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Veröffentlicht am 14.11.2025

Darmgesundheit als Schlüssel zur Langlebigkeit – Ein wissenschaftlich fundierter Leitfaden

Der Darm der 100-Jährigen
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MEINE MEINUNG

Der Darm der 100-Jährigen – Wie wir Stoffwechselgifte stoppen und damit die Zellen verjüngen von Katharina Zeiss, Dr. med. Henning Sartor und Prof. Dr. med. Burkhard Schütz ist ein informatives ...

MEINE MEINUNG

Der Darm der 100-Jährigen – Wie wir Stoffwechselgifte stoppen und damit die Zellen verjüngen von Katharina Zeiss, Dr. med. Henning Sartor und Prof. Dr. med. Burkhard Schütz ist ein informatives und praxisorientiertes Sachbuch, das den Einfluss des Darmmikrobioms auf gesundes Altern umfassend beleuchtet. Katharina Zeiss und ihre Co-Autoren laden zu einer spannenden Spurensuche ein, die die zentrale Bedeutung des Mikrobioms für unsere Gesundheit und für vielfältige biologische Alterungsprozesse anschaulich macht.

Anhand zahlreicher Studien und eines persönlichen Fallbeispiels erläutert sie in ihrer Einleitung auf lebendige und verständliche Weise, welche Faktoren für ein langes, gesundes Leben entscheidend sind und warum die Vielfalt der Darmflora dabei eine zentrale Rolle spielt. Internationale Langzeitstudien über 100-Jährigen zeigten, dass eine spezielle, widerstandsfähige Darmflora offenbar maßgeblich zu einem zuverlässigen Schutz vor Zivilisationskrankheiten und Altersleiden beiträgt. Diese einzigartige mikrobielle Zusammensetzung wird als wichtiger Faktor gewertet, der die Basis für ein hohes Alter in guter Gesundheit sein könnte.

Auch für Leser ohne medizinischen Hintergrund werden die anspruchsvollen wissenschaftlichen Inhalte lebendig und anhand konkreter Fallbeispiele verständlich und in überschaubaren Abschnitten präsentiert, wobei verwendete Fachbegriffe stets sinnvoll erklärt werden.

Das nahezu völlige Fehlen von Illustrationen lenkt den Fokus auf die komplexen Inhalte, wenngleich ergänzende Visualisierungen beispielsweise durch Tabellen oder Grafiken bei detaillierten Darstellungen von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Zusammenhänge die Verständlichkeit hätten erhöhen können.

Inhaltlich finden sich sehr anschauliche Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Darmgesundheit, Immunsystem, psychischem Wohlbefinden und chronischen Erkrankungen. Sehr verständlich und detailliert wird erläutert, wie das Mikrobiom durch Ernährung, Lebensstil und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Die praktische Bedeutung von ballaststoffreicher Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und Medikamentenverzicht wie Antibiotika wird nachvollziehbar herausgestellt. Die Autoren geben hierbei zahlreiche praxisnahe Anregungen und leicht umsetzbare Empfehlungen, wie sich die Darmflora im Gleichgewicht halten lässt – und damit das Altern nachhaltig positiv beeinflusst.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Problematik stiller Entzündungen und ihrer Rolle bei vielen chronischen und altersassoziierten Krankheiten, wobei die Autoren eindrucksvoll darlegen, dass ein gestörtes Mikrobiom durch stille Vergiftungen langfristig das Immunsystem schwächt und entzündliche Prozesse fördert. Hier wäre allerdings eine differenziertere Betrachtung wünschenswert gewesen, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden.

Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit Darmcoaching, praktischen Detox-Strategien und dem Aufbau einer neuen Balance. Die nachvollziehbar dargestellten vier Säulen der Entgiftung liefern leicht umsetzbare Impulse. Besonders hervorzuheben ist schließlich der strukturierte 21-Tage-Plan, der konkrete Ernährungs-, Detox- und Mikronährstoffempfehlungen enthält. Auf Basis des fundierten theoretischen Grundlagenwissens zu Zellerneuerung, Darmgesundheit und Langlebigkeit wird eine praktikable Anleitung zur Ernährungsumstellung vorgestellt. Leider blieben die Details zu diesem zentralen Detox-Plan jedoch hinter meinen Erwartungen zurück. Die weiterführenden Informationen und Rezepte sind nicht im Buch enthalten, sondern Teil eines kostenpflichtigen Zusatzprogramms, was die eigenständige Umsetzung deutlich erschwert und einschränkt.

Zudem fehlt eine kritische Auseinandersetzung über mögliche Limitationen oder Nebenwirkungen solcher Interventionssprogramme, was bei dieser Thematik eine wichtige Ergänzung gewesen wäre.
So bietet der Abschnitt zwar wertvolle Ansätze und eine hilfreiche Grundlagen, um den eigenen Darm mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen, doch für Interessierte, die sich umfassend informieren und sicher begleiten lassen möchten, ist diese Kurzdarstellung unzureichend.

Insgesamt überzeugt das Buch jedoch durch eine beeindruckende und höchst informative Verbindung von fundiertem Wissen und praxisnahen Empfehlungen. Es motiviert dazu, den eigenen Lebensstil zu reflektieren und gezielt die Darmgesundheit und Vielfalt des Mikrobioms zu fördern, um das Altern bewusster und gesünder zu gestalten.

FAZIT
Ein wertvoller und inspirierender Leitfaden für alle, die die Bedeutung ihres Mikrobioms für die Gesundheit entdecken möchten. Trotz kleinerer Schwächen präsentiert das Buch einen erkenntnisreichen Beitrag, der den Weg zu mehr Diversität im Darm und gesteigerter Vitalität im Alter überzeugend aufzeigt.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Ein erfrischender Krimi mit Herz und Humor

Über die Toten nur Gutes
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MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman „Über die Toten nur Gutes“ präsentiert der deutsche Schriftsteller und Drehbuch-Autor Andreas Izquierdo eine originelle und erfrischende Neuinterpretation des Krimigenres. ...

MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman „Über die Toten nur Gutes“ präsentiert der deutsche Schriftsteller und Drehbuch-Autor Andreas Izquierdo eine originelle und erfrischende Neuinterpretation des Krimigenres. Mit dem unterhaltsamen Auftakt seiner etwas ungewöhnlichen Krimireihe um den charmanten Trauerredner Mads Madsen verleiht er dem Genre neue Impulse und verbindet sehr eindrucksvoll, Humor, Spannung und Tiefgang.
Dieser mitreißende Krimi erzählt die abwechslungsreiche und leicht skurrile Geschichte vom jungen Mads aus Glücksburg an der Ostsee, der unfreiwillig in einen gefährlichen Kriminalfall hineingerät.
Beim Versuch, Licht in den rätselhaften Tod seines früheren Jugendfreundes Patrick zu bringen und mehr über seinen Lebensweg zu erfahren, gerät Mads bald ins Visier von eher suspekten Leuten, die mit Patrick noch eine Rechnung offen haben. Was als scheinbar harmlose Recherche für eine Trauerrede beginnt, entwickelt sich rasch zu einem nervenaufreibenden, turbulenten Abenteuer, bei dem Mads nicht nur sich selbst, sondern auch seinen exzentrischen Vater Fridtjof und seinen Freundeskreis in Gefahr bringt.
Mit seinem lebendigen, warmherzigen Erzählstil versteht es Izquierdo hervorragend, eine breite Palette an Emotionen in uns zu wecken, die von Schmunzeln bis tiefem Nachdenken reichen. Geschickt Izquierdo verbindet feinem Humor und Situationskomik mit ernsten Themen wie Freundschaft, Schuld, Verlust, Trauer und Tod
Nach einem originellen Einstieg voll spritzigem Humor und skurriler Ideen wechselt die Handlung immer mehr zu tiefgründigen sowie teils mystisch-rätselhaften anmutenden Episoden, in denen der gutmütige Mads zu einem Ermittler wider Willen wird und sich auf seiner unbeirrten Suche nach der Wahrheit einem undurchsichtiges Netz aus Geheimnissen, Lügen und dunklen Machenschaften gegenüber sieht.
Izquierdo hat einfach ein Händchen dafür, neben bemerkenswert facettenreichen Figuren auch echt schräge Charakterköpfe zu schaffen, die man nicht so schnell vergisst. Seine Hauptfigur Mads hat er als einen faszinierenden, charismatischen Charakter mit Ecken und Kanten ausgearbeitet, den man mit seiner großen Empathie und seiner herzensguten, etwas verschrobenen Art bald in sein Herz zu schließen beginnt.
Mads ist kein klassischer Ermittler, sondern ein liebenswerter, herrlich unkonventioneller Antiheld, der mit entwaffnender Menschlichkeit von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert und dabei genau jene Schwächen und Zweifel zeigt, die ihn so sympathisch und einzigartig machen.
Die Geschichte erhält durch Mads’ traurige persönliche Hintergrundgeschichte, geprägt vom frühen Verlust der Mutter und seinem jahrzehntelang in Trauer gefangenen Vater, eine emotional berührende Tiefe.
Auch die Nebenfiguren sind facettenreich und lebendig gestaltet. Ob nun Mads eigenwilliger Vater mit seinen skurrilen Eigenheiten, seine Geschwistern nebst Anhang sowie sein Freundeskreis sie alle sorgen für viele humorvolle und lebendige Momente. Zudem ist seine quirlig-liebenswerte Malteserhündin Bobby immer mittendrin und verleiht der Geschichte zusätzlichen Schwung.
Es erfordert eine gehörige Portion Einfallsreichtum und einige unerwartete Wendungen, damit Mads dem drohenden Unglück entkommt.
Zwar wirken einige Verwicklungen der Geschichte gelegentlich etwas unglaubwürdig und überzogen, doch die amüsante und lebendig erzählte Handlung gleicht dies mehr als aus. Das packende Finale mit einem dramatischen Showdown und einer überraschenden Schlusspointe sorgt für einen stimmigen und befriedigenden Abschluss und weckt zugleich die Vorfreude auf weitere Abenteuer mit Mads Madsen.
FAZIT
Ein ungewöhnlicher, sehr unterhaltsamer Krimi mit viel Herz, Humor und Spannung und einer gelungenen Mischung aus skurrilen Charakteren und tiefgründiger Handlung!
Ein wundervoller Krimi, der mit der philosophischen und humorvollen Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens, unterhaltsam und nachdenklich stimmend zugleich ist.

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Eindrucksvoller Generationenroman

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem Debüt „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ legt Anna Maschik einen äußerst eindrucksvollen und herausfordernden Roman vor, der die über ein ganzes Jahrhundert ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem Debüt „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ legt Anna Maschik einen äußerst eindrucksvollen und herausfordernden Roman vor, der die über ein ganzes Jahrhundert reichende Geschichte einer Familie erzählt, deren Wurzeln tief in der bäuerlichen Welt Norddeutschlands verankert sind.
Die Handlung spannt sich vom entbehrungsreichen Alltag Henrikes auf einem norddeutschen Bauernhof um 1900 über die Nachkriegszeit, bis in die Gegenwart zur Urenkelin Alma. Fasziniert von der Fremdheit dieser bäuerlichen Welt und der Magie, die den Erinnerungen innewohnt, versucht sie in den Überlieferungen und lückenhaften Geschichten die Spuren ihrer eigenen Herkunft zu finden und setzt so ihre Familiengeschichte Stück für Stück zusammen. Dabei entführt sie uns mit auf eine stimmungsvolle und zugleich verstörende Entdeckungsreise durch die Generationen ihrer Familie.

Anstelle einer konventionellen, chronologisch erzählten Familiengeschichte mit einer fortlaufenden Handlung setzt Maschik auf eine stark fragmentierte Erzählweise. Verschiedene nicht-lineare Episoden und collagenartig arrangierte Momentaufnahmen aus Erinnerungsfragmenten, pointierten Beobachtungen von Alltagsszenen und existenziellen Erfahrungen sowie kurzen Aufzählungen verdichten sich allmählich zu einem faszinierenden Geflecht mehrerer Generationen. Geschickt lässt sie in ihrer eindringlich erzählten, mysthisch angehauchten Familiengeschichte Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen und verwebt Alltägliches mit beinahe magischen Momenten.
Die zahlreichen Leerstellen fordern uns dazu heraus, eigenständig Verbindungen zwischen den einzelnen Fragmenten zu ziehen und dabei neben dem Offensichtlichen auch dem Schweigen und Ungesagten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Autorin verdeutlicht dabei gekonnt, dass sich unser Verständnis von Familiengeschichte und Herkunft nicht als einfache, durchgehende Erzählung begreifen lässt, sondern vielmehr als vielschichtiges, oft widersprüchliches Geflecht, das sich immer aus persönlich eingefärbten, fragmentarischen Erinnerungsstücken zusammensetzt. Nach und nach offenbaren sich eindrucksvoll die verborgenen Geheimnisse und komplexen inneren Strukturen der Familie.
Zudem zeigt sie auf, wie die Erlebnisse aus der Vergangenheit Spuren in einer Familie hinterlassen und bis in die Gegenwart weiterwirken. Einfühlsam thematisiert sie zugleich den Einfluss von Erinnerungen, Ritualen, Verlusten, Traumata und Prägungen auf die Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder.
Besonders faszinierend sind Maschiks eigenwilliger, nüchterner und dennoch poetischer Schreibstil sowie ihre beeindruckenden Sprachbilder, die auch in der beklemmenden Trostlosigkeit immer wieder bemerkenswerte Akzente setzen.
Maschik zeichnet das Innenleben und die Konflikte ihrer facettenreichen weiblichen Hauptfiguren sehr eindringlich. So zeigt sie ihre Unsicherheiten, Ängste und Zweifel ebenso wie auch ihren tiefen Wunsch nach Selbstbestimmung und Wandel. Gleichzeitig bleibt aber eine gewisse Distanz zu ihnen, die sie leider schwer greifbar macht. Ihre Schicksale sind von Brüchen geprägt und doch werden sie immer wieder unweigerlich von der sich wiederholenden Familiengeschichte eingeholt.
Maschik zeigt in ihrem vielschichtigen Roman eindrucksvoll, wie die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart formen! Am Ende bleibt das Bild eines fragilen Netzwerkes aus Stimmen, Schweigen und Erinnerungen, das uns mit tief empfundener Nähe und Fremdheit zugleich zurücklässt.
Dieser faszinierende Roman lädt ein, die eigene Herkunft nicht als eindimensionale Erzählung, sondern als vielschichtiges Mysterium zu begreifen, dessen Rätsel nie ganz aufzulösen sind.

FAZIT
Maschiks literarisches Debüt ist ein atmosphärisch dichtes, formal herausforderndes Familienepos, das zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt!

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Ein leiser Roman

Das glückliche Leben
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MEINE MEINUNG
Der französische Bestsellerautor und Prix-Renaudot-Preisträger David Foenkinos lädt in seinem neuen Roman „Das glückliche Leben“ dazu ein, auf überraschend leichte und zugleich tiefgründige ...

MEINE MEINUNG
Der französische Bestsellerautor und Prix-Renaudot-Preisträger David Foenkinos lädt in seinem neuen Roman „Das glückliche Leben“ dazu ein, auf überraschend leichte und zugleich tiefgründige Weise dem Wesen des Glücks und dem Sinn des Lebens nachzuspüren. Inspiriert von einer ungewöhnlichen südkoreanischen Praxis, bei der Menschen ihr eigenes Begräbnis inszenieren und als therapeutisches Ritual erleben, entwirft Foenkinos eine originelle und zugleich nachdenklich stimmende Geschichte über die Suche nach Erfüllung, Selbstverwirklichung und innerem Frieden.
Beinahe beiläufig entfaltet sich die leicht skurrile Geschichte um den etwas eigentümlichen, aber liebenswerten Antihelden Éric Kherson. Eine gescheiterte Ehe, die Entfremdung vom Sohn, das monotone Einerlei aus emotionaler Abstumpfung und die banale Routine seiner Arbeit lassen das Leben des ausgebrannten Vierzigjährigen in lähmender Leere erstarren. Erst die unerwartete Kontaktaufnahme der alten Schulfreundin Amélie über Facebook – verbunden mit dem Angebot eines Wechsels ins Außenhandelsministerium – eröffnet ihm einen Ausweg aus dieser Starre und eine neue Perspektive. Auf einer Geschäftsreise nach Seoul erfährt Éric in einer Filiale der ‚Happy Life‘-Franchise schließlich eine irritierende und zugleich erhellende Zäsur. Was anfangs wie ein befremdliches Ritual anmutet, erweist sich für ihn als eine Art mystisches Erwachen und markiert den Auftakt zu einem mutigen Neuanfang. Die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit während seiner Fake-Beerdigung erschüttert ihn zutiefst und öffnet den Blick auf neue, wesentliche Horizonte in seinem Leben.
Mit einem warmherzigen Schreibstil, durchzogen von feinem Humor und leiser Ironie, entführt uns der Autor in eine ruhige Erzählung voller leiser Töne. So begleiten wir Éric auf seinem weiteren Lebensweg, der ihn seinem persönlichen Glück allmählich näherführt.
Mit seiner entschleunigten, beinahe filmischen Erzählweise und einer feinsinnigen Beobachtungsgabe gelingt es Foenkinos, eine beeindruckende Bandbreite an Stimmungen und Emotionen einzufangen. Gekonnt erweckt er den liebevoll gezeichneten Protagonisten zum Leben, macht dessen innere Erschöpfung, Leere, Zweifel, Enttäuschungen und Sehnsüchte atmosphärisch greifbar. Doch so eindrücklich die Zeichnung der Charaktere und ihr Innenleben auch gelingt, so oberflächlich bleibt der Autor im Umgang mit den tieferen Schichten seiner Themen. So werden Fragen nach Sinnsuche, Depression und existenziellen Ängsten nur gestreift, existenzielle Krisen den Figuren erspart und gesellschaftliche Brüche und Probleme allenfalls am Rande angedeutet.
Anstelle plakativer Lebensweisheiten entfaltet der Roman eine Fülle nachdenklicher Passagen über die Endlichkeit des Lebens und den Mut, Routinen hinter sich zu lassen, um einen Neubeginn zu wagen. Foenkinos regt uns dazu an, innezuhalten, das eigene Dasein zu hinterfragen und sich den eigenen Vorstellungen von Glück und Sinn zuzuwenden. Mit feinem Gespür für Zwischentöne zeigt er, dass sich das wahre Glück selten im spektakulären Augenblick offenbart, sondern weit häufiger in den kleinen Momenten und leisen Gesten des Alltags.

FAZIT
Ein charmanter, behutsam erzählter Roman über die lebensnahe Suche nach Glück und Sinn, der mit seiner warmherzigen Stimme, seinem Humor und seiner zarten Ironie zu unterhalten weiß.
Eine stille Hymne auf das persönliche Glück und eine inspirierende Einladung zum Innehalten für alle, die sich auf die Suche nach einem erfüllten Leben begeben möchten.

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Berührender Erinnerungsroman

Meine Mutter
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MEINE MEINUNG
Nach dem vielbeachteten Roman „Meine Schwester“, in dem die Fotografin und Autorin Bettina Flitner einfühlsam die tragische Geschichte des Suizids ihrer Schwester Susanne sowie ihren eigenen ...

MEINE MEINUNG
Nach dem vielbeachteten Roman „Meine Schwester“, in dem die Fotografin und Autorin Bettina Flitner einfühlsam die tragische Geschichte des Suizids ihrer Schwester Susanne sowie ihren eigenen Weg durch die schmerzliche Trauer schilderte, legt sie nun mit „Meine Mutter“ einen weiteren eindrucksvollen Erinnerungsroman vor. Dieser setzt ihre intensive literarische Spurensuche zu den verborgenen Schatten ihrer Familiengeschichte fort und ermöglicht zugleich auch Neu-Lesenden ohne Vorkenntnisse einen unmittelbaren, berührenden Zugang.

Mit großem Feingefühl zeichnet Flitner ein vielschichtiges und eindringliches Familienporträt, das uns tief in die historischen und persönlichen Abgründe des 20. Jahrhunderts eintauchen lässt. Die prägenden Schicksalslinien eines Jahrhunderts spiegeln sich in zahllosen tragischen Ereignissen, familiären Konflikten und stillen Leiden wider, die das Leben ihrer Familie nachhaltig geprägt haben. Besonders beeindruckend gelingt ihr das harmonische Wechselspiel aus erzählerischer Dichte und reflektierenden Einblicken, das sich in feinen Momentaufnahmen und dokumentarischen Einschüben auf verschiedenen Zeitebenen kunstvoll zusammenfügt.
Im Rahmen einer Lesung 2023 in Celle begibt sich Flitner nicht nur zum Grab ihrer Mutter, sondern besucht auch das frühere Wohnhaus ihrer Großeltern – beides Orte, die lebendige Zeugnisse ihrer Herkunft darstellen. Diese Begegnung mit den eigenen Wurzeln entfacht eine Flut längst zurückgedrängter Erinnerungen und bringt quälende Fragen zu den Suiziden von Mutter und Schwester mit ungeahnter Intensität an die Oberfläche.
Getrieben von dem Wunsch, die Hintergründe der familiären Tragödien zu besser verstehen, taucht die Autorin tief in die Vergangenheit ein und folgt den Spuren zu den Ursprüngen ihrer Familiengeschichte. So führt ihre Reise in den malerischen Kurort Wölfelsgrund in Niederschlesien im heutigen Polen, wo ihre Vorfahren einst bis 1949 ein Sanatorium leiteten und ihre Mutter 1936 geboren wurde. Flitners bildgewaltiger und zugleich klarer Erzählstil bringt die Kindheit in der Nazizeit, die Schrecken der Kriegstage sowie das unfassbare Leid von Flucht und Vertreibung eindrucksvoll zum Leben. Diese traumatischen Erfahrungen haben unauslöschliche, unsichtbare Narben hinterlassen und eine allgegenwärtige Atmosphäre von Bedrohung geschaffen, die das Familienleben prägte. Insbesondere die Nachkriegszeit war von innerer Zerrissenheit und dem Gefühl von Entwurzelung geprägt, die die weitere psychologische Entwicklung der Mutter maßgeblich beeinflussten.

Äußerst einfühlsam beleuchtet Flitner die komplexe und schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die von beklemmender Distanz, zahllosen Leerstellen und einem anhaltenden Schweigen überschattet wird, das jedoch immer wieder von Momenten zarter, emotionaler Nähe durchbrochen wird. In behutsam komponierten Episoden fügt die Autorin eigene fragmentarische Erinnerungen zu einem eindringlichen Porträt der gemeinsamen Familiengeschichte zusammen, das eine nuancierte und warmherzige Annäherung an die vielschichtige Persönlichkeit ihrer Mutter ermöglicht. Nach und nach entsteht das Bild einer eigenwilligen, faszinierenden und verletzlichen Frau, die mit ihrer Rätselhaftigkeit, Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit bis zuletzt eine zutiefst unverstandene und tragische Figur bleibt.

Vorbelastet durch eine familiäre Veranlagung zu Depressionen, gefangen zwischen zerplatzten Träumen, unausgesprochenen Erwartungen, eingeschränkten Perspektiven und dem Scheitern ihrer Ehe und spätere Beziehungen, zerbrach sie an den inneren Dämonen und wählte letztlich mit 47 Jahren den Freitod.

Flitner verdeutlicht anschaulich, wie die fortwährenden Schatten von Traumata, familiären Geheimnissen sowie den tiefgreifenden kollektiven Erfahrungen von Flucht und Verlust nicht nur ihre Familie, sondern auch nachfolgende Generationen prägen. Offen und ohne Anklage bemüht sie sich mit großer Empathie darum, ihr eigenes Trauma zu verarbeiten, ihre komplexe Beziehungsdynamik auszuloten und durch tiefgründige Einblicke in die komplizierte Biografie ihrer Mutter ein spätes Verstehen und Versöhnen zu ermöglichen. Auf berührende Weise ist es ihr gelungen, aus diesem schmerzhaften Erinnerungsprozess eine befreiende und heilende Kraft zu schöpfen und so inneren Frieden zu finden.

FAZIT
Ein tief berührender, einfühlsam erzählter Erinnerungsroman, der tief in die Abgründe persönlicher und historischer Traumata eintaucht und intime Einblicke in die persönliche Familiengeschichte von Bettina Flitner gewährt.

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