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Veröffentlicht am 05.02.2021

Sprich mit mir

Sprich mit mir
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T.C. Boyle ist der Meister der Erzählkunst und der schrägen, aber immer interessanten Themen.
In ,,Sprich mit mir“ geht es um das Verhältnis zwischen Menschen und Menschenaffen, aber auch um viel mehr.
Der ...

T.C. Boyle ist der Meister der Erzählkunst und der schrägen, aber immer interessanten Themen.
In ,,Sprich mit mir“ geht es um das Verhältnis zwischen Menschen und Menschenaffen, aber auch um viel mehr.
Der Schimpanse Sam wird von dem Professor Guy Schemerhorn und seinen Assistenten wie ein Kind aufgezogen. Damit will der Wissenschaftler erforschen, wie weit die Kommunikation zwischen Mensch und Tier gelingt und zu welchen kognitiven Leistungen der Schimpanse in der Lage ist.
Tatsächlich kann Sam in Gebärdensprache sagen, was er gerne essen möchte, am liebsten Pizza oder Cheeseburger, aber auch, wie er heißt oder sogar, dass ihm etwas Leid tut.
Als die schüchterne Studentin Aimee, die ziel- und antriebslos ihr Studium absolviert, Sam und Professor Schemerhorn in einer TV-Show sieht, ist sie völlig fasziniert. Sie bewirbt sich als Assistentin für Sams Pflegfamilie und Schemerhorn erkennt sofort, dass Aimee ideal ist für seine Zwecke. Schon bei der ersten Begegnung mit dem Schimpansen wird deutlich, dass sich zwischen ihm und Aimee eine einzigartige Beziehung entwickelt. Aimee ist auch schnell bereit, ihr Studium auf Eis zu legen und sich voll und ganz der Betreuung von Sam zu widmen. Und bald ist sie auch Guy Schemerhorns Geliebte.
Als nach einigen Jahren aber die Forschung Schemerhorns für die Wissenschaft nicht mehr interessant ist, wird Sam für Tierexperimente an seinen ursprünglichen Besitzer ausgeliefert. Für Aimee bricht eine Welt zusammen und sie ist bereit, mit allen Mitteln um Sam zu kämpfen.
Mich hinterlässt das Buch mit zwiespältigen Gefühlen. Sam schließt man sofort ins Herz, was auch daran liegt, dass Passagen aus seiner Perspektive geschildert werden. Doch die Erziehung Sams zu einem ,,Menschenkind“ wirkt verstörend, wenn man liest, wie er fernsieht, Süßigkeiten und Pizza isst und die Menschen um ihn herum mal mit seinen Gebärdensätzen erfreut, sie dann mit seinem wilden und tierischen Verhalten wieder völlig schockiert. Auch wenn dieses Experiment anders geartet ist als übliche Tierexperimente, ist es doch wieder der Mensch, der andere Kreaturen für seine Zwecke nutzt und missbraucht.
Ein unterhaltsames, manchmal witziges, aber auch sehr nachdenklich stimmendes und trauriges Buch.

Veröffentlicht am 17.12.2020

Wilde Geschichte

Dark
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Die ehemalige Ärztin Blair Harbour, die wegen Mordes verurteilt wurde und erst vor kurzer Zeit entlassen wurde, ist gerade dabei, sich in Los Angeles ein neues Leben aufzubauen, da wendet sich ihre ehemalige ...


Die ehemalige Ärztin Blair Harbour, die wegen Mordes verurteilt wurde und erst vor kurzer Zeit entlassen wurde, ist gerade dabei, sich in Los Angeles ein neues Leben aufzubauen, da wendet sich ihre ehemalige Zellengenossin Sneak, eine notorische Diebin, an sie. Ihre Tochter, Dayly, ist verschwunden, nachdem sie sich offenbar mit den falschen Leuten eingelassen hat. Blair Harbour, die sich wegen ihrer Bewährung von jeglichen illegalen Aktionen fernhalten muss, damit sie wenigstens hin und wieder ihren Sohn sehen kann, der bei Pflegeeltern aufwächst, wird von Sneak jedoch mehr oder weniger gezwungen, ihr zu helfen. Dabei kreuzen sie ausgerechnet den Weg der Polizistin Jessica Sanchez, die damals Blair Harbour verhaftet hat. Sanchez, die gerade eine 7-Millionen Villa geerbt hat und von ihren Kollegen deswegen gehasst und aufs übelste drangsaliert wird, verbündet sich mit den Frauen. Ihre zunehmenden Zweifel, ob sie Blair Harbour damals bei der Verhaftung eventuell Unrecht getan hat, sind ein weiteres Motiv für ihre Hilfe bei der Suche nach der verschwundenen Dayly. Mit ins Boot holen sie noch die ultraharte Gangsterin Ada Maverick, die ohne jegliche Skrupel handelt und für die Freund und Feind dasselbe ist, wenn es, so wie in diesem Fall, um sehr viel Geld geht.
Auch wenn die Personenkonstellation eine gänzlich andere ist, erinnern die vier Frauen in ,,Dark" doch ein bisschen an Ted Conkaffey und Armanda Pharell aus der Crimson-Lake-Reihe, da auch sie sich am Rande oder eher außerhalb der Gesellschaft bewegen.
Schuld an dieser Außenseiterrolle sind sie aber nur zum Teil.
Die Krimihandlung ist komplex, wild und spannend. Etwas gefehlt haben mir jedoch die Leichtigkeit und die ironisch-sarkastischen Dialoge, die in Crimson Lake einen großen Teil des Lesevergnügens ausgemacht haben.

Veröffentlicht am 07.12.2020

Komplexer Thriller

Aus dem Schatten des Vergessens
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Im winterlichen und eisigen Montreal wird die renommierte Psychologin Judith Harper grausam ermordet aufgefunden. Sie wurde offenbar mit einer mittelalterlichen Ketzergabel gefoltert und sich dann selbst ...


Im winterlichen und eisigen Montreal wird die renommierte Psychologin Judith Harper grausam ermordet aufgefunden. Sie wurde offenbar mit einer mittelalterlichen Ketzergabel gefoltert und sich dann selbst überlassen. Zur gleichen Zeit verschwindet Nathan Lawson, ein angesehener Anwalt. Kurz zuvor hatte er eine mysteriöse Nachricht erhalten und daraufhin Dokumente auf einem Friedhof vergraben. Und nur wenig später stürzt ein scheinbar verwirrter Obdachloser von einem Wolkenkratzer. Bei sich trug er die Brieftaschen von Lawson und Harper. Was hatten diese drei so grundverschiedenen Opfer miteinander zu tun? Sergent-Détective Victor Lessard, und seine Partnerin Jacinthe Taillon nehmen die Ermittlungen auf. Die beiden sind ein eingespieltes Team, geraten aufgrund ihrer Temperamentsunterschiede aber des öfteren gehörig aneinander, was den Leser in diesem ansonsten sehr grausamen, aber auch spannenden Krimi hin und wieder schmunzeln lässt. Noch verzwickter wird der Fall, als den Ermittlern eine Aufnahme mit der Stimme von Lee Harvey Oswald zugespielt wird, desjenigen Mannes, der J.F.Kennedy erschossen haben soll.
Lessard und seine Partnerin kommen äußerst obskuren Machenschaften der Geheimdienste auf die Spur. Außerdem gibt es immer wieder Rückblenden, in denen auch Victor Lessards düstere Vergangenheit angedeutet wird. Dadurch wird der Krimi sehr vielschichtig und auch kompliziert mit einigen überraschenden Wendungen. Es verlangt dem Leser einiges ab, den Überblick zu bewahren. Zusätzlich spielt das Privatleben der beiden Ermittler eine recht große Rolle, was stellenweise zu Längen führt.
Dennoch ist ,,Aus dem Schatten des Vergessens" ein spannender, komplexer und auf jeden Fall lesenswerter Thriller.

Veröffentlicht am 10.11.2020

Jeder hat etwas zu verbergen....

Frostgrab
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Vor zehn Jahren waren sie eine Clique erfolgreicher Snowboarder, die zusammen in den französischen Alpen trainierten. Milla, Brent, Curtis, seine Schwester Saskia und noch ein paar mehr. Doch innerhalb ...


Vor zehn Jahren waren sie eine Clique erfolgreicher Snowboarder, die zusammen in den französischen Alpen trainierten. Milla, Brent, Curtis, seine Schwester Saskia und noch ein paar mehr. Doch innerhalb der Clique gab es nicht nur Freundschaft, sondern auch extreme Rivalität und Eifersucht. Zum internationalen Erfolg gehört auch der eiserne Wille, zu gewinnen. Und manche sind bereit, dafür alles zu tun.
Als eines Tages Saskia spurlos verschwindet, bricht die Clique auseinander, der Kontakt bricht ab. Nun, 10 Jahre später wird Milla zu einem Treffen mit den alten Freunden in die Alpen-Lodge eingeladen. Widerstrebend, aber auch neugierig sagt sie zu. Doch in der einsamen Lodge zeigt sich schnell, dass keiner weiß, wer eigentlich die Einladungen verschickt hat. Die Handys verschwinden, die Seilbahn steht still und sogar der Strom fällt aus. Jeder von ihnen verdächtigt den anderen, plötzlich fehlen Dinge oder jemand sieht eine davonhuschende Gestalt. Und offenbar hat auch jeder von ihnen mit dem Verschwinden Saskias zu tun, jeder hat etwas zu verbergen. Diese gruselige Atmosphäre versteht Reynolds meisterhaft umzusetzen, man ertappt sich dabei, sich ständig umzusehen. Nicht umsonst heißt das Original ,,Shiver". Für mich als Nicht-Snowboarder fallen allerdings die detaillierten Schilderungen der Trainingsfahrten in der Vergangenheit mit Tricks und Sprüngen etwas zu ausführlich aus. Gut dagegen kann man sich in die Protagonistin versetzen, die für ihren Erfolg sehr hart trainiert und ihren Körper bis aufs Äußerste schindet.
Ein Gänsehaut-Thriller mit überraschenden Wendungen!

Veröffentlicht am 27.10.2020

Mord am Orta-See

Isola Mortale
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Simon Strasser, einem ehemaligen Polizei- und Gerichtsreporter, der sich am Lago d’Orta niedergelassen hat, ist auch in der eigentlich ruhigen und besinnlichen Vorweihnachtszeit keine Erholung vergönnt. ...


Simon Strasser, einem ehemaligen Polizei- und Gerichtsreporter, der sich am Lago d’Orta niedergelassen hat, ist auch in der eigentlich ruhigen und besinnlichen Vorweihnachtszeit keine Erholung vergönnt. Als nach einem Sturm die Leiche einer jungen Frau angespült wird, ist aufgrund einer Kopfverletzung schnell klar, dass sie nicht durch einen Unfall zu Tode kam. Bei der Toten handelt es sich um eine Nonne, die erst seit kurzem im Kloster auf der Isola San Giulio gewohnt hat. Offenbar wollte sie nach ihrer vor Jahren am Lago d’Orta verschwundenen Mutter zu suchen. Bei den anderen Nonnen war die ausgesprochen attraktive Schwester Teresa allerdings nicht besonders beliebt. Da die Tote ursprünglich aus Deutschland stammt, wird Simon Strasser von Maresciallo Carla Moretti immer wieder zu dem Fall hinzugezogen, was diesen wiederum wenig stört. Zwar ist über die freien Tage seine Partnerin Luisa aus Deutschland zu Besuch, doch sowohl der Fall als auch Carla Moretti finden Strassers Interesse.

Kurz darauf wird ein Autowrack mit zwei Leichen aus dem See geborgen. Die Ermittlungen führen Carla und Simon zu einem nahe gelegenen Reishof, deren Besitzer einiges zu verbergen haben.

Der Orta-See bietet einen interessanten und noch nicht ganz so bekannten Schauplatz für eine spannende Krimihandlung, bei der auch das Privat- und Gefühlsleben der Protagonisten und die italienische Lebensart nicht zu kurz kommen. Zwar wirkt es nicht immer ganz realistisch, dass Strasser so selbstverständlich in die Polizeiarbeit mit einbezogen wird. Dies tut der spannenden und guten Unterhaltung aber keinen Abbruch.