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Veröffentlicht am 14.03.2019

traurige Geschichte

Die Frauen von Själö
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In „Die Frauen von Själö“ widmet sich die Autorin Johanna Holmström einem traurigen Kapitel Geschichte auf einer kleinen Schäreninsel. Die dort gelegene Nervenheilanstalt ist Dreh- und Angelpunkt dieses ...

In „Die Frauen von Själö“ widmet sich die Autorin Johanna Holmström einem traurigen Kapitel Geschichte auf einer kleinen Schäreninsel. Die dort gelegene Nervenheilanstalt ist Dreh- und Angelpunkt dieses Romans über drei junge Frauen. Da ist Kristina, die in eine psychische Ausnahmesituation gerät und im Wahn ihre Kleinkinder ertränkt. Viele Jahre später kommt die Pflegerin Sigrid auf die Insel. Und dann gibt es auch noch Eli, eine Teenagerin, die in die Anstalt eingewiesen wird, weil sie versucht, von der Insel zu fliehen und ein selbstbestimmtes Leben zu leben.

Ich habe bereits Romane über solche oder ähnliche Einrichtungen gelesen in denen vor allem Frauen der Hysterie bezichtigt und unter haarsträubenden Verhältnissen eingesperrt wurden. Die damaligen Behandlungsmethoden grenzten oft an Folter. Auf Själö ist es vor allem die Abgeschiedenheit und die mangelnde Hilfe, die dazu führt, dass die Frauen nicht wieder zurück finden in die Gesellschaft. Die meisten verbringen den Rest ihres Lebens dort und je nach ihrer Erkrankung vegetieren sie dahin oder finden aus sich selbst heraus einen Weg, mit dem Alltag in der Anstalt zurecht zu kommen. Der Pflegerin Eli, die gerne etwas ändern und verbessern würde, sind starre Grenzen gesetzt, die sie nicht schafft aufzubrechen.

Die Autorin beschreibt intensiv und detailgenau. Man merkt dem Buch die Recherchearbeit wohltuend an. Es ist keine leichte Geschichte und Johanna Holmström will nicht beschönigen und es gibt auch kein versöhnliches Ende. Die Einsamkeit der Frauen berührt zutiefst und macht traurig. Die Hoffnungslosigkeit wird in dieser kargen rauen Landschaft noch größer.

Veröffentlicht am 13.03.2019

empfehlenswert

Ein perfider Plan
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Anthony Horowitz, seines Zeichens Autor, wird diesmal hochpersönlich in seine Geschichte verstrickt. Das ist so eine witzige Idee, dass die Geschichte es allein schon deshalb wert ist, gelesen zu werden. ...

Anthony Horowitz, seines Zeichens Autor, wird diesmal hochpersönlich in seine Geschichte verstrickt. Das ist so eine witzige Idee, dass die Geschichte es allein schon deshalb wert ist, gelesen zu werden. Aber auch der Rest ist durchaus unterhaltsam. Der Privatdetektiv Daniel Hoawthorne möchte einen Roman schreiben und engagiert dazu Horowitz. Ein rätselhafter Mord beginnt die beiden zeitgleich zu beschäftigen und daraus wird schnell eine Ermittlung in der die beiden ungleichen Männer ein bisschen wie in guten Sherlock Holmes Romanen agieren. Aber der Vergleich ist ein bisschen einseitig, denn durch die seltsame Perspektive des Autors und Mitakteures erhält alles einen ganz eigenen Ton.

Ein anderer Rezensent hat das Buch als very britisch betitelt und hier kann ich nur zustimmen. Es handelt sich hier nicht um einen blutigen Thriller und die Spannung entsteht weniger aus Action denn aus der Schnitzeljagd nach dem Motiv und dem Täter. Hierbei sind Logik und gesunder Menschenverstand gefragt und der trockene Humor blitzt auch immer wieder in der Story auf.

Mein erstes Buch von Anthony Horowitz. Ich kann „Ein perfider Plan“ empfehlen.

Veröffentlicht am 13.03.2019

hochinteressant

Die Reinsten
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In Thore D. Hansens Science Fiction wird der Menschheit in gut 20 Jahren nichts anderes übrig bleiben, als ihr Wohl und Wehe in die Hand der künstlichen Intelligenz Askit zu geben, um der drohenden Naturkatastrophe ...

In Thore D. Hansens Science Fiction wird der Menschheit in gut 20 Jahren nichts anderes übrig bleiben, als ihr Wohl und Wehe in die Hand der künstlichen Intelligenz Askit zu geben, um der drohenden Naturkatastrophe und dem Zusammenbruch der Menschheit zu entgehen. In den nächsten 150 Jahren baut diese KI ein ausgeklügeltes System auf, in dem der Mensch lediglich ein gut funktionierendes Rädchen zu sein hat. Neuro-Implantate sorgen dafür, dass die Fähigkeiten des Einzelnen modifiziert werden und das Ziel der Perfektion in greifbare Nähe rücken kann. Dazu gehört aber auch absolute Kontrolle durch Askit und eine Ausgrenzung all jener Menschen, die an diesem System nicht teilnehmen wollen.

Eve Legrand gehört zu den „Reinsten“ und ist eigentlich ihr ganzes Leben zufrieden und überzeugt davon gewesen, dass Askit perfekt und unverzichtbar für die glückliche Zukunft der Menschheit wäre. Aber plötzlich gibt die KI seltsame Anweisungen und widersprüchliche Aussagen. Und als Eve anfängt, an der Allmacht und dem System der Gleichheit zu zweifeln, muss sie in die Kolonien fliehen, wo sie plötzlich ein ganz anderes selbstbestimmtes Leben kennenlernt. Sie steht vor der Frage, wie sie ihr Leben weiterhin leben möchte und ob Askit sich nicht im Laufe der Jahre in etwas verwandelt hat, was dem Menschen all seine Individualität genommen hat.

Anfangs musste ich mich erst an den Sprachduktus und das Szenario einfinden. Aber dann war ich sehr angetan davon, wie gründlich Hansen seine Welt durchdacht hat und wie nah er sie an den Realitäten der heutigen Zeit entwickelt hat. In vielen Teilen kann man sich gut so eine Zukunft vorstellen bzw. sich vor ihr fürchten. Die Hörigkeit für die KI Askit ist es, die mich besonders erschreckt hat, die mir aber auch besonders logisch erscheint, wenn ich sehe, wie viele Menschen schon heute all ihre Informationen und ihr Wissen aus einem Internet holen, welches unpersönlich und verallgemeinernd ist.

Tatsächlich stellt der Autor große Fragen in seinem Roman. Nach Menschlichkeit und Individualität, nach dem Abwägen, was ist für mich wichtig und wie wichtig ist die Gemeinschaft, wie gehe ich mit der Natur verantwortungsbewusst um, wie kann die Menschheit es schaffen, auf der Erde weiter zu leben, ohne sie zu zerstören?

Ein hochinteressantes komplexes Buch, welches mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Liebe im Ernstfall

Die Liebe im Ernstfall
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Ab und an drückt meine Frau mir ein Buch in die Hand und sagt: Lies das mal. Ist ein Frauenbuch aber eines, das du lesen solltest.

Die Liebe im Ernstfall ist ein Frauenbuch, weil es von fünf Frauen handelt. ...

Ab und an drückt meine Frau mir ein Buch in die Hand und sagt: Lies das mal. Ist ein Frauenbuch aber eines, das du lesen solltest.

Die Liebe im Ernstfall ist ein Frauenbuch, weil es von fünf Frauen handelt. Beschrieben wird ihr tiefstes Inneres, ihre Gefühle und Gedanken aber auch das unbekannte namenlose Land dazwischen, in dem sie agieren, wie sie es von ihren Müttern und aus der Gesellschaft gelernt haben, aber auch, wie sie sich sehnen zu sein.

Ein Buch mit einer wunderbar kraftvollen Sprache, mit starken Frauen. Nicht jede hat es gleich, aber am Ende sind sie alle autark und selbstbewusst, frei und doch ganz Frauen.

Ein Buch über die Liebe in all ihren Facetten, auch darüber, den Mut zur Eigenliebe zu haben. Und den Mut zur Wahrheit.

Ein Buch über Frauen, für Frauen. Und für mutige Männer, die mal einen Blick neben sich werfen und erkennen, dass wir alle Menschen sind und unsere Sehnsüchte und Wünsche sich gleichen.

Dicke Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Historisches aus Italien

Das Gutshaus in der Toskana
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Wer die Toskana liebt, der wird dieses Buch auch lieben. Italien, Essen und Wein sind ein angenehmer Rahmen für diesen schönen historischen Roman. Ich rate dazu, den ersten Band vorher zu lesen, denn es ...

Wer die Toskana liebt, der wird dieses Buch auch lieben. Italien, Essen und Wein sind ein angenehmer Rahmen für diesen schönen historischen Roman. Ich rate dazu, den ersten Band vorher zu lesen, denn es geht nahtlos weiter und nicht alles wird gleich erklärt. Wer also auf ein intensives Leseerlebnis hofft, sollte wissen, wie es Antonella und Michele ergangen ist und warum sie sich jetzt verstecken müssen. Eigentlich wollen die beiden ja nach Amerika auswandern aber es kommt mal wieder alles anders als gedacht. Statt dessen landen sie nach einigen bedrohlichen Geschehnissen irgendwann auf dem Weingut seiner Familie. Mehr verrate ich nicht.

Das Buch liest sich schnell und süffig. Antonella ist bodenständig und beherzt, Michele offen und seiner Frau zugewandt. Die beiden sind ein nettes Paar und man wünscht ihnen nur das Beste. Bis sie das allerdings erreichen sind einige Abenteuer und Gefahren zu bestehen und Widrigkeiten aus dem Weg zu räumen. Michele wird von den Behörden gesucht, da er bei einer Rebellion mitgemacht hat. Damals gab es also auch schon diverse politische Strömungen in Italien. Sehr unterhaltsam zu lesen, wie sich das so damals abspielte.

Ich kann das Buch wie seinen Vorgänger nur wärmstens empfehlen. Es wird im Sommer noch einen dritten Band geben, der einige Zeit später spielt. Ich freue mich darauf.