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Veröffentlicht am 25.06.2025

Monique auf heißer Spur

Monique und der siebte Rabe
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Die Französin Monique Meurisse ist eine Topagentin in London. Kein Wunder, dass sie ab und zu Entspannung braucht. Diese hofft sie im Landhaus ihrer englischen Freunde zu finden. Leider kommt ihr da aber ...

Die Französin Monique Meurisse ist eine Topagentin in London. Kein Wunder, dass sie ab und zu Entspannung braucht. Diese hofft sie im Landhaus ihrer englischen Freunde zu finden. Leider kommt ihr da aber nach der ersten – leider recht unruhigen - Nacht im Himmelbett eine Leiche dazwischen. Gleichzeitig verschwindet auch noch ein brisantes Dossier aus den 30er-Jahren. Dieses sogenannte Wendover-Papier soll geheime Aufzeichnungen über die Beziehungen des englischen Königs zu Hitler-Deutschland enthalten. Die Suche nach dem Mörder und dem geheimnisvollen Dokument kann also beginnen. Und diese Schnitzeljagd, die kreuz und quer durch London führt, ist nicht nur rasant und spannend, sondern auch überaus humorvoll.
Das Cover gibt schon einige wichtige Hinweise auf das Geschehen in dieser Krimi-Satire; Doppeldeckerbusse, eine Venus-Statue, der Rabe, der auch im Titel enthalten ist. Der Schreibstil ist fließend und mit viel Humor gestaltet. Die Bilder des Umschlags zeigen nur einen kleinen Aspekt der vielen Anspielungen, die dieses Buch enthält. Und diese Anspielungen sind – so vermerkt es der Autor am Beginn – auch durchaus beabsichtigt. Vom römischen Kaiser bis zum englischen König, von Hitchcock zum japanischen Kino, die Verweise betreffen Literatur, bildende Kunst, Musik und weitere Themen. Ich glaube kaum, dass ich alle Hinweise erkannt erkannt habe. Aber selbst wenn ich keine davon gefunden hätte, wären einige schöne Stunden voller Spannung und Humor geblieben. Monique ist einfach eine Agentin, der alles zu gelingen scheint. Sie ist aber auch wirklich mit einem großartigen Instinkt gesegnet. Was kann da schon schiefgehen?
Das Buch kann gut als einzelnes Werk gelesen werden. Wer allerdings bereits andere Bücher von D.G. Ambronn kennt, wird sich sehr über ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen. Und er wird so weitere Puzzleteile zum Leben und zu den Charakteren jener Protagonisten hinzufügen können, die er schon aus den anderen Romanen kennt, die, wie hier in England, oder aber in Italien spielen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2025

Über Leute, die aufräumen

Frau Morgenstern und das Böse
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Die pensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern verschafft sich ihr Recht auf ganz persönliche Weise. Da kann dann auch schon einmal einer mit seinem Leben bezahlen. Als sie schließlich doch dabei erwischt ...

Die pensionierte Lehrerin Violetta Morgenstern verschafft sich ihr Recht auf ganz persönliche Weise. Da kann dann auch schon einmal einer mit seinem Leben bezahlen. Als sie schließlich doch dabei erwischt wird, hat sie die Wahl: entweder Gefängnis oder die Zusammenarbeit mit dem geheimen Schweizer Killer-Ministerium „Tell“, das durch Auftragsmorde den Lauf der menschlichen Natur korrigiert. Eine Aufgabe wie geschaffen für die Rentnerin, die hier ganz legal ihre Giftpflanzenkenntnisse einsetzen kann. Zusammen mit ihrem Ausbilder Miguel Schlunegger, einem Ex-Söldner, kommt sie einer Verschwörung auf die Spur ...
Das Cover in giftigem Grün und einer schwarz gekleideten Frau, aus deren Handtasche eine Pistole ragt, verheißt nichts Gutes. Schon eher das Böse, das der Titel ankündigt. Und davon gibt es in diesem Auftakt zur Morgenstern-Reihe genug. Huwylers Sprache reißt einen nur so mit. Sein witziger Schreibstil – manchmal ist der Humor versteckt, manchmal kommt er ganz direkt daher – lässt einen über so manches ernste Thema hinweglachen. Wortkreationen, die durchaus sehr aussagekräftig sind, streut er so in den Text ein, dass man sich wundert, warum diese Ausdrücke nicht schon längst den Weg ins Wörterbuch gefunden haben.
Morgenstern und Schlunegger sind trotz ihrer doch recht eigenartigen Arbeit, die sie verrichten, im Privatleben sehr lebensnahe und recht sympathische Menschen. Sie haben recht viel auf dem Kasten, aber auch so ihre Geheimnisse, deren Auflösung den Rahmen dieses Buchs überschreitet. In den Folgebänden erfährt man Schritt für Schritt mehr darüber.
Persönlich habe ich erst mit dem zweiten Buch über die Morgenstern gestartet und kenne alle weiteren Bücher, weil sie mir mit ihrer Art einfach ans Herz gewachsen ist. Dass ich mit der Lektüre des ersten Teils so lange gewartet habe, kann ich mir bis heute nicht erklären. Umso mehr habe ich mich allerdings gefreut, so einige Dinge über sie und Schlunegger zu erfahren, die mir bisher unbekannt waren.

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Veröffentlicht am 14.06.2025

Mallorca von der schönen Seite – trotz Verbrechen

Das Teufelshorn
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Ein friedlicher Sommertag im malerischen Dorf Sant Martí wird plötzlich durch eine Schreckensnachricht unterbrochen. Am Strand wurde ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores hat ihre Arbeit bei der ...

Ein friedlicher Sommertag im malerischen Dorf Sant Martí wird plötzlich durch eine Schreckensnachricht unterbrochen. Am Strand wurde ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores hat ihre Arbeit bei der Polizei zwar aufgegeben, ermittelt auf Bitte des Polizeichefs Tolo Cabot ausnahmsweise doch wieder. Denn in diesem Fall sind sowohl ihr scharfer Verstand als auch ihre Intuition gefragt.
Das Cover ist in bewährter Diogenes-Tradition gehalten; gleißende Sonne, Orangenbaum und ein Dorf auf den Hügeln verheißen noch nichts von einem Verbrechen. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil fließend uns sehr geeignet für diesen Wohlfühlkrimi. Detailreiche Beschreibungen der Umgebung, der Charaktere und der Lebensart lassen einen sofort auf der spanischen Insel ankommen. Immer wieder gibt es Verweise zu mallorquinischen Traditionen oder Speisen, und ab und zu sind mallorquinische Wörter eingestreut.
Die Protagonistin Isabel, Bel genannt, ist eine selbstbewusste Frau knapp über dreißig, die fest im Leben steht. Genau wie sie sind auch die anderen Charaktere lebensnah gezeichnet und man erhält einen guten Überblick über die Dorfgemeinschaft, die wohl auch in den nachfolgenden Teilen eine Rolle spielen wird.
Bel muss nicht nur im Entführungsfall ermitteln, denn plötzlich gibt es im friedlichen Dorf weitere Tote. Dabei entsteht auch eine Verbindung zu Bels Onkel, der vor Jahren verschwunden ist. So kommt es in dieser gut durchdachten Geschichte zu unerwarteten Wendungen; die verschiedenen Handlungsstränge sind geschickt miteinander verknüpft.
Insgesamt ist mit diesem Auftakt zur Reihe um die Ex-Ermittlerin Isabel Flores ein gelungener Krimi entstanden. Mit viel Lokalkolorit konfrontiert, dürfen die Leser in eine andere Welt eintauchen; in ein Mallorca fernab von Massentourismus.
Das Lesen des Buchs ist an keine Jahreszeit gebunden, denn man landet automatisch im Sommer – trotz der Morde fühlt man sich dort wohl.

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Veröffentlicht am 25.05.2025

Der Traum von einem Danach

Eine Welt nur für uns
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Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt Vincent als Überlebender aus deutscher Kriegsgefangenschaft nach Südfrankreich zurück. Er ist verzweifelt auf der Suche nach seiner geliebten Ariane, von der ...

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt Vincent als Überlebender aus deutscher Kriegsgefangenschaft nach Südfrankreich zurück. Er ist verzweifelt auf der Suche nach seiner geliebten Ariane, von der er seit zwei Jahren nichts mehr gehört hat. Vincent vermutet, dass ehemalige deutsche Besatzer mit Arianes Verschwinden zu tun haben. Diese sind nun als Minenräumer eingesetzt und auch Vincent schließt sich diesem Räumungstrupp an, der die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges an den Stränden der Côte d’Azur beseitigt. Besonders der Deutsche Lukas scheint mehr zu wissen, als er zugibt.
Das Cover zeigt die Zeichnung eines Küstenabschnitts, leicht könnte man eine Werbung aus vergangener Zeit vermuten, die zum Urlaub am Meer mit klarem Wasser und vereinzelten Segelbooten aufruft. Die Autorin schreibt in kurzen Kapiteln, auch ihre Sätze sind meist kurz und vor allem sehr aussagekräftig, und doch auch sehr bildhaft und flüssig geschrieben. Sie vermittelt die Geschichte ungeschönt und eigentlich unparteiisch, wenn sie das Geschehen aus Sicht verschiedener Personen aus unterschiedlichen Kulturen wiedergibt. Es handelt es sich hier nicht um eine schnulzige Liebesgeschichte, sondern um eine verzweifelte Suche, einerseits nach der verlorenen Liebe, andererseits nach Freiheit und auch Wiedergutmachung. Alle Charaktere sind sehr lebensnah gezeichnet und es gelingt Claire Deya, uns deren Hinter- und Beweggründe so nahezubringen, dass man jede und jeden einzelnen der Protagonisten versteht. Sie müssen mit den Schrecken des Kriegs fertig werden, und jeder der Charaktere behält immer ein Stückchen Wahrheit für sich. Denn so sehr er sich den anderen auch öffnen möchte, ein Stückchen Misstrauen bleibt.
Der Roman ist hervorragend recherchiert, für Interessierte gibt es am Ende des Buchs Quellenangaben. Die Autorin greift eine Menge an Themen in der Geschichte auf, die sich nicht auf Frankreich beschränken; sicher geht es um die Résistance, um Kollaborateure, das Vichy-Regime oder um De Gaulle. Es geht aber auch um Gefangenen- und Konzentrationslager, um Kriegsgewinnler auf beiden Seiten; auch um Antisemitismus; und schließlich um Hass, der zu Rache und Vergeltung führt; aber auch um Vergeben, Vergessen und Versöhnung. Nie greift die Verfasserin wertend ein; sie ist sich bewusst, dass sich auf beiden Seiten der Kriegsparteien Personen befinden, die mit dem jeweiligen Regime nicht einverstanden sind; seien es nun Soldaten oder die Bewohner eines Dorfes. Und an deren Einstellungen und Gedanken geht Deya sehr behutsam heran.
Das Buch ist absolut lesenswert und gelungen. Es berührt, erschüttert, und regt zum Nachdenken an; nicht nur die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland betreffend ...

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Gegen Wut hilft nur Liebe

Wut und Liebe
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Noah ist mit Anfang dreißig ein erfolgloser Künstler. Seine fast gleichaltrige Freundin Camilla verdient das Geld für das gemeinsame Leben, trennt sich aber schließlich von Noah. Sie hat sich mehr vom ...

Noah ist mit Anfang dreißig ein erfolgloser Künstler. Seine fast gleichaltrige Freundin Camilla verdient das Geld für das gemeinsame Leben, trennt sich aber schließlich von Noah. Sie hat sich mehr vom Leben erhofft und folgt daher ihrem Verstand. Noah will Camilla unbedingt zurückzugewinnen, koste es, was es wolle. Er trifft zufällig auf eine ältere Dame, die ihm einen Deal anbietet, einen sehr zweifelhaften allerdings. Denn sie will dem Künstler ein Vermögen vermachen, wenn er ihr einen Gefallen tut ...
Am Cover das Gesicht einer Frau mit traurigen Augen, deren Kopf auf einen Polster gebettet ist. Dabei könnte es sich um Camilla handeln, oder aber um die ältere Frau in jüngeren Jahren; oder um eine andere Frau im Roman. Ein schlichtes Bild und doch einnehmend, wie alle Diogenes-Cover. Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils in sehr kurze Kapitel gegliedert sind. Der Schreibstil ist sehr ansprechend, ruhig, mit detaillierten Beschreibungen und knappen Dialogen; und mit vielen Nuancen, die man zwischen den Zeilen erspüren darf.
Alle Charaktere sind sehr realistisch gezeichnet. Man nimmt ihnen das Leben, das sie führen und auch ihre Denkweise ab. Noahs Verzweiflung ist zu spüren, nachdem er von Camilla verlassen wurde, und auch die Handlungen aller anderen Personen in diesem Roman sind nachvollziehbar.
Daher weiß man gleich nach den ersten Seiten, worauf die Geschichte hinausläuft und wie sie enden könnte – zumindest glaubt man es zu wissen, weil die Geschichte einfach zu überzeugend vermittelt wird. Wären da nicht die vielen Wendungen in der Handlung, die einen immer wieder auf einen anderen Weg bringen, und die bisherigen Überlegungen zunichte machen. Suter geht sehr raffiniert an diese Geschichte heran: ein junger Mann will seine verlorene Liebe zurückgewinnen und würde alles dafür tun. Man versteht ihn, man versteht die Beweggründe der älteren Frau, auch die Konsequenzen von Camilla. Doch je weiter man in die Geschichte eindringt, desto klarer wird, dass nicht alles so ist, wie es scheint oder geschienen hatte. Sowohl Wut als auch Liebe aus dem Titel existieren in dieser Geschichte – und zwar in vielfältiger Weise.
Dieser Roman bietet beste Unterhaltung, er behandelt verschiedene Themen wie Liebe und Gesellschaft, ist aber auch ein Kriminalroman. Ich gestehe, dies war mein erster Suter. Bleiben wird er es aber ganz sicher nicht. Hiervon will ich unbedingt mehr.

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