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Veröffentlicht am 04.11.2025

Tödliche Torte

Kipferl, Killer, Kerzenschein
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In Annemies Café treffen sich regelmäßig junge Mütter, wohl, um zu plaudern, statt zu putzen, wie die Konditorin abschätzig meint. Als eine der Frauen plötzlich auf der Kaffeehausbank zusammensinkt und ...

In Annemies Café treffen sich regelmäßig junge Mütter, wohl, um zu plaudern, statt zu putzen, wie die Konditorin abschätzig meint. Als eine der Frauen plötzlich auf der Kaffeehausbank zusammensinkt und der Notarzt nur noch den Tod feststellen kann, fällt der Verdacht natürlich sofort auf Annemies Torte, die ein Gift enthalten haben muss. Schlagartig bleiben die Besucher aus und Annemie sieht sich gezwungen, dem Sachverhalt selber nachzugehen, denn dass ihre Niedelsinger Weihnachtstorte über jeden Verdacht erhaben ist, versteht sich ja von selbst.

Nicht zum ersten Male ist die rüstige Konditorin im Pensionsalter in Mordermittlungen verwickelt, wie man im Laufe der Geschichte erfährt, aber auch ohne diese zu kennen, eröffnet sich eine unterhaltsame, mit Humor gewürzte Geschichte hinter dem fröhlich bunten Titelbild. Eine Bonusoma, die selbst weder Mutter noch Tante ist, steht jungen Influencern gegenüber, wobei der Unterschied zwischen den Generationen mehr als deutlich zutage tritt. Witzige Dialoge, mit spitzer Feder überzeichnete Szenen und eine Annäherung der konträren Lebenswelten prägen die Handlung, die Auflösung des Todesfalles nimmt eher wenig Raum ein. Dennoch bietet diese bunte Familiengeschichte mit einer gewieften Hauptfigur abwechslungsreiche Unterhaltung.

Der Erfahrungsschatz des Alters und die Neuinterpretation der Jugend treffen hier aufeinander, die Konflikte zwischen den Figuren sind spürbar, so wie der Duft der Kekse zwischen den Zeilen hervorströmt. Am besten, man greift bei diesem Buch schnell zu, denn im Anhang findet sich ein köstlicher Adventkalender voller (süßer) Rezepte für jeden Geschmack. Empfehlenswert.


Veröffentlicht am 03.11.2025

Was wäre, wenn ...

Lebensbande
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Der Brief eines Unbekannten bewegt eine alte, verwitwete Frau dazu, ihre Geschichte niederzuschreiben, und so sitzt sie im Herbst 1993 mit Labradormischling Pepe am Küchentisch, wo sie über ihr kompliziertes ...

Der Brief eines Unbekannten bewegt eine alte, verwitwete Frau dazu, ihre Geschichte niederzuschreiben, und so sitzt sie im Herbst 1993 mit Labradormischling Pepe am Küchentisch, wo sie über ihr kompliziertes Leben nachsinnt und Erinnerungen zu Papier bringt, die sie längst verdrängen und vergessen wollte.

Basierend auf Berichten von Zeitzeuginnen hat Mechtild Borrmann diesen ergreifenden Roman verfasst, wobei sie überwiegend die Zeit zwischen 1931 und 1954 thematisiert. Drei unterschiedliche Frauen aus Deutschland treffen im Laufe der Jahre aufeinander, schließen Freundschaft, bestärken einander in schwierigen Zeiten. Während die alte Dame im Präsens betrachtet wird, verschwimmen deren Aufzeichnungen immer wieder mit Lenes Geschichte ab dem September 1931. Das Wechselspiel zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Schriftstück ist bestens gelungen, sodass man als Leser ab der ersten Zeile von den Geschehnissen gefesselt ist, welche der Zeit entsprechend traurig und dramatisch sind. Da ist Lene, die um ihren Sohn bangt, weil er als schwachsinnig eingestuft wird, sie trifft auf die Krankenschwester Nora, welche in einer Kinderstation arbeitet und diese wiederum begegnet beim Einsatz im Feldlazarett Lotte und teilt mit ihr unvorstellbare Momente.

Mit ruhigen Worten, die wohl gerade deshalb so oft unter die Haut gehen, erzählt die Autorin von Freundschaften und unmöglicher Liebe, von Mut und Dankbarkeit, von Lügen, die lebensrettend sind und von Gedanken, was wäre, wenn man das eine oder andere Mal eine andere Entscheidung getroffen hätte. Erschütternde Szenen erinnern daran, dass all das tatsächlich einmal geschehen ist, wobei immer wieder unterschiedliche Blickwinkel eingenommen werden, nicht in richtig oder falsch eingeteilt wird und keinerlei Wertung erfolgt, denn wie immer gibt es nicht nur schwarz oder weiß, sondern eine Vielfalt, welche dazwischen liegt und die Realität so deutlich widerspiegelt. Berührende Schicksale lassen den Leser den Atem anhalten, nicht allgemeine Kriegsschauplätze, sondern ganz individuelle Herausforderungen für die drei Hauptfiguren stehen im Mittelpunkt.

Eine perfekt passende Rahmenhandlung umspannt diese großartige Geschichte, welche mehrere Jahrzehnte umfasst, beeindruckende Figuren stehen für Personen, die Ähnliches erlebt haben. Wie schon im Roman „Feldpost“ hat Mechtild Borrmann auch diesmal die Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg lebendig werden lassen, wobei sie die Realität mit glaubwürdigen fiktiven Ereignissen bestens vereint. Nachdenklich gestimmt spreche ich eine Leseempfehlung aus vollstem Herzen aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2025

Todesbiss

Mord auf der Klosterinsel
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Auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee kommt es zu brutalen Mordfällen. Jedes Mal ist der Hals des Opfers so zugerichtet, als hätte ihm ein Werwolf den Todeskuss verpasst. Abt Walahfrid Strabo hat ...

Auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee kommt es zu brutalen Mordfällen. Jedes Mal ist der Hals des Opfers so zugerichtet, als hätte ihm ein Werwolf den Todeskuss verpasst. Abt Walahfrid Strabo hat es nicht leicht, den Täter zu finden, obwohl ihn seine vorwitzige Nichte, die Witwe Lindberga, tatkräftig unterstützt.

Weit zurück in der Zeit führt uns dieser Krimi, nämlich ins Jahre 842, als die Karolinger an der Macht waren. Historisch belegte Details und fiktive Krimielemente werden von Heidrun Hurst zu einem stimmigen Roman verwoben, der noch dazu reale Figuren einbindet ins Geschehen. So erfahren wir von einem schielenden Abt, der mit Ruhe und Besonnenheit das Benediktinerkloster geleitet und sich für die Gärtnerei und Dichtkunst interessiert hat. Auch wenn er im wahren Leben nichts mit den Mord und Totschlag zu tun gehabt hat, wirkt er hier verblüffend glaubwürdig, so, wie er bei der Aufklärung der Verbrechen vorgeht. Das Leben auf der Insel, die einfachen Köhler und Rebleute, sowie der Alltag im Kloster werden bildhaft vorgestellt, die schwierige Aufgabe des Ermittelns vor dem Hintergrund des Aberglaubens und der Furcht vor dem Werwolf gut eingefangen. Der ruhige Schreibstil ohne reißerische Szenen passt gut zum Gesamteindruck.

Wer gerne hinter die Kulissen eines Klosters blickt und gut recherchierte historische Details schätzt, wird mit diesem Krimi interessante Stunden verbringen.

Veröffentlicht am 02.11.2025

Südtirol im Zwiespalt

Töchter der verlorenen Heimat
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Im Jahre 1961 ist es auch in München noch schwierig, sich als Frau erfolgreich im Beruf zu behaupten. So wird die Ärztin Paula zum wiederholten Male übergangen, als es um die Neubesetzung einer Führungsposition ...

Im Jahre 1961 ist es auch in München noch schwierig, sich als Frau erfolgreich im Beruf zu behaupten. So wird die Ärztin Paula zum wiederholten Male übergangen, als es um die Neubesetzung einer Führungsposition im Krankenhaus geht. Anlässlich eines Todesfalles in Südtirol fährt Paula mit ihrer Mutter Johanna kurzerhand in deren Heimat, die die beiden seit knapp dreißig Jahren nicht mehr besucht haben. Wie wird die vergessene Familie auf den Besuch reagieren?

Ein großartiger Roman, der auf bewegende Weise das Schicksal der verbitterten Johanna erzählt und gleichzeitig die dramatische Geschichte Südtirols in Erinnerung ruft. Paulas Entschluss, Richtung Bozen aufzubrechen, bringt einen Stein ins Rollen, der nicht nur dem Leser aufregende Stunden beschert, sondern auch die Figuren im Buch vor schier unlösbare Fragen stellt. Höchst lebendig setzt Eva Grübl-Widmann alles in Szene, beschreibt grandios die einzelnen Geschehnisse und verknüpft auf außerordentlich gelungene Weise zwei Zeitebenen miteinander zu einem spannenden Stück Zeitgeschichte, in dem Johanna und Paula, aber auch alle anderen Figuren, tatsächlich solch ein Drama erlebt haben könnten. Der tiefgreifende Zwist zwischen Südtirolern und (Süd)Italienern wird plastisch herausgearbeitet, die unterschiedlichen Lebenswelten geschickt dargestellt. Viel Detailwissen packt die Autorin wie nebenbei in die fiktive Handlung und hält mit ihrem bildhaften Schreibstil die Spannung hoch. Die mächtigen Berggipfel des Alto Adige, das laute Leben in Italien, das umso lauter und wilder wird, je weiter man in den Süden kommt, die verführerisch duftenden Speisen, der knatternde VW Käfer und viele spürbare Emotionen, das sind die Besonderheiten, welche der Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verleihen.

Identitätsverlust, eiskaltes Schweigen innerhalb der Familie und wohlgehütete Geheimnisse vor dem Hintergrund der politischen Wunden, Probleme, welche mitunter bis heute ihre Schatten werfen, stehen im Mittelpunkt dieses stellenweise eher traurig stimmenden Romans. Trotz allem steckt aber auch ausreichend Mut und Hoffnung zwischen den Zeilen, sodass ich die letzte Träne aus den Augenwinkeln wischen und das Buch mit einem Lächeln im Gesicht beenden kann. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 30.10.2025

Geheime Mission

Wir dachten, das Leben kommt noch
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BBC-Moderatorin Gwen soll für ein neues Buch recherchieren, Arbeitstitel: unbekannte Pionierinnen. Konkret kontaktiert Gwen die Engländerin Pat, welche im Zweiten Weltkrieg für die sogenannte SEO (Special ...

BBC-Moderatorin Gwen soll für ein neues Buch recherchieren, Arbeitstitel: unbekannte Pionierinnen. Konkret kontaktiert Gwen die Engländerin Pat, welche im Zweiten Weltkrieg für die sogenannte SEO (Special Operations Executive) im Einsatz war und verschlüsselte Funknachrichten von Frankreich nach London gesendet hat, eine gefährliche Aufgabe, die von so manchem Mitglied der Truppe mit dem Leben bezahlt worden ist. Dass sie dabei auch noch Geheimnisse ihrer Großmutter aufdeckt, ahnt Gwen anfangs natürlich nicht.

Brisante Geschehnisse aus dem britischen Nachrichtendienst stehen in diesem Roman im Mittelpunkt, akribische Recherche und die Einbettung in eine fiktive Geschichte verleihen dem Ganzen eine authentische Note. Speziell zu Beginn des Buches sind jedoch die beiden Zeitebenen verwirrend, da auch in der Gegenwartshandlung (1998) Rückblenden, Erzählungen und besprochen Kassetten immer wieder in die 1940er-Jahre zurückführen. Zudem muss man achtgeben, dass man die drei Namen Lily, Lilou und Laura nicht durcheinanderbringt. Hat man aber einmal den Überblick, dann entspinnt sich vor dem geistigen Auge des Lesers eine abwechslungsreiche und bewegende Geschichte, denn insbesondere Pat wird auch über all die Jahre nach dem Krieg noch von schwerwiegenden Erinnerungen heimgesucht. An mancher Stelle vielleicht ein wenig zu sachlich dargestellt, kann man sich trotzdem die Anspannung der Einsatzkräfte im fremden Land vorstellen. War Pat in ihren ersten Tagen in Frankreich noch locker und unbedarft, so schärft sie ihre Sinne immer mehr, um getarnte Feinde zu entlarven. Sandmann stellt diese wichtige Funktion der geheimen Mission im Krieg recht anschaulich dar, wirft moralische Fragen rund um kriegsbedingten Gehorsam und eigenen Überlebenswillen auf und erklärt insbesondere auch noch im Nachwort, wie schnell die unerschrockene Leistung etlicher Frauen wieder in Vergessenheit geraten ist, während Männer stets als Kriegshelden gefeiert worden sind.

Eine sehr realitätsnahe Erzählung, das Portrait der Frauen im geheimen Nachrichtendienst ist gelungen.