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Veröffentlicht am 17.06.2025

Capris Ruine

Sommersehnsucht und Meeresglitzern
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Lina ist erst kürzlich von Capri zurückgekommen, da sitzt sie schon wieder im Flieger gen Süden. Hat sie zuletzt ihre italienische Großmutter nach vielen Jahren wiedergesehen, so zieht es sie nun aufgrund ...

Lina ist erst kürzlich von Capri zurückgekommen, da sitzt sie schon wieder im Flieger gen Süden. Hat sie zuletzt ihre italienische Großmutter nach vielen Jahren wiedergesehen, so zieht es sie nun aufgrund einer Ehekrise auf die wunderbare Insel vor Neapel. Ob sie hier eine Entscheidung treffen kann, wie es weitergehen soll?

Ein schönes Wiedersehen mit Lina, Tilda, Ann und Mutter Ulla steht uns hier bevor. Auch wenn die Bände einzeln lesbar sind, so ist es doch sinnvoll, wenn man die Reihenfolge beim Lesen einhält und die Entwicklung der einzelnen Charaktere mitverfolgt. Wie auch schon zuvor, schildert Anja Saskia Beyer das italienische Eiland in bunten Farben, lässt uns bereits bei der Überfahrt mit der Fähre den Sonnenuntergang genießen und kurz darauf den schokoladigen Duft der Torta Caprese einatmen. Wunderbar, dass auch hier einige mediterrane Rezepte das Buch am Ende abrunden. Während also diesmal Lina im Mittelpunkt steht und darüber nachsinnt, warum sie in Deutschland immer unglücklicher geworden ist, stößt die Mutter zweier fast erwachsener Kinder auf eine Ruine, ein heruntergekommenes Häuschen, in dem ein attraktiver Mann herumwerkt. Bei der ausgebildeten Architektin ist die Neugierde geweckt, sie spaziert schnurstracks in den wilden Garten und findet alsbald einige Gemeinsamkeiten mit dem Hausbesitzer namens Luca. Die Liebe zur Natur, Nachhaltigkeit, gesundes Essen, Rückbesinnung auf die eigenen Bedürfnisse werden thematisiert und zuweilen, Kalendersprüchen gleich, ins Geschehen geworfen, an anderer Stelle subtiler in die Handlung eingeflochten.

Locker-leicht geht es durch Hoch und Tief, über einige Missverständnisse zu Entscheidungen, die von Herzen kommen. Capri, die Insel mit ihren magischen Momenten, lädt ein zum Träumen und Verweilen, zum Nachdenken und zu-sich-Finden. Mit den vorgestellten Figuren fällt das leicht, ich bin bestimmt wieder dabei, wenn Ann die Hauptrolle spielt.

Veröffentlicht am 12.06.2025

Warum?

Heute kein Abschied
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Oskar J. R. van Bohemen ereilt am Flughafen Schiphol ein Herzinfarkt, der Weg in den Urlaub führt in den Tod. Nun sollen seine drei erwachsenen Kinder und seine Ex-Frau Abschied nehmen, aber irgendwie ...

Oskar J. R. van Bohemen ereilt am Flughafen Schiphol ein Herzinfarkt, der Weg in den Urlaub führt in den Tod. Nun sollen seine drei erwachsenen Kinder und seine Ex-Frau Abschied nehmen, aber irgendwie fehlen ihnen die Worte.

Tessel, Moor und Cat planen gemeinsam mit ihrer Mutter Elise die Beerdigung und merken schnell, wie fremd ihnen Oskar auch nach seinem Tod noch ist. Was soll man in die Traueranzeige schreiben, in wessen Wohnung den Verstorbenen aufbahren, warum ist er zu dem geworden, der er war, was ist in seinem Leben wirklich passiert? Erst nach und nach begreifen die Töchter, der Sohn, dass die Rollen im Leben weitergegeben werden, man nachrückt an des Älteren Stelle und dessen Sein einen größeren Einfluss auf einen selbst hat als bislang gedacht. Oskar hat fotografiert und Kisten an Bildern gesammelt. Und diese Bilder sind es nun, die Stück für Stück sein Leben zusammensetzen und auf eine neue Art und Weise wiedergeben. Gemeinsam mit anderen Erbstücken kann jetzt endlich begriffen werden, was zuvor wie Qual und Leid gewirkt hat.

In einem kunterbunten Querschnitt aus Oskars Leben, verbunden durch das aktuelle Geschehen nach seinem plötzlichen Ableben, erfahren die einzelnen Familienmitglieder endlich, was sich von Generation zu Generation fortpflanzt, was Oskars Charakter geprägt, wer ihn schließlich zu „Oskar“ werden hat lassen. Mit seiner ganz eigenen Art zu erzählen, mit überaus authentischen Figuren, die mitunter fremdartige Ausdrücke aus dem Englischen verwenden (vor allem Moor) und dem kurzweiligen Hin und Her zwischen Jetzt und längst vergangenen Zeiten bringt Autor Daan Heerma van Voss Licht ins Dunkel. „Alles Gute, fremder, fremder Mann, den ich Papa nenne.“ [kindle, Pos. 4937] spricht Moor und kann hoffentlich irgendwann verstehen, wer dieser Fremde denn wirklich war. Begleitet wird der Abschied immer wieder von Leonard Cohens Liedern, die wunderbaren Melodien zu „Hallelujah“ und „There ain’t no cure for love“ werden noch länger in mir nachklingen.

Ein berührender Roman, obwohl die einzelnen Personen eher hinter einem Schleier von Fremdheit und Distanz verborgen bleiben.

Veröffentlicht am 10.06.2025

Gletschermilch

Das verstoßene Mädchen
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In einer angesehenen Kaufmannsfamilie wächst Fannerl Nader mit ihren beiden jüngeren Schwestern zur jungen Frau heran. Wie es sich im Jahre 1881 so gehört, knüpft sie unter der gestrengen Aufsicht der ...

In einer angesehenen Kaufmannsfamilie wächst Fannerl Nader mit ihren beiden jüngeren Schwestern zur jungen Frau heran. Wie es sich im Jahre 1881 so gehört, knüpft sie unter der gestrengen Aufsicht der Eltern zarte Kontakte zu Johann, dem Sohn eines eleganten Innsbrucker Herrenausstatters. Bevor aber noch Verlobung gefeiert werden kann, verunglückt Fannerls Vater tödlich und hinterlässt einen Schuldenberg. So sieht sich die Mutter gezwungen, rasch wieder zu heiraten, wobei die Vermählung an eine Bedingung geknüpft ist: Fannerl muss aus dem Haus, denn das Mädchen hat porzellanweiße Haut und auffällig helles Haar, was dem abergläubigen Bräutigam Unglück bringen könnte.

Malerische Szenen rund um den Besuch des Kaisers in Innsbruck, das aufgeregte Tun der wohlhabenden Bevölkerung, die Liebe innerhalb der Familie Nader und die zart beginnende Zuneigung zwischen Fannerl und Johann – schöner könnte dieser bewegende Roman kaum beginnen. Mit vielen außergewöhnlichen Details fesselt Lotte Römer ihre Leser und führt alsbald die böse Wende im vermeintlichen Glück herbei: der künftige Stiefvater will nichts mit Fannerl zu tun haben, die Mutter schickt ihr Kind kurzerhand ins Sellraintal zu den Wäscherinnen, es ist bestimmt das Beste so für alle. Auf einen Schlag steht das Leben des jungen Mädchens auf dem Kopf, statt von Bediensteten verwöhnt zu werden, muss sie nun selbst im eiskalten Wasser, im Sellraintal Gletschermilch genannt, Wäsche für andere waschen, unter einem undichten Dach wohnen und mit einfacher Nahrung vorlieb nehmen.

Bestens recherchierte Wäscherinnenarbeit inmitten des wunderschönen Sellrain neben Figuren, die trotz ihrer harten Schale einen umso weicheren Kern haben beeindrucken in diesem lesenswerten Roman, in dem auch allerlei Gefühle nicht zu kurz kommen. Von mir gibt es jedenfalls eine Empfehlung für Teil 1 der „Töchter aus Innsbruck“.




Veröffentlicht am 10.06.2025

Der Hüne

Die Wölfe unter uns
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Richtung Klöpper Mühl im Fichtelgebirge ist Johann mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Anna unterwegs. Dort will die vertriebene Müllerfamilie im Jahre 1630 neu beginnen. Aber der Ort ist sonderbar, ...

Richtung Klöpper Mühl im Fichtelgebirge ist Johann mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Anna unterwegs. Dort will die vertriebene Müllerfamilie im Jahre 1630 neu beginnen. Aber der Ort ist sonderbar, es gibt hier – außer einem Säugling – keine Kinder.

Mystisch und voll düsterer Atmosphäre beschreibt Tim Sonderhauf in seinem Roman die Stimmung, die dichten Wälder, das unwegsame Gebirge. Auch Johann und seine Familie bekommen rasch ein Gesicht. Kurz nach seiner Ankunft begegnet der Bub im Dorf einem wahrhaften Hünen, dessen Aufgabe als Wildhüter es ist, die Ursache für das Verschwinden der Kinder zu ergründen und die immer näher kommenden Wölfe fernzuhalten. Mit einem scharfen Blick fürs Detail wird die Zeit um 1630 zum Leben erweckt, werden die sonderbaren Vorgänge im Ort ergründet. Ist es ein Wolfsrudel, sind es die Zigeuner, oder gar Wiedergänger, die hier ihr Unwesen treiben? Bald verbindet Johann und den Wildhüter Hildner ein unsichtbares Band von Vertrauen, von Gemeinsamkeit, das sie zusammen durch die Gegend streifen lässt. Was werden sie herausfinden? Gibt es überhaupt eine logische Erklärung?

Eher ruhig vom Schreibstil her, aber deshalb nicht minder spannend, begeben wir uns auf eine Zeitreise in ein Land von Söldnern im Krieg, von Gegnern im Namen der Religion. Wer sich nicht darauf versteht, die Zeichen der Natur zu deuten und im Wald zurecht zu kommen, hat es schwer. Und schließlich hält der Autor noch eine verblüffende Wende bereit, die dem Ganzen einen stimmigen Abschluss verleiht. Ungewöhnliche Lesestunden gehen mit dieser Historie jedenfalls einher.


Veröffentlicht am 10.06.2025

Jefferson City II

Im Zeichen der Lämmer
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Als der Hausmeister einer Schule in Jefferson City frühmorgens ein Paar nackter Füße findet, denkt er im ersten Moment an einen Schülerstreich, ein Kunststoffmodell. Tatsächlich aber gehören die sorgfältig ...

Als der Hausmeister einer Schule in Jefferson City frühmorgens ein Paar nackter Füße findet, denkt er im ersten Moment an einen Schülerstreich, ein Kunststoffmodell. Tatsächlich aber gehören die sorgfältig abgetrennten Gliedmaßen einer Frau. Nach dieser grausigen Entdeckung taucht alsbald ein Körper ohne Füße auf, allerdings nicht das passende Gegenstück, sodass Inspector Aidan Carter und sein Kollege Ethan Jones schon zwei Leichen identifizieren und den Mörder finden müssen. Treibt ein Serientäter sein Unwesen in der Stadt?

Ein schauriger Prolog führt direkt ins Geschehen, die Ermittlungen können beginnen. Unter Deputy Chief Warren Schroeders Leitung arbeitet ein ehrgeiziges Team, das aber durchaus auch Zeit für Späße und den ein oder anderen Schlagabtausch hat. Dadurch werden die anfänglich häufigeren blutrünstigen Szenen ganz gut aufgelockert. Bald kommt auch Aidans Lebensgefährtin Jessica ins Spiel, denn sie will immer alles ganz genau wissen, soll sie doch selbst ihrer Agentin demnächst einen Thriller vorlegen, hat aber absolut keine Einfälle dafür. So kommt es, dass die junge Frau mangels Informationen „ihres“ Inspectors anfängt, eigene Nachforschungen anzustellen und sich in gefährliche Situationen begibt.

Emilia Benedict erzählt flott, insbesondere die eingestreuten Kapitel zum Täter bringen mittels knapper Sätze Spannung ins Spiel. An anderer Stelle passt diese Technik nicht immer so gut, einzelne Passagen oder Dialoge können dadurch oberflächlich oder hölzern wirken. Die Handlung selbst ist gut konzipiert und folgt einem logischen roten Faden, ein Motiv blitzt früh auf, verrät aber nicht zu viel, sodass dem Rätseln um den Täter noch ausreichend Raum gegeben wird. Nach dem Auftauchen von mehreren Leichenteilen konzentriert sich das Geschehen in der zweiten Buchhälfte aufs Ermitteln. Dabei geraten Aidan und Ethan jedoch schnell ins Hintertreffen, werden sie von Jessica regelrecht „überholt“. Was anfangs Neugierde weckt und mit humorvollen Szenen durchaus unterhaltsam beginnt, entwickelt sich zum Ende hin weniger spannend als erwartet, einiges wiederholt sich, wirkt unrealistisch, bringt den Schwung nicht ganz mit ins Ziel.

Fazit: flüssig zu lesender Thriller, der mitunter blutige Details liefert, eine überwiegend schlüssige Handlung aufweist und mit seinen gut vorstellbaren Figuren abwechslungsreiche Lesestunden bereithält.