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Veröffentlicht am 21.10.2025

Komplexer spannender Geheimdienst-Thriller, gekonnt konstruiert und fesselnd erzählt

Kälter
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Luzy Morgenroth ist 1989 seit acht Jahren Polizistin auf Amrum, sie fühlt sich wohl auf der Insel und hat dort Freunde gefunden. Als Fremde auftauchen und es Tote gibt, muss Luzy wieder zu der toughen ...

Luzy Morgenroth ist 1989 seit acht Jahren Polizistin auf Amrum, sie fühlt sich wohl auf der Insel und hat dort Freunde gefunden. Als Fremde auftauchen und es Tote gibt, muss Luzy wieder zu der toughen Agentin werden, die sie früher war.

Andreas Pflüger hat nach 'Wie sterben geht' mit 'Kälter' einen weiteren Geheimdienst-Thriller geschrieben, auch die Cover sind farblich gleich entworfen, wobei mich das aktuelle Cover sehr neugierig macht und ich den Blick von unten auf das Wiener Riesenrad beunruhigend finde.

'Kälter' ist fesselnd und spannend, mit cineastisch beschriebenen Actionszenen und atmosphärisch eingeflochtenem Zeitgeschehen, etwa als ich mit Luzy die Nacht des Mauerfalls in Berlin erlebe. In Rückblenden wird von Luzys erstem Zusammentreffen mit dem Terroristen Babel vor acht Jahren erzählt, was ihr Leben verändert hat.

Kälter ist ein komplexer Thriller mit verschiedenen Schauplätzen, der Pflügers umfangreiches Wissen um Geheimdienste unterschiedlichster Couleur und die Personenschutz-Branche zeigt. Die vielen Zitate bzw. Anspielungen auf Musik, Literatur und Filme der Zeit tragen zur Authentizität bei und machen Spaß. Beeindruckend finde ich, wie es dem Autor gelingt, Luzys durch Adrenalinüberflutung veränderte Zeitwahrnehmung bei den mitreißenden Kampfhandlungen zu schildern oder das heftige Unwetter auf Amrum zu Beginn.

Pflüger schafft intensive, starke Bilder, die mich in die Geschichte hinein ziehen, er nennt die Dinge beim Namen, schreibt sprachgewaltig, beherrscht aber ebenso die leisen Töne. Auch Humor blitzt in Luzys Gesprächen auf.
Die Figurenzeichnung ist gelungen, Luzys Entwicklung glaubhaft. Luzy und der männlichen Protagonist Nika werden durch Rückblenden und Begegnungen mit anderen nahbar, und besonders gefreut hat mich, dass der Autor Hauptfiguren aus 'Wie sterben geht' auftauchen und eine Rolle spielen lässt.
Andreas Pflügers neuer, rasanter Thriller hat mir sehr gut gefallen und mich bestens unterhalten, ich kann 'Kälter' jedem Leser des Genres empfehlen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2025

Was wirklich wichtig ist

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code (Die Mordclub-Serie 5)
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Nach einem ruhigen Jahr für den Donnerstagsmordclub wird die Hochzeit von Joyce' Tochter Joanna mit Paul gefeiert. Elizabeth ist in ihrer Trauer um Stephen versunken, aber als Pauls Trauzeuge sie um Hilfe ...

Nach einem ruhigen Jahr für den Donnerstagsmordclub wird die Hochzeit von Joyce' Tochter Joanna mit Paul gefeiert. Elizabeth ist in ihrer Trauer um Stephen versunken, aber als Pauls Trauzeuge sie um Hilfe bittet, weil er eine Bombe unter seinem Wagen entdeckt hat, ist ihr Interesse geweckt und es scheint sich ein Weg aus der Trauer anzudeuten. Langsam nimmt sie wieder am Leben teil und ermittelt mit Ron, Ibrahim und Joyce zum geheimnisvollen Code, der ein riesiges Bitcoinvermögen schützt.

Der komplexe Fall dreht sich um ein aktuelles Thema und es sind viele Personen involviert, aus deren Perspektive auch erzählt wird und die im Verlauf der Handlung immer mehr Kontur und Glaubwürdigkeit gewinnen. Kapitelweise wechselnde Perspektiven sorgen für Spannung und machen mich anhaltend neugierig darauf, wie es weiter geht.
Donna und Chris treten diesmal etwas in den Hintergrund, dafür spielen Rons Enkel Kendrick und Joanna eine größere Rolle. In diesem fünften Band finden sich mehrere Protagonisten mit Familienbeziehungen und damit verbundenen Herausforderungen konfrontiert und auch die Bedeutung von Freundschaft wird thematisiert. Trotz einer gewissen ernsten Note schreibt Richard Osman wie gewohnt humorvoll, so sind Joyce' ausschweifende Tagebucheinträge, in denen sie erzählt und alles mögliche kommentiert, wieder sehr unterhaltsam oder auch Ibrahims Missverstehen von Connies Mentorenschaft für Tia hat mich sehr amüsiert. Warmherzig und einfühlsam beschreibt Osman auch die lästigen Begleiterscheinungen des Alters, von denen die liebenswerten Senioren in Coopers Chase nicht verschont bleiben, und vermittelt Tiefgründiges und Wahres fast beiläufig, er beherrscht auch die leisen Töne.

Mir hat 'Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code' mit dem zur Reihe passenden charakteristischen Cover wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, dass der Autor im Nachwort eine Fortsetzung in Aussicht stellt.

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Veröffentlicht am 28.09.2025

Ungeklärte Verhältnisse

Lügennebel
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Eine befreundete Studentengruppe, zwei junge Frauen und vier junge Männer, verbringt eine Woche Skiurlaub im klirrend kalten Wintersportort Åre, es wird viel getrunken und auch Drogen werden konsumiert ...

Eine befreundete Studentengruppe, zwei junge Frauen und vier junge Männer, verbringt eine Woche Skiurlaub im klirrend kalten Wintersportort Åre, es wird viel getrunken und auch Drogen werden konsumiert und eines Morgens liegt eine der jungen Frauen tot vor dem Haus. Hanna Ahlanders und Daniel Lindskogs Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass keiner der jungen Leute klare Erinnerungen an die vergangene Nacht zu haben scheint oder aber sie lügen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wobei erst Fanny und dann Olivia die Perspektive der jungen Leute einnimmt. Außer den Ermittlern ist da noch der griesgrämige Nachbar in der Siedlung, der den jungen Leuten Rücksichtslosigkeit und Arroganz vorwirft. Eine große Rolle spielt die bedrohliche Kälte, die eisige Atmosphäre und der viele Schnee und häufige Nebel sind jederzeit präsent und machen allen Protagonisten zu schaffen. Auch das passende Cover vermittelt diese Bedingungen sehr gut.
Viveca Sten schreibt wie gewohnt ansprechend, lebendig und bildhaft, ihre Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere vielschichtig und lebensnah.

Neben der Schilderung der mühsamen Ermittlungen geht es auch wieder um das Privatleben Hannas, Daniels und auch Antons. Hanna ist schon seit acht Monaten mit dem Finanzinvestor Henry zusammen, hat aber noch niemanden davon erzählt und schreckt davor zurück, sich eine Zukunft mit Henry auszumalen, immer noch sind da ihre unterdrückten Gefühle für Daniel. Der teilt sich das Sorgerecht für seine zweijährige Tochter mit deren Mutter Ida und hadert immer noch mit dem Scheitern der Beziehung, und Kollege Anton steht in der Öffentlichkeit nicht zu seinem Freund Carl, sondern schiebt sein Coming-out vor sich her. Die Konflikte zwischen dem sehr beanspruchenden Job und dem Privatleben, das immer zu kurz zu kommen droht, werden sehr deutlich und spitzen sich durch Personalknappheit auf Ermittlerseite und der plötzlichen Enthüllung von Henrys und Hannas Beziehung durch die Boulevardmedien zu.

Diesmal war mir der Anteil des Privatlebens etwas zu viel im Vergleich zur Polizeiarbeit. Mit den Ermittlungen geht es trotz Hannas Intuition nur sehr schleppend voran, Olivias quälendes Gefühlschaos von Trauer, Wut und Misstrauen steht der andauernden Sprachlosigkeit der männlichen Freunde gegenüber. Ich hätte mir eine sich stärker entwickelnde Spannung gewünscht.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Wieder ein großes Lesevergnügen, witzig, skurril und spannend

Frau Morgenstern und die Offenbarung
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Die pensionierte Lehrerin und Auftragsmörderin Frau Morgenstern lebt inzwischen mit Freund und Kollege Miguel Schlunegger und seinen 5jährigen Zwillingstöchtern als Patchworkfamilie in ihrem Haus und teilt ...

Die pensionierte Lehrerin und Auftragsmörderin Frau Morgenstern lebt inzwischen mit Freund und Kollege Miguel Schlunegger und seinen 5jährigen Zwillingstöchtern als Patchworkfamilie in ihrem Haus und teilt sich mit Miguel eine Stelle beim Tell-Killerministerium. Falls der Lila-Lady das Familienleben mal zu viel wird, kann sie nach Gozo zu ihrem Geliebten Maurice flüchten. Ein neuer Auftrag, bei dem es um die Eliminierung von gleich 11 Personen geht, macht die Teilzeitarbeit vorübergehend unmöglich, zum Glück kann Violettas zweiter Liebhaber Rittmeyer als Babysitter einspringen, da Frau Morgenstern und Herr Schlunegger bei Tell momentan voll eingespannt sind.
Sowohl beruflich als auch privat geht es turbulent zu bei der Mordslady und Miguel.
Marcel Huwyler bindet wichtige Details aus den vorangegangenen Büchern sehr gekonnt in die aktuelle Handlung ein, so dass meiner Meinung nach auch Neueinsteiger gut mitkommen. Mit schwarzem Humor, Wortwitz, Situationskomik und lebendige Bilder erzeugenden Wortschöpfungen erzählt der Sprachakrobat Huwyler eine originelle Geschichte, die einfallsreich und spannend nicht nur das Agententhriller-Genre parodiert.

Auch verschiedene Perspektiven sorgen für ein rasantes, kurzweiliges Lesevergnügen, wobei die Figurenzeichnung bei allen Charakteren überzeugt, sie haben Tiefe und wirken authentisch. Marcel Huwyler ist es in diesem siebten Band großartig gelungen, seine Protagonisten und damit ihre Geschichte weiter zu entwickeln. Violetta hat ungewöhnliche Ideen wie eh und je, aber sie ist jetzt auch eine liebevolle Oma, der ehemalige Söldner Miguel ist zum hingebungsvollen und stolzen Vater geworden, die neuen Charaktereigenschaften bereichern beide Figuren und machen sie noch liebenswerter, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Ich hatte sehr viel Spaß, habe gelacht und geschmunzelt, auch dieser geniale siebte Band um Frau Morgenstern hat mich bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 22.09.2025

Mitreißende Urban Fantasy mit Spannung, Humor und sympathischen Charakteren

Das vergessene Museum
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Liam ist Fahrradkurier in London. Als er ein Paket zu einem Privatmuseum liefert, wird er dort Zeuge eines Überfalls. Er kann nichts mehr für den sterbenden Kurator Bradford tun, doch dieser überträgt ...

Liam ist Fahrradkurier in London. Als er ein Paket zu einem Privatmuseum liefert, wird er dort Zeuge eines Überfalls. Er kann nichts mehr für den sterbenden Kurator Bradford tun, doch dieser überträgt ihm ein Symbol aus schwarzer Tinte auf seine Haut und macht ihn somit zum neuen Siegelwahrer und Kurator des Museums.
Glücklicherweise kann der tote Mr. Bradford sich 'astral manifestieren' und Liam helfend zur Seite stehen. Unterstützt wird Liam auch von seinem Freund und Mitbewohner Harry, einem fähigen IT Nerd, der der Magie pragmatisch gegenüber steht und der unermüdlich versucht, das Gebäude mit Internet zu versorgen. Liam muss sehr viel sehr schnell lernen, denn die Angriffe auf das Museum gehen weiter. Zum Glück zeigt sich schon bald seine Begabung im Umgang mit den Artefakten.

Aus Liams Ich-Perspektive erlebe ich seine erstaunlichen und auch gefährlichen Abenteuer mit. Die Sprache ist den jeweiligen Figuren angepasst, was zu sehr unterhaltsamen Dialogen zwischen Liam und Mr. Bradford führt. Andreas Suchanek schreibt locker und humorvoll und in magische Schilderungen mischen sich auch Liams Alltagsgedanken, wodurch die Magie in der Realität verankert wird. Die magische Welt der Artefakte und des Museums ist einfallsreich und komplex erdacht und detailreich und bildhaft beschrieben, ich hatte viel Spaß beim Lesen dieser spannenden, mitreißenden Geschichte.
In diesem ersten Buch werden nicht alle Fragen beantwortet und ich bin neugierig auf den Folgeband, ich möchte zum Beispiel unbedingt wissen, was Liams Vergangenheit im Waisenhaus mit dem Museum zu tun hat. Obwohl ich es beim Showdown in Berlin schwierig fand, den Überblick zu behalten, freue ich mich, dass mein erstes Buch von Andreas Suchanek mir auf Anhieb gefallen hat.

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