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Veröffentlicht am 10.05.2020

Lesenswertes, eindrucksvolles Zeitdokument

Die Schule am Meer
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INHALT
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. ...

INHALT
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat.
Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen.
Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?
(Quelle: Kindler Verlag)

MEINE MEINUNG
Bei dem historischen Roman „Die Schule am Meer“ der deutschen Autorin Sandra Lüpkes handelt es sich um einen groß angelegten, sehr interessanten Gesellschaftsroman, in dessen Mittelpunkt die wechselvolle Geschichte der titelgebenden „Schule am Meer“ steht, einem reformpädagogischen Landerziehungsheim, das zur Zeit der Weimarer Republik von 1925 bis 1934 auf der Nordseeinsel Juist existierte. Es ist zugleich eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Enthusiasmus, Leidenschaft und Mut, aber auch über Missgunst, Verrat, Verlust und Scheitern.
Gekonnt verwebt die Autorin die sorgsam recherchierten Fakten zur Reformschule auf Juist, Details aus dem Leben der historischen Personen und dem Zeitgeschehen mit ihrer fiktiven Geschichte zu einem fesselnden historischen Roman. In ihrem sehr aufschlussreichen Nachwort widmet sich Lüpkes der Entstehungsgeschichte ihres Romans, erläutert ausführlich interessante Hintergründe zu ihren umfangreichen Recherchen und nimmt Stellung zu den realen Geschehnissen und den künstlerischen Freiheiten, die sie sich in ihrem fiktiven Roman genommen hat.
Untermalt wird das Ganze von den sehr ansprechenden, im Vorsatz abgedruckten Original-Schwarz-Weiß-Fotografien, die das Umfeld der Schule und viele der geschilderten Personen lebendig werden lassen. Sehr hilfreich ist zudem die dem Roman vorangestellte Skizze des Schulgeländes. Hervorragend ist es der von der Nordseeinsel Juist stammenden Autorin gelungen, die besondere Atmosphäre auf der Insel stimmungsvoll einzufangen, die örtlichen Begebenheiten und die einzigartige Landschaft authentisch und anschaulich darzustellen.
Eingebettet in eine kurze, einen Prolog und Epilog umfassende Rahmenhandlung, die im Schweizer Tessin im Jahre 1962 angesiedelt ist, erstreckt sich der zeitgeschichtliche Haupt-Handlungsstrang über einen Zeitraum von 1925 bis 1934 und deckt eine Zeitspanne von immerhin neun Jahren ab. Mit einem angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil schafft es die Autorin, ihre Leser direkt von der ersten Seite mitzunehmen.
Erzählt wird die eher beschaulich verlaufende Geschichte mit vielen überlieferten Anekdoten und interessanten Episoden aus unterschiedlichen, ständig wechselnden Perspektiven. Zum einen erlebt der Leser die Ereignisse rund um die Schule am Meer aus der Sicht der historisch verbürgten Persönlichkeiten wie der jungen Lehrerin Anni Reiner, die aus reichem jüdischen Elternhaus stammt und als Gründungsmitglied gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul an der Schule unterrichtet, oder dem jungen Pianisten und Dirigenten Eduard Zuckmayer, der eher zufällig als Musiklehrer engagiert wird. Zum anderen wird die Handlung auch aus der Perspektive einiger fiktiver Figuren wie Kea, der Hauswirtschafterin der Schule, oder den beiden jungen Schülern Moskito und Marje, Keas cleverer Patentochter, erzählt. Zudem sind auch Passagen aus Sicht der jungen Hotelierstocher Therese und ihrem Geliebten, dem Kellner Gustav Wenniger eingestreut, die als eingefleischte Insulaner der modernen Bildungseinrichtung keineswegs wohlwollend gegenüber stehen und der Lehrerschaft später als Anhänger des Nationalsozialismus das Leben schwer machen.
Dank der sehr anschaulichen und lebendigen Schilderungen können wir mühelos in den damaligen Schulalltag eintauchen. Neben Schilderungen von den kleinen und großen Problemen im zwischenmenschlichen Miteinander, witzigen Anekdoten und allerlei alltäglichen Kleinigkeiten haben wir auch Anteil an wichtigen Entwicklungen in der Schulgemeinschaft und an zeitgeschichtlich verbürgten Geschehnissen wie beispielsweise der harte, folgenschwere Eiswinter im Jahr 1929. In den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet die Autorin die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern, die durch ein gleichberechtigtes Miteinander geprägt waren, und gibt zudem eher beiläufig interessante Einblicke in das besondere reformpädagogische Konzept dieser einzigartigen Schule, das einen Schwerpunkt auf dem praktischen Lernen im Einklang mit der Natur legte und auch großen Wert auf bildende Kunst, Schauspiel und Musik legte. Gelungen zeigt die Autorin aber auch auf, dass die enthusiastischen Gründungsmitglieder immer wieder mit einigen Widrigkeiten, persönlichen Rückschlägen und dem mehrfach drohenden finanziellen Ruin zu kämpfen hatten. Durch den Wechsel der verschiedenen Sichtweisen, Handlungsstränge und Schauplätze versteht es Lüpkes ihre Geschichte abwechslungsreich zu gestalten und den Leser trotz der ruhigen Erzählweise mit kleineren, spannungsvollen Höhepunkten zu unterhalten. Zudem hat die Autorin das politische Geschehen in Deutschland sehr anschaulich in ihre Geschichte eingearbeitet und thematisiert den heraufziehenden Antisemitismus und Nationalsozialismus, der allmählich bei immer mehr Insulanern Anklang findet und zunehmend die Schulgemeinschaft als „Hort für Kommunisten und Juden“ bedroht.
Leider werden einige Ereignisse und Themen im Handlungsverlauf nur angerissen, sehr oberflächlich abgehandelt oder bleiben sogar unausgesprochen, während andere Passagen gewisse Längen aufweisen.
Lüpkes lässt in ihrem Roman eine Fülle von interessanten Charakteren auftreten, über die man glücklicherweise stets den Überblick behält. Insgesamt ist ihr die einfühlsame, tiefgründige Zeichnung vieler Charaktere gelungen, die authentisch und lebendig wirken und einem im Laufe der Geschichte an Herz wachsen. Bei einigen Figuren ist es mir allerdings etwas schwer gefallen, mich in ihr Innenleben hineinzuversetzen und ihre Entwicklung nachzuvollziehen.
FAZIT
Ein eindrucksvoller und lehrreicher historischer Roman über die wechselvolle Geschichte der „Schule am Meer“ - einer faszinierenden, reformpädagogischen Schule auf der Nordseeinsel Juist zu Zeiten der Weimarer Republik.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Sehr berührender Roman, der noch lange nachklingt

Nach Mattias
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INHALT
Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Trauer zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen.
Diese ...

INHALT
Amber singt bei einem Konzert gegen ihren Schmerz an; Quentin läuft Kilometer um Kilometer, um der Trauer zu entkommen, und Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen.
Diese Leben und das von fünf weiteren Menschen überkreuzen sich durch Mattias’ plötzlichen Tod auf schicksalhafte Weise. Wie Puzzlesteine fügen sich ihre Geschichten zu einem Abbild von Mattias und werden trotz aller Trauer zu Zeugen seiner Begeisterungsfähigkeit und seines unbeugsamen Mutes, sich dem Leben jeden Tag vorbehaltlos hinzugeben.
(Quelle: Diogenes Verlag – Erscheinungsdatum: 26.2.20 – ISBN: 9783257071290 - Übersetzung aus dem Niederländischen: Hanni Ehlers)

MEINE MEINUNG
Mit »Nach Mattias«, dem bereits dritten Roman des niederländischen Autors Peter Zantingh, ist nun endlich auch ein Buch des Autors in deutscher Übersetzung erschienen.
Zantingh behandelt in seinem sehr eindringlich geschriebenen Roman nicht nur die bedrückenden Themen Trauer, Verlust und Tod, sondern zeigt auch auf, wie bedeutsam es für Trauernde ist, in schweren Zeiten an eine hoffnungsvolle Zukunft zu glauben, um die Dunkelheit und tiefe Trauer überwinden und schließlich wieder ins Leben zurückfinden zu können.
Ein bewegender Roman, der auch dazu anregt, sich mit der schwierigen Frage auseinanderzusetzen, was von jedem Einzelnen in Erinnerung bleibt, wenn er nicht mehr da ist.
In der berührenden, vielschichtig angelegten Geschichte dreht sich alles um den etwa 30-jährigen Mattias, der durch tragische Umstände von heute auf morgen aus dem Leben gerissen wird. Sein plötzlicher Tod hat für seine Freundin Amber, seine Familie, aber auch für viele Menschen aus seinem Umfeld eine schmerzliche Lücke hinterlassen.
Persönlich werden wir Mattias jedoch nicht kennen lernen, denn der Autor lässt seine bewegende Geschichte aus der Sicht von acht unterschiedlichen Personen erzählen. In jedem Kapitel kommt jemand anderes als Ich-Erzähler zu Wort. Ganz unterschiedlichen Menschen und sehr interessanten Charakteren begegnen wir, darunter einige, die nur kurz Mattias Weg gekreuzt haben, eher zufällig mit seinem Schicksal verknüpft sind und gar keinen unmittelbaren Kontakt zu ihm hatten. Gemeinsam ist aber allen, dass ihr Leben von seinem Tod beeinflusst wird. In den unterschiedlichen Perspektiven erhalten wir von den Hinterbliebenen nicht nur Einblick in ihre ganz persönliche Beziehung zum Verstorbenen, sondern erfahren auch, wie jeder einzelne versucht mit dem schweren Schicksalsschlag fertig zu werden und sein Leben danach zu meistern. Sehr unmittelbar nehmen wir Anteil an einigen intensiven Innenansichten angesichts des schmerzhaften Verlusts und der quälenden Leere, die geblieben ist.
Sehr fesselnd ist es, immer mehr Details aus Mattias Leben zu erfahren und darüber zu spekulieren, was ihm Tragisches zugestoßen sein könnte. Aus den vielen Einzelfragmenten setzt sich allmählich ein facettenreiches Gesamtbild seiner Persönlichkeit zusammen, das immer mehr an Schärfe gewinnt. Mattias war ein außergewöhnlicher, sehr charismatischer junger Mann, der voller Begeisterungsfähigkeit, Ideenreichtum und Lebenslust sein Leben in Angriff nahm – ein sehr sympathischer Mensch, auch wenn er nicht frei von einigen Fehlern war.
Sehr eindrucksvoll ist Zantinghs einfühlsamer und pointierter Schreibstil. Gekonnt fängt der Autor mit wenigen Worten das Wesentliche ein und lässt mit viel Feingespür eine besonders dichte Atmosphäre entstehen, die in einem nachklingt. Auch um Musik geht es in diesem Roman, denn diese spielte in Mattias Leben eine zentrale Rolle. Passenderweise hat Zantingh daher auch die Songs seiner eigens zum Schreiben erstellten Playliste in die Geschichte mit eingebaut.
Geschickt lässt der Autor die verschiedenen, genial miteinander verwobenen Erzählstränge zusammenlaufen und erhöht so die Spannung bis zur erschütternden Auflösung. Erst sehr spät enthüllt Zantingh schließlich die näheren Umstände des tragischen Todes. Zugleich lässt er aber seinen Roman auch sehr versöhnlich und hoffnungsvoll ausklingen.

FAZIT
Ein unglaublich intensiver, berührender und aufwühlender Roman, der einen noch länger beschäftigt und nachdenklich stimmt! Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Unterhaltsamer historischer Roman

Der Sommer, in dem Einstein verschwand
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INHALT
Göteborg im Sommer 1923:
Zum 300. Gründungsjubiläum findet eine große Ausstellung statt, und über der gesamten Stadt hängt eine magische Atmosphäre der Euphorie und des Umbruchs.
Die junge Journalistin ...

INHALT
Göteborg im Sommer 1923:
Zum 300. Gründungsjubiläum findet eine große Ausstellung statt, und über der gesamten Stadt hängt eine magische Atmosphäre der Euphorie und des Umbruchs.
Die junge Journalistin Ellen ergattert ihren ersten Job bei einer Zeitung und kann ihr Glück kaum fassen: Sie wird als Reporterin die Aufregung der Ausstellung einfangen. Als sie eines Nachts eine alarmierende Entdeckung macht, bittet sie den Polizisten Nils Gunnarsson um Hilfe.
Zur gleichen Zeit sitzt Albert Einstein in seinem Berliner Arbeitszimmer. Sein Privatleben steht Kopf, seine Finanzen sind miserabel und er erhält Morddrohungen aus rechten Kreisen. Und ausgerechnet jetzt muss er nach Göteborg reisen, um seine Nobelpreisrede zu halten. Doch es gibt ungeahnte Kräfte, die diese Rede um jeden Preis verhindern wollen ...
(Quelle: Insel Verlag - Erscheinungsdatum: 8.3.20 - ISBN: 9783458178460 - Übersetzung aus dem Schwedischen: Regine Elsässer)
MEINE MEINUNG
Der jüngste Roman der schwedischen Autorin Marie Hermanson „Der Sommer, in dem Einstein verschwand“ spielt vor dem Hintergrund der grandiosen Jubiläumsausstellung in Göteborg im Sommer 1923, bei der die schwedische Stadt zugleich ihr 300-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Im Mittelpunkt des spannenden historischen Romans stehen jede Menge abenteuerliche Verwicklungen um den Besuch des weltberühmten, aber wegen seiner Relativitätstheorie nicht unumstrittenen Physikers Albert Einstein, der in der Stadt seine Nobelpreisrede halten soll.
Vor der faszinierenden, stimmungsvollen Kulisse der Göteborger Jubiläumsausstellung lässt die Autorin die bewegten „Goldenen Zwanziger“ auferstehen und uns in die aufregende Aufbruchsstimmung zwischen Ende des Ersten Weltkriegs, der herannahenden Weltwirtschaftskrise und dem erstarkenden Nationalsozialismus eintauchen.
Sehr schön hat sie den Geist des allgemeinen Optimismus und der Zukunftsgläubigkeit unter der Bevölkerung eingefangen. Doch wird die positive Stimmung auch durch kritische Stimmen zur Ausstellung getrübt, die hierin ein Symbol der Klassenunterschiede sahen und die sozialen Ungerechtigkeit anprangerten. Im Vorfeld der Eröffnung streiken die Arbeiter und zudem werden gerissene Betrüger auf den Plan gerufen. Den gut recherchierten, zeitgeschichtlichen Rahmen setzt die Autorin sehr anschaulich mit vielen informativen historischen Details um. Aus vielen historischen Begebenheiten sowie Fakten zu zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie Albert Einstein und seinem erbitterten Widersacher Paul Weyland, einem zwielichtigen Betrüger, der die antisemitischen Hasskampagnen gegen Einstein anführte, hat die Autorin eine spannende und äußerst unterhaltsame, fiktive Geschichte gesponnen. Sehr ausführlich geht sie in ihrem hochinteressanten und sehr lehrreichen „Kommentar der Autorin“ auf die verwendeten historischen Fakten, ihre Quellen und die erfundenen bzw. modifizierten Anteile in ihrem Roman ein.
Der Schreibstil der Autorin ist recht einfach und schnörkellos gehalten, wodurch sich das Buch sehr zügig und angenehm lesen lässt. Fast wie eine turbulente, heitere Karussellfahrt entwickelt sich die vielschichtig angelegte Geschichte mit ihren verschiedenen Handlungssträngen. Erzählt wird hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive und so erleben wir die Geschehnisse abwechselnd aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Albert Einstein, der jungen Journalistin Ellen, die für die Ausstellungszeitung Artikel verfassen darf, und des sympathischen Polizisten Nils. Zudem wechselt die Autorin aber auch immer wieder zu den im Jahr 2002 aus der Ich-Perspektive verfassten Erinnerungen von Otto, der auf seine Erlebnisse als 12-jähriger Junge während der Ausstellung zurückblickt, als er mit seiner Eselin Bella zur großen Attraktionen wurde.
Durch geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel wird sehr behutsam Spannung aufgebaut. Neben amüsanten Episoden sorgen auch unerwartet eintretende Ereignisse für Abwechslung und lassen bisweilen eine unheilvolle Stimmung aufkommen. Zudem erfahren wir als Leser auch einiges aus Albert Einsteins Privatleben, über die offenen Anfeindungen, denen er als jüdischer Wissenschaftler damals ausgesetzt war und vielfältigen Intrigen rund um seine Nobelpreisverleihung. Insgesamt werden die angeschnittenen Themen aber nie sehr tiefgründig und problembehaftet behandelt, so dass die Geschichte ihre unterhaltsame, leicht beschwingte Grundstimmung stets behält.
FAZIT
Ein unterhaltsamer und kurzweilig erzählter historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeitkolorit der „Goldenen Zwanziger“, einer spannenden Kriminalgeschichte und interessanten Episoden aus dem bewegten Leben Albert Einsteins.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Ruhiger Capri-Krimi mit viel Lokalkolorit

Mitten im August
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INHALT

Der Inselpolizist Enrico Rizzi hat es auf Capri zumeist mit kleineren Delikten zu tun und daher genügend Zeit, seinem Vater in den Obst- und Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. ...

INHALT

Der Inselpolizist Enrico Rizzi hat es auf Capri zumeist mit kleineren Delikten zu tun und daher genügend Zeit, seinem Vater in den Obst- und Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. Bis mitten im August ein Toter in einem Ruderboot an den felsigen Strand getrieben wird: Jack Milani, Spross einer Industriellenfamilie und Student der Ozeanologie. Es ist der erste Mordfall für den jungen Rizzi, ein Fall, bei dem es neben der Aufklärung eines Verbrechens auch um die Zukunft der Weltmeere geht.

(Quelle: Diogenes)

MEINE MEINUNG

Mit seinem Krimi „Mitten im August“ hat Luca Ventura, einer/m unter italienisch klingendem Pseudonym schreibende/r Krimiautor*in, einen interessanten Auftakt zu seiner neuen Capri-Krimi-Reihe vorgelegt, die vor dem traumhaften Setting der berühmten, italienischen Urlaubsinsel Capri angesiedelt ist, und in deren Mittelpunkt die beiden Inselpolizisten Enrico Rizzi und die aus Norditalien stammende Antonia Cirillo stehen.

Sehr schön stimmt das hübsche Cover mit einem typischen Touristen-Postkartenmotiv von Capri auf den Krimi mit viel Lokalkolorit ein und lässt ein tolles, sommerliches Urlaubsfeeling aufkommen. Gekonnt entführt Ventura uns derzeit urlaubshungrigen Leser zumindest virtuell auf die idyllische, italienische Felseninsel mitten im Golf von Neapel. Ventura gelingt es mit seinen lebendigen und anschaulichen Schilderungen hervorragend, die atemberaubenden Schauplätze und spektakulären Ausblicke, die italienische Lebensart sowie die besondere Atmosphäre auf dieser kleinen mediterranen Insel authentisch und stimmungsvoll einzufangen. Zur besseren Orientierung finden sich auf der Innenseite der vorderen und hinteren Broschurklappen liebevoll gezeichnete Übersichtskarten von Capri sowie die Region vom Golf von Neapel mit den wichtigsten, im Roman erwähnten Schauplätzen.

Mit einem häufigen Wechsel der Erzählstränge und Schauplätze versteht es der Autor die Handlung abwechslungsreich zu gestalten und trotz des recht ruhigen Tempos Spannung aufkommen zu lassen. Schon bald gibt es zahlreiche Spuren, eine Vielzahl an möglichen Tatmotiven und zudem präsentiert uns der Autor immer neue Verdächtige. In eingestreuten Einschüben erhalten wir zudem aufschlussreiche Rückblicke auf vergangene Geschehnisse und interessante Einblicke zu der Vorgeschichte der blutigen Tat. Durch geschickt gelegte falsche Fährten und so manche unerwartete Wendung ist der Krimi ideal zum Mitermitteln und vielfältigen Kombinieren. Statt der für Italienkrimis typischen politischen Themen wie Korruption und Einflüsse der Camorra auf den Lebensalltag in Süditalien wird hier der Umweltschutz und die fatale Versauerung der Ozeane durch zu viel CO2-Eintrag in die Meere aufgegriffen. So bietet dieser Krimi einen kurzen, thematisch interessanten und lehrreichen Exkurs in die Ozeanologie und Meeresbiologie.

Die Ermittlungen zum verzwickten Mordfall um Jack Milani und dem rätselhaften Verschwinden seiner Freundin Sofia schreiten passend zur großen Augusthitze insgesamt recht träge und gemächlich voran. So widmet sich der Autor zwischendurch auch ausgiebig detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten und dem Privatleben der beiden Hauptfiguren.

Die verschiedenen Charaktere sind insgesamt glaubhaft und lebensnah angelegt. Auch die Nebenfiguren wurden abhängig von ihrer Rolle auch recht vielschichtig und interessant ausgearbeitet. Viel Raum wird vor allem der sympathischen Hauptfigur Enrico Rizzi von der lokalen Polizeistation auf Capri, seinem Privatleben und einigen Details aus seiner Vergangenheit eingeräumt. So lernen wir den bodenständigen Polizisten, der normalerweise für die alltägliche Kleinkriminalität und bei Drogendelikten zuständig ist, auch von seiner privaten Seite relativ gut kennen. Nicht gerade hilfreich für die Fortschritte beim Fall sind die permanenten Einmischungen der Mordkommission in Neapel mit ihrem Commissario Serra, die sich ohnehin für kompetenter hält. Zur Unterstützung bekommt er noch die junge, aus dem Norden strafversetzte Kollegin Antonia Cirillo zur Seite gestellt, die sich zwar mit den Begebenheiten auf der Insel nicht auskennt, aber sehr viel Vorerfahrung hat und Rizzis Entscheidungen oftmals in einem kritischen Licht sieht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die beiden aber allmählich zu einem Team zusammen. Ihre Privatprobleme werden angerissen und werden in einer Fortsetzung sicher noch weiter thematisiert.

Auch wenn die eher ruhige Geschichte zum Ende hin immer mehr an Fahrt aufnimmt, hätte ich mir doch etwas mehr Spannungsmomente in der Handlung gewünscht. Die Auflösung von Rizzis erstem Mordfall auf Capri und die Aufklärung der Hintergründe wirken zwar etwas konstruiert, sind aber in sich schlüssig und glaubhaft.

Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Band und einen neuen Kriminalfall für die beiden sympathischen Ermittler Rizzi und Cirillo auf Capri.

FAZIT
Insgesamt ein ruhiger, aber unterhaltsamer Krimi-Auftakt - mit viel Lokalkolorit und tollem Sommer-Flair vor der herrlichen Urlaubskulisse von Capri. Ein idealer Urlaubskrimi!

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Veröffentlicht am 04.05.2020

Sehr informatives, inspirierendes Ayurveda-Kochbuch

Ayurvedische Wohlfühlküche
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„Für mich bedeutet Essen mehr als reine Nahungsaufnahme“ ~ Divya Alter

MEINE MEINUNG
Ayurveda als uralte Heilkunst ist so modern wie nie. Die ayurvedischen Weisheiten zeigen auf beeindruckende Weise, ...

„Für mich bedeutet Essen mehr als reine Nahungsaufnahme“ ~ Divya Alter

MEINE MEINUNG
Ayurveda als uralte Heilkunst ist so modern wie nie. Die ayurvedischen Weisheiten zeigen auf beeindruckende Weise, wie stark unsere Gefühlswelt und Gesundheit durch die Ernährung beeinflusst wird. Für viele gelten die Prinzipien der ayurvedischen Gesundheitslehre als Schlüssel zu einer gesunden Ernährung und können zu einer wesentlichen Besserung von Verdauungs- und verschiedensten Gesundheitsproblemen bei tragen.
In ihrem Kochbuch „Ayurvedische Wohlfühlküche - 100 saisonale Rezepte für die moderne Ernährung“, das bei UNIMEDICA im Narayana-Verlag erschienen ist, vermittelt die Autorin Divya Alter äußerst informativ und anschaulich die praktischen Aspekte des modernen, ayurvedischen Kochens und präsentiert zugleich einen sehr inspirierenden Leitfaden für eine gesunde, vegetarische Ernährung und optimale Gesundheit.
Die aus Bulgarien stammende Yogini, Ayurveda-Pionierin und Ernährungsexpertin Divya Alter betreibt in Manhattan ein authentisches ayurvedisches Café und leitet zudem die Kochschule Bhagvat Life, einer gemeinnützigen Bildungsorganisation in New York. Basierend auf ihrem umfangreichen Wissen und vielfältigen Erfahrungsschatz über schmackhaftes Kochen und ganzheitliche Heilung hat die Autorin in ihrem Kochbuch eine große Vielfalt an leckeren, alltagstauglichen Rezepten zusammengestellt, die zeigen, dass gesunde Ernährung weder langweilig noch aufwendig sein muss. Neben der Verwendung von klassischen indischen Zutaten regt sie auch dazu an, gezielt regionale Produkte in den Speiseplan zu integrieren. So umfassen ihre ayurvedischen Gerichte neben klassischen Rezepten auch eine große Auswahl an Gerichten nach italienischer oder französischer Art wie beispielsweise Spinatrisotto, Lasagne mit Brokkolini, Karotten und Spinat oder eine köstliche Gemüsequiche in der Pfanne.
Das sehr informative Inhaltsverzeichnis wirkt auf den ersten Blick mit seinen unterschiedlich gesetzten Schrifttypen und Untergliederungen etwas unübersichtlich, gibt aber bei genauerem Studium einen hervorragenden Überblick über die ausführlich behandelten Themengebiete und den sehr strukturierten Aufbau des Rezeptteils. Sehr umfangreich und äußerst lesenswert ist auch die Einleitung, in der sich Divya Alter uns Lesern vorstellt und ihren beruflichen Werdegang schildert. Hierin vermittelt die sympathische Autorin auch sehr anschaulich ihre persönliche Einstellung zur ayurvedischen Küche und ihre Herangehensweise an das vorliegende Buch.
„Ayurvedische Wohlfühlküche ist ein Versuch, Ihnen die Prinzipien zu vermitteln, nach denen Sie Ihre körperlichen und geistigen Bedürfnisse mit den Lebensmitteln und Gewürzen verbinden können, die Sie ins entsprechende Gleichgewicht bringen.“ (Zitat Divya Alter S.6)
Bevor es an die Rezepte geht, gibt es in TEIL EINS „Unsere Beziehung zum Essen“ zunächst eine ausführliche Einführung in die Grundlagen der ayurvedischen Ernährung. Sehr verständlich und interessant werden auch die drei Doshas (Vata, Pitta und Kapha) vorgestellt. So kann man schon einmal grob versuchen, sich selbst anhand der luftigen, feurigen oder erdigen Qualitäten einem Konstitutionstyp zuzuordnen - wobei es ja immer wieder mal zu Schwankungen bei den Erscheinungsformen kommt. In einem weiteren Kapitel beleuchtet die Autorin zudem detailliert unser Verhältnis zum Essen und geht auf die fünf wichtigen Eigenschaften von Lebensmitteln ein. Doch keine Angst, große Erfahrung mit Ayurveda und ayurvedischischem Kochen wird nicht vorausgesetzt. Dank der verständlichen Erläuterungen eignet sich das Buch auch diejenigen, die an einem Einstieg in das Thema "Ayurvedische Ernährung" interessiert sind.
Nach diesem umfangreichen, informativen Einführungsteil schließt sich nun TEIL ZWEI mit dem eigentlichen Rezeptteil an, der nochmals mit einem kurzen Vorwort beginnt und einige wichtige Anmerkungen und Hinweise der Autorin enthält. Der Rezeptteil ist sehr übersichtlich gestaltet und besitzt eine jahreszeitliche Gliederung in Frühling & Frühsommer, Sommer & Frühherbst sowie Spätherbst & Winter. Diese sind dann nochmals unterteilt in Rezepte für Morgens, Mittags/Abends, Gaumenfreuden und Getränke. Dank der saisonalen Gliederung der Rezepte findet jeder Konstitutionstyp die optimalen Gerichte für die jeweilige Jahreszeit. Zu jedem Rezept gibt die Autorin auch Tipps für ein spezifisches Dosha und bietet Rezeptvarianten entsprechend der eigenen Verdauungsstärke an. Neben vielen abwechslungsreichen, modernen Rezepten kommen aber auch die klassischen ayurvedischen Gerichte und Grundnahrungsmittel wie Khicharis, Chutneys, Masalas und Ghee nicht zu kurz. Zudem gibt es noch weitere spezielle Kapitel wie Beilagen & Salatdressings, sowie Die Grundnahrungsmittel der neuen ayurvedischen Küche. Von Salaten über Suppen, vielfältige Getreide- und Gemüsegerichte bis hin zu den Gaumenfreuden ist alles dabei, was das Herz begehrt. Dass man nicht auf Genuss verzichten muss, wenn man sich nach ayurvedischen Prinzipien ernährt, zeigen besonders die Dessertrezepte, wie zum Beispiel die köstlichen Sesam-Honig-Bällchen oder das leckere Limettenmousse. Da fällt einem beim Durchblättern die Entscheidung, welches Rezept man zuerst ausprobieren möchte, schon richtig schwer.
Alle Rezepte sind laktovegetarisch, haben fast alle glutenfreie Optionen sowie vegane Alternativen aufgelistet, die mit entsprechenden Codes gekennzeichnet sind. Zu jedem Rezept gibt es neben einer übersichtlichen Zutatenliste und verständlich geschriebenen Zubereitungshinweisen stets noch einen ausführlichen Einleitungstext sowie ergänzende Informationen wie interessante Varianten, besondere Hinweise zu den verwendeten Lebensmitteln, die Wirkungsweise der verwendeten Gewürze oder Kombinationsmöglichkeiten.
In TEIL DREI werden in Die Ausrüstung für ihre neue Ayurvedische Küche noch die wichtigsten Gewürze und Kräuter vorgestellt. Zudem gibt es einen Überblick über die wichtigsten, im Rezeptteil verwendeten Zutaten, interessante Informationen zur Warenkunde und Erläuterungen zu Lebensmitteln, die als eher problematisch angesehen werden.
Am Ende des Buchs finden sich im ABSCHLUSS noch einige zusammenfassende Worte der Autorin, ein ANHANG, eine Danksagung und abschließend ein ausführlicher, alphabetischer Index, der einem das Auffinden der Rezepte, aber auch der Zutaten und vieler im Text erwähnten Begriffe erleichtert.
Gefallen haben mir auch die ansprechend klare, moderne Aufmachung und die eher schlicht gehaltene, bisweilen verschiedenfarbige Gestaltung der Seiten, die gut zum Thema "Ayurvedische Ernährung" passen und dem insgesamt sehr informativen Konzept des Buchs gerecht werden. Die schöne Bebilderung des Inhalts mit natürlich wirkenden, Appetit-anregenden Fotos von William und Susan Brinson ist ebenfalls sehr gelungen. Schade ist allerdings, dass man nicht zu allen Rezepten ein Farbfoto findet, denn schließlich wecken appetitanregende Bilder gerade beim Stöbern in Kochbüchern die Neugier auf die abgedruckten Gerichte und macht direkt Lust aufs Nachkochen.
FAZIT
Ein schön aufgemachtes, inspirierendes und äußerst informatives Ayurveda-Kochbuch mit leckeren, abwechslungsreichen Rezeptideen!
Sehr empfehlenswert für alle, die sich für die alte Heilkunst Ayurveda und gesunde Ernährung interessieren und einmal etwas Neues ausprobieren möchten!

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