmittel anschließend aber häufiger und auch bei den anderen „Handyhütern“ verwendet wurde habe ich mich dann daran gewöhnt und fand es ganz lustig. Gut gefallen haben mir hier wieder die Chat-Verläufe, welche den Textflus gut aufgelockert haben.

Auch das Wiedersehen mit der Messina-Familie und insbesondere Nonna fand ich herzerwärmend, da mir die bunte Truppe im ersten Band sehr ans Herz gewachsen ist. Für Quereinsteiger könnte es hier aufgrund der vielen Familienmitglieder allerdings etwas verwirrend werden, ich war mir bei einigen Personen auch nicht mehr sicher. Insgesamt schafft es die Autorin, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, die kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch nicht besonders tiefgründig ist. Und genau dies hat mir in Bezug auf die Emotionen der Protagonisten leider gefehlt: Mir persönlich ging die Annäherung der beiden etwas schnell, so dass sich für mich keine nachvollziehbare Bindung entwickeln konnte. Ich hätte mir mehr romantische Momente mit echten Gefühlen gewünscht. Auch war die Handlung leider sehr vorhersehbar und hat mit keinen überraschenden Wendungen überzeugt. Das Ende wirkte für mich etwas unausgereift, da es für Olivia einfach zu perfekt lief und absolute Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre herrscht, was die Protagonistin teilweise nicht verdient hat. Mir haben auch Reaktionen der Familie auf Olivias Geständnis und eine Auflösung bzw. zumindest eine Ansprache des Konflikts mit den Bösen Jo´s gefehlt. Dieser wurde so häufig erwähnt, dass ich zumindest eine Reaktion erwartet hätte – so blieb dieser Handlungsstrang einfach unausgesprochen offen. Für mich hat sich das perfekte Happy End etwas erzwungen angefühlt.

Leider konnte mich auch Olivia nicht überzeugen, die ich in Band 1 als Sophies coole, taffe beste Freundin-Cousine anders in Erinnerung hatte. Ihre im Buch beschriebenen Charaktereigenschaften passen irgendwie nicht zusammen und ihr Verhalten ist ebenfalls an vielen Stellen konträr zu den Dingen, die ihr angeblich sehr wichtig sind und die sie mit Ehrgeiz verfolgt. Durch diese Widersprüchlichkeiten erschien mir Olivia leider nicht wirklich authentisch und meine Sympathie schwankte auch des Öfteren. Ich hatte sie irgendwie empathischer, zuverlässiger und ehrlicher in Erinnerung. Schön war das Wiedersehen mit Sophie, Wes, Charly und Nonna und dass insbesondere die Freunde sehr stark in die Geschichte mit eingebunden wurden. Insgesamt war die verrückte, aber herzliche Messina-Familie mit all ihren Traditionen und Festgelagen und Nonna als ihr Bindeglied wieder mein Highlight des Buches.

Insgesamt war das Buch einfach, aber unterhaltsam. Leider reicht es für mich bei weitem nicht an seinen Vorgängerband heran, was insbesondere an der vorhersehbaren Handlung und widersprüchlichen Protagonistin liegt. Ich habe es trotzdem gerne gelesen und empfehle es als leichte Lektüre für kurzweilige Stunden.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Verschiedene Facetten künstlerisch tätiger Mütter

Mutter werden. Mutter sein.
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„Mutter werden. Mutter sein“, herausgegeben von Barbara Rieger, lässt verschiedene Autorinnen zum Thema Mutterschaft zu Wort kommen, welche in 15 Kurzgeschichten ihre Sicht auf das Thema aufarbeiten sollten. ...

„Mutter werden. Mutter sein“, herausgegeben von Barbara Rieger, lässt verschiedene Autorinnen zum Thema Mutterschaft zu Wort kommen, welche in 15 Kurzgeschichten ihre Sicht auf das Thema aufarbeiten sollten. Am Ende werden all diese Frauen noch kurz porträtiert. Optisch wirkt das Buch sehr hochwertig, es ist Hardcover mit modern aussehender Frauen-Illustration auf dem Cover und praktischem Lesebändchen. Die Grafik wird auch im Inneren aufgenommen, indem die Streifen des Buchrückens die erste Seite jeder Geschichte zieren. Auch gut gefallen hat mir, dass der jeweilige Name der Autorin während aller Seiten ihrer Geschichte am Rand abgedruckt ist und sich die Geschichten aufgrund des jeweils geringen Umfangs zügig lesen lassen.

Der Titel „Mutter werden. Mutter sein.“ klingt für mich interessant und auch der Klappentext verspricht eine wertschätzende Darstellung des Themas Mutterschaft. Ich habe mir Gedanken und Aspekte anderer moderner Frauen zu diesem Thema erhofft, die auch mir vielleicht in dieser wichtigen Entscheidung weiterhelfen. Leider wurde ich hierbei enttäuscht, da mich der Großteil der Geschichten leider nicht abholen konnte – weder inhaltlich, geschweige denn emotional. Wie so oft bei einem Kurzgeschichtenband gibt es Geschichten, die einen Leser mehr und welche die ihn oder sie weniger ansprechen. Leider waren es hier für meinen Geschmack zu wenige Stories, die mir gefallen haben und die mir vom Schreibstil her zugesagt haben. Der Großteil beleuchtet nur einen bestimmten Aspekt der Mutterschaft, teilweise kryptisch, teilweise zu detailliert und viele sind sehr literarisch und somit schwer verständlich verfasst. Für mich ist dieses Thema sowieso bereits eher problembehaftet, die meist eher negative Aspekte darstellenden Geschichten haben dies eher verstärkt, als mir Mut gemacht. Des Weiteren wurde häufig auf das Dilemma Künstlerin/ Schriftstellerin als Mutter gezielt, weshalb ich mich nicht mit den Autorinnen identifizieren konnte. Leider konnte mich das Buch deshalb nicht überzeugen, für Leserinnen mit anderen Erwartungen, die einen anspruchsvollen Schreibstil bevorzugen, wird es aber durchaus ein nettes Werk sein.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Mit Käse schmeckt einfach alles besser!

Say Cheese!
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Käse ist für mich die wichtigste Zutat beim Essen – egal ob aufs Brot, zum Überbacken oder als beigemengte Zutat, mit Käse schmeckt einfach alles besser. Was über die üblichen Rezepte hinaus noch in der ...

Käse ist für mich die wichtigste Zutat beim Essen – egal ob aufs Brot, zum Überbacken oder als beigemengte Zutat, mit Käse schmeckt einfach alles besser. Was über die üblichen Rezepte hinaus noch in der Küche mit meiner Lieblingszutat möglich ist zeigt das neue Kochbuch mit dem lustigen Titel „Say Cheese!“ des Landwirtschaftsverlag – und begeistert mich damit!
Bereits die Optik des Buches überzeugt: Ein hochwertiges Hardcover-Buch mit hübschen orangefarbenem Buchschnitt in handlichem Format ist in meinem Briefkasten gelandet und mir bereits durch die Ankündigung „Heißhunger-Gerichte mit Käse“ den Appetit angeregt. Beim Durchblättern fallen zuerst die hochwertigen und passenden Fotos von Zutaten wie fertigen Gerichten ins Auge, die absolut Lust darauf machen, die Rezepte selbst auszuprobieren und wahnsinnig lecker aussehen. Tolle Illustrationen wurden hier gewählt und absolut passend eingebaut!
Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in welcher der interessierte Leser Hintergründe zum Thema Käse in der Küche sowie Tipps für das perfekte Schmelzen von Käse erfährt. Auch eine kleine Käse-Kunde über einige der beliebtesten und bekanntesten Sorten ist vorhanden. Leider werden dort nicht alle Käsesorten beschrieben, die im Folgenden auch verkocht werden. So fiel es mir etwas schwer, passende Alternativen zu finden, da manche „speziellere“ Sorten beim Einkauf leider nicht zu bekommen waren. Die Rezepte an sich gliedern sich im Folgenden in die Zubereitung mit Brot, Nudeln, Gemüse sowie „zum Dippen & Löffeln“. Hierbei findet sich eine bunte Mischung an bekannten (z.B. Käse-Toast) sowie ausgefalleneren (z.B. Kürbis-Pfannkuchen mit Ziegenkäse) und auch kreativen (z.B. Mini-Quiches) Rezepten, so dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Des Weiteren gibt es glutenfreie Varianten, vegetarisches und saisonales – eine tolle Mischung! Mir haben insbesondere die Auflauf-Rezepte viele neue Anregungen gegeben, welche ich gerne ausprobieren werde. Manche der Rezepte sind mir aber zugegebenermaßen auch zu aufwändig dafür, dass am Ende ein etwas spezielleres Brot oder eine Suppe dabei herauskommt.
Mein Fazit: Auch wenn ich nicht jedes Rezept ausprobieren werde habe ich tolle Anregungen für die kreative und „etwas andere“ Zubereitungsweise meiner Lieblingszutat erhalten und freue mich aufs weitere Ausprobieren!

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Eine toxische Schwesternbeziehung

SCHWEIG!
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Es ist der Tag vor Weihnachten und Esther möchte trotz familiären Vorweihnachtsstress ihrer Schwester Sue gerne ein Geschenk vorbeibringen. Diese lebt alleine in einem großen Haus mitten im Wald und repräsentiert ...

Es ist der Tag vor Weihnachten und Esther möchte trotz familiären Vorweihnachtsstress ihrer Schwester Sue gerne ein Geschenk vorbeibringen. Diese lebt alleine in einem großen Haus mitten im Wald und repräsentiert somit das komplett gegenteilige Leben als Esther. Ein Schneesturm setzt ein und die beiden Schwestern sitzen gemeinsam isoliert in dem Haus im Wald. Sie hatten noch nie das beste Verhältnis zueinander, wie kaputt die Beziehung ist wird aber erst an diesem Abend deutlich: Es kommen Sachen aus der Vergangenheit ans Licht, Unausgesprochenes wird sich an den Kopf geworfen, die Situation spitzt sich immer mehr zu – und am nicht jeder wird das Ende des Abends überleben…

„SCHWEIG!“ von Judith Merchant ist der zweite Thriller der Autorin beim Verlag „Kiepenheuer & Witsch“. Bereits das puristisch gehaltene Cover passt super zum Buch, die Mischung aus den Bäumen und Wurzeln kombiniert mit dem Titel ist absolut stimmig und durchdacht. Trotz der wenigen Farben gefällt es mir sehr gut und erregt Aufmerksamkeit.
Bereits der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich interessant, da er sowohl Raum für Interpretation, als auch viele Fragen beim Leser hinterlässt. Sowieso ist das Buch sehr intelligent aufgebaut, die Konstruktion des Plotes sowie der Beziehungen der Figuren untereinander wirkt sehr durchdacht. Die Autorin schafft ein detailliertes Psychogramm der vorhandenen Familienkonstellation, welches sich dem Leser erst nach und nach erschließt. Dabei wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, welche alle in sich authentisch, stimmig und nachvollziehbar sind – sich aber gegenseitig ausschließen. Als Leser stehe ich permanent vor der Entscheidung, wem ich Glauben schenken und vertrauen soll, wer mich überhaupt sympathisch ist und was wohl die objektiv betrachtete Wahrheit ist. Eingestreute Kapitel aus der Kindheit der Schwestern geben nach und nach Einblick und Aufschluss über die Entwicklung der Charaktere. Dieser Aufbau und die unvereinbaren Erzählperspektiven sind der Autorin wirklich meisterhaft gelungen! Durch die sehr kurzen Kapitel und den flüssigen Schreibstil liest sich das Buch zudem sehr schnell und baut ein eigenes Tempo auf.

Ebenfalls meisterhaft versteht es Judith Merchant, eine düstere Atmosphäre mit unterschwelliger Spannung aufzubauen. Alles ist sehr undurchsichtig und niemand wirklich vertrauenswürdig, die Geschehnisse entwickeln eine eigene Dynamik und mich überkommt beim Lesen zunehmend das Gefühl, dass es noch zu einer Katastrophe, einem großen Knall kommen wird. Die unheilverkündende Grundspannung ist permanent vorhanden und steigert sich im Verlauf des „Abends“ immer weiter. Nach und nach kommt immer mehr Unausgesprochenes ans Licht und Esther und Sue schaukeln sich gegenseitig immer mehr hoch – auch für mich als Leser ein absolutes Wechselbad der Gefühle, meine Einstellung jeder Schwester gegenüber ändert sich nach jeder neuen Enthüllung erneut – ein hervorragendes Psychospiel wird hier konstruiert! Das Ende hingegen empfand ich einfach nur als krass, ich hätte so nicht damit gerechnet, fand es im Sinne eines „gruseligen Happy Ends“ aber absolut stimmig.

Insgesamt hat Judith Merchant in meinen Augen ein kunstvolles Psychogramm einer toxischen Schwesternbeziehung geschaffen, das mich sehr beeindruckt hat. Ich war gefesselt, abgeschreckt und fasziniert gleichzeitig. Das Buch ist spannend, unvorhersehbar und auf psychologischer Ebene brutal, wobei mir gerade dieser tiefe Blick in die gestörte menschliche Psyche gut gefallen hat. Ein tolles Buch für alle, die Psychothriller mögen – meine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Frauen reden Klartext

Was wir lieben
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Die weibliche Sexualität ist ein Thema, das noch häufig sehr tabu- und schambehaftet ist. Die britische Autorin Lucy-Anne Holmes hat sich zum Ziel gesetzt, dem entgegenzuwirken und Frauen darüber zu Wort ...

Die weibliche Sexualität ist ein Thema, das noch häufig sehr tabu- und schambehaftet ist. Die britische Autorin Lucy-Anne Holmes hat sich zum Ziel gesetzt, dem entgegenzuwirken und Frauen darüber zu Wort kommen zu lassen, was sie beim Sex empfinden, wie sie darüber denken und was ihre Vorlieben sind.

Auf den ersten Blick wirkte das Buch leider etwas abschreckend auf mich, da der Klappentext – die Kurzbeschreibung von Frauen und ihrer Vorlieben – etwas nach Porno und somit nicht sehr ansprechend geklungen hat. Auch die Triggerwarnung – die leider eher kurz und versteckt auf der letzten Seite steht, lässt Befürchtungen aufsteigen. Diese Warnung gehört meiner Meinung nach an den Anfang des Buches und viel präsenter gestaltet, da ich mir gut vorstellen kann, dass das Buch bei anderen LeserInnen Wunden aufreißen kann. Glücklicherweise wird der eher negative erste Eindruck im Inhalt nicht bestätigt, ich befürchte aber all das in Kombination mit dem Verlag „Heyne Hardcore“ könnte auf viele LeserInnen abschreckend wirken.

Doch tatsächlich überzeugt das Buch insbesondere durch die große Empathie und Sensibilität, die die Autorin beim Interviewen der insgesamt 51* Frauen unterschiedlichster Länder, Kulturen, Hintergründe und Altersgruppen bewiesen hat, da diese ansonsten sicherlich nicht so offen und ungeschönt über ihr Sexualleben, aber auch ihre Erfahrungen der Vergangenheit, ihre Einstellungen, Emotionen und Fantasien berichtet hätten.

Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die jeweils ein Fokusthema aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachten. Dabei steigt das Alter der interviewten Frauen mit Fortschritt des Buches weiter an, die jüngste Frau ist 19 Jahre alt, die älteste 74. Jede Geschichte umfasst zwei Seiten und wird begleitet von einem herausgegriffenen Zitat sowie einer Illustration. Durch diese klare Struktur hat sich das Buch super lesen und zum Nachdenken jederzeit unterbrechen lassen, ich habe es als wahnsinnig gut durchdacht empfunden. Außerdem hat mir gut gefallen, dass die Frauen mit Namen, Alter und Herkunftsland beschrieben werden, was das Buch noch persönlicher wirken lässt. So habe ich auch die teilweise abgehakt oder unvollständig wirkenden Sätze verziehen, da wohl nah am tatsächlichen Sprachgebrauch der Frauen im Interview geblieben werden sollte.

Für mich gab es unheimlich viele wahnsinnig interessante Aspekte auch außerhalb der Sexualität in diesem Buch. Einer davon war der kulturelle Unterschied, in verschiedenen Ländern sind die Sicht- und Umgangsweisen mit diesem Thema sehr verschieden, aber auch kontrovers. Des Weiteren fand ich faszinierend, wie sich die eigene Sexualität sowie die persönliche Einstellung dazu mit zunehmendem Alter verändern bzw. entwickeln, die Reflexion über das eigene Intimleben, aber auch das Selbstbewusstsein und Körpergefühl nimmt zu. Vor den zitierten Frauen im Buch habe ich höchsten Respekt, wie offen und ungeschönt sie ihre Erfahrungen mit dem sehr intimen Thema teilen und wie reflektiert sie damit umgehen hat auch mich des Öfteren ins Grübeln gebracht. Schön, dass auch Queer-/ Binär- / Transmenschen einbezogen werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten LeserInnen sich auch an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen. Für mich war es aber schockierend zu lesen, wie viele Frauen bereits mit Missbrauch und Gewalt konfrontiert wurden, teilweise schon im Kindesalter. Dies zieht sich auch durch alle Kulturen hindurch und hat mich wütend und betroffen gemacht – bei manchen Geschichten war ich so bewegt, dass ich das Buch erst einmal aus der Hand legen musste. Gerade bei diesen Geschichten hat mich die Offenheit und der Mut der Frauen sehr berührt und ich war voller Dankbarkeit und Bewunderung. Gegen Ende hin wurden die Geschichten teilweise etwas spirituell und esoterisch, womit ich persönlich nicht so viel anfangen kann. Insgesamt haben aber alle interviewten Frauen auf ganz persönliche Weise von sich erzählt, von ihren guten wie schlechten Erfahrungen, von Ängsten, Unsicherheiten, Schmerzen und Hoffnungen, von Liebe und Bedürfnissen – und alles in allem war das sehr bereichernd.

Ebenfalls erwähnenswert ist die wunderschöne optische Gestaltung des Buches, welche es zu etwas ganz Besonderem macht. Bereits das Cover wirkt durch seine knalligen, frischen Farben und die eher versteckten nackten Frauen verspielt, modern, provokant, frisch und frei. In meinen Augen ein gelungenes, da interessantes, freches Cover, das einen offenen Umgang mit dem Thema Sexualität verspricht. Aber auch die innen liegenden Illustrationen sind sehr schön und jeweils absolut treffend für die jeweilige Geschichte gestaltet. Es wurden KünsterInnen unterschiedlicher Stile, Herkunft und Sexualität einbezogen, so dass ein buntes Potpourri aus Bildern vorhanden ist, in dem jede/r ein für sich ansprechendes Werk vorfindet. Natürlich ist Kunst immer Geschmackssache, aber es ist toll zu sehen auf wie unterschiedliche, aber immer geschmackvolle Art und Weise sich KünstlerInnen mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen. Auch schön fand ich, dass noch eine Information zum jeweiligen Herstellenden neben dem Bild steht.

Insgesamt hat mir „Was wir lieben“ sehr gut gefallen. Es ist ein Buch, das Mut macht und bewegt, es motiviert dazu, offen mit dem Thema der weiblichen Sexualität umzugehen, Neues zu wagen und Tabus zu brechen. Ein richtiges „Empowerment“-Buch für Frauen jedes Alters! In jeder Seite spürt man, wie viel Herzblut und Sensibilität die Autorin in das Buch gesteckt hat. Jede einzelne Geschichte des Buches hat ihre Berechtigung und war wichtig zu erwähnen - egal ob freudig, traurig, optimistisch oder nachdenklich. Ich bin jeder einzelnen Frau dankbar, dass sie uns so tiefe Einblicke in ihre Persönlichkeit und ihr Intimleben gegeben hat und habe jede einzelne Geschichte inkl. toller Illustration sehr genossen.

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