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Veröffentlicht am 10.05.2021

autobiografische Entwicklungsgeschichte in schwierigen Zeiten

Warten bis der Frieden kommt (Ein berührendes Jugendbuch über die Zeit des Zweiten Weltkrieges, Rosa Kaninchen-Trilogie, 2)
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Der zweite Band der Trilogie von Judith Kerr ermöglicht Einblicke in das Leben der 16-jährigen Kerr, die nun in England angekommen ist. Sie erzählt von ihrem Leben im Exil und wie sie langsam eine Verbindung ...

Der zweite Band der Trilogie von Judith Kerr ermöglicht Einblicke in das Leben der 16-jährigen Kerr, die nun in England angekommen ist. Sie erzählt von ihrem Leben im Exil und wie sie langsam eine Verbindung zu ihrem neuen Heimatland aufbaut. Wir dürfen Judith Kerr begleiten, wie sie als Teenager die ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt sammelt, ersten Kontakt mit jungen Männern pflegt und sich das erste Mal so richtig verliebt. Die Entwicklung von der jungen, unbeholfenen Anna zur erwachsenen Frau steht dieses Mal deutlich im Vordergrund. Das dies sich alles während des Zweiten Weltkriegs abspielt und London von Bomben heimgesucht wird, die andauernd zu Nächten im Keller zwingen und die Gefahr, jederzeit getroffen werden zu können, kann man auf den Seiten über die Liebe und die ersten Erfolge bezüglich des Zeichens für eine Weile vergessen. Judith Kerrs zweiter Band thematisiert die Schrecken und doch auch gleichzeitig die gesuchte Normalität, die Menschen im Zweiten Weltkrieg versuchten, so gut es geht zu behalten. Dieses Wechselspiel zwischen angstvollen Szenen der Bombennächte und Sorgen um die Familie mit Szenen über lustige Abende mit Freunden und banalen Streitereien mit ihrer Mutter zeugen von einem großen erzählerischen Können, der sich in dem autobiografischen Jugendroman widerspiegelt. Dadurch bringt Kerr der Jugend die schwierige Zeit im Exil und während des Zweiten Weltkriegs nahe, zeigt aber auch gleichzeitig, dass sie letzten Endes auch nur eine junge Frau war, die ihren Weg gehen musste und dass trotz der schwierigen Umstände. Eine Entwicklungsgeschichte in Zeiten des Krieges, die Hoffnung verspricht und deutlich macht, dass das Leben weitergeht, auch wenn alles scheinbar neben dir unterzugehen droht. – Und in Judith Kerrs Fall zeigt diese Tatsache auch ihr Leben und das vieler Kinder und Jugendlicher während des Weltkriegs.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Studentin und Herzog - ein ungleiches Paar?

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Im Jahre 1879 sah die Welt für Frauen noch vollkommen anders aus. Während heutzutage Frauen und Männer selbstverständlich an derselben Universität studieren und wählen dürfen, war das im England vor ca. ...

Im Jahre 1879 sah die Welt für Frauen noch vollkommen anders aus. Während heutzutage Frauen und Männer selbstverständlich an derselben Universität studieren und wählen dürfen, war das im England vor ca. 150 Jahren nicht der Fall gewesen. Evie Dunmore erzählt in „Die Rebellinnen von Oxford“ die Geschichte der Annabelle Archer, die neben dem Studium an der Oxford Universität sich für die Frauenrechte einsetzt. Durch diese Tätigkeit kommt sie in Berührung mit dem Herzog Sebastian Devereux und genau hier fängt die Geschichte erst richtig an. Wenn man zunächst eine emanzipierte Geschichte der damaligen Studentinnen zu lesen, muss ich hier ganz schnell die Hoffnungen auflösen. Definitiv spielen Feminismus und geschichtliche Eindrücke der Situation der Frauen eine Rolle, und zwar keine kleine, aber man muss betonen, dass in erster Linie die Beziehung der ungleichen Personen – Annabelle und Sebastian – thematisiert wird. Doch diese hat es in sich!

Die Figuren sind vielgestaltig dargestellt worden. Annabelle hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen und ist nicht die perfekte Protagonistin, der man sonst oftmals in ähnlichen Geschichten begegnet. Sie kommt oftmals sehr willensstark rüber, aber gleichzeitig wird diese durch mehrere Einschübe durchbrochen, sodass sie lebensechter wirkt. Sebastian als männlicher Protagonist fand ich sogar noch komplexer. Seine Geschichte könnte eine ganze Reihe allein wohl füllen. Evie Dunmore schafft es, verschiedene Gefühle für Sebastian Devereux hervorzurufen. Einerseits ärgert man sich zutiefst über seine herablassende Art, und andererseits kann man genau verstehen, wie er sich derart entwickelt hat. Es ist eine Zerreißprobe der Nerven zwischen Sympathie und Antipathie.

Die Handlung verläuft nach einem roten Faden und ist in sich schlüssig. Nur geht nach und nach der Bezug zu Oxford verloren und man wünschte sich an der ein oder anderen Stelle doch gerne wieder einen Rückgriff zum universitären Alltag. Zum Ende der Geschichte gibt es ihn schon wieder, aber deutlich weniger als zu Beginn des Romans. Der Hauptfokus ist nun einmal das Zwischenmenschliche. Das fand ich spannend dargestellt, auch wenn ich mir manche Szenen subtiler gewünscht hätte. Manchmal ist doch die Andeutung Reiz genug, aber Evie Dunmore wählte eher die „direkte“ Version. Das ist wohl Geschmackssache. Ich mochte das Erzähltempo sehr und war daher etwas überrascht, als es zum Schluss dann doch etwas zügig voranging. Da hätte ich doch lieber einen zweiten Teil daraus gemacht, um der Geschichte den Raum und die Zeit zugeben, die sie noch benötigt hätte. Das Ende kommt abrupt und lässt den Lesenden mit vielen Fragen zurück. Doch vielleicht werden diese in den weiteren Teilen noch nebenbei aufgelöst. Ich bin definitiv gespannt.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Auf in ein neues Abenteuer mit Rico und Oskar

Rico, Oskar und das Herzgebreche (Rico und Oskar 2)
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Rico und Oskar nehme einen wieder mit auf ein spannendes Abenteuer voll lustigem Charme und Witz. Rico ist tiefbegabt wie eh und je und dadurch unglaublich sympathisch. Er hat sein Herz definitiv an der ...

Rico und Oskar nehme einen wieder mit auf ein spannendes Abenteuer voll lustigem Charme und Witz. Rico ist tiefbegabt wie eh und je und dadurch unglaublich sympathisch. Er hat sein Herz definitiv an der richtigen Stelle und ist ein wahrer Freund für Oskar. Oskar hat es in diesem Teil schwer, da sein Vater Abstand von ihm braucht. Was für ein schrecklicher Vater! Doch zum Glück hat er nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn mit seinem besten Freund Rico ist immer etwas los. Dieses Mal dreht sich das Abenteuer rund um Ricos Mutter. Rico und Oskar versuchen alles, um ihr zu helfen und sorgen dadurch für ordentliches Chaos. Ich liebe es!
Das Buch ist aus der Perspektive von Rico geschrieben, der die Geschichte in Form eines Tagebuchs verfasst. Ricos Gefühle und Emotionen werden dabei sehr deutlich beschrieben, aber auch seine Tiefbegabtheit. Das Wort ist schon an sich ein Augenschmaus! Die Figuren sind vielschichtig und sympathisch und man schließt sie direkt ins Herz. Zum Beispiel ist Oskar sowohl schüchtern als auch wahnsinnig intelligent und kann es nicht ab, wenn Erwachsene Kinder für dumm halten. Den Erwachsenen hält er gerne mal den Spiegel vors Gesicht, sodass sie angesichts der Intelligenz von Oskar nur stutzen können. Gegenüber seinem besten Freund Rico tut er dies aber nie. Zwischen den ungleichen Jungen entsteht in dem zweiten Teil der Reihe eine noch tiefere Freundschaft. Die Zwei tun sich einfach gegenseitig gut. Von der ersten Seite an reißt die Geschichte einen mit und hinterlässt ein wohliges Gefühl. Andreas Steinhöfel schreibt in einem amüsanten, unterhaltenden Stil. Langeweile ist hier definitiv nicht vorhanden! Selbst mit 23 Jahren bin ich ein großer Fan der Bücher und freue mich schon wahnsinnig auf den nächsten Teil, der noch auf meinem SUB liegt.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Düstere Untergangsstimmung

Das Lied der Kämpferin
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Die Dystopie von Lidia Yuknavitch hat mich nicht abgeholt. Als ich den Klappentext las, habe ich mich auf ein Sci-Fi-Abenteuer gefreut. Ich habe Spannung und Kämpfe erwartet, die mich immer weiterlesen ...

Die Dystopie von Lidia Yuknavitch hat mich nicht abgeholt. Als ich den Klappentext las, habe ich mich auf ein Sci-Fi-Abenteuer gefreut. Ich habe Spannung und Kämpfe erwartet, die mich immer weiterlesen lassen. Aber dem war nicht so. Yuknavitch schafft eine Welt, die in der Zukunft liegt und in der die Erde kaum bewohnbar ist, aufgrund von Kriegen und Umweltkatastrophen. Einige Menschen haben sich noch auf ein Raumschiff namens CIEL retten können und leben dort nun als haarlose Wesen, deren Geschlechtsorgane verkümmert sind und damit auch die Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Der Roman ist in drei Büchern aufgeteilt. Im ersten Buch erfahren wir etwas über das Leben auf CIEL rund um die Figuren Christine und Trinculo. Beide vermissen die Erde und ihr Leben vor der Geschlechtslosigkeit. Die Atmosphäre, die Yuknavitch schafft, ist bedrückend und düster. Das Ende der Erde lässt sich durch die Seiten fühlen und löste bei mir gemischte Gefühle aus. Ich war abgeschreckt von dem neuen Leben auf CIEL und gleichzeitig fasziniert. Doch nach weiteren Seiten fehlte mir die Begründung. Es wurde nicht klar, was genau geschehen war, dass sie nun auf CIEL leben mussten. Vieles war für mich verschwommen. Vor allem fokussierte sich Christine auf die Mädchenkriegerin Joan, die besondere Fähigkeiten hatte. Doch mehr erfuhr man nicht im ersten Buch, nur das die gesamte Hoffnung auf ihr lag. Im zweiten Buch dreht sich die Geschichte um Joan auf der Erde und wie sie dort lebt. Dieses Buch mochte ich mehr, aber irgendwie waren mir die Figuren in diesem Teil unsympathischer. Christines Vorstellung von Joan zeigte eine starke Anführerin, doch die wahre Joan war enttäuschend. Sie sollte die Kriegerin sein, die alles änderte? Da fand ich ihre Freundin Leone dreimal so mutig und charismatisch. Und deren Beziehung zueinander wurde mir auch nicht ganz klar. Irgendwie hatte ich zunächst die Annahme, dass sie in einer Liebesbeziehung wären, aber das verflüchtigte sich im Verlauf der Geschichte. Das war mir alles sehr suspekt. Joan wirkte dadurch noch merkwürdiger, da bei ihr die unerwiderten Gefühle waren. Ich hab nicht ganz verstanden, wieso die Liebe nicht gegenseitig war. Im dritten Buch sollte es dann eigentlich zum großen Showdown kommen. Kam es auch, aber die Stimmung war durchgehend diese düstere, trostlose, hoffnungslose Stimmung, die die Autorin wirklich wunderbar hergestellt hatte. Nur irgendwann wäre ein Atmosphärenwechsel doch angebracht gewesen. Das stellte sich nicht ein. Ich würde dem Buch 2,5/5 Sternen geben, da die Autorin brillant schreiben kann, die Themen sehr interessant sind und die Welt innovativ gestaltet wurde. Aber der Schreibstil ist nicht meins, die Figuren waren mir zu unnahbar und die Atmosphäre im Buch war durchgehend düster und machte es mir schwer, das Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Selma liefert mit ihrer Geschichte ein weitere wichtige Erinnerung

Mein Name ist Selma
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Mir fällt es schwer, die richtigen Worte für die Rezension von Selmas Lebensgeschichte zu finden. Wo soll ich beginnen? Wie kann ich in Worten ausdrücken, was Selma van de Perre uns mit ihrer Biografie ...

Mir fällt es schwer, die richtigen Worte für die Rezension von Selmas Lebensgeschichte zu finden. Wo soll ich beginnen? Wie kann ich in Worten ausdrücken, was Selma van de Perre uns mit ihrer Biografie geschenkt hat? Das Leben eines Menschen ist etwas Privates, was ungern mit der ganzen Welt geteilt wird. Heute im Bereich von Social Media wird zwar ständig jedes kleinste Detail gepostet und in der Welt verbreitet, aber immer nur die guten Seiten. Selma van de Perres Leben hatte aufgrund der Nationalsozialisten nicht nur gute Seiten. Sie wurde gedemütigt und verfolgt und musste in ständiger Angst leben. Doch ihr Buch zeigt die unglaubliche Überlebensgeschichte einer Kämpfernatur. Als junge Frau wurde sie oftmals noch als unschuldig und eher kindlich wahrgenommen, doch die Umstände der Zeit sorgten dafür, dass sie schnell erwachsen wurde. So organisierte sie Unterschlupf für ihre Mutter, ihre Schwester und sich. Darüber hinaus half sie aktiv im Widerstand, indem sie Botengänge erledigte. Dabei brachte sie Ausweise, Unterlagen und Dokumente in die verschiedensten Orte Niederlands. An einem Punkt wurde dieses gefährliche Leben zur Normalität, sodass auch die Angst sie nicht länger übermannte. Doch irgendwann wurde sie als Widerstandskämpferin festgenommen und in verschiedene Konzentrationslager gebracht. Immer wieder beschreibt sie Situationen, in denen sie dem Tod haarscharf entkam. Selma nennt das Glück. Und die Realität, die sie erlebte, lässt uns nur ansatzweise spüren, wie grausam ihr Leben wegen den Nationalsozialisten war. Sie wollte überleben und schaffte es auch, indem sie jahrelang unter falschem Namen blieb. Niemanden vertraute sie ihren wirklichen Namen an, bis sie befreit wurde und dem Roten Kreuz ihn mitteilte: Selma Velleman.

In ihrer Biografie geht es zum größten Teil um die Zeit ihres Widerstands und ihr Aufenthalt in den Konzentrationslagern. Doch zu Beginn und am Ende erfahren wir auch die Geschichte von Selma Velleman vor und nach dem Nationalsozialismus. Sie erzählt uns, wie aus einem normalen Mädchen plötzlich eine Überlebenskämpferin im Widerstand wurde und wie nach dem Krieg kaum einer über den Holocaust sprach. Man wollte nach vorne blicken und eine bessere Zukunft gründen. Doch mit 97 Jahren schreibt sie dann doch ihre Memoiren, um damit beizutragen, dass die grausame Ermordung und die unmenschliche Behandlung von Millionen Menschen niemals vergessen werden. Mit Selmas eigenen Worten möchte ich diese Rezension beenden: „Dieses Buch soll Zeugnis unseres Kampfes gegen die Unmenschlichkeit sein. […] die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges und die mutigen Taten der Menschen […] dürfen nie in Vergessenheit geraten.“ (S. 219-220)

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