Profilbild von biancaneve66

biancaneve66

Lesejury Profi
online

biancaneve66 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit biancaneve66 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2025

Musik schafft Erinnerungen

Before I met Supergirl
0

Rea Garvey gibt hier in Erinnerungen sein Leben wieder, das untrennbar mit Irland verbunden ist. Er tut dies sehr ehrlich, humorvoll und manchmal ernst. So sind Geschichten entstanden von Verlust und Liebe, ...

Rea Garvey gibt hier in Erinnerungen sein Leben wieder, das untrennbar mit Irland verbunden ist. Er tut dies sehr ehrlich, humorvoll und manchmal ernst. So sind Geschichten entstanden von Verlust und Liebe, von Angst und Aufbruch, und natürlich auch vom unerschütterlichen Traum, Musik zum Kompass zu machen. Sie laden auch zum Nachdenken ein: woher kommen wir, was prägt uns – und warum Glaube manchmal der einzige Halt ist.
Mit seinem neongrünen Buchrücken und Lesebändchen fällt das Cover direkt auf; Grün, Weiß und Rot finden sich als Farben Irlands auch sonst darauf wieder – neben der Zeichnung des halben Gesichts des Musikers und Autors. Der Verweis auf eine Playlist liefert auch den richtigen Soundtrack zur Lektüre. Vorwort und Danksagung sind in englischer Sprache verfasst; die Kapitelüberschriften sind oft Liedtitel. Zusätzlich lässt der Autor verschiedene Ogham-Schriftzeichen wie einen roten Faden durchs Buch ziehen. Als Ich-Erzähler gibt Rea Garvey auf sehr persönliche und bodenständige Art chronologisch die Geschehnisse seit seiner Kindheit wieder. Fast fühlt man sich beim Lesen als säße der Songwriter einem gegenüber.
Wenn Garvey Musik als Sprache ohne Wörter bezeichnet, so gelingt es ihm als Autor doch großartig mit diesen Wörtern umzugehen. Er erzählt aus seiner Kindheit, von seiner Zeit an der Universität oder als Mitglied von Musikgruppen. Es blitzt sehr viel Humor auf, aber auch Zweifel, Misserfolg und oft Unsicherheit; neben Glück spielt vor allem auch Garveys Glaube eine sehr große Rolle in seinem Leben. Das Vertrauen in Gott, aber auch das unerschütterliche Vertrauen, das seine Eltern in ihn und seine Schwestern, und das andererseits die Kinder ebenso in Ihre Eltern setzen wird in vielen Abschnitten spürbar. Reas Eltern gaben Rat und Unterstützung ohne sich einzumischen; nicht zuletzt durch deren Halt konnte er zu dem Menschen werden, der er nun ist.
Man muss Rea Garveys Musik weder kennen noch lieben, um in diesem Buch regelrecht versinken zu können. Eine lesenswerte Geschichte eines Menschen und Musikers.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2025

Geschichten zur Weihnachtszeit – auch ohne Schnee

Als Weihnachten immer weiß war
0

Wir alle tragen Erinnerungen an Weihnachten in unserem Herzen. Für viele von uns sind es kostbare Schätze, die wir - oft unbewusst - Jahr für Jahr wieder hervorholen, wenn die Tage kurz sind und das Wetter ...

Wir alle tragen Erinnerungen an Weihnachten in unserem Herzen. Für viele von uns sind es kostbare Schätze, die wir - oft unbewusst - Jahr für Jahr wieder hervorholen, wenn die Tage kurz sind und das Wetter ungemütlich. Doch, mal ganz ehrlich, war Weihnachten früher wirklich immer weiß? Acht Geschichten zum Träumen, Schmunzeln, Erinnern und Besinnen.
Auf dem Cover gibt es sie noch, die weiße Weihnacht. Der Nadelbaum mit viel Schnee und einigen hervorblitzenden Lichtern hebt sich von der Dunkelheit der restlichen Natur ab. Einen Lichtblick im Dunkeln brauchen wir alle, gerade in der düsteren Jahreszeit.
Jeden oberen Seitenrand ziert eine Bordüre aus Tannenzweigen mit Kerzen; zusätzlich gibt es passend zu den Geschichten Schwarz-Weiß-Bilder. Das Thema Weihnachten zieht sich als roter Faden durch alle Erzählungen, die aber völlig unterschiedlich zueinander sind. Eine beschäftigt sich mit der Inflation der 1920er Jahre, eine andere spielt während des zweiten Weltkriegs, und dennoch könnte das Erzählte zu jeder Zeit an jedem beliebigen Ort spielen. Der Sprachstil gleicht sich dabei dem Thema und der Grundstimmung der Geschichten an; denn einige sind recht ruhig und besinnlich, andere wiederum sehr humorvoll gestaltet. Unterhaltsam ist aber jede einzelne der acht Erzählungen. Die Lesenden sollten sich Zeit dafür nehmen, damit sie auch zwischen den Zeilen lesen können oder nichts vom Wortwitz verpassen. Dann hallen die Erzählungen auch länger nach und regen zum Erinnern an frühere Weihnachtsfeste, zum Träumen von kommenden Weihnachtstagen, oder einfach so zum Nachdenken an.
Das Buch richtet sich an alle, die sich gerne auf die stille Zeit einstimmen wollen, egal, ob Weihnachten nun weiß wird oder nicht. Auch als Geschenk ist das Büchlein sicher sehr willkommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2025

Frauen vor den Vorhang

We are Austria
0

Eines haben alle Frauen gemeinsam: Sie haben Großes erreicht, einen unkonventionellen Lebensweg, sind Rolemodels, Anführerinnen, Aufrührerinnen, sie folgen einer Passion, haben ein Riesentalent oder schlicht ...

Eines haben alle Frauen gemeinsam: Sie haben Großes erreicht, einen unkonventionellen Lebensweg, sind Rolemodels, Anführerinnen, Aufrührerinnen, sie folgen einer Passion, haben ein Riesentalent oder schlicht ihre Träume in die Tat umgesetzt – von der Bergsteigerin bis zur Kaiserin. Jedes (überraschende) Porträt enthält eine eigene farbenprächtige Illustration.
Pink mit starken schwarzen Lettern hebt sich das Cover gut von anderen Büchern ab. Selbst im Farbschnitt sind Namen zu lesen. Auf das Inhaltsverzeichnis folgen die Porträts der einzelnen Frauen, die nach Vornamen alphabetisch geordnet sind. Die Abbildungen auf der jeweils rechten Seite sind Geschmackssache, links befindet sich eine Art Steckbrief, in dem die berühmten Frauen in der Ich-Perspektive die Besonderheiten Ihres Schaffens darlegen. Am Ende klärt die Autorin noch kurz über Frauenrechte auf und lässt Platz für weitere Vorschläge für weitere österreichische Frauen, die in diesem Werk nicht fehlen sollten. Abgerundet wird das Buch noch durch ein umfangreiches Quellenverzeichnis.
Die Texte sind kurz und in einfacher Sprache gehalten, damit sie auch für jüngere Lesende verständlich bleiben. Denn die Autorin hatte erfolglos ein informatives Buch für ihre eigenen Kinder gesucht. Die Frauen in diesem Buch kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, haben ihren Auftritt aber auf jeden Fall verdient. Viele kannte ich als Österreicherin bereits, andere nur dem Namen nach und einige durfte ich erst in diesem überaus informativen Buch kennenlernen.
Das abwechslungsreiche Buch eignet sich für alle Altersklassen und Geschlechter. Wertig in der Verarbeitung ist es auch sehr gut als Geschenk geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2025

Durch Geld zum Glück – oder umgekehrt

Bis zum Mond
0

Seoul 2017, drei junge Frauen üben mittelmäßige Jobs bei einem führenden Snack-Hersteller aus und leben in winzigen Wohnungen, die nicht größer als ein Schuhkarton sind. Eine der Freundinnen investiert ...

Seoul 2017, drei junge Frauen üben mittelmäßige Jobs bei einem führenden Snack-Hersteller aus und leben in winzigen Wohnungen, die nicht größer als ein Schuhkarton sind. Eine der Freundinnen investiert erfolgreich in Kryptowährungen und überzeugt auch die anderen beiden einzusteigen. Kommen alle zu Reichtum und persönlicher Freiheit?
Das Cover ist farbenfroh gehalten und zeigt einen überladenen Schreibtisch mit Blick auf den Vollmond über einer Großstadt. Die kurzen Kapitel sind kurz; bis auf einige Ausnahmen, wie kurze Chatverläufe, handelt es sich bei der Geschichte um die Ich-Erzählung der jungen Da-hae, einer der drei Protagonistinnen. Die Sätze sind teils lang und verschachtelt, der Schreibstil ist aber recht einfach gehalten. Dennoch habe ich mich beim Lesen recht schwer getan. Der Einstieg ist humorvoll und gelungen, der weitere Verlauf des Erzählten konnte mich allerdings nicht mehr richtig packen. Akribisch mit genauem Datum über den Zeitraum von eineinhalb Jahren berichtet Da-hae mit steigender Seitenzahl vor allem über die Kursschwankungen der Kryptowährung.
Den literarischen Hype um diese Geschichte kann ich nicht nachvollziehen. Dies mag am kulturellen Unterschied zu Südkorea liegen oder aber auch an der Übersetzung. Die angekündigte Kraft starker Frauenfreundschaften habe ich nämlich ebenso vermisst, wie das Thema Female Finance. Sein gesamtes Vermögen in eine einzige Kryptowährung zu investieren mag durchaus mutig sein, dass es im Buch um kluge und überdachte Entscheidungen geht, wage ich zu bezweifeln.
Die meisten Geschehnisse sind vorhersehbar und bleiben leider oberflächlich, wie auch die Charaktere selbst. Was mir hingegen gut gefallen hat, waren die Einblicke in die Arbeitswelt, die Gesellschaft und Kulinarik in Südkorea; oder auch der Hinweis auf die Situation junger Frauen, für die es trotz Studienabschluss schwierig bleibt, eine gute Arbeitsstelle zu finden. Ob eine Änderung dieses Zustands allerdings durch den Geldgewinn einzelner Frauen gelöst wird, die sich im Grund nur auf ihre eigene Situation konzentrieren und ihren eigenen Vorteil bedenken, wage ich stark zu bezweifeln.
Ich wüsste nicht, wem ich dieses Buch empfehlen sollte. Jemandem, der Healing Fiction mag, weil ihn die Vorstellung dieser Geschichte tröstet? Jungen Menschen, die das schnelle Geld in Kryptowährung zu finden glauben? Mich konnte dieser Debütroman leider nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2025

Vom Gemeindebau ins Hotel am Ring

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
0

Vea Kaiser erzählt in ihrem rasanten neuen Roman von einer jungen Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Als Tochter einer Hausbesorgerin im Gemeindebau lernt Angelika Moser als Buchhalterin ...

Vea Kaiser erzählt in ihrem rasanten neuen Roman von einer jungen Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Als Tochter einer Hausbesorgerin im Gemeindebau lernt Angelika Moser als Buchhalterin im Grand Hotel Frohner in der Wiener Innenstadt eine unbekannte, elegante Welt kennen. Ihre Freizeit widmet sie Ende der Achtzigerjahre dem Nachtleben, beruflich erfindet sie eine fantasievolle Buchhaltung, damit das Grand Hotel bestehen bleiben kann. Als sie plötzlich alleinerziehend ist, helfen ihr diese manipulierten Rechnungen auch auf privater Seite. Das geht zwar Jahrzehnte lang gut, fällt aber irgendwann doch auf.
Ein heller Umschlag mit prachtvollem Kronleuchter und dem Titel in auffallend großen Lettern verbirgt ein in Gold gehaltenes Hardcover mit Lesebändchen. Eine edle Aufmachung, die ganz ins Ambiente eines Nobelhotels passt. Kaiser erzählt die Geschichte in drei Akten, die in Kapitel mit aussagekräftigen Überschriften unterteilt sind. Neben Prolog und Epilog verfügt das Buch über Zitatnachweise und ein Inhaltsverzeichnis des umfangreichen Werks, sowie ein kleines Wienerisch-Wörterbuch, da im Text auch immer wieder typische Ausdrücke fallen, die nicht von allen verstanden werden.
Vea Kaiser fabuliert meisterhaft und sprachlich brillant. Geschichten aus dem Gemeindebau stellt sie jenen des Grand Hotels gegenüber. Immer wieder blitzt auch der Wiener Opernball auf, wenn die Bewohner der Gemeindewohnungen per Fernsehübertragung der Freizeit der oberen Zehntausend folgen dürfen. Soziale Unterschiede werden sichtbar, die menschliche Natur und die Moral scheint auf beide Seiten gleich verteilt zu sein. Anlass für dieses Buch lieferte zwar eine wahre Geschichte, der Lebensweg der Protagonistin Angelika Moser bleibt aber fiktiv. Dennoch sind immer wieder auch Kapitel eingestreut, die beim Besuch der Autorin im Gefängnis entstanden sein sollen, wo die Protagonistin schließlich landet.
Die Charaktere sind sehr lebensecht und unterschiedlich gezeichnet; manche verstellen sich und setzen eine Maske auf, andere agieren stets authentisch. Die angekündigte Kraft starker Frauenfreundschaften habe ich in der Geschichte weniger verspürt, dass es darum geht, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und neue Wege zu gehen, aber dafür sehr stark. Es sind tatsächlich überaus außergewöhnliche Maßnahmen, die Angelika Moser ergreift, um als junge alleinerziehende Mutter ihr Leben zu sichern. Die Autorin greift unterschiedliche Themen auf, wie Alkohol und Drogen, Demenz, Kunst und Musik, und bringt vor allem das Ambiente der Achtziger Jahre zum Erstehen. Durch das detailreiche Erzählen entstehen etliche Längen; manchmal hätte ich mir daher eine Straffung gewünscht. Rückblickend konnte ich aber erkennen, dass jedes Wort zum Fortsetzen der Geschichte nötig war.
Insgesamt handelt es sich um eine recht außergewöhnliche Lebensgeschichte, die mit viel Witz und Lebendigkeit erzählt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere