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Veröffentlicht am 22.02.2021

Chaos ist Leben

Die Mitternachtsbibliothek
2

Die fünfunddreißigjährige Nora Seed beschließt zu sterben. Nachdem jetzt auch noch ihre Katze überfahren wurde, hält sie nichts mehr im Leben. Nora sieht ihr Leben als traurige Abfolge von Unglücken und ...

Die fünfunddreißigjährige Nora Seed beschließt zu sterben. Nachdem jetzt auch noch ihre Katze überfahren wurde, hält sie nichts mehr im Leben. Nora sieht ihr Leben als traurige Abfolge von Unglücken und Fehlschlägen. Sie glaubt im Leben keine Lücke zu hinterlassen. Plötzlich befindet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder, einem Ort wo die Zeiger der Uhr immer auf Mitternacht stehen, solange man sich noch im Zwischenreich zwischen Leben und Tod befindet. Die Mitternachtsbibliothek ist eine ganz besondere Bibliothek, sie enthält Bücher, in denen Noras Wahlmöglichkeiten zu ihrem Leben aufgezeichnet sind. Jetzt hat sie die Chance in einem anderen Leben glücklich zu werden.

„Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein zauberhafter Roman rund um eine faszinierende Theorie. Der Autor Matt Haig hat mich auch diesmal wieder total in seinem Bann gezogen. Er greift in diesem Roman die Theorie von den Parallelwelten auf. Mit dieser Idee steht er nicht allein. Bereits in der Philosophie der Antike, zum Beispiel bei Platon und Aristoteles, kommen diese Denkansätze vor und auch in der Quantenmechanik gibt es Die Viele-Welten-Theorie.

Nora bekommt die Chance zahlreiche ihrer verpassten Leben zu durchleben. Sie lebt das Leben einer Top-Schwimmerin, einer gefeierten Musikerin, einer Nordpolforscherin und viele mehr. Dennoch irgendetwas fehlt.
Seite 218 erklärt die Bibliothekarin Mrs Elm der unglücklichen Nora das Leben am Beispiel eines Schachspiels:
„Sieh dir doch einmal das Schachbrett an, das wir wieder aufgestellt haben,“ sagte Mrs Elm sanft. „Wie ordentlich und friedlich es aussieht, bevor eine Partie beginnt. Das ist schön. Aber auch langweilig. Es ist tot. Doch in dem Moment, wo du einen Zug machst, verändert sich alles. Es wird chaotischer. Und mit jedem Zug, den du machst wächst das Chaos.“…
„Schach ist leicht zu erlernen“, erklärt sie Nora. „Aber schwer zu meistern. Jeder Zug den du machst, eröffnet eine neue komplexe Welt von Möglichkeiten. Zu Beginn der Partie gibt es keine Variationen. Es gibt nur eine Möglichkeit, die Figuren aufzustellen. Nach den ersten sechs Zügen sind es schon neun Millionen Variationen. Und nach acht Zügen gibt es zweihundertachtundachtzig Billionen verschiedener Positionen. Und die Zahl dieser Möglichkeiten wächst immer mehr. Die Zahl einer Schachpartie übersteigt die Anzahl von Atomen im wahrnehmbaren Universum. Das Ganze wird also sehr vertrackt. Und es gibt nicht den einen richtigen Weg, die Partie zu spielen; es gibt viele Wege. Im Schach wie im Leben basiert alles auf Möglichkeiten. Jede Hoffnung, jeder Traum, jedes Reuegefühl, jeder Moment des Lebens.“

Seite: 284 wird es nochmal sehr schön erklärt.
Jedes Leben umfasst Millionen von Entscheidungen. Manche groß, manche klein. Doch jedes Mal, wenn man einer Entscheidung den Vorzug vor einer anderen gibt, fällt das Resultat unterschiedlich aus. Es tritt eine irreversible Veränderung ein, die wiederum zu weiteren Veränderungen führt.

In diesem Roman geht es darum, wie finde ich das perfekte Leben? Und gibt es überhaupt ein perfektes Leben? Könnte ich in einem anderen Leben glücklicher sein? Wie gelingt es uns glücklich zu werden? Ist es tatsächlich so: Druck formt uns. Wir beginnen als Kohle, und der Druck presst uns zu Diamanten?

Der Charakter der unglücklich Nora ist liebevoll und authentisch gezeichnet. Ihr Zustand fühlte sich an wie ein schwarzes Loch, wie ein sterbender Stern der kollabiert. Ich mochte Nora und habe mit ihr gelitten. Und ich mochte die kluge Mrs Elm.

Was ich aus diesem Roman für mich mitgenommen habe, ist: Man sollte die Bedeutung nebensächlicher Dinge nie unterschätzen. Und der wichtigste Satz ist für mich: Du muss das Leben nicht begreifen. Du musst es leben.

Mein Lesehighlight 2021!!!

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Profimorde im bezaubernden La Rochelle

Mörderisches La Rochelle
1


Mörderisches La Rochelle ist bereits der 2. Band der La-Rochelle-Krimireihe um Commissaire Chevalier, der an der Atlantikküste, einer atemberaubenden Urlaubskulisse, ermittelt. Für mich war es der erste ...


Mörderisches La Rochelle ist bereits der 2. Band der La-Rochelle-Krimireihe um Commissaire Chevalier, der an der Atlantikküste, einer atemberaubenden Urlaubskulisse, ermittelt. Für mich war es der erste Band. Aber ich hatte keine Schwierigkeiten mich in den Krimi einzufinden. Ich denke mal, dass jeder Fall für sich steht und dass sich das Ermittlerteam jeweils automatisch im Verlauf der Geschichte vorstellt.

Es fängt auch gleich sehr spannend an. Commissaire Clement Chevalier wird überraschend aus seinem Urlaub an einen Tatort beordert. Drei Tote, die mit jeweils zwei Kopfschüssen ermordet wurden. Bei den Opfern handelt sich um ein Pariser Ehepaar, Audrey und Gilbran Haidar und einem Radfahrer, Yves Pontier, einem Lehrer aus La Rochelle. Dem Ermittlungsteam ist bald klar, dass es sich beim Täter um einen Profi handeln muss. Jean Richard, ein Sicherheitsexperte und ehemaliger Söldner gerät sehr schnell in Verdacht, aber er scheint ein Alibi zu haben. Es stellt sich die Frage, ob sich die Ermordeten gekannt haben. Gibt es da eine Verbindung?

Die Haidars waren wohlhabend. Auffallend ist das viele Bargeld im ihrem Hoteltresor. Außerdem hatten sie auf einer Karte den späteren Tatort markiert. Außerdem hatte Audrey Haidar an ihrem Äußerem einiges machen lassen, um ihr Aussehen zu verändern. Und wie sich herausstellt, war der Familienvater Pontier bisexuell veranlagt und hatte eine Affäre mit einem noch unbekannten Mann. Liegen hier die Motive?

Ein spannender Krimi mit vielen offenen Fragen. Mich hat der Spannungsbogen von Anfang bis zum Ende gefesselt. Die Auflösung war für mich eine Überraschung, denn den Täter hatte ich nicht auf den Schirm. Der Autor schreibt flüssig und gut lesbar, was bei einem Spannungsroman wichtig ist. Womit ich allerdings anfangs Probleme hatte, waren die französischen Schauplätze und Namen der handelnden Personen. Ich fühlte mich damit schier erschlagen. Hier wäre definitiv ein Namensregister sehr hilfreich gewesen. Ich habe mir dann selber eine Namensliste angelegt, damit wusste, mit wem ich es tun hatte.

„Mörderisches La Rochelle“ bietet viele überraschende Wendungen, damit hält der Autor dem Leser in Atem. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Man erfährt auch einiges aus dem Privatleben der Ermittler. Was ich sehr mag. La Rochelle und die Ile de Ré habe ich gegoogelt. Ich kannte den Ort noch nicht. Oh ja, da möchte man schon gerne seinen Urlaub verbringen.

Fazit: Eine atemberaubende Kulisse und eine spannende Handlung, mit vielen überraschenden Wendungen. Der optimale Mix.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Glücksbooster

Super Gefühle
1

Was braucht es für ein glückliches Leben? Eine spannende Frage. Die finnische Medizinerin und Autorin Dr. Emilia Vuorisalmi erklärt uns in ihrem interessanten und aufschlussreichen Ratgeber „Super Gefühle“ ...

Was braucht es für ein glückliches Leben? Eine spannende Frage. Die finnische Medizinerin und Autorin Dr. Emilia Vuorisalmi erklärt uns in ihrem interessanten und aufschlussreichen Ratgeber „Super Gefühle“ wie wir mit Hilfe des Hormon-Trios, dem Dopamin (Antriebshormon) dem Serotonin (Glückshormon) und dem Oxytocin (Kuschelhormon), in der Lage sind, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Egal wie alt wir sind, wir können diese Quellen jederzeit anzapfen und daraus frische Energie für unser Leben schöpfen. Wichtig ist nur, dass diese Hormone gleichmäßig ausgeschüttet werden. Das ist zum Beispiel der Fall, bei einer jungen Liebe in der Zuneigungsphase. Aber wie versetzt man sich ohne Partner in diesen Zustand? Genau das verrät uns die Autorin.

Emilia Vuorisalmi spricht mir in vielen Punkten aus der Seele. Man muss manchmal nur minimal an Schrauben drehen und das Leben wendet sich zum Guten. Der Schreibstil ist im Übrigen leicht und flüssig lesbar. Die Fragen nach den einzelnen Kapiteln und die Zusammenfassung empfand ich als nützlich. Sie liefern Denkanstöße, das eigene Leben zu reflektieren und dadurch neue kreative Ideen zu entwickeln. Es gibt Übungen, Aufgaben und Mediationen in diesem Buch. Auch provokative Sätze, wie das Zitat von Nasim Nicholas Taleb: „Die drei schädlichsten Süchte sind Heroin, Kohlehydrate und ein monatliches Gehalt.“ Wir erfahren aber auch von der heilenden Kraft der Berührung, der genialen Schmetterlingsübung und wie Dankbarkeit das geistige Wohlgefühl boostert. Apropos, Dankbarkeit ist das einzige Gefühl ist, das alle drei Liebeshormone produziert, das dürfte uns zu denken geben.

Fazit: Von mit eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.04.2019

Nicht immer logisch

So nah der Tod
1

Inhalt:

»Bye Mama« formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem leeren Bettchen liegt ein Brief des Entführers mit einem Rätsel - wird dieses nicht rechtzeitig gelöst, stirbt Annikas ...

Inhalt:

»Bye Mama« formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem leeren Bettchen liegt ein Brief des Entführers mit einem Rätsel - wird dieses nicht rechtzeitig gelöst, stirbt Annikas Tochter! Panisch ruft Annika ihren besten Freund Sebastian zu Hilfe. Zur gleichen Zeit findet Hauptkommissar Eric Weinsheim unter einer grausam verstümmelten Frauenleiche Sebastians Bibliotheksausweis. Als Weinsheim erfährt, dass sein Tatverdächtiger gerade eine Kindesentführung gemeldet hat, ahnt er, dass die Fälle zusammenhängen ...
Meine Meinung:

Als Berlin-Fan hat mich das Cover vom nächtlichen Berlin mit dem Fernsehturm gleich angesprochen. Auch wenn der Schreibstil flüssig und gut lesbar ist, hatte ich doch mit der Handlung so meine Probleme. Ich empfand vieles als völlig unlogisch. Die Gedankengänge von Annika sind zum Teil mehr als konfus und nicht nachvollziehbar. Ich muss gestehen, irgendwann ging mir diese kopflose Jagd durch Berlin ziemlich auf die Nerven.

Die beiden Hauptprotagonisten Annika und Bastian sind mir ebenfalls nicht nähergekommen, für mich waren sie nicht authentisch. Einzig Kommissar Eric Weinsheim, mit ihn konnte ich mich anfreunden. Was das Ganze dann doch wieder ein bisschen interessanter machte, waren die eingeschobenen Kapitel aus der Sicht des Entführers. Und der Schluss war dann doch noch spannend.

Fazit: Lesbar, aber nicht immer logisch.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Brüchige Idylle am Bodensee

Zeit der Schwestern
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Es ist Frühling am Bodensee. Unter blühenden Apfelbäumen wird der 70. Geburtstag von Mutter Lotte gefeiert. Die Töchter Carolin, Romy und Veronika unterstützen die Mutter bei den Vorbereitungen. Carlin, ...

Es ist Frühling am Bodensee. Unter blühenden Apfelbäumen wird der 70. Geburtstag von Mutter Lotte gefeiert. Die Töchter Carolin, Romy und Veronika unterstützen die Mutter bei den Vorbereitungen. Carlin, die Naturfotografin, ist zu diesem Anlass aus Neuseeland angereist. Sie freut sich auf zwei Wochen mit ihrer Familie. Doch dann platzt sprichwörtlich eine Bombe ausgerechnet an diesem Fest und nichts ist mehr wie es war.

‚Zeit der Schwestern: Apfelblütentage‘ ist der erste Band zu einer Triologie. Kirschsommer ist der zweite Band und der dritte Band nennt sich: Traubenfest.

Die Autorin schreibt flüssig und leicht lesbar. Leider konnte ich zu den Personen keinerlei Verbindung aufbauen. Carolin verlor bei mir sofort an Sympathiepunkten, als sie das Geheimnis ihrer Mutter ohne zu Überlegen hinausposaunte. Ich hätte mir von ihr mehr Feingefühl gewünscht, dass sie erst mit Lotte persönlich unter vier Augen gesprochen hätte. Auch das Verhalten des Vaters erschien mir sehr unrealistisch. Das Setting ist gut beschrieben, die schöne Umgebung um den Bodensee und die Insel Mainau. Ich hatte die Blüteninsel deutlich vor Augen.

Fazit: Ein Wohlfühlroman, aber nicht für mich.

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