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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2019

Wem kannst du trauen?

Rosengift
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Die 16-jährige Matilda zieht nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer Tante Helen und ihrem Sohn Miguel ein. Sie versteht sich gut mit den beiden und fühlt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten recht ...

Die 16-jährige Matilda zieht nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer Tante Helen und ihrem Sohn Miguel ein. Sie versteht sich gut mit den beiden und fühlt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten recht wohl in der neuen Umgebung. Sie hat sogar einen Verehrer: Ihr Schulkamerad Patrick ist sehr angetan von Matilda und gibt ihr das deutlich zu verstehen. Nachdem diese ihn auf ihrer Gebrtstagsparty unüberlegt küsst, erhebt er Ansprüche auf das Mädchen und will es nicht verstehen, dass Matilda bei dem Kuss bereits einige Coctails zu viel intus hatte und seine Gefühle nicht wirklich erwidert. Patrick konfrontiert sie weiterhin mit seinen Liebesbeweisen. Doch als seine Angebetete beginnt, sich mit dem einige Jahre älteren Chris zu treffen, bekommen seine Botschaften einen anderen Ton. Bald ist die Lage ganz anders als harmlos. Matilda wird regelrecht gestalkt und zwar von jemandem, der offenbar zu allem fähig ist. Doch handelt es sich bei dieser Person tatsächlich um Patrick? In ihrer Verzweiflung weiß Matilda nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann...

Ich lese sehr gerne Krimis von Susanne Mischke, allerdings haben mir Bücher, die sie für Erwachsene geschrieben hat, deutlich mehr gefallen. Dieser Jugendthriller ist zwar nicht schlecht, es war für mich eine nette und halbwegs spannende Lektüre, aber leider etwas langatmig. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass er ältere Jugendliche ansprechen und ihnen gut gefallen könnte, da ihnen die Autorin nicht nur eine spannende Story bietet, sondern sich darüber hinaus mit typischen, alltäglichen Problemen dieser Altersgruppe auseinandersetzt und auch so wichtige Ausnahmesituationen behandelt wie etwa den Verlust der Eltern und den Start in in einer völlig neuen Umgebung.

Alles in allem ist "Rosengift" ein solider Jugendthriller, der trotz einiger Längen gut unterhält und zum Beispiel als Urlaubslektüre durchaus zu empfehlen ist.

Veröffentlicht am 20.05.2019

In der digitalen Welt ist die Kontrolle über eigenes Leben nur eine Illusion

ZERO - Sie wissen, was du tust
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Bei einem harmlosen Spaziergang durch London identifiziert eine Clique junger Menschen dank einer ausgeliehenen Datenbrille einen polizeilich gesuchten Verbrecher. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, die ...

Bei einem harmlosen Spaziergang durch London identifiziert eine Clique junger Menschen dank einer ausgeliehenen Datenbrille einen polizeilich gesuchten Verbrecher. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd, die tragisch endet: Einer der jugendlichen Verfolger wird erschossen. Der Fall erregt Aufsehen und bringt die Journalistin Cynthia Bonsant dazu, über die angesagte Internetplattform Freemee zu recherchieren, deren Nutzer der tote Junge war. Freemee wirbt damit, ihren Kunden mit maßgeschneiderten ActApps zum Erfolg und besserem Leben zu verhelfen. Dafür braucht sie allerdings ihre Daten, die gespeichert und analysiert werden. Doch verfolgt Freemee nicht heimlich ganz andere Ziele? Womöglich missbraucht sie nicht nur das Vertrauen ihrer Nutzer, sondern bringt sie sogar in Gefahr? Auch Zero, die weltweit gesuchte Gruppe von Aktivisten, die gegen Datenhändler vorgehen und mit seinen kritischen Videos bereits in den Schlagzeilen steht, warnt vor Freemee. Cynthia deckt bei ihren Recherchen tatsächlich dunkle Machenschaften auf und muss bald um ihr Leben fürchten...

Marc Elsberg gelang mit diesem Buch nicht nur ein spannender Thriller, der mit einem guten Plot, schnellen Tempo, überraschenden Wendungen und einem filmreifen Finale eine solide Unterhaltung bietet. „Zero“ ist auch ein Buch, das den Leser dazu bringt, nachzudenken, sich Fragen zu stellen, die Strategien der mächtigen Netzwerke und Unternehmen und auch sein eigenes Verhalten im Netz kritisch zu hinterfragen. Es wirft wichtige Fragen auf, die sich aus meiner Sicht jeder stellen müsste. Werden wir wirklich permanent kontrolliert und beeinflusst? Geben wir selbst freiwillig die Kontrolle über unser Leben ab, weil wir alles immer leichter, schneller, bequemer haben wollen? Ich fürchte, wir sind in der Tat oft allzu bereit, einfach nur die Vorzüge der modernen Zivilisation zu genießen und verschließen die Augen vor den Gefahren, die mit dem Einsatz der modernen Technologien einhergehen. Dabei sollen die uns alles andere als egal sein, denn spätestens aus dem Nachwort erfährt man, dass es sich bei den im Buch beschriebenen Vorgehen und Werkzeugen keineswegs um Science- Fiction handelt...

Fazit: Ein rasanter Actionthriller, packend, mit einer brisanten Thematik und zum Nachdenken anregend, sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 17.05.2019

Eine interessante Idee, spannend umgesetzt

Thalamus
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Ein Motorradunfall stellt das Leben des 17-jährigen Timo auf den Kopf. Zwar überlebt er die schwere Operation, kann aber vorerst weder sprechen noch laufen. Auf Anraten seines Arztes wird er in der abgelegenen ...

Ein Motorradunfall stellt das Leben des 17-jährigen Timo auf den Kopf. Zwar überlebt er die schwere Operation, kann aber vorerst weder sprechen noch laufen. Auf Anraten seines Arztes wird er in der abgelegenen Rehaklinik Markwaldhof untergebracht, wo sich ein Team aus Ärzten, Fachtherapeuten und Pflegepersonal um Patienten wie er kümmert. Die Einrichtung genießt einen guten Ruf und tatsächlich scheint sich Timo recht schnell von den Folgen des Unfalls zu erholen. Seine Genesung wird aber von merkwürdigen Nebenwirkungen begleitet, die Timo Angst machen. Genauso wie sein Zimmernachbar, der tagsüber ein Koma-Patient ist, nachts aber aufsteht und kein angenehmer Zeitgenosse ist. Zu dumm, dass Timo keinem davon erzählen kann, denn mit dem Sprechen hat er immer noch große Probleme. Bald macht er weitere, ähnlich beängstigende Entdeckungen und spätestens jetzt wird ihm klar, dass im Markwaldhof etwas faul ist...
Ursula Poznanski, die sich mit ihren Jugend- und Erwachsenenthrillern bereits mehrmals in die Bestsellerlisten geschrieben hat, gelang mit diesem Roman ein weiteres fesselndes Buch, das mit einem interessanten Plot, lebendigen Charakteren und einer ordentlichen Portion Spannung punktet. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass "Thalamus" vor allem älteren Jugendlichen gefallen wird, da sie vermutlich empfänglicher für die Thematik sind und sich mit Timo und seinen Freunden besser identifizieren können. Ich bin zwar schon deutlich älter, aber auch mir hat die Lektüre Spaß gemacht und einige unterhaltsame Stunden beschert. Zwar halte ich die Idee, die der Handlung zugrunde liegt, für ziemlich abwegig, konnte mich aber damit arrangieren und es hat mich nicht weiter gestört. Im Gegenteil: Ursula Poznanski schreibt so fesselnd und glaubhaft, dass man ihr auch scheinbar absurde Ideen abkauft und in ihre Geschichten eintaucht. So war es für mich auch bei diesem Buch.

Zu erwähnen wäre aus meiner Sicht noch das originell und wunderschön gestaltete Cover, das sofort ins Auge springt und neugierig auf den Inhalt macht.

Fazit: Ein spannender Jugendthriller, gut geschrieben und mit überraschenden Wendungen, für alle Fans des Genres und vor allem für jüngere Leser sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 16.05.2019

Die Magie des Erzählens

Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte
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Was für ein zauberhaftes Buch! Mein erstes von Rafik Schami und ich bin richtig begeistert von der Kraft, Lebendigkeit und Schönheit seiner Sprache! Der Autor, der in Syrien aufgewachsen ist, kam als junger ...

Was für ein zauberhaftes Buch! Mein erstes von Rafik Schami und ich bin richtig begeistert von der Kraft, Lebendigkeit und Schönheit seiner Sprache! Der Autor, der in Syrien aufgewachsen ist, kam als junger Mann nach Deutschland, studierte Chemie, promovierte und bekam einen guten Job beim einem Weltkonzern. Den hat er jedoch aufgegeben, um seinen Traum zu verwirklichen und Erzähler zu werden. Wie es dazu gekommen ist, dass Erzählen seine größte Leidenschaft wurde, berichtet er in diesem Buch.
Rafik Schami nimmt uns Leser auf eine abenteuerliche Reise nach Damaskus seiner Kindheit und entwirft dabei ein faszinierendes Porträt einer Stadt und seiner Einwohner. Es sind vor allem einfache Menschen, von denen er spricht: Kutscher, Frisöre, Verkäufer... All diese Menschen haben eins gemeinsam: Sie erzählen gern und hören auch gern zu. Einige von ihren Geschichten können wir hier nachlesen. Sie sind durchaus spannend und unterhaltsam. Es wird uns aber bei der Lektüre klar, dass sie beim Niederschreiben viel von ihrem Zauber verlieren. Man müsste sie mit eigenen Ohren hören, erwartungsvoll dem Verlauf jeder Geschichte folgen, den Erzähler, seine Mimik und Gestik beobachten, ihn zwischendurch anfeuern, über den möglichen Ausgang der Geschichte spekulieren... Rafik Schamis Buch ist eine Lobeshymne auf die Kunst des mündlichen Erzählens, das in so gut wie jeder Kultur und gerade im Orient eine lange Tradition hat. Er betont ihre wichtige Rolle, die sie für die Identität und den ethnischen Zusammenhalt einzelner Völker spielt. In einem wissenschaftlichen Exkurs setzt sich der Autor mit der mündlichen und schriftlichen Erzählweise auseinander und erklärt die Unterschiede dazwischen. Er verdeutlicht, wie sich die mündliche Kunst im Laufe der Zeit verwandelte und macht uns darauf aufmerksam, dass gerade jetzt, im Zeitalter der Digitalisierung, das Erzählen und Zuhören eine Art Renaissance erleben. Die mündliche Kunst ist wieder in, wenn auch in veränderter Form. Ein Beweis dafür sind Erfolge, die Kabarettisten, Comedians und andere Wortkünstler feiern und ganz besonders die große Popularität von Hörbüchern. All diese Erkenntnisse werden einleuchtend und interessant dargestellt. Am besten haben mir an dem Buch aber die eingestreuten Geschichten und Anekdoten gefallen. Wie gerne würde ich jetzt eine Lesung mit Rafik Schami besuchen, um diese direkt von ihm zu hören...

Fazit: Ein interessantes und erkenntnisreiches Buch für alle, die Spaß am Erzählen und Zuhören haben und sich für Sprachen und Kulturen interessieren.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Ein Wiedersehen mit alten Freunden wird zum Alptraum

Die Mühle
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Die 20-jährige Außenseiterin Lana bekommt durch einen Zufall die Möglichkeit, an einem Treffen von einer Clique junger Menschen teilzunehmen, die sie von früher aus der Schule und nur vom Sehen kennt. ...

Die 20-jährige Außenseiterin Lana bekommt durch einen Zufall die Möglichkeit, an einem Treffen von einer Clique junger Menschen teilzunehmen, die sie von früher aus der Schule und nur vom Sehen kennt. Das Treffen findet in Karlsbad (Tschechien) statt und die erste Anlaufstelle ist ein vornehmes Hotel, wo für jeden der Teilnehmer ein Zimmer gebucht wurde. Die Situation wird schnell suspekt, da es sich herausstellt, dass von einer Freundschaft, die Lana damals an der Schule so beeindruckt hat, schon lange keine Rede mehr ist, im Gegenteil: Keiner wirkt so richtig froh, die anderen zu sehen. Und niemand scheint eine Ahnung davon zu haben, wer der Gastgeber ist. Trotzdem folgen alle der nächsten geheimnisvollen Einladung und lassen sich am Tag darauf zu einem Picknick in den Böhmer Wald bringen. Das Wetter ist toll und in der freien Natur wartet ein schön gedeckter Tisch auf sie. Nur zu blöd, dass der Fahrer sich sofort aus dem Staub macht. Plötzlich bleiben die ehemaligen Mitschüler alleine in der unbekannten Wildnis, in der es keinen Handy-Empfang gibt. Dafür lauert dort eine schreckliche Gefahr...

Sieben junge Menschen, sieben unterschiedliche Persönlichkeiten in einer Extremsituation und ein dunkles Geheimnis, das sechs von ihnen miteinander teilen und die siebte verzweifelt zu erraten versucht. Der Plot ist durchaus interessant und bietet reichlich Potenzial. Schon das geheimnisvoll und düster gestaltete Cover verspricht eine spannende Lektüre und zumindest einen Hauch von Gänsehaut. Der Roman fängt auch vielversprechend an. Und doch konnte ich mich nicht wirklich für die Handlung begeistern, denn irgendwann wurde sie mir zu langatmig. Von Anfang an weiß man, dass etwas Schlimmes passieren wird und das drohende Unheil ist auf jeder Seite präsent, was an sich die Spannung erhöhen musste. Nur dauert es aus meiner Sicht etwas zu lange, bis das Rätsel gelöst wird. Ich wurde schließlich des ewigen Tappens Lanas im Dunkeln überdrüssig und sehnte mich nur noch nach dem Ende. Dieses fand ich wiederum recht gut (wenn auch ziemlich unglaubwürdig) und wirklich überraschend. So ist meine Meinung zum Buch etwas zwiespältig. Ich bin zwar nicht direkt enttäuscht, habe aber mehr erwartet.

Mein Fazit: Ein Jugendthriller mit Längen, trotzdem recht spannend, älteren Jugendlichen dürfte er gut gefallen.