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Veröffentlicht am 25.06.2025

Von Kohlmeisen und Geigenklängen

Das Vogelhaus
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Len Howard (1894-1973) verbrachte die zweite Hälfte ihres Lebens in einem kleinen, abgelegenen Haus in Sussex, Südengland. Sie veröffentlichte äußerst erfolgreiche Bücher über wild lebende Vögel, die sie ...

Len Howard (1894-1973) verbrachte die zweite Hälfte ihres Lebens in einem kleinen, abgelegenen Haus in Sussex, Südengland. Sie veröffentlichte äußerst erfolgreiche Bücher über wild lebende Vögel, die sie in ihrer Umgebung beobachtete, und obwohl sie keine Biologin war, galt sie als Pionierin auf dem Gebiet der Tierforschung. Die faszinierende Lebensgeschichte dieser zu Unrecht vergessenen Vogelkundlerin inspirierte die Philosophin und Schriftstellerin Eva Meijer zu einem ganz besonderen Roman, der die Beziehung zwischen Mensch und Natur neu beleuchtet.
Das Cover ist wir eine Mappe gestaltet, verschlossen mit einer Schleife; vorne wie hinten sind Vögel abgebildet. Die Sprache, welche die Philosophin und Schriftstellerin Meijer wählt ist sehr poetisch. Howards Lebensgeschichte wird in zwei Erzählsträngen wiedergegeben. Verfasst sind diese jeweils aus der Sicht der Ich-Erzählerin Len Howard. Ein Erzählstrang beruht auf den Schriften der Vogelkundlerin und befasst sich daher vor allem auf deren „Leben“ mit den Vögeln. Diese Kapitel heben sich durch Kursivschrift hervor und wirken wie eine Art Tagebuch. Der andere erzählt über das Privatleben und den Werdegang von Howard, wobei die Autorin hier Fakten und Fiktion vermischt.
Len Howard spielt Jahrzehnte in einem Orchester in London, bis sie sich zu einem Leben in einem abgeschiedenen Haus in Sussex entscheidet. Schon ihr Vater, ein Schriftsteller, hatte sich für Vögel begeistert. Für Wissenschaftler ist die Vogelkundlerin nicht professionell genug, dennoch werden die Bücher, in denen sie die Ergebnisse ihrer Forschung zu Verhalten, Sprache und Charaktereigenschaften der Vögel veröffentlicht, zu Bestsellern.
Mit dem Buch ist eine stille Hommage an eine erstaunliche Frau gelungen, die die Hälfte ihres Lebens vollkommen der Vogelwelt rund um ihr Haus gewidmet hat. Fast wie nebenbei erfährt man hier Wissenswertes und hört nun gern manchem „Gespräch“ der gefiederten Nachbarschaft aufmerksamer zu.

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Veröffentlicht am 25.06.2025

Über Leute, die aufräumen

Frau Morgenstern und das Böse
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Die pensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern verschafft sich ihr Recht auf ganz persönliche Weise. Da kann dann auch schon einmal einer mit seinem Leben bezahlen. Als sie schließlich doch dabei erwischt ...

Die pensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern verschafft sich ihr Recht auf ganz persönliche Weise. Da kann dann auch schon einmal einer mit seinem Leben bezahlen. Als sie schließlich doch dabei erwischt wird, hat sie die Wahl: entweder Gefängnis oder die Zusammenarbeit mit dem geheimen Schweizer Killer-Ministerium „Tell“, das durch Auftragsmorde den Lauf der menschlichen Natur korrigiert. Eine Aufgabe wie geschaffen für die Rentnerin, die hier ganz legal ihre Giftpflanzenkenntnisse einsetzen kann. Zusammen mit ihrem Ausbilder Miguel Schlunegger, einem Ex-Söldner, kommt sie einer Verschwörung auf die Spur ...
Das Cover in giftigem Grün und einer schwarz gekleideten Frau, aus deren Handtasche eine Pistole ragt, verheißt nichts Gutes. Schon eher das Böse, das der Titel ankündigt. Und davon gibt es in diesem Auftakt zur Morgenstern-Reihe genug. Huwylers Sprache reißt einen nur so mit. Sein witziger Schreibstil – manchmal ist der Humor versteckt, manchmal kommt er ganz direkt daher – lässt einen über so manches ernste Thema hinweglachen. Wortkreationen, die durchaus sehr aussagekräftig sind, streut er so in den Text ein, dass man sich wundert, warum diese Ausdrücke nicht schon längst den Weg ins Wörterbuch gefunden haben.
Morgenstern und Schlunegger sind trotz ihrer doch recht eigenartigen Arbeit, die sie verrichten, im Privatleben sehr lebensnahe und recht sympathische Menschen. Sie haben recht viel auf dem Kasten, aber auch so ihre Geheimnisse, deren Auflösung den Rahmen dieses Buchs überschreitet. In den Folgebänden erfährt man Schritt für Schritt mehr darüber.
Persönlich habe ich erst mit dem zweiten Buch über die Morgenstern gestartet und kenne alle weiteren Bücher, weil sie mir mit ihrer Art einfach ans Herz gewachsen ist. Dass ich mit der Lektüre des ersten Teils so lange gewartet habe, kann ich mir bis heute nicht erklären. Umso mehr habe ich mich allerdings gefreut, so einige Dinge über sie und Schlunegger zu erfahren, die mir bisher unbekannt waren.

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Veröffentlicht am 22.06.2025

Drei Frauen und ihre todsichere Altersvorsorge

Very Bad Widows
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Pam, Nancy und Shalisa sind seit Jahrzehnten befreundet, auch die Ehemänner verstehen sich großartig. Doch genau diese Männer haben auch die Rentenkasse verzockt. Kein Wunder, dass die Frauen auf der Suche ...

Pam, Nancy und Shalisa sind seit Jahrzehnten befreundet, auch die Ehemänner verstehen sich großartig. Doch genau diese Männer haben auch die Rentenkasse verzockt. Kein Wunder, dass die Frauen auf der Suche nach einem Profikiller sind. So können sie sich wenigstens durch die Lebensversicherungen einen angenehmen Lebensabend machen. Ein guter Start für ein gewieftes Katz-und-Maus-Spiel. Und ein unterhaltsames Buch über Ehe, Freundschaft und Glück im Alter.
Das Cover ist hübsch gestaltet mit drei eleganten Frauen am Pool, dahinter das Meer; nur das Messer, das das „i“ in Widows ersetzt verheißt nichts Gutes. Der Farbverlauf von rot nach gelb der Überschrift wiederholt sich im Buchschnitt. Der Schreibstil ist fließend, die Kapitel sind kurz und mit aussagekräftigen Überschriften versehen.
Besonders abwechslungsreich wird die Geschichte durch die unterschiedlichen Blickwinkel, aus denen die Kapitel erzählt werden. Als Leser erfährt man dadurch nicht nur die Sicht der Frauen, sondern auch die Wahrnehmung ihrer Männer, die sich durchaus vollkommen von der weiblichen Sicht unterscheidet. Missverständnisse sind hier vorprogrammiert. Außerdem bekommen so auch der Auftragskiller und die Casinochefin einen Kanal, ihre Gedanken vorzubringen.
Die Charaktere sind weniger lebensnah als vielmehr überzeichnet gestaltet. Zusammen mit dem schwarzen Humor und den skurrilen Situationen ergibt das eine recht unterhaltsame Lektüre. Immer wieder kommt es im Lauf der Handlung zu neuen unvorhersehbaren Wendungen. Irgendwie weiß oder ahnt keine und keiner mehr so recht, was nun eigentlich warum geschehen ist oder noch geschehen wird. Leider gibt es aber auch immer wieder Wiederholungen, die mir manchmal zu viel erschienen, Einige Seiten weniger hätten nicht geschadet. Andererseits – als Sommerlektüre ist das Buch schon ein idealer Partner an einem Pool, See oder Strand.

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Veröffentlicht am 14.06.2025

Mallorca von der schönen Seite – trotz Verbrechen

Das Teufelshorn
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Ein friedlicher Sommertag im malerischen Dorf Sant Martí wird plötzlich durch eine Schreckensnachricht unterbrochen. Am Strand wurde ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores hat ihre Arbeit bei der ...

Ein friedlicher Sommertag im malerischen Dorf Sant Martí wird plötzlich durch eine Schreckensnachricht unterbrochen. Am Strand wurde ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores hat ihre Arbeit bei der Polizei zwar aufgegeben, ermittelt auf Bitte des Polizeichefs Tolo Cabot ausnahmsweise doch wieder. Denn in diesem Fall sind sowohl ihr scharfer Verstand als auch ihre Intuition gefragt.
Das Cover ist in bewährter Diogenes-Tradition gehalten; gleißende Sonne, Orangenbaum und ein Dorf auf den Hügeln verheißen noch nichts von einem Verbrechen. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil fließend uns sehr geeignet für diesen Wohlfühlkrimi. Detailreiche Beschreibungen der Umgebung, der Charaktere und der Lebensart lassen einen sofort auf der spanischen Insel ankommen. Immer wieder gibt es Verweise zu mallorquinischen Traditionen oder Speisen, und ab und zu sind mallorquinische Wörter eingestreut.
Die Protagonistin Isabel, Bel genannt, ist eine selbstbewusste Frau knapp über dreißig, die fest im Leben steht. Genau wie sie sind auch die anderen Charaktere lebensnah gezeichnet und man erhält einen guten Überblick über die Dorfgemeinschaft, die wohl auch in den nachfolgenden Teilen eine Rolle spielen wird.
Bel muss nicht nur im Entführungsfall ermitteln, denn plötzlich gibt es im friedlichen Dorf weitere Tote. Dabei entsteht auch eine Verbindung zu Bels Onkel, der vor Jahren verschwunden ist. So kommt es in dieser gut durchdachten Geschichte zu unerwarteten Wendungen; die verschiedenen Handlungsstränge sind geschickt miteinander verknüpft.
Insgesamt ist mit diesem Auftakt zur Reihe um die Ex-Ermittlerin Isabel Flores ein gelungener Krimi entstanden. Mit viel Lokalkolorit konfrontiert, dürfen die Leser in eine andere Welt eintauchen; in ein Mallorca fernab von Massentourismus.
Das Lesen des Buchs ist an keine Jahreszeit gebunden, denn man landet automatisch im Sommer – trotz der Morde fühlt man sich dort wohl.

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Veröffentlicht am 25.05.2025

Auswandern mit Erfolgsgarantie

Das Licht in den Wellen
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Inge Martensen fährt per Schiff mit ihrer Enkelin Swantje nach New York. Inge ist 100 und hat ihren eigenen Weg längst gefunden. Nun hofft sie, dass auch Swantje ihrem Leben eine Richtung geben kann. Auf ...

Inge Martensen fährt per Schiff mit ihrer Enkelin Swantje nach New York. Inge ist 100 und hat ihren eigenen Weg längst gefunden. Nun hofft sie, dass auch Swantje ihrem Leben eine Richtung geben kann. Auf der Überfahrt berichtet Inge von ihrer Jugend als Bauerntochter auf Föhr und ihrem anschließenden schillernden Leben in New York, wo sie ihren «magic potato salad» sogar John F. Kennedy auftischte.
Auf dem schlichten Cover entsteigt eine junge Frau in Shorts und Top dem Meer; einem Meer, das nahtlos in den Himmel übergeht, einem Meer, dass sich um Föhr oder New York bewegen könnte. So startet das Buch auch mit zwei Gedichten, die jeweils diesen beiden Punkten auf der Weltkarte gewidmet sind. Der Schreibstil ist fließend, teils sind Wörter auf Fering, der friesischen Sprache auf Föhr, eingeflochten. Der Roman ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die wiederum aus kurzen Kapiteln bestehen. Die Geschichte erstreckt sich über das gesamte Leben der Protagonistin und wird in zwei Erzählsträngen wiedergegeben, in jenem von Inges Vergangenheit und in dem der Gegenwart; obwohl letzterer nicht wirklich hätte sein müssen. Innerhalb dieser beiden Erzählfäden kommt es manchmal auch abrupt zu einem Perspektivwechsel. Der Handlung kann man dennoch sehr gut folgen und die Geschichte liest sich sehr flüssig.
Das Buch spiegelt das Leben einiger Auswanderer in den USA wider, auch deren Zusammenhalt und die Hilfeleistung für die alte Heimat, es bietet aber auch allgemein einen geschichtlichen Abriss der Zeit von den späten Fünfzigerjahren bis in die Siebziger des letzten Jahrtausends. Außerdem ist der Gegensatz zwischen dem kargen Leben auf der Nordseeinsel und dem hektischen Treiben in der amerikanischen Großstadt gut dargestellt.
Auch bei den Charakteren beschränkt sich die Darstellung eher auf ein Beschreiben. Richtige Tiefe vermisst man bei den Personen. Allerdings konzentriert sich ohnehin alles auf Inge, die immer wieder Andeutungen macht, warum es überhaupt zu ihrer Auswanderung gekommen ist. Diese Wiederholungen enden schließlich in einer Auflösung,, die mir doch nicht so sensationell erscheint. Alle anderen Charaktere, ob Familienmitglieder oder Geschäftspartner, bleiben recht blass und sind eher stereotyp gezeichnet. Auch sind manche Geschehnisse nicht immer ganz nachvollziehbar, und schienen mir persönlich etwas an der Realität vorbei und klischeehaft. Aber gut, es ist eine Geschichte. Eine Geschichte, die unterhält, mich aber nicht vollkommen packen konnte. Denn ob das Buch wirklich Mut macht, den eigenen Weg zu finden, kann ich nicht unterstreichen.

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