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Veröffentlicht am 31.10.2022

Die Wagemutige

Die Wagemutige
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Mit "Die Wagemutige", ist Autorin Caroline Bernard ein sehr fesselnder und geschichtsträchtiger Roman über die berühmte österreichische Wiederstandskämpferin Lisa Fittgo (geb. Elisabeth Eckstein) gelungen. ...

Mit "Die Wagemutige", ist Autorin Caroline Bernard ein sehr fesselnder und geschichtsträchtiger Roman über die berühmte österreichische Wiederstandskämpferin Lisa Fittgo (geb. Elisabeth Eckstein) gelungen. Die biografische (Lebens- und Zeit)Geschichte der Protagonistin Lisa Fittgo enthält viele überaus interessierte wie auch schockierende Sachinformationen über die Zeit des zweiten Weltkrieges, des NS-Regimes und der Judenverfolgung. Eingebettet wird das Ganze in eine überzeugende aber fiktive Geschichte, die den Leser mehr als einmal mitfiebern lässt. Mitreißend wird die Flucht der jungen Frau nach Frankreich, aber auch vor allem ihr Werk als Fluchthelferin erzählt. Fittgo verfolgt hierbei kontinuierlich den gewaltfreien Wiederstand, was sie noch einmal enorm von ihren Gleichgesinnten abhebt. Der Roman schildert eindrucksvoll den Balanceakt zwischen politischem Wiederstand und dem Wunsch nach persönlichem Glück, in Form von Liebe, Freiheit und Sicherheit. Ein sehr angenehmer und fließender Schreibstil, rundet dieses Werk, was ich jedem nur empfehlen kann, ab.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Ein schwarzes Loch für Harrison

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
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Harrison ist eigentlich ein ganz netter Kerl, wenn da nicht diese unkontrollierbaren Wutausbrüche wären. Alarmstufe Rot, wie sie liebevoll von seiner Familie genannt werden. Denn wenn Harrison wütend ist, ...

Harrison ist eigentlich ein ganz netter Kerl, wenn da nicht diese unkontrollierbaren Wutausbrüche wären. Alarmstufe Rot, wie sie liebevoll von seiner Familie genannt werden. Denn wenn Harrison wütend ist, gerät er völlig außer Kontrolle. Als er zu einer Geburtstagsparty eingeladen wird, erhält jedes Kind einen Planeten- Luftballon, nur Harrison bekommt ausgerechnet ein schwarzes Loch. Was genau es mit diesem Loch auf sich hat und was er darin alles verschwinden lassen kann, bemerkt Harrison erst später. Auch, wie nah Fluch und Segen beieinander liegen. Denn anfangs verschwindet nur Verhasstes und Ungewolltes wie Brokkoli, nervige Mitschüler oder der Nachbarshund. Doch das Loch wird immer hungriger und plötzlich sind auch Harrisons Eltern verschwunden, die er natürlich wieder haben will. Erst als Harrison seine Gefühle unter Kontrolle bringt, bekommt er auch das schwarze Loch besänftigt. In "Der Junge, der der die Welt verschwinden ließ" lernen junge Leser ab 8 Jahren, eingebettet in eine sehr interessante Geschichte, ganz nebenbei Sachwissen über schwarze Löcher in der Atmosphäre, aber auch, wie man seine Gefühle unter Kontrolle bringt. Das Layout und die Illustrationen auf den Seiten sind wirklich traumhaft schön und passend gestaltet. Der Text liest sich sehr flüssig, könnte aber noch ein bisschen mehr Spannung aufbauen. Die Story ist interessant und das Buch im ganzen wirklich sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.09.2022

Zu viel los

Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden
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Einiges los in Anni Lindners neustem Kinderroman "Wie wir die Welt retten wollten und dabei ausversehen das Bernsteinzimmer fanden". Dieses Werk möchte, wie bereits am super langen Titel unschwer zu erkennen, ...

Einiges los in Anni Lindners neustem Kinderroman "Wie wir die Welt retten wollten und dabei ausversehen das Bernsteinzimmer fanden". Dieses Werk möchte, wie bereits am super langen Titel unschwer zu erkennen, viele Themen gleichzeitig behandeln, verliert dabei jedoch, meiner Meinung nach, das Wesentliche aus den Augen. Der Schreibstil ist locker, angenehm zu lesen und erzählt die Geschichte aus der Ich- Perspektive von Protagonistin Emmi Himmelweit. Sie spricht den Leser oft persönlich an, was einen sofort in die Geschichte eintauchen lässt, bspw. wenn man ihre Geheimnisse nicht veraten/ weitersagen soll. Insbesondere, wenn es um ihren heimlichen Schwarm Luka geht. Das Verliebtsein zieht sich durch die gesamte Geschichte wie ein roter Faden und wird dadurch zum zentralen Thema. Schwepunktthematik sollte jedoch eigentlich der Umweltschutz sein. Denn alles beginnt mit Emmis Petition, um zu erwirken, dass in den Geschäften die Lebensmittel nicht mehr unnötig mit Plastik verpackt werden. Emmi und ihre Geschwister begeben sich auf ein spannendes Abenteuer und finden ganz nebenbei das Achte Weltwunder. In der Geschichte, die sich zwischendurch mehr und mehr als Krimi entpuppt, spielt plötzlich das seit 1945, im Zweiten Weltkrieg, verschollene Bernsteinzimmer eine weitere Rolle. Wichtige Themen in diesem Zusammenhang, wie der Holocaust oder die Ermordung von Menschen, sind jedoch kein Thema, dass man so beiläufig anschneiden oder in so wenigen Sätzen abhandeln sollte. Es bräuchte Begleitung durch Erwachsene, um diese einschlägigen und historischen Ereignisse zu vestehen und zu erarbeiten. Das Cover wirkt sehr durcheinander, zudem fehlt ein Geschwisterkind in der Abbildung. Auch die vereinzelten Illustrationen in der Geschichte, wirken unpassend und willkürlich. Ein schön gemeintes Buch, aber weniger wäre hier einfach mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Feuerwanzen lügen nicht

Feuerwanzen lügen nicht
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"Dass Mischa mein bester Freund geworden ist, war ebenso unwahrscheinlich wie, dass ich seiner wurde. Oder auch nicht: [...] wir fügen uns zusammen wie zwei perfekt passende Puzzleteile."
Feuerwanzen ...

"Dass Mischa mein bester Freund geworden ist, war ebenso unwahrscheinlich wie, dass ich seiner wurde. Oder auch nicht: [...] wir fügen uns zusammen wie zwei perfekt passende Puzzleteile."
Feuerwanzen lügen nicht, von Stefanie Höfler, erzählt die tief berührende und zugleich urkomische Geschichte der beiden Freunde Mischa und Nits, der eigentlich Nityananda heißt. Für den hibbeligen, hyperaktiven und wortgewandten Nits, mit indischen Wurzeln, ist der schlaue, ruhige und überkorrekte Mischa, mit seiner scheinbar perfekten Familie, ein absolutes Vorbild. Der Papa ist supercool und die Mama eine Biologin im Urwald. Nits würde nie auf die Idee kommen, irgendwas von Mischas Erzählungen in Frage zu stellen und hat "Mischa absolut ausnahmslos alles geglaubt", bis Nits Micha eines Tages plötzlich bei einer Lüge ertappt. Und dann darf Nits mit zu Mischa nach Hause und was er dort sieht und erfährt, hätte Nits nie für möglich gehalten. Mischa lebt in großer Armut. Sein Vater ist alles andere als supercool, er baut andauernd Mist, sodass Mischa und dessen kleine Schwester Amy in ständiger Angst leben, ins Heim zu müssen. Die Freundschaft gerät auf den Prüfstand, womit beide Jungen schier überfordert sind. Nits ist richtig sauer auf seinen besten Freund und seine Lügen, aber auch auf sich selbst.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nits, einem der beiden Hauptprotagonisten, erzählt. Der Schreibstil ist locker, fließend und holt den Leser sofort ab. Nach wenigen Seiten ist man bereits mitten im Geschehen, was die Geschichte super spannend macht. Die Thematik bzw. das Motiv, nicht die einfachste Kost. Vielleicht sollte das Werk begleitend im Deutschunterricht oder mit höherem Alter gelesen werden, denn es wühlt einen eindeutig auf. Das nicht jedes Kind aus perfekten Familienverhältnissen stammt oder mit Frühstücksdose in die Schule geschickt wird, ist durchaus nichts Neues, aber auf diese Weise vom Scharmgefühl und Verunsicherung so jünger Menschen zu lesen, dass sie sich in Lügen hüllen müssen, "oder ist lügen einfach nur träumen, wie es auch gewesen sein könnte", macht einen tief betroffen. Die einzelnen Kapitel werden jeweils durch Lautmalerei, in Form kurzer Reime über unterschiedliche Tiere, die aber immer irgendwie zur Geschichte passen, eingeleitet. Alles in allem ein wirklich tolles und lesenswertes Buch, das nicht nur zum Lachen, sondern vor allem zum Nachdenken angeregt.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Berührend

Findelmädchen
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Nach Kriegsende werden die sechs jährige Helga und ihr vier jähriger Bruder Jürgen 1947 glücklicher Weise von dem französischen Paar Claire und Albert, aus einem Keller des zerstörten Kölns gerettet und ...

Nach Kriegsende werden die sechs jährige Helga und ihr vier jähriger Bruder Jürgen 1947 glücklicher Weise von dem französischen Paar Claire und Albert, aus einem Keller des zerstörten Kölns gerettet und leben seitdem bei ihnen in Frankreich. Als aber der Vater der beiden Kinder 1955 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt und sie zurück nach Hause holt, ändert sich das gewohnte Leben schlagartig und Helga geriet in ein Wechselbad der Gefühle. Während sie den Wunsch hegt aufs Gymnasium zu gehen um Schriftstellerin zu werden, entscheidet ihr Vater, der selbst Journalist war, dass es besser sei, an einer Hauswirtschaftsschule zu lernen. Hier erfährst Helga während eines Praktikums in einem Waisenhaus Grauenvolles, das sowohl ihr Leben, als auch das Anderer nachhaltig verändert.
Mit Findelmädchen veröffentlicht Autorin Lilly Bernstein bereits ihr zweites Meisterwerk. Zwischen Nachkriegszeit und Wirtschaftsaufschwung sind das antisemitische Gedankengut und die Diskriminierung noch lange nicht vergessen. So hat besonders das milchschokoladenbraune Besatzerkind Bärbel unter der Bösartigkeit der Nonnen im Waisenhaus schwer zu leiden. Es ist erschütternt zu lesen, wie junge unschuldige Menschen behandelt oder vielmehr gequält werden. Ebenso die Rolle der Frauen zu jener Zeit ist massiv durch sexistische und chauvinistische Gedanken geprägt. Dieser überaus bewegende Roman mitsamt seiner intensiv erzählten Szenerien und facettenreich gezeichneten Charaktere, lässt die Geschichte mehr als glaubwürdig und mitreißend erscheinen und sicherlich kein Auge trocken. Besonders beeindruckend und spannungsfördernd, lesen sich die in den Roman eingebetteten Tagebucheinträge von Helgas Mutter Elisa, sie seit 1945 verschollen ist und deren Tagebuch am Ende ein grausames Geheimnis enthüllt. Wer gern in geschichtsträchtige Romane mit mitreißend aufwühlenden Einzelschicksalen eintaucht, ist hier absolut richtig. Hochachtung für dieses Meisterwerk.

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