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Veröffentlicht am 28.04.2024

Auf den Spuren von Bonnie und Clyde

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Im Wald wird eine Frauenleiche gefunden, die auf den ersten Blick nach halb Mensch, halb Tier aussieht, da sie ein Geweih trägt. Bei der Toten handelt es sich um Charlotte Tempel, eine gefeierte Wohltäterin, ...

Im Wald wird eine Frauenleiche gefunden, die auf den ersten Blick nach halb Mensch, halb Tier aussieht, da sie ein Geweih trägt. Bei der Toten handelt es sich um Charlotte Tempel, eine gefeierte Wohltäterin, die für ihre großzügigen Spenden bekannt war. Nominiert war Charlotte für einen wichtigen Medienpreis, den Hirsch. Schnell gerät Leo Tempel, die 22-jährige Tochter der Toten in den Verdacht etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Doch Art Mayer hat da seine Zweifel.
Als kurz darauf eine zweite Frau auf ähnliche Weise inszeniert aufgefunden wird, die ebenfalls zu den Nominierten zählte, stellt sich die Frage, ob Berlin seine jüngsten Serientäterin jagt oder doch etwas anderes dahintersteckt.
Nach „Der Morgen“ nun also der zweite Fall für Art Mayer und Nele Tschaikowski. Zwei unbequeme Protagonisten, die man einfach mögen muss. Art zeichnet sich durch seine raue Schale aus, die aber durchaus einen weichen Kern besitzt. Zudem sind viele der Polizeiregeln für Art nur dazu gemacht, um sie zu brechen. Aber der Zweck heiligt bekanntlich ja die Mittel und so kommt Art auf seine spezielle Weise bei den Ermittlungen wenigstens stückweise voran, während er sonst gegen Mauern laufen würde. Nele hingegen hat in diesem Fall noch mit ihrer Schwangerschaft zu kämpfen, aber auch mit den Dämonen, die noch aus dem ersten Fall hervorgehen. Der Fall ist zwar in sich geschlossen, doch gerade was die privaten Entwicklungen angeht, ist es eher ratsam die Bücher in ihrer chronologischen Reihenfolge zu lesen, da, vieles auf einander aufbaut.
Zu dem eigentlichen Fall gibt es noch einen zweiten Erzählstrang, bei dem sich eine Unbekannte mit einer Botschaft an ihr noch ungeborenes Kind wendet. Sie erzählt darin ihre Geschichte, die ein bisschen an Bonnie und Clyde erinnert. Wer sich hinter der Unbekannten verbirgt und was das alles mit den beiden Morden zu tun hat, zeigt sich erst ganz zum Schluss.
Der Erzählstil von Marc Raabe ist einfach unvergleichlich, da extrem spannend und flüssig mit guten Dialogen. Man wird von Beginn an sofort in die Handlung hineingezogen. Zudem gibt es auch immer wieder Bezüge zum aktuellen Zeitgeschehen wie z.B. sich an die Straße klebende Klimaaktivisten. Dies macht die Handlung umso lebendiger. Das Tempo und die Spannung sind von Beginn an sehr hoch und können bis zur letzten Seite gehalten werden. Gerade zum Ende hin gibt es zahlreiche Twists, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Für mich ist die Art-Mayer-Serie das Beste, was Marc Raabe bisher geschrieben hat, und ich kenne alle seine Thriller. „Die Dämmerung“ ist schon jetzt mein persönliches Highlight für dieses Jahr. Für das Frühjahr 25 ist bereits ein dritter Band „Die Nacht“ angekündigt. Ich hoffe, dass es danach noch viele Folgebände geben wird.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Ungewöhnlicher Thriller - dennoch spannend

Todschwarze Nacht
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Erst seit Kurzem lebt die ehemalige Journalistin Lou Endres auf der Straße. Hier lernt sie auch die junge Jenny kennen, die ebenfalls wohnungslos ist. Gerade in der Winterzeit ist das Leben auf der Straße ...

Erst seit Kurzem lebt die ehemalige Journalistin Lou Endres auf der Straße. Hier lernt sie auch die junge Jenny kennen, die ebenfalls wohnungslos ist. Gerade in der Winterzeit ist das Leben auf der Straße hart, die Menschen sind schutzlos der Kälte und Dunkelheit ausgesetzt. Jenny ist auf der Suche nach Anschluss, denn alleine lebt es sich noch gefährlicher. Es verschwinden neuerdings immer wieder andere obdachlose Frauen und tauchen tot wieder auf. Dies weckt den Journalistengeist in Lou. Sie beginnt zu recherchieren und ahnt dabei nicht, dass sie schon längst ins Visier des Killers geraten ist.

„Tiefschwarze Nacht“ ist ein spannender Thriller, der durch sein ungewöhnliches Setting, dem Obdachlosenmilieu, aus der Menge sticht. Sehr schnell merkt man, dass das Leben als Wohnsitzloser kein einfaches ist. Die vielen Alltagsprobleme wie Hunger, die Suche nach einem Platz zum Schlafen oder einfach nur Schutz vor dem widrigen Winterwetter fordern jede Menge Kraft und Energie. Um so beeindruckender fand ich den Zusammenhalt, der zwischen den Obdachlosen herrscht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lou, die durch anfänglich geheimnisvolle Umstände tief gefallen ist. Warum und wieso wird aber im Verlauf der Handlung noch erklärt. Insgesamt eine starke Figur, die nicht nur sehr entschlossen handelt, sondern auch hartnäckig sein kann. Noch sympathischer fand ich allerdings Jenny, eine junge Frau, die aber schon einiges in ihrem Leben mitmachen musste. Als Täter kommen mehrere Verdächtige in Frage. Man erfährt auch in einigen Abschnitten etwas über die Denkweise des Täters und was ihn antreibt. Doch wer schließlich dahintersteckt erfährt man erst ganz am Ende.
Insgesamt ein spannender und sehr gut erzählter Thriller, der nicht nur unterhält, sondern auch so manchen Denkanstoß liefert.
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Veröffentlicht am 04.04.2024

Der Tote im See

Das Schweigen des Wassers
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Im Herbst 1991 wird Hauptkommissar Groth von Hamburg nach Mecklenburg versetzt. Hier in seiner alten Heimat soll er als Aufbauhelfer Ost seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch schon ...

Im Herbst 1991 wird Hauptkommissar Groth von Hamburg nach Mecklenburg versetzt. Hier in seiner alten Heimat soll er als Aufbauhelfer Ost seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch schon bald gibt es einen Toten. Siegmar Eck, der Bootsverleiher wird aus dem See geborgen. Groth wird misstrauisch, denn Tage zuvor suchte Eck ihn auf und gab an verfolgt zu werden. Seine Kollegen wollen die Akte schließen und als Unfall abtun. Doch Groth ermittelt weiter. Dabei stößt er auf eine Kellnerin, die im nahegelegenen Café arbeitet. Was hat sie mit dem Fall zu tun?

„Das Schweigen des Wassers“ ist der erste Kriminalroman von Susanne Tägder und beruht auf wahren Tatsachen. Ein Krimi mit eher leisen Tönen, der unblutig und sehr ruhig daherkommt. Mich hat besonders die Erzählweise beeindruckt. Die Autorin fängt gekonnt die Stimmung und Atmosphäre der ersten Jahre nach der Wende ein. Die Figuren sind nicht gleich von Anfang an sympathisch, sondern eher gewöhnungsbedürftig. Jeder hat seine Ecken und Kanten und trägt auch so manches Geheimnis mit sich. Groth beispielsweise wurde mehr oder weniger nach einem Vorfall in Hamburg in den Osten „abgeschoben“. Erst im Verlauf der Geschichte erfährt etwas darüber, ebenso wie die Päckchen, die die anderen Protagonisten mit sich tragen. Auch die Spannung baut sich zunächst langsam auf. Es ist kein Krimi in dem ständig etwas passiert, sondern wird von einer subtilen Spannung beherrscht. Die Figuren sind fein und säuberlich ausgearbeitet und wirken authentisch. Da die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt wird, kann man sich als Leser ein gutes Bild machen und weiß immer ein bisschen mehr wie Groth.
Insgesamt ein sehr gut konstruierter Kriminalroman, der die Atmosphäre zwischen Ost und West der frühen Neunziger gut einfängt.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Genial konstruierter vierter Fall

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Der vierte Grenzfall knüpft unmittelbar an den Vorgängerband „Grenzfall – In der Stille des Waldes“ an. Da noch immer Roza Szabo spurlos verschwunden ist, lässt Chefinspektor Krammer kurzentschlossen ihre ...

Der vierte Grenzfall knüpft unmittelbar an den Vorgängerband „Grenzfall – In der Stille des Waldes“ an. Da noch immer Roza Szabo spurlos verschwunden ist, lässt Chefinspektor Krammer kurzentschlossen ihre Wohnung öffnen. Doch statt der vermissten Kollegin findet sich dort ein unbekannter männlicher Toter, der eine Tauchermaske trägt. Eine Spur führt nach Deutschland zum Walchensee, daher bittet Krammer seine deutsche Kollegin Alexa Jahn um Mithilfe. Eine mühsame Spurensuche beginnt.

Auch der vierte Band ist wieder sehr spannend geschrieben. Es empfiehlt sich übrigens bei dieser Reihe unbedingt die chronologische Reihenfolge einzuhalten, da zum einen die Handlung aufeinander aufbaut, aber auch vieles verraten wird, was in den Vorgängerbänden eine Überraschung ist. Der Fall ist zwar in sich geschlossen, doch gerade die privaten Entwicklungen der beiden Hauptprotagonisten machen den Charme des Buches aus.
Dieses Mal ermitteln Krammer und Jahn eher selten miteinander, sondern verfolgen getrennt die kaum vorhandenen Spuren. Eine sehr anstrengende Suche, doch letztendlich führt ein kleines Detail zum nächsten. Dazwischen gibt es immer wieder mal Einschübe aus der Perspektive einer Frau, die wahrlich nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht. Mit Entsetzen verfolgt man ihre Lebensgeschichte, kann sie aber anfangs überhaupt nicht in Zusammenhang mit der restlichen Handlung bringen. Erst kurz vor dem Ende lichtet sich das Dunkel und alle Puzzlestückchen fallen nacheinander auf ihren Platz. Dann auch erkennt man erst, wie genial dieser Fall wieder konstruiert war und all die vielen Rätsel erscheinen dann logisch und klar.
Natürlich gibt es am Ende wieder einen Cliffhanger, der die Neugier auf den nächsten Fall weckt. Der finale fünfte Band wird leider erst im Januar 25 erscheinen. Leider eine lange Zeit, aber ich freue mich darauf.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Wenn das Wasser nicht mehr da ist... - ein spannender Wissenschaftsthriller

Blaues Gold
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Mit „Blaues Gold“ legt der Autor erneut einen packenden Wissenschaftsthriller vor, der sich wieder einem brandaktuellen Thema widmet.

Bereits bei dem Thriller „Dürre“ (2021) ging es um das Thema Klimawandel ...

Mit „Blaues Gold“ legt der Autor erneut einen packenden Wissenschaftsthriller vor, der sich wieder einem brandaktuellen Thema widmet.

Bereits bei dem Thriller „Dürre“ (2021) ging es um das Thema Klimawandel und dem daraus resultierenden Wassermangel. Dieses Mal steht das „blaue Gold“, also das Wasser und dessen endliche Verfügbarkeit noch mehr im Fokus des Geschehens. Mit einem kleinen Zeitsprung landen wir im Jahr 2026. Wassermangel im Sommer ist mittlerweile ein globales Thema. Abhilfe sollen hier Süßwasserdepots bringen, die unter dem Meeresboden liegen. Die Förderung dieser Ressourcen stellt ein sehr lukratives Geschäft dar. Geowissenschaftlerin Leonie Vargas hat gemeinsam mit dem Milliardär Ethan Holloway ein Konzept entwickelt, diese Wasserreserven anzuzapfen und zu fördern. Doch die feierliche Eröffnung der Förderplattform „Greifswald“, die in der Ostsee kurz vor der Küste steht, gerät zum Albtraum. Terroristen besetzen die Plattform und nehmen die prominenten Gäste als Geiseln. Ihre Forderung: das geförderte Trinkwasser soll allen Menschen gehören soll. Andernfalls wird die Greifswald einschließlich der Geiseln in die Luft gesprengt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Wissenschaftlerin Leonie. In Rückblenden, die im Jahr 2020 beginnen wird erzählt, wie die Zusammenarbeit mit dem Milliardär Holloway entstand und sich im Laufe der Jahre veränderte. Aber es gibt auch andere Perspektiven wie den jungen Chris Kellermann, der mit dem akuten Wassermangel und den daraus resultierenden Problemen zu kämpfen hat. Eine weitere Rolle spielt Anne Hagen, die den Krisenstab leitet, der das Geiseldrama beenden soll. Alles insgesamt interessante Figuren, die einen mehr, die anderen weniger sympathisch. Durch den ständigen Perspektivwechsel gewinnt das Buch gehörig an Spannung. Ständig passiert etwas und es gibt so manche Überraschung. Dem Autor Uwe Laub gelingt es sämtliche Handlungsstränge geschickt miteinander zu verweben und genial zusammenzuführen. Dabei gibt es gegen Ende einen recht actionreichen Showdown und abschließend werden alle noch offenen Fragen geklärt.
Mir gefällt es ja immer, wenn ich von einem Buch nicht nur gut unterhalten werde, sondern noch interessante Fakten mitnehmen kann. Das ist hier absolut gelungen. Der Autor Uwe Laub ist mittlerweile ein Garant für einen gut recherchierten Wissenschaftsthriller, der immer wieder aktuelle Themen aufgreift. Meine absolute Leseempfehlung!

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