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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2021

Wem kann man glauben?

SCHWEIG!
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Kurz vor Weihnachten hätte Esther eigentlich genug damit zu tun, alles fürs Weihnachtsfest mit ihrem Mann und ihren Kindern vorzubereiten. Doch ihre Schwester lebt seit ihrer Scheidung ganz allein in einem ...

Kurz vor Weihnachten hätte Esther eigentlich genug damit zu tun, alles fürs Weihnachtsfest mit ihrem Mann und ihren Kindern vorzubereiten. Doch ihre Schwester lebt seit ihrer Scheidung ganz allein in einem großen Haus im Wald. Esther fühlt sich verpflichtet, ihre Schwester Sue zu besuchen und ihr wenigstens ein kleines Geschenk zu überreichen. Außerdem kann sie so überprüfen, ob ihre Schwester so allein zurechtkommt und ihre Medikamente nimmt.
Was dem Leser zunächst als großzügige und schwesterliche Geste erscheint, entpuppt sich allmählich zu einer ganz anderen Geschichte. Wieso lädt Esther ihre Schwester nicht einfach über Weihnachten zu sich nach Hause ein? Offenbar gab es im vorigen Jahr einen Vorfall, der diese Möglichkeit zu einer Unmöglichkeit macht.
Als Esther bei Sue eintrifft, setzt ein Schneesturm ein, der sie zwingt, dort zu bleiben. Und nun erfährt man auch aus Sues Perspektive einzelne Details, die Zweifel säen. Welcher Sichtweise kann man denn nun trauen? Derjenigen der vernünftigen, hilfsbereiten und pragmatischen Esther? Oder doch eher der Sichtweise der unvernünftigen, hilflosen und undankbaren Sue?
Die beiden Schwestern sind durch den Sturm an das einsame Haus im Wald gebunden. Durch die erzwungene Nähe kommen endlich Dinge auf den Tisch, die schon lange zwischen den beiden Schwestern schwelen. Doch wem kann der Leser nun glauben?
,,Schweig“ ist ein psychologischer Thriller, der mit immer wieder überraschenden Wendungen überzeugt. Allerdings ist so manches auch etwas vorhersehbar, wie z.B. die Rolle von Esthers Ehemann.

Veröffentlicht am 13.10.2021

Teuflisch!

Der Tod und das dunkle Meer
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Dieser Roman ist sehr schwer einem Genre zuzuordnen. Laut Klappentexte ein Kriminalroman? Auch wenn Spannung wahrlich vorhanden ist, überwiegt doch das Historische und das Schaurig-Unerklärliche, was ...


Dieser Roman ist sehr schwer einem Genre zuzuordnen. Laut Klappentexte ein Kriminalroman? Auch wenn Spannung wahrlich vorhanden ist, überwiegt doch das Historische und das Schaurig-Unerklärliche, was eine Einordnung fast unmöglich macht. Aber was soll’s? Was zählt, ist die Unterhaltung, und die ist auf jeden Fall gegeben!
Im Jahr 1634 macht sich ein Schiff auf dem Weg von der Kolonie Batavia (heutiges Indonesien) nach Amsterdam. Mit an Bord der Saardam sind der Generalgouverneur, seine Frau Sara Wessel und deren Tochter. Doch auch der Privatdetektiv Samuel Pipps und sein Assistent und Freund Arent Hayes befinden sich auf dem Schiff. Allerdings ist Pipps, der kurz zuvor einen kostbaren Schatz in Batavia wiedergefunden hat, nun ein Gefangener und befindet sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung.
Noch im Hafen wird von einem Aussätzigen das Schiff und seine Besatzung verflucht. Kaum befindet sich die Saardam auf See, geschieht Unerklärliches. Ein Flüstern weht durch das Schiff, das alle an Bord dazu verführt, ihren dunkelsten Wünschen nachzugeben, grässliche Morde geschehen, und schon bald glauben alle, der Teufel selbst sei mit an Bord. Pipps und Hayes werden von Sara Wessel unterstützt, die sich damit auch ihrem Gatten, dem Generalgouverneur offen widersetzt. Als aufgeklärter Leser glaubt man wohl nicht an den Teufel. Da der oder die Täter ja aber an Bord sein müssen, ergibt sich eine besondere Spannung. Und so lässt man sich vom schaurig-geheimnisvollen Geschehen mitreißen - bis zur überraschenden Auflösung.
Gier, Machtstreben, Aberglauben, aber auch Freundschaft, Liebe, Mut werden in dieser ausufernden, aber beeindruckenden Geschichte bildstark und anschaulich zum Leben erweckt. Das Ende wirkt allerdings ein wenig fad und zu konstruiert.

Veröffentlicht am 28.09.2021

Der Autor macht es seinen Lesern nicht leicht!

Ritchie Girl
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1946 kehrt Paula Bloom nach Deutschland zurück, in das Land, in dem sie aufgewachsen ist und das sie vor neun Jahren in Richtung Amerika verlassen hat. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns und ...

1946 kehrt Paula Bloom nach Deutschland zurück, in das Land, in dem sie aufgewachsen ist und das sie vor neun Jahren in Richtung Amerika verlassen hat. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns und einer deutschen Mutter führte sie in Berlin ein wohlhabendes Leben. Doch ihr war schon damals bewusst, dass ihr Vater mit den Nazis kooperierte.
Nun kehrt sie nach einer Ausbildung für Geheimdienstoperationen in Camp Ritchie, Maryland, als amerikanische Besatzungsoffizierin nach Deutschland zurück. In Frankfurt soll sie die Identität Johann Kupfers, eines österreichischen Juden klären, der angibt, der berühmt-berüchtigte Spion „Sieben“ zu sein und nun den Amerikanern seine Dienste anbietet. Doch Paula verfolgt bei der Suche nach der Wahrheit auch persönliche Interessen. Sie glaubt, Johann Kupfer könnte Informationen über ihre große Liebe Georg haben.
Der Autor Andreas Pflüger macht es seinen Lesern nicht leicht. Selbst für historisch einigermaßen bewanderte und interessierte Leser ist die Vielzahl an Namen und Informationen anstrengend und erfordert Konzentration. Zudem ist die Hauptfigur Paula Bloom schwer zu fassen. Trotz ihrer Zweifel und ihrer Schuldgefühle bleibt sie eher fremd, kühl und distanziert. Es fällt schwer, ihre Gefühle nachzuempfinden, da diese oft nur angedeutet werden. Auch ihre Verhaltensweisen werden dem Leser nur allmählich verständlich, da Paulas Vergangenheit wie einzelne Mosaiksteinchen erst nach und nach offenbart wird. Andererseits fördert das natürlich den Spannungsaufbau.
Pflügers Stil ist besonders, wirkt teils sachlich-nüchtern, knapp, mit schnellen Schnitten wie im Film. Unter dieser fast schon berichtartigen Ebene verbirgt sich aber großes Kino!
Keine leichte Lektüre, aber eine in jedem Fall lesenwerte!

Veröffentlicht am 19.09.2021

Kein Krimi

1981
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Die Bezeichnung ,,Krimi“ wird diesem Roman meiner Meinung nach nicht gerecht, auch wenn es durchaus spannend zugeht.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, 2001 und 1981 in Argentinien. Inspector Joaquín ...

Die Bezeichnung ,,Krimi“ wird diesem Roman meiner Meinung nach nicht gerecht, auch wenn es durchaus spannend zugeht.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, 2001 und 1981 in Argentinien. Inspector Joaquín Alzada möchte eigentlich bald in den Ruhestand gehen, ist aber aufgrund der Ebbe in der staatlichen Rentenkasse gezwungen, weiterzuarbeiten. Als eine Leiche auf einer Müllhalde gefunden wird und zeitgleich eine junge Frau aus einer der reichsten und einflussreichsten Familien der Stadt verschwindet, wird Alzada an das Verschwinden seines jüngeren Bruders im Jahre 1981 erinnert. Zur Zeit der Militärdiktatur war dieser politisch aktiv, bis er eines Nachts mitsamt seiner Frau verhaftet wurde. Nur der kleine Sohn, Alzadas Neffe, konnte sich verstecken und lebt seit dieser Zeit bei Inspector Alzada und seiner Frau Paula. Durch die wechselnden Zeitebenen erfährt der Leser nur ganz allmählich, was sich vor 20 Jahren ereignet hat und welche schmerzhaften Erinnerungen Alzada nun dazu bringen, sich nicht mehr wegzuducken.
Die Figuren wachsen einem nach und nach ans Herz, auch wenn Alzada nicht immer ein Sympathieträger ist. Die Autorin versteht es in ihrem Debütroman vorzüglich, Zeitgeschichte spannend, authentisch und bildhaft zu vermitteln.

Veröffentlicht am 03.09.2021

Ausgereiztes Erzählprinizip

Neben wem du erwachst
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Louise erwacht eines Morgens in ihrem Ehebett neben einem ihr völlig unbekannten Mann – und er ist tot! Ihr Ehemann Niall befindet sich auf Geschäftsreise und Louise erinnert sich nur daran, dass sie mit ...

Louise erwacht eines Morgens in ihrem Ehebett neben einem ihr völlig unbekannten Mann – und er ist tot! Ihr Ehemann Niall befindet sich auf Geschäftsreise und Louise erinnert sich nur daran, dass sie mit ihrer Freundin April am Vorabend unterwegs war und wie meist an diesen Abenden mit April sehr viel Alkohol getrunken hat. Louise Erinnerungen sind zwar äußerst lückenhaft, aber wäre sie wirklich fähig, einen Mann zu ermorden?
DCI Sheen und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Louises Erinnerungen kehren nur ganz allmählich in einzelnen Bruchstücken wieder. In einem Brief, den sie ihrem Ehemann schreibt, erfährt man auch die Hintergründe für ihren maßlosen Alkoholkonsum. Doch trotz allem kommen die Ermittlungen nicht recht voran, da sich immer neue Verdachtsmomente ergeben. Und nicht nur für die Ermittler, sondern auch für Louise und somit auch für den Leser, ist nichts so, wie es zunächst erscheint. Das ist zu Beginn spannend, da man seine ersten Eindrücke schnell korrigieren muss und sich die Puzzleteilchen immer wieder neu zusammensetzen. Allerdings fand ich diese ständigen Wendungen irgendwann ermüdend und vorhersehbar, was für mich die Lektüre zunehmend zäh werden ließ. Das Erzählprinzip, das die Autorin auch in ihren vorigen Bänden anwendet, ist an sich raffiniert, verliert aber an Reiz, wenn es immer wieder aufgewärmt wird.