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Veröffentlicht am 29.05.2025

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Powerless - Die Flucht
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Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis ...

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis teilweise bestätigt gesehen, denn Geschichte strotzt vor bekannten Tropes und Handlungselementen, die sich deutlich an Genregrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" anlehnen. Das Ergebnis war ein Flickenteppich aus vertrauten Versatzstücken, der zwar unterhält, aber selten überrascht. Dennoch hat die Geschichte und vor allem die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren Lust auf mehr gemacht, weshalb ich mich im Anschluss direkt Band 2, "Powerless - Die Flucht" gewidmet habe. Auch wenn diese Fortsetzung ebenfalls ihre Schwächen hat, konnte sie mich alles in allem mehr mitreißen, als Band 1.

"At my weakest, I wish for him. And at my strongest, I wish I could say it wasn’t the same.”

Das liegt vor allem daran, dass die Handlung hier mehr ihren eigenen Weg geht als in Band 1. Statt sich weiter durch Genre-Klischees zu wühlen in dem Versuch, jede erfolgreiche Dystopie der letzten Jahre nachzuerzählen, konzentriert sich Lauren Roberts hier fast ausschließlich auf die Beziehung zwischen Paedyn und Kai. Der Plot ist spürbar entschlackt, spielt über weite Strecken an wenigen Schauplätzen, und nimmt sich Zeit für Emotionen, Zweifel und Nähe. So ist "Powerless - Die Flucht" ein klassischer Trilogiemittelteil, der die große Handlung nur wenig voranbringt, etwas das Setting ausbaut und sich vor allem auf die Beziehungsebene konzentriert. Und das funktioniert überraschend gut und gibt der Geschichte ihren roten Faden, den ich zuvor vermisst habe. Zwar liest sich das Buch stellenweise so, als wäre die Handlung einzig dafür konstruiert worden, der Liebesgeschichte die perfekte Bühne zu bieten, doch besser als der geklaute Flickenteppich von Band 1 ist das allemal!

"Tell me you hate me, and I'll still count every heartbeat, every freckle, every shiver of your body, if only you say it with a smile.”


Auf eine wendungsreiche, komplexe, gut durchdachte Handlung mit vielen eigenen Ideen kann man hier also immer noch nicht hoffen, aber die Autorin weiß ihre Stärken gut auszuspielen, um uns darüber hinwegzutäuschen, dass hier auf knapp 460 Seiten immer wieder dasselbe passiert. Dabei hilft ihr vor allem ihr temporeicher Schreibstil, dem es gelingt, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Passend zur inhaltlichen Reduktion fällt auch der Umfang kürzer aus: Mit knapp 460 Seiten ist "Die Flucht" beinahe 200 Seiten schlanker als der Auftakt, was dem Buch zugutekommt und für mehr erzählerische Stringenz sorgt. Was allerdings weiterhin spürbar fehlt, ist der „Kleber“, der alles zusammenhält: die Tiefe, die Logik, der erzählerische Unterbau.

"And then she smiles, bright and big like the night sky hanging above us. I fear she could rival the stars.”


Das zeigt sich besonders im Worldbuilding, das nach wie vor große Lücken aufweist. Zwar verlassen wir mit der Senge, der Zuflucht und der Stadt Dor erstmals Ilya und werfen einen vorsichtigen Blick über den Tellerrand des Königreichs. Doch die geographischen und politischen Strukturen des Reiches bleiben weiterhin nebulös: Wie groß ist dieses Reich eigentlich? Warum dauert eine Reise manchmal Stunden, manchmal Tage? Warum liegen Wald, Wüste und Palast gefühlt direkt nebeneinander? Und: Was unterscheidet Eliten und Banale wirklich? Diese Fragen, die von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Welt sind, bleiben leider weiterhin unbeantwortet. Das ist schade, denn es verhindert, dass sich eine glaubwürdige Kulisse aufbaut, in der sich Handlung und Figuren wirklich entfalten können.

“I may be a monster, but if you cut me, I'll bleed. And if you break my heart, Pae, you'll break me. So, if even a sliver of your soul longs for mine, I'll spend the rest of my life trying to deserve it.”


Dafür profitieren natürlich die beiden Hauptfiguren stark von dem veränderten Erzählfokus. Die Double-POV-Struktur wird hier noch besser genutzt als in Band 1, die Innenwelten der beiden Protagonisten sind greifbarer, emotionaler und differenzierter dargestellt. Sowohl Paedyn als auch Kai wirken in ihrer inneren Zerrissenheit nuancierter und auch die Spannung zwischen den beiden entwickelt sich spürbar weiter. Natürlich bedient sich auch dieser Band an zahlreichen Romance-Tropes, die das TikTok-Herz begehrt: One-Bed-Trope, Who-did-this-to-you, gezückte Dolche und haufenweise Enemies-to-Lovers-Momente. Lauren Roberts fährt hier das volle Programm auf, doch diesmal wirkt es stimmiger und weniger erzwungen. Auch die Dialoge zwischen den beiden wirken natürlicher, der Banter lebendiger und gewinnt stark an Charme.

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Anders sieht es leider bei den Nebenfiguren aus, die nahezu vollständig aus der Handlung verschwinden. Zwar gibt es mit Kitt eine zusätzliche Perspektive, die Einblicke in die Entwicklungen im Königreich liefern soll, doch dieser Handlungsstrang bleibt extrem oberflächlich und wirkt eher wie ein schmales Fenster als wie ein zweiter Erzählbogen. Auch andere Nebenfiguren wie Lenny, Calumn oder andere Weggefährten tauchen zwar auf, bleiben aber funktional und ohne Tiefgang. So bleibt auch hier ein gemischter Eindruck zurück. Allerdings ist "Powerless – Die Flucht" aus meiner Sicht die gelungenere Hälfte der bisherigen Reihe – nicht, weil es origineller oder ausgefeilter wäre, sondern weil es sich auf das konzentriert, was wirklich funktioniert: emotionale Nähe, charaktergetriebene Konflikte und eine glaubwürdige Liebesdynamik. Zwar stagniert die Handlung etwas, das Worldbuilding bleibt löchrig, und an erzählerischer Tiefe mangelt es weiterhin, aber wer Lust auf eine intensive Enemies-to-Lovers-Romance mit guter Spannung, stimmungsvoller Inszenierung und Genre-Trope-Bingo hat, wird hier deutlich mehr Freude haben als in Band 1. Ich bleibe jedenfalls dran – vor allem, weil das Finale viel verspricht: Drama, Konflikt und hoffentlich ein paar Antworten auf die offenen Fragen dieser Welt.

"If she is Shadow, then I am Flame. This girl is the very thing I can’t seem to escape—can’t seem to go anywhere without the remnants of her following. Where I am, she is. Whether it’s in the flesh or in the fragments of my mind. And where there is a flame, there is always a shadow. She is my inevitable."


Fazit


„Powerless – Die Flucht“ überzeugt als emotional fokussierter Mittelteil mit deutlich mehr erzählerischer Klarheit und starker Figurenchemie. Trotz besserem Fokus bleibt die Reihe aber weiterhin hinter ihrem Potenzial zurück – vor allem wegen des nach wie vor schwachen Worldbuildings und der wenig originellen Gesamthandlung.

Veröffentlicht am 29.05.2025

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Powerless - Die Flucht
0

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis ...

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis teilweise bestätigt gesehen, denn Geschichte strotzt vor bekannten Tropes und Handlungselementen, die sich deutlich an Genregrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" anlehnen. Das Ergebnis war ein Flickenteppich aus vertrauten Versatzstücken, der zwar unterhält, aber selten überrascht. Dennoch hat die Geschichte und vor allem die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren Lust auf mehr gemacht, weshalb ich mich im Anschluss direkt Band 2, "Powerless - Die Flucht" gewidmet habe. Auch wenn diese Fortsetzung ebenfalls ihre Schwächen hat, konnte sie mich alles in allem mehr mitreißen, als Band 1.

"At my weakest, I wish for him. And at my strongest, I wish I could say it wasn’t the same.”

Das liegt vor allem daran, dass die Handlung hier mehr ihren eigenen Weg geht als in Band 1. Statt sich weiter durch Genre-Klischees zu wühlen in dem Versuch, jede erfolgreiche Dystopie der letzten Jahre nachzuerzählen, konzentriert sich Lauren Roberts hier fast ausschließlich auf die Beziehung zwischen Paedyn und Kai. Der Plot ist spürbar entschlackt, spielt über weite Strecken an wenigen Schauplätzen, und nimmt sich Zeit für Emotionen, Zweifel und Nähe. So ist "Powerless - Die Flucht" ein klassischer Trilogiemittelteil, der die große Handlung nur wenig voranbringt, etwas das Setting ausbaut und sich vor allem auf die Beziehungsebene konzentriert. Und das funktioniert überraschend gut und gibt der Geschichte ihren roten Faden, den ich zuvor vermisst habe. Zwar liest sich das Buch stellenweise so, als wäre die Handlung einzig dafür konstruiert worden, der Liebesgeschichte die perfekte Bühne zu bieten, doch besser als der geklaute Flickenteppich von Band 1 ist das allemal!

"Tell me you hate me, and I'll still count every heartbeat, every freckle, every shiver of your body, if only you say it with a smile.”


Auf eine wendungsreiche, komplexe, gut durchdachte Handlung mit vielen eigenen Ideen kann man hier also immer noch nicht hoffen, aber die Autorin weiß ihre Stärken gut auszuspielen, um uns darüber hinwegzutäuschen, dass hier auf knapp 460 Seiten immer wieder dasselbe passiert. Dabei hilft ihr vor allem ihr temporeicher Schreibstil, dem es gelingt, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Passend zur inhaltlichen Reduktion fällt auch der Umfang kürzer aus: Mit knapp 460 Seiten ist "Die Flucht" beinahe 200 Seiten schlanker als der Auftakt, was dem Buch zugutekommt und für mehr erzählerische Stringenz sorgt. Was allerdings weiterhin spürbar fehlt, ist der „Kleber“, der alles zusammenhält: die Tiefe, die Logik, der erzählerische Unterbau.

"And then she smiles, bright and big like the night sky hanging above us. I fear she could rival the stars.”


Das zeigt sich besonders im Worldbuilding, das nach wie vor große Lücken aufweist. Zwar verlassen wir mit der Senge, der Zuflucht und der Stadt Dor erstmals Ilya und werfen einen vorsichtigen Blick über den Tellerrand des Königreichs. Doch die geographischen und politischen Strukturen des Reiches bleiben weiterhin nebulös: Wie groß ist dieses Reich eigentlich? Warum dauert eine Reise manchmal Stunden, manchmal Tage? Warum liegen Wald, Wüste und Palast gefühlt direkt nebeneinander? Und: Was unterscheidet Eliten und Banale wirklich? Diese Fragen, die von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Welt sind, bleiben leider weiterhin unbeantwortet. Das ist schade, denn es verhindert, dass sich eine glaubwürdige Kulisse aufbaut, in der sich Handlung und Figuren wirklich entfalten können.

“I may be a monster, but if you cut me, I'll bleed. And if you break my heart, Pae, you'll break me. So, if even a sliver of your soul longs for mine, I'll spend the rest of my life trying to deserve it.”


Dafür profitieren natürlich die beiden Hauptfiguren stark von dem veränderten Erzählfokus. Die Double-POV-Struktur wird hier noch besser genutzt als in Band 1, die Innenwelten der beiden Protagonisten sind greifbarer, emotionaler und differenzierter dargestellt. Sowohl Paedyn als auch Kai wirken in ihrer inneren Zerrissenheit nuancierter und auch die Spannung zwischen den beiden entwickelt sich spürbar weiter. Natürlich bedient sich auch dieser Band an zahlreichen Romance-Tropes, die das TikTok-Herz begehrt: One-Bed-Trope, Who-did-this-to-you, gezückte Dolche und haufenweise Enemies-to-Lovers-Momente. Lauren Roberts fährt hier das volle Programm auf, doch diesmal wirkt es stimmiger und weniger erzwungen. Auch die Dialoge zwischen den beiden wirken natürlicher, der Banter lebendiger und gewinnt stark an Charme.

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Anders sieht es leider bei den Nebenfiguren aus, die nahezu vollständig aus der Handlung verschwinden. Zwar gibt es mit Kitt eine zusätzliche Perspektive, die Einblicke in die Entwicklungen im Königreich liefern soll, doch dieser Handlungsstrang bleibt extrem oberflächlich und wirkt eher wie ein schmales Fenster als wie ein zweiter Erzählbogen. Auch andere Nebenfiguren wie Lenny, Calumn oder andere Weggefährten tauchen zwar auf, bleiben aber funktional und ohne Tiefgang. So bleibt auch hier ein gemischter Eindruck zurück. Allerdings ist "Powerless – Die Flucht" aus meiner Sicht die gelungenere Hälfte der bisherigen Reihe – nicht, weil es origineller oder ausgefeilter wäre, sondern weil es sich auf das konzentriert, was wirklich funktioniert: emotionale Nähe, charaktergetriebene Konflikte und eine glaubwürdige Liebesdynamik. Zwar stagniert die Handlung etwas, das Worldbuilding bleibt löchrig, und an erzählerischer Tiefe mangelt es weiterhin, aber wer Lust auf eine intensive Enemies-to-Lovers-Romance mit guter Spannung, stimmungsvoller Inszenierung und Genre-Trope-Bingo hat, wird hier deutlich mehr Freude haben als in Band 1. Ich bleibe jedenfalls dran – vor allem, weil das Finale viel verspricht: Drama, Konflikt und hoffentlich ein paar Antworten auf die offenen Fragen dieser Welt.

"If she is Shadow, then I am Flame. This girl is the very thing I can’t seem to escape—can’t seem to go anywhere without the remnants of her following. Where I am, she is. Whether it’s in the flesh or in the fragments of my mind. And where there is a flame, there is always a shadow. She is my inevitable."


Fazit


„Powerless – Die Flucht“ überzeugt als emotional fokussierter Mittelteil mit deutlich mehr erzählerischer Klarheit und starker Figurenchemie. Trotz besserem Fokus bleibt die Reihe aber weiterhin hinter ihrem Potenzial zurück – vor allem wegen des nach wie vor schwachen Worldbuildings und der wenig originellen Gesamthandlung.

Veröffentlicht am 29.05.2025

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Powerless - Die Flucht
0

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis ...

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nach Band 1, "Powerless - Das Spiel" habe ich meine Skepsis teilweise bestätigt gesehen, denn Geschichte strotzt vor bekannten Tropes und Handlungselementen, die sich deutlich an Genregrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" anlehnen. Das Ergebnis war ein Flickenteppich aus vertrauten Versatzstücken, der zwar unterhält, aber selten überrascht. Dennoch hat die Geschichte und vor allem die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren Lust auf mehr gemacht, weshalb ich mich im Anschluss direkt Band 2, "Powerless - Die Flucht" gewidmet habe. Auch wenn diese Fortsetzung ebenfalls ihre Schwächen hat, konnte sie mich alles in allem mehr mitreißen, als Band 1.

"At my weakest, I wish for him. And at my strongest, I wish I could say it wasn’t the same.”

Das liegt vor allem daran, dass die Handlung hier mehr ihren eigenen Weg geht als in Band 1. Statt sich weiter durch Genre-Klischees zu wühlen in dem Versuch, jede erfolgreiche Dystopie der letzten Jahre nachzuerzählen, konzentriert sich Lauren Roberts hier fast ausschließlich auf die Beziehung zwischen Paedyn und Kai. Der Plot ist spürbar entschlackt, spielt über weite Strecken an wenigen Schauplätzen, und nimmt sich Zeit für Emotionen, Zweifel und Nähe. So ist "Powerless - Die Flucht" ein klassischer Trilogiemittelteil, der die große Handlung nur wenig voranbringt, etwas das Setting ausbaut und sich vor allem auf die Beziehungsebene konzentriert. Und das funktioniert überraschend gut und gibt der Geschichte ihren roten Faden, den ich zuvor vermisst habe. Zwar liest sich das Buch stellenweise so, als wäre die Handlung einzig dafür konstruiert worden, der Liebesgeschichte die perfekte Bühne zu bieten, doch besser als der geklaute Flickenteppich von Band 1 ist das allemal!

"Tell me you hate me, and I'll still count every heartbeat, every freckle, every shiver of your body, if only you say it with a smile.”


Auf eine wendungsreiche, komplexe, gut durchdachte Handlung mit vielen eigenen Ideen kann man hier also immer noch nicht hoffen, aber die Autorin weiß ihre Stärken gut auszuspielen, um uns darüber hinwegzutäuschen, dass hier auf knapp 460 Seiten immer wieder dasselbe passiert. Dabei hilft ihr vor allem ihr temporeicher Schreibstil, dem es gelingt, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Passend zur inhaltlichen Reduktion fällt auch der Umfang kürzer aus: Mit knapp 460 Seiten ist "Die Flucht" beinahe 200 Seiten schlanker als der Auftakt, was dem Buch zugutekommt und für mehr erzählerische Stringenz sorgt. Was allerdings weiterhin spürbar fehlt, ist der „Kleber“, der alles zusammenhält: die Tiefe, die Logik, der erzählerische Unterbau.

"And then she smiles, bright and big like the night sky hanging above us. I fear she could rival the stars.”


Das zeigt sich besonders im Worldbuilding, das nach wie vor große Lücken aufweist. Zwar verlassen wir mit der Senge, der Zuflucht und der Stadt Dor erstmals Ilya und werfen einen vorsichtigen Blick über den Tellerrand des Königreichs. Doch die geographischen und politischen Strukturen des Reiches bleiben weiterhin nebulös: Wie groß ist dieses Reich eigentlich? Warum dauert eine Reise manchmal Stunden, manchmal Tage? Warum liegen Wald, Wüste und Palast gefühlt direkt nebeneinander? Und: Was unterscheidet Eliten und Banale wirklich? Diese Fragen, die von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Welt sind, bleiben leider weiterhin unbeantwortet. Das ist schade, denn es verhindert, dass sich eine glaubwürdige Kulisse aufbaut, in der sich Handlung und Figuren wirklich entfalten können.

“I may be a monster, but if you cut me, I'll bleed. And if you break my heart, Pae, you'll break me. So, if even a sliver of your soul longs for mine, I'll spend the rest of my life trying to deserve it.”


Dafür profitieren natürlich die beiden Hauptfiguren stark von dem veränderten Erzählfokus. Die Double-POV-Struktur wird hier noch besser genutzt als in Band 1, die Innenwelten der beiden Protagonisten sind greifbarer, emotionaler und differenzierter dargestellt. Sowohl Paedyn als auch Kai wirken in ihrer inneren Zerrissenheit nuancierter und auch die Spannung zwischen den beiden entwickelt sich spürbar weiter. Natürlich bedient sich auch dieser Band an zahlreichen Romance-Tropes, die das TikTok-Herz begehrt: One-Bed-Trope, Who-did-this-to-you, gezückte Dolche und haufenweise Enemies-to-Lovers-Momente. Lauren Roberts fährt hier das volle Programm auf, doch diesmal wirkt es stimmiger und weniger erzwungen. Auch die Dialoge zwischen den beiden wirken natürlicher, der Banter lebendiger und gewinnt stark an Charme.

"You cannot be nothing when you are everything to someone else.”

Anders sieht es leider bei den Nebenfiguren aus, die nahezu vollständig aus der Handlung verschwinden. Zwar gibt es mit Kitt eine zusätzliche Perspektive, die Einblicke in die Entwicklungen im Königreich liefern soll, doch dieser Handlungsstrang bleibt extrem oberflächlich und wirkt eher wie ein schmales Fenster als wie ein zweiter Erzählbogen. Auch andere Nebenfiguren wie Lenny, Calumn oder andere Weggefährten tauchen zwar auf, bleiben aber funktional und ohne Tiefgang. So bleibt auch hier ein gemischter Eindruck zurück. Allerdings ist "Powerless – Die Flucht" aus meiner Sicht die gelungenere Hälfte der bisherigen Reihe – nicht, weil es origineller oder ausgefeilter wäre, sondern weil es sich auf das konzentriert, was wirklich funktioniert: emotionale Nähe, charaktergetriebene Konflikte und eine glaubwürdige Liebesdynamik. Zwar stagniert die Handlung etwas, das Worldbuilding bleibt löchrig, und an erzählerischer Tiefe mangelt es weiterhin, aber wer Lust auf eine intensive Enemies-to-Lovers-Romance mit guter Spannung, stimmungsvoller Inszenierung und Genre-Trope-Bingo hat, wird hier deutlich mehr Freude haben als in Band 1. Ich bleibe jedenfalls dran – vor allem, weil das Finale viel verspricht: Drama, Konflikt und hoffentlich ein paar Antworten auf die offenen Fragen dieser Welt.

"If she is Shadow, then I am Flame. This girl is the very thing I can’t seem to escape—can’t seem to go anywhere without the remnants of her following. Where I am, she is. Whether it’s in the flesh or in the fragments of my mind. And where there is a flame, there is always a shadow. She is my inevitable."


Fazit


„Powerless – Die Flucht“ überzeugt als emotional fokussierter Mittelteil mit deutlich mehr erzählerischer Klarheit und starker Figurenchemie. Trotz besserem Fokus bleibt die Reihe aber weiterhin hinter ihrem Potenzial zurück – vor allem wegen des nach wie vor schwachen Worldbuildings und der wenig originellen Gesamthandlung.

Veröffentlicht am 26.05.2025

Ein unterhaltsamer Reiheneinstieg – allerdings noch mit viel Luft nach oben!

Powerless - Das Spiel
0

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nachdem mir das Buch aber von zwei Bekannten empfohlen wurde, ...

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nachdem mir das Buch aber von zwei Bekannten empfohlen wurde, habe ich beschlossen, mal mit dem ersten Band zu starten. Gleich vorweg: Für mich konnte das Buch leider nicht ganz halten, was es versprach...

Dass sich "Powerless - Das Spiel" großzügig an bekannten Tropes sowie Handlungselementen aus Dystopie-Reihengrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" bedienen wird, wusste ich schon im Voraus, da ich einiges über Plagiatsvorwürfe gelesen habe. Wie wenig originell die Handlung aber tatsächlich sein würde, hat mich schon etwas schockiert. Fast jeder erzählerische Kniff erinnert hier an etwas, das man so oder so ähnlich schon anderswo gelesen hat. Zwar schafft es die Autorin, den einzelnen Versatzstücken eine eigene Note zu verleihen, ein gut zusammenhängendes Gesamtbild entsteht hier aber trotzdem nicht.

"Mark my words, Prince. I will be your undoing." "Oh Darling, I look forward to it.”


Das liegt vor allem daran, dass das Worldbuilding rund um die geklauten Aspekte stark lückenhaft ist. Trotz mehrere Ausflüge in verschiedene Gebiete der vorgestellten Welt, bleiben die geographischen und politischen Strukturen des Reiches Ilya mehr als vage. Wie groß ist dieses Reich, das manchmal wie ein Stadtstaat, manchmal wie ein großes Königsreich beschrieben wird? Wie weit liegen die auf der Karte verzeichneten Orte auseinander, wenn man teilweise nur wenige Stunden braucht, um vom einen zum anderen zu kommen? Wie sind die klimatischen Bedingungen, wenn ein Wald direkt neben einer Wüste liegt? Aber auch: Was unterscheidet die Eliten von den Banalen? Wie hat eine Seuche dazu geführt, dass plötzlich alle magische Kräfte haben? Wo leben die Bürger Ilyas, die nicht in den Slums oder im Palast leben? Diese Fragen bleiben trotz des mit 657 Seiten recht langen Erzählanlaufs unbeantwortet.

"She is the embodiment of a bad decision. The twin of danger and desire. The fine line between deadly and divine. And I can feel myself drowning."


Ebenso wenig beschrieben werden auch die sogenannten Säuberungsspiele, die als wesentlicher Aspekt der Handlung eigentlich ein zentrales erzählerisches Element sind. Was sind die genauen Spielregeln? Wie viele Runden und Herausforderungen gibt es? Wie sind die vorherigen Spiele abgelaufen? Warum genau finden sie statt? Was kann man gewinnen, wieso ist es erstrebenswert, teilzunehmen? Und warum genau muss Kai eigentlich gewinnen? Ohne klare Antworten auf diese Fragen bleiben auch die Stakes niedrig – ein Umstand, der der Spannung spürbar schadet. Dementsprechend habe ich über zwei Wochen benötigt, um das Buch zu beenden, auch wenn ich es nicht grundsätzlich uninteressant fand. Das ist wirklich schade, da Lauren Roberts grundsätzlich sehr temporeich schreibt und es schafft, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Was fehlt ist der Kleber, der alles zusammenhält.

Auch die Dialoge – besonders die zwischen den beiden Hauptprotagonisten – wirken häufig bemüht und konstruiert. Der Banter, der eigentlich Spannung und Leichtigkeit bringen sollte, fühlt sich oft repetitiv, gestelzt und gekünstelt an. Ich habe extra beim Lesen zur Originalsprache gewechselt, da ich dachte, es könnte an der Übersetzung liegen, aber auch im Englischen klingen viele Zeilen wie aus einem Teen-Romance-Klischee-Baukasten und trugen somit zu meiner latenten Genervtheit bei. Dabei mochte ich die beiden Hauptfiguren grundsätzlich sehr. Paedyn und Kai dürfen hier beide aus ihrer Perspektive erzählen - Double POV lese ich super gerne - und können ihre jeweilige Lebens- und Gefühlswelt wunderbar nahebringen. Außerdem tragen sie die Geschichte mit spürbarer chemischer Spannung, insbesondere im letzten Drittel, wenn sich ihre Beziehung emotional zuspitzt.

"It’s the way he’s looking at me that suddenly makes swallowing seem like a struggle, breathing seem like a chore. I’ve never been looked at like it’s a privilege to be in my presence, an honor to hold my gaze, a gift to get a glimpse of me. Not until I met him.”


Während die beiden Hauptfiguren also großes Potenzial haben, bleiben die Nebenfiguren hingegen bisher blass. Charaktere wie Adena oder Kitt erhalten kaum Profil, und auch die übrigen Teilnehmenden der Spiele verkommen zur bloßen Kulisse. Es fehlt an Entwicklung, an Überraschungen – dabei gäbe das Setting durchaus Potenzial für komplexere zwischenmenschliche Dynamiken. Und dennoch hat es alles in allem am Ende dazu gereicht, dass ich weiterlesen will. Vor allem weil der Showdown für Band 2 viel Chaos, Herzschmerz und noch mehr Spannung zwischen den Figuren verspricht.


Fazit


Für Fans von Tropes, banterreicher Romantik und dramatischer Spannung ist "Powerless" ein unterhaltsamer Reiheneinstieg – allerdings noch mit viel Luft nach oben.

3,5 Sterne mit leichter Abwärtstendenz

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2025

Ein unterhaltsamer Reiheneinstieg – allerdings noch mit viel Luft nach oben!

Powerless - Das Spiel
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Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nachdem mir das Buch aber von zwei Bekannten empfohlen wurde, ...

Die "Powerless"-Reihe von Lauren Roberts ist aktuell stark im Hype - was mich grundsätzlich immer neugierig, aber auch etwas skeptisch macht. Nachdem mir das Buch aber von zwei Bekannten empfohlen wurde, habe ich beschlossen, mal mit dem ersten Band zu starten. Gleich vorweg: Für mich konnte das Buch leider nicht ganz halten, was es versprach...

Dass sich "Powerless - Das Spiel" großzügig an bekannten Tropes sowie Handlungselementen aus Dystopie-Reihengrößen wie "Selection", "The Hunger Games" oder "Red Queen" bedienen wird, wusste ich schon im Voraus, da ich einiges über Plagiatsvorwürfe gelesen habe. Wie wenig originell die Handlung aber tatsächlich sein würde, hat mich schon etwas schockiert. Fast jeder erzählerische Kniff erinnert hier an etwas, das man so oder so ähnlich schon anderswo gelesen hat. Zwar schafft es die Autorin, den einzelnen Versatzstücken eine eigene Note zu verleihen, ein gut zusammenhängendes Gesamtbild entsteht hier aber trotzdem nicht.

"Mark my words, Prince. I will be your undoing." "Oh Darling, I look forward to it.”


Das liegt vor allem daran, dass das Worldbuilding rund um die geklauten Aspekte stark lückenhaft ist. Trotz mehrere Ausflüge in verschiedene Gebiete der vorgestellten Welt, bleiben die geographischen und politischen Strukturen des Reiches Ilya mehr als vage. Wie groß ist dieses Reich, das manchmal wie ein Stadtstaat, manchmal wie ein großes Königsreich beschrieben wird? Wie weit liegen die auf der Karte verzeichneten Orte auseinander, wenn man teilweise nur wenige Stunden braucht, um vom einen zum anderen zu kommen? Wie sind die klimatischen Bedingungen, wenn ein Wald direkt neben einer Wüste liegt? Aber auch: Was unterscheidet die Eliten von den Banalen? Wie hat eine Seuche dazu geführt, dass plötzlich alle magische Kräfte haben? Wo leben die Bürger Ilyas, die nicht in den Slums oder im Palast leben? Diese Fragen bleiben trotz des mit 657 Seiten recht langen Erzählanlaufs unbeantwortet.

"She is the embodiment of a bad decision. The twin of danger and desire. The fine line between deadly and divine. And I can feel myself drowning."


Ebenso wenig beschrieben werden auch die sogenannten Säuberungsspiele, die als wesentlicher Aspekt der Handlung eigentlich ein zentrales erzählerisches Element sind. Was sind die genauen Spielregeln? Wie viele Runden und Herausforderungen gibt es? Wie sind die vorherigen Spiele abgelaufen? Warum genau finden sie statt? Was kann man gewinnen, wieso ist es erstrebenswert, teilzunehmen? Und warum genau muss Kai eigentlich gewinnen? Ohne klare Antworten auf diese Fragen bleiben auch die Stakes niedrig – ein Umstand, der der Spannung spürbar schadet. Dementsprechend habe ich über zwei Wochen benötigt, um das Buch zu beenden, auch wenn ich es nicht grundsätzlich uninteressant fand. Das ist wirklich schade, da Lauren Roberts grundsätzlich sehr temporeich schreibt und es schafft, stellenweise eine sehr dichte, szenische Atmosphäre aufzubauen. Besonders emotionale oder dramatische Szenen sind oft gut inszeniert, bildhaft und mit einem gewissen cineastischen Flair versehen. Was fehlt ist der Kleber, der alles zusammenhält.

Auch die Dialoge – besonders die zwischen den beiden Hauptprotagonisten – wirken häufig bemüht und konstruiert. Der Banter, der eigentlich Spannung und Leichtigkeit bringen sollte, fühlt sich oft repetitiv, gestelzt und gekünstelt an. Ich habe extra beim Lesen zur Originalsprache gewechselt, da ich dachte, es könnte an der Übersetzung liegen, aber auch im Englischen klingen viele Zeilen wie aus einem Teen-Romance-Klischee-Baukasten und trugen somit zu meiner latenten Genervtheit bei. Dabei mochte ich die beiden Hauptfiguren grundsätzlich sehr. Paedyn und Kai dürfen hier beide aus ihrer Perspektive erzählen - Double POV lese ich super gerne - und können ihre jeweilige Lebens- und Gefühlswelt wunderbar nahebringen. Außerdem tragen sie die Geschichte mit spürbarer chemischer Spannung, insbesondere im letzten Drittel, wenn sich ihre Beziehung emotional zuspitzt.

"It’s the way he’s looking at me that suddenly makes swallowing seem like a struggle, breathing seem like a chore. I’ve never been looked at like it’s a privilege to be in my presence, an honor to hold my gaze, a gift to get a glimpse of me. Not until I met him.”


Während die beiden Hauptfiguren also großes Potenzial haben, bleiben die Nebenfiguren hingegen bisher blass. Charaktere wie Adena oder Kitt erhalten kaum Profil, und auch die übrigen Teilnehmenden der Spiele verkommen zur bloßen Kulisse. Es fehlt an Entwicklung, an Überraschungen – dabei gäbe das Setting durchaus Potenzial für komplexere zwischenmenschliche Dynamiken. Und dennoch hat es alles in allem am Ende dazu gereicht, dass ich weiterlesen will. Vor allem weil der Showdown für Band 2 viel Chaos, Herzschmerz und noch mehr Spannung zwischen den Figuren verspricht.


Fazit


Für Fans von Tropes, banterreicher Romantik und dramatischer Spannung ist "Powerless" ein unterhaltsamer Reiheneinstieg – allerdings noch mit viel Luft nach oben.

3,5 Sterne mit leichter Abwärtstendenz