Anwältin mit Handycap gegen das Böse
Totwasser„Totwasser“ ist ein Kriminalroman von Julia Hofelich, der im Dezember 2018 bei Bastei Lübbe erschienen ist.
Die Anwältin Linn Geller hat zusammen mit einem Freund eine neue Kanzlei gegründet, aber gleich ...
„Totwasser“ ist ein Kriminalroman von Julia Hofelich, der im Dezember 2018 bei Bastei Lübbe erschienen ist.
Die Anwältin Linn Geller hat zusammen mit einem Freund eine neue Kanzlei gegründet, aber gleich ihr erster Fall entpuppt sich als Problemfall, denn ihre Mandantin Grace Riccardi ist fest entschlossen, zu gestehen, ihren Ehemann umgebracht zu haben – ein gefundenes Fressen für den Staatsanwalt. Linn macht sich mit dem Fall vertraut und findet Hinweise, die sie an der Schuld ihrer Mandantin zweifeln lassen. Niemand nimmt ihre Zweifel ernst, weil sich niemand vorstellen kann, dass eine Unschuldige einen Mord gestehen würde. Ist Grace Riccardi wirklich eine eiskalte Mörderin? Linn ermittelt auf eigene Faust ohne darüber nach zu denken, was das für sie bedeuten könnte und dass sie damit, dem Bösen zu nahe kommen könnte.
Mir gefällt, dass Julia Hofelich mit Linn Geller eine Protagonistin hat, die sowohl stark als auch schwach ist. Sie ist nicht perfekt und gerade sie wird die Anwältin von Grace Riccardi, die sie am Anfang ablehnt. Sie schafft es, die Mauern, die ihre Mandantin um sich errichtet hat, zu durchbrechen, weil sie an deren Unschuld glaubt. Sie kämpft für einen Menschen, der gar nicht will, dass sie für ihn kämpft. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich das Verhältnis Anwältin/Mandantin ändert und vertrauensvoller wird. Anfangs scheint es wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, weil sie eigentlich nach ihrem Unfall noch nicht wieder psychisch stabil ist.
Als sie sogar die Beweise Vorort prüft und mit den ermittelnden Beamten spricht, lernt sie Harris kennen und fühlt sich zu ihm hingezogen, traut sich aber nicht, weil sie die Narbe im Gesicht hat und humpelt und hier kommt dann auch, was mir nicht so gefällt. Warum kann sie ihm nicht einfach eine Chance geben? Er zeigt, dass er an ihr interessiert ist mehr als deutlich, auch wenn es nicht ausgesprochen wird, das Knistern ist spürbar. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie mutiger gewesen wäre. So bleibt nur die Hoffnung, dass in einem Band zwei die beiden vielleicht doch noch zueinander finden werden. Die Szene am Ende als er ihr seine Narbe zeigt und dann geht, hat mich doch ein wenig traurig gemacht.
Beim Lesen habe ich immer wieder gedacht, von solchen Anwälten müsste es mehr geben – so engagiert.
Ich hoffe auf einen Band 2 und mehr Fälle mit Linn und Götz, auch wenn ich den Staatsanwalt nicht unbedingt ins Herz geschlossen habe.