Profilbild von Wordworld_Sophia

Wordworld_Sophia

Lesejury Star
offline

Wordworld_Sophia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wordworld_Sophia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
0

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
2

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
0

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2021

Geheimnisvoll, bunt und außergewöhnlich!

Mein Herz in deiner Welt
0

Von Sarah Short (damals schrieb sie noch unter dem Namen Sarah Schäfle) habe ich schon 2016 die Fantasy-Reihe "Der Ruf des Turul" gelesen, was witzigerweise eine meiner ersten Rezensionsexemplar-Reihen ...

Von Sarah Short (damals schrieb sie noch unter dem Namen Sarah Schäfle) habe ich schon 2016 die Fantasy-Reihe "Der Ruf des Turul" gelesen, was witzigerweise eine meiner ersten Rezensionsexemplar-Reihen des noch jungen Blogs war. Nun, Jahre später, geht es weiter im Genre Romantasy und dem Titel "Mein Herz in deiner Welt", welcher zu Beginn und am Ende für mich etwas geschwächelt hat, im Mittelteil jedoch einen wirklich tollen Sog entwickelt.

Zum Cover muss man denke ich gar nicht viel sagen - es ist einfach eine Augenweide. Mit dem galaktischen Milchstraßen-Motiv im Hintergrund, der offenen Tür, durch die rote Blätter wehen und einer Frau im Kleid im Vordergrund passt es nicht nur wunderbar zur Handlung, auch die Komposition von Farben und Licht und Schatten ist einfach hinreißend. Auch innerhalb der Buchdeckel hat der Hawkify Verlag gute Arbeit geleistet. Die 41 Kapitel sowie der Epilog werden jeweils mit dem Bild eines Amuletts mit Löwen-Tierkreiszeichen geschmückt, wie Maggie ihn findet und für ihre vermeintlichen Zeitreisen verwendet. Negativ anmerken muss ich nur, dass gerade zu Beginn und am Ende die Kapitel manchmal etwas willkürlich ausgewählt erscheinen, da oft ein Einschnitt mitten in einer Szene auftrat, oder ein neues Kapitel anderweitig plötzlich und unpassend begann. Es kam mir an einigen Stellen so vor, als hätte die Autorin einfach schön alle zwanzig Seiten einen Absatz gemacht, egal was gerade passiert und ob es passt oder nicht. Natürlich gab es einige wohlgewählte Absätze, aber gegen Ende hätte ich mir sanftere Übergänge und längere Szenen gewünscht - dazu aber später noch mehr.


Erster Satz: "Trockenes Laub raschelte unter meinen Turnschuhen, als ich durch den Wald stapfte."


Geheimnisvoll, bunt und außergewöhnlich - diese drei Beschreibungen passen nicht nur zur Gestaltung, sondern auch allgemein zur Geschichte. Sarah Short hat sich mit dem Thema der Paralleluniversen in ein ziemlich komplexes, aber sehr spannendes Gebiet gewagt, das in Büchern und vor allem im Bereich Romantasy bislang eher wenig aufkam. Ganz im Gegensatz zu Zeitreisen, welche man zu genügen in Jugendbüchern findet, war die Grundidee eine erfrischend abwechslungsreiche, welche von der Autorin auch sehr anschaulich und wenig verkopft und gut durchdacht umgesetzt wurde. Man braucht keinen Abschluss in Quantenphysik, um die Grundidee der Paralleluniversen zu verstehen, muss aber doch ein bisschen den eigenen Kopf anstrengen, um bei den Reisen zwischen Zeit und Raum mitzukommen. Aufgefallen, welche Denkleistung hinter der Handlungskonstruktion stecken musste, ist mir, als ich beim Nachgrübeln versucht habe, eine Logiklücke zu finden. Sarah Short hat das sehr geschickt angestellt und versucht, den Erkenntnisstand von Leser und Figuren auf etwa gleicher Höhe zu halten. Bei mir hat das wunderbar funktioniert. Immer wenn mir ein verwirrender Gedanke oder eine Frage kam wie "hä, aber was bedeutet das denn jetzt für die Doppelgänger", wurde genau dieses Problem im nächsten Satz von Maggie selbst oder einer anderen Figur zur Sprache gebracht und entweder geklärt oder als unbekannte Kuriosität abgestempelt. Es gab also durchaus einige Fragezeichen im Handlungskonstrukt, oft wurde aber so gekonnt die "Paralleluniversen halt, was willst du da noch hinterfragen"-Karte gespielt, dass man kaum länger darüber nachgrübelt.


"Nicht, Maggie. Jemand hat dir eine besondere Rolle zugedacht. Es ist mein Pech, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich denk an dich, meine süße, verrückte Maggie."
"Und ich denk an dich. Wenn wir uns wiedertreffen, bleibe ich bei dir und zwar für immer"


Neben Magie und Weltenchaos steht jedoch vor allem eines im Mittelpunkt: die Liebesgeschichte, die Teil von Maggies Neuanfang in einer neuen Welt wird. Für diese nimmt sich die Autorin im ersten Drittel sehr viel Zeit, sodass nach dem ersten Weltensprung anders als ich zuerst angenommen hatte, nicht in schnellem Tempo weitere folgen, sondern wir eine Weile im Jahre 2005 in der Welt einer fünfzehnjährigen Maggie-Kopie verweilen. Zu Beginn hatte ich leichte Probleme, mich in unsere sechsundzwanzigjährige Protagonistin und Ich-Erzählerin hineinzufühlen, da ich ihr Leben jetzt nicht als besonders schlimm oder gescheitert wahrnahm, sodass ich ihre Unzufriedenheit, welche sie schlussendlich dazu getrieben hat, alles zurückzulassen und kurzfristig eine Zeitreise zu machen, nicht ganz nachvollziehen konnte. Ja klar, eine neue Chance klingt erstmal gut, doch wer möchte schon freiwillig nochmal 15 sein? Führerschein, Schulabschluss, Berufsausbildung, Loslösen vom Elternhaus, Pubertät und alle erste Male nochmal durchleben? Nope, hätte ich kein Bock drauf und mit 26 ist das Leben ja jetzt nicht gerade vorbei, da hat man ja noch sooo viel Zeit, nochmal neu anzufangen. Lange Rede kurzer Sinn: Ich konnte nicht ganz nachempfinden, weshalb Maggie sich ohne lange Nachzudenken durch die Tür gestürzt hat und das hat dazu geführt, dass ich einen eher holprigen Start mit ihr hatte.

Witziger Weise wurde das besser, sobald Maggie in der 2005er-Welt war, da das Leben einer Fünfzehnjährigen aus der Perspektive einer Sechsundzwanzigjährigen wirklich einmalig zu lesen war. Dieses Konzept funktionierte nicht nur viel besser, als ich das ursprünglich angenommen hatte, sondern hatte auch einen großen Unterhaltungsfaktor. Kuriose Fragen um Moral und Verantwortung, einige Mutti-Momente und nicht zuletzt ein paar Überlegungen zum Jugendschutz beim Eingehen einer romantischen Beziehung sorgten dabei für den ein oder anderen Lacher bei mir. Maggies damals beste Freundin Jelena, deren Freund Andy und natürlich den Amerikaner Alan muss man einfach mögen und zwischen Ferienlager, Betreuerabenden, Ferienstimmung und sich anbahnenden Romanzen vergisst man sehr schnell, dass Maggie eigentlich sechsundzwanzig und nicht nur aus einer anderen Zeit, sondern auch aus einem anderen Paralleluniversum ist...


"Mein Herz quoll über vor Liebe und dem unbändigen Drang danach, alles leben zu beschützen und diese winzigen Welten zu retten. Ich lächelte. Das leuchtende Nebelwesen hätte mir vielleicht helfen können, aber ich brauchte es nicht. Ich leuchtete selbst."


Dafür sorgt auch der unterhaltsame, flüssige Schreibstil der Autorin. Die leichte Brise jugendlicher Unternehmungslust und unschuldiger Ahnungslosigkeit mischt sich im weiteren Verlauf der Geschichte zunehmend mit Spannung und dramatischen Szenen. Etwa ab der Hälfte wird Maggie abermals in eine andere Welt verfrachtet und als sie dort auf einen Bekannten aus ihrem Heimatuniversum trifft, werden erstmals wichtige Fragen beantwortet, die man sich schon die ganze Zeit gestellt hat. Ab hier geht es mit sehr schnellen Schritten vorwärts in eine Richtung, die ich zu Beginn für die Geschichte überhaupt nicht gesehen hatte. Dadurch dass der Beginn auf eine Welt und die Liebe zwischen Maggie und Alan ausgerichtet und zugleich völlig abseits der typischen Romantasy-Geschichten konstruiert war, hatte ich nicht erwartet, dass es bald um die typischen Weltrettungs-Szenarien gehen würde. Dass Maggie dann im Endeffekt doch die typische Auserwähltenrolle ausfüllen und die Welt im Kampf gegen Gut und Böse retten muss, empfand ich zuerst als übertrieben und klischeehaft, auch wenn der Showdown durchaus mitreißend und spannend gemacht war. Zudem erhöhte sich hier das Erzähltempo nochmal um eine Stufe, sodass vieles ziemlich schnell am Leser vorbeirauscht.


"Trag dein Licht in die Welt hinaus und lass es strahlen. Du weißt, wie du in die gewünschte Welt gelangst. Geh deinem Herzen nach. Wenn du darauf hörst, kannst du nicht vom Weg abkommen."


Über das tatsächliche Ende habe ich mich dann zwar gefreut, leider hätte ich aber noch etwa eine Million Fragen gehabt, wie das alles funktioniert mit den Hütern, den Paralleluniversen, den Entscheidungen und so weiter, welche aber zugunsten der zu Beginn lange ausgebreiteten und im Mittelpunkt stehenden Liebesgeschichte eher oberflächlich oder gar nicht beantwortet blieben. Ich hätte mir also entweder eine etwas ausführlichere Haupthandlung mit besser und länger ausgearbeitetem Showdown oder einen noch stärkeren Fokus auf die Liebesgeschichte und ein Weglassen der Gut-Böse-Kampf-Thematik gewünscht. Für beides zusammen war meines Empfindens der Umfang mit den 376 Seiten etwas zu kurz.




Fazit:


Geheimnisvoll, bunt und außergewöhnlich - "Mein Herz in deiner Welt" vereint eine besondere Liebesgeschichte mit spannendem Paralleluniversums-Plot zu einem mysteriösen, humorvollen und kurzweiligen Leseerlebnis. Beginn und Ende haben für mich etwas geschwächelt, im Mittelteil entwickelt die Geschichte aber einen wirklich tollen Sog.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2021

Zuckersüß, hinterlässt jedoch einen eher faden Nachgeschmack...

Sweet at heart
0

Schon mit dem ersten Teil der zweibändigen Honey-Springs-Dulogie, "Sweet Like You" hat Robyn Neeley eine nette, unterhaltsame Geschichte geschrieben, die man in wenigen Stunden durchlesen konnte, die aber ...

Schon mit dem ersten Teil der zweibändigen Honey-Springs-Dulogie, "Sweet Like You" hat Robyn Neeley eine nette, unterhaltsame Geschichte geschrieben, die man in wenigen Stunden durchlesen konnte, die aber leider kaum einen bleibenden Eindruck hinterließ. Als ich die Vorschau für den zweiten Teil gesehen habe, habe ich dann jedoch kurzerhand beschlossen, der Dulogie nochmal eine zweite Chance zu geben. Denn Robyn Neeley bietet neben einer zauberhaften Wohlfühlatmosphäre auch ein heimeliges Kleinstadtsetting im Bienenwahn, das man einfach lieben muss und zu dem ich sehr gerne vor dem Erscheinungstermin des zweiten Bandes noch einmal zurückgekehrt bin. Leider muss ich aber auch zu "Sweet at Heart" pünktlich zum heutigen Erscheinungstermin alles in allem eine eher ernüchternde Bilanz ziehen.

Die Gestaltung von "Sweet at Heart" ist genauso wundervoll wie die des ersten Bandes. Nicht nur dass das Cover mit dem hellbeigen Hintergrund, den Baumwollpflanzen und dem Etikettartigen Container des Titels total heimelig aussieht, auch innerhalb der Buchdeckel ist "Sweet at Heart" ganz zauberhaft gestaltet. Das beginnt schon mit den Leselaschen. In diese sind nämlich zwei Rezepte abgedruckt. In der vorderen Lasche lädt Nana Porters berühmte und preisgekrönte Honig-Limonade zum Ausprobieren ein, während ganz am Ende der Geschichte eine Anleitung zum Mixen von Madisons Lieblingsdrink, den Honigmargaritas zu finden ist. Ich finde ergänzende Rezepte und Anleitungen sowieso immer eine tolle Idee, hier hat sich das Verlagsteam aber wirklich besonders viel Mühe mit der Ausgestaltung gegeben! Ebenfalls sehr passend finde ich die kleine gezeichnete Biene, die jeden der 22 Kapitelanfänge ziert. Was äußerst selten vorkommt ist außerdem, dass mir der neue Titel des Kyss Verlags sogar besser gefällt als der Originaltitel der englischsprachigen Ausgabe "One Purrfect Summer". Für die Gestaltung gibt es also uneingeschränktes Lob von mir.


Erster Satz: "Madison war langweilig."


Anders sieht es leider mit dem Rest der Geschichte aus. Ich habe wirklich versucht, den Roman zu mögen und mich ganz in die zuckrige, heile, summende Welt von Honey Springs hineinfallen zu lassen, doch leider konnte mich Madisons Leben schon von Beginn an nur wenig fesseln. Die sprunghafte Rathausmitarbeiterin, die Protagonistin Cassie und mir als Leserin im ersten Teil zusammen mit der inoffiziellen Bienenkönigin und offiziellen Diner-Besitzerin Bea schon das Leben ganz schön schwer gemacht hat, machte es mir auch hier nicht gerade leicht, sie ins Herz zu schließen. Obwohl sie nun selbst ganz schön unter Druck steht, da sie zusammen mit eben besagter Bienenkönigin das Hometown Honeybee Festival planen soll, welches Honey Springs bekannt machen soll, sitzt sie lieber gemütlich in der Sonne, verbannt Beas Todo-Lists ungelesen im Handschubfach ihres klapprigen Autos und wundert sich dann, weshalb sie als unkonsequent und launenhaft gilt.

Dank einiger in den Sand gesetzten Projekte in der Vergangenheit, hat sie den Ruf, wegzulaufen, wenn es schwierig wird. Die Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen erhält sie, als Bea plötzlich zwei Wochen vor dem Start des großen Events krank wird und ausgerechnet den rebellischen Café-Besitzer Patrick als neuen Co-Vorsitzenden des Planungsausschusses einsetzt. Ihn kann Madison nämlich absolut nicht leiden. Nicht nur dass eben jener ihren Plan, eine Eisdiele zu öffnen vor vier Jahren zerstört hat, als er sie beim Kauf des Ladens knapp überboten hat - er hat es sich auch noch erdreistet, seinem Café keinen Namen mit Bienenbezug zu geben. Die Zusammenarbeit der beiden steht also schonmal unter keinem guten Stern. Noch komplizierter wird es allerdings, als Madison beim Durchstöbern von alten Akten herausfindet, dass Patrick sie damals gar nicht überboten hatte und die beiden beschließen, einen Wettbewerb um das Café zu starten. Als zwischen Festivalplanung, erbittertem Marketingwettkampf und der Suche nach einem verschollenen Honigkuchenrezept auch noch Gefühle ins Spiel kommen, ist das Chaos perfekt und Patrick und Madison beginnen sich zu fragen: wie können beide das bekommen, was sie wollen, ohne den Traum des jeweils anderen zu zerstören...


"Immer fängst du mich auf" flüsterte sie und schaute ihm in die Augen."
"Immer verlierst du das Gleichgewicht."


Leider läuft die Geschichte abermals sehr langsam und mit einer Vielzahl von aneinander gereihten Einzelszenen an, sodass wir den Figuren während der ersten 100 Seiten dabei zusehen, wie sich versuchen, sich gegenseitig auszustechen und gleichzeitig den Anordnungen der kontrollsüchtigen Bea, welche natürlich immer über Zoom hinzugeschaltet ist, gerecht zu werden. Dabei sind zwar wieder sehr viele süße Ideen mit eingearbeitet, insgesamt schrammt einiges jedoch erneut stark an der Grenze zum Unglaubwürdigen vorbei und man muss wirklich das Gehirn ausschalten, um bei einigen absurd konstruierten Wendungen nicht mit den Augen zu rollen. Egal ob bei fragwürdigen Rechtangelegenheiten (dass die Autorin selbst nicht Jura studiert hat, wurde schon im ersten Teil klar, als Cassie einfach nach einer spontanen Entscheidung Bürgermeisterin wurde, obwohl das als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, noch tatsächlich ein kommunalpolitisches Amt war, für das man GEWÄHLT werden muss), sich auf magische Weise um einen Tag verlängernden Wochenenden, eine von langer Hand geplante Intrige der verstorbenen Bürgermeisterin, oder das Schneidern von mehreren tausend Bienenkostümen praktisch über Nacht - man darf über einige Teile der Handlung einfach nicht weiter nachdenken. Das Label "No Brainer" ist hier also eher als Kritik zu verstehen und bei aller Liebe für das Setting waren mir die Geschichte alles in allem doch zu flach, um mich überzeugen zu können.


"Noch vor einer Woche hatte er kaum ein Wort mit ihr gewechselt, dann war er in schneller Folge zu ihrem Co-Vorsitzenden im Festivalausschuss und zu ihrem Konkurrenten im Wettbewerb um seinen Laden geworden, und nun sollte er auch noch ihren Mentor spielen. Er atmete langsam aus und lehnte sich zurück. In welche Rolle würde man ihn wohl als nächstes drängen?"


Daran konnte dann auch Patrick nichts mehr ändern, den ich aufgrund seiner fürsorglichen Art einfach mögen musste. Trotz dass er theoretisch einige Altlasten aus seiner Vergangenheit mitbringt, bleibt er im Verlauf der Geschichte ziemlich blass, vorhersehbar und der eindimensionale Good-Guy. Da ich eine Weile gebraucht habe, um mit der sprunghaften, sturen, dabei aber ziemlich naiven Madison zurecht zu kommen, kam mir seine nette und unkomplizierte Art aber gerade recht. In der zweiten Hälfte wird es zwar geringfügig besser und Madison tritt nicht mehr ganz so nervig und streitsüchtig auf, Verbundenheit oder gar Charaktertiefe würde ich ihr trotzdem nicht zuschreiben. Wie schon bei "Sweet Like You" hat Robyn Neeley hier einen personalen Erzähler gewählt und wechselt regelmäßig zwischen den beiden Erzählperspektiven, welche hier auch ausgeglichener sind als im ersten Teil, in dem ein klarer Fokus auf der weiblichen Hauptfigur lag. Warum meine bevorzugte Erzählperspektive bei Liebesgeschichten die Ich-Perspektive ist und bleibt, hat sich jedoch auch hier wieder gezeigt: durch einen Er-Erzähler kann man einfach keine so große Nähe zu den Figuren aufbauen.

Neben den Figuren an sich war ich auch ein bisschen von ihrer Beziehung zueinander enttäuscht. Trotz dass die beiden schon erwachsen sind, erinnert die Atmosphäre zwischen ihnen eher an einen Young Adult Roman, denn bis auf ein kurzes, zaghaftes Küsschen nach über 200 Seiten passiert nicht besonders viel zwischen den beiden. Im Gegenteil: Madison und Patrick schleichen lange Zeit etwas verzagt umeinander herum, streiten sich wegen Kleinigkeiten, verlieren sich in Floskeln und sorgen mit Aktionen, die zwar süß aber manchmal ein bisschen drüber sind, (so wie auch zum Beispiel die Idee mit Belle, der Ehe-stiftenden Katze) für Seufzer (der genervten Sorte). Von großen Gefühlen, Leidenschaft oder gar Anziehungskraft kann man kaum sprechen. Die prickelnde Romantik, die oft mit dem typischen Haters-to-Lovers-Motiv einhergeht, sucht man hier also bis zum Ende hin vergebens, wo dann aus dem rauen Umgangston plötzlich Liebe wird. Die Geschichte ist in erster Linie süß und gewinnt ihre Spannung durch die Schwierigkeiten, in denen sich Madison plötzlich wiederfindet. Zusätzlich negativ aufgefallen sind mir einige Genitiv-Dativ-Fehler, von denen ich mir nicht sicher war, ob die Übersetzerin sie absichtlich eingebaut hat, um die wörtliche Rede authentischer wirken zu lassen, oder ob sie tatsächlich Fehler sind. Egal was der Grund für die abenteuerlichen Konstruktionen war - sie sind mir negativ ins Auge gesprungen.


"Seit drei Jahren versuchte er nun, in Honey Springs ein neues Leben zu beginnen. Und er hatte immer das Gefühl, zu scheitern, weil kein einziger Tag auch nur annähernd an diejenigen herangereicht hatte, die er mit Jocelyn erlebt hatte. Der heutige Tag war anders gewesen."


"Sweet at Heart" ist also alles in allem nicht gerade leicht zu bewerten, da einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüberstehen. Madison und Bea fand ich trotz Anstrengungen meinerseits und einem großen Vertrauensvorschuss nach wie vor eher schwierig (und nicht auf die liebevolle Art und Weise) und die ganze Geschichte mit dem Wettbewerb, dem Laden und der Intrige der verstorbenen Bürgermeisterin fand ich zwar sehr nett aber auch etwas konstruiert und weit hergeholt. Vom Ende mit dem wohl absolut unnötigsten Streit in der Geschichte der unnötigen Streits (Spoiler: Warum Patrick Madison nicht einfach gesagt hat, dass er einen anderen Weg gefunden hat, wie sie ihre Eisdiele eröffnen und er sein Café behalten kann, erschließt sich mir nicht. Klar, er wollte sie erstmal überraschen, aber nachdem sie dann so wütend auf ihn war, da sie dachte, er habe sie die ganze Zeit hingehalten und betrogen, hätte er es ihr einfach schnell sagen können und das ganze Drama hätte man sich sparen können) und dem Happy End inklusive einer Menge Bienenkostüme, süßer Speisen und Schwänzeltanz will ich gar nicht erst anfangen...



Fazit:


Auch wenn ich wirklich versucht habe, "Sweet at Heart" zu mögen, konnte mich auch der zweite Teil der Honey-Springs-Dulogie nicht überzeugen. Zwar ist die Geschichte wie der Titel auch sagt, im Herzen zuckersüß und das Setting muss man einfach lieben, die flachen Figuren, die teilweise überzogene und übermäßig konstruierte Handlung und fehlende Gefühle hinterließen jedoch einen eher faden Nachgeschmack

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere