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Veröffentlicht am 12.01.2023

Selbstmitleid pur

Skandal & Vorurteil. Ein Georgie Darcy-Roman
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Nach einem Skandal in ihrem Einzelzimmer auf der Elite-High-School Pemperley, musste Georgiana Darcy (16) letztes Schuljahr die Elite-Schmiede vorzeitig verlassen und verbrachte die Ferien alleine unter ...

Nach einem Skandal in ihrem Einzelzimmer auf der Elite-High-School Pemperley, musste Georgiana Darcy (16) letztes Schuljahr die Elite-Schmiede vorzeitig verlassen und verbrachte die Ferien alleine unter der Fittiche ihres großen Bruders Fitzwilliam, genannt Fitz. Sie hatte gehofft, dass der Skandal, um die Drogengeschäfte ihres Ex Wickham inszwischen vergessen wäre, doch Pustekuchen! All ihre Pläne ihre Mitschüler und Lehrer für sich zu gewinnen und ihren Bruder stolz zu machen scheitern. Sie wird hier als die steinreiche, verwöhnte Petze ausgegrenzt. Nur Avery aus der Marschkappelle hält noch zu ihr. Warum war ihr bislang nicht aufgefallen, wie gut er aussieht, wie witzig und klug er ist? Während sie sich immer wohler in seiner Gegenwart fühlt, plant sie ihren Bruder mit seiner Kommilitonin Elizabeth Bennett zu verkuppelt, damit er sie nicht ständig kontrolliert, sondern auch mal selbst Spaß hat, wenn sie schon keinen hat. Doch Wickham Forster will nicht aufgeben, zu lukrativ waren seine Geschäfte dort und er hat auch schon eine neue einträgliche Idee, Georgie müsste nur mitspielen. Doch diese schmiedet schon ganz eigene Pläne um ihn loszuwerden und geht dafür eine riskante Wette mit ihm ein!

Dieses Romandebüt der jungen Autorin Amanda Quain aus Pittsburgh wird als Retelling einer von Jane Austens beliebtesten Romanen beworben. Ich liebe Jane Austen und ganz besonders „Stolz & Vorurteil“. Tatsächlich habe ich mich bei jeder Lektüre des Originals gefragt, was denn aus Darcys kleiner Schwester Georgiana wird? Wird sie ihr Glück noch finden und wenn ja, wie und mit wem? Dieser Frage geht diese Geschichte nach, allerdings spielt die Handlung parallel zur Anbandlung zwischen Fitz und Lizzy. Ich hatte mir Georgiana immer zurückhaltend, schüchtern und vor allem sehr allein vorgestellt. Einsam und allein fühlt sich Georgie auch in ihrem Edelinternat, in dem man sie nicht vergessen lässt, dass man ihr die Schuld dafür gibt, dass Wickham Foster von der Schule flog!

Ich liebe Jane Austen, ihren hintergründigen, zarten Humor, ihre intelligenten Heldinnen, die leider in eine sehr frauenunfreundliche Zeit hineingeboren wurden. Leider habe ich Georgie nicht als zurückhaltend empfunden, sondern als eine furchtbar verwöhnte und egozentrische Dramaqueen! Ja, klar, nicht alle liegen ihr sofort zu Füßen, aber es würde schon helfen, mehr auf andere zuzugehen und zu lächeln. Sie will unbedingt in Pemberley durchstarten, damit ihr Bruder stolz auf sie ist und belegt daher die schwierigsten Kurse. Mit dem Lernen hat sie es aber nicht so, dabei bemüht sie sich doch! Ja, sie bemühte sich, ist in einem Arbeitszeugnis eine glatte Sechs! Statt sich ständig im Selbstmitleid zu suhlen, würde es helfen, sich auf seine vier Buchstaben zu setzen und seine Hausaufgaben pünktlich abzugeben. Stattdessen träumt sie lieber von Soaps, schreibt Fan-Fiction und hält Avery, der auf ein Stipendium angewiesen ist, vom Lernen und Arbeiten ab. Keine Heldin nach meinem Geschmack. Was Avery an ihr findet, weiß ich echt nicht, aber vielleicht wird man ja so, wenn man eine egozentrische Mutter hat, die die Kinder verlässt, um sich selbst zu verwirklichen, nach dem Tod des Mannes und Vaters der Kinder... Immerhin kapiert sie am Ende, dass sie sich wirklich ändern muss, damit es etwas für sie ändert und bekommt noch die Kurve. Einem Happy End steht dann auch nichts mehr im Wege!

Elise Eikermann gefällt mir als Sprecherin der jungen Georgie Darcy sehr gut und ist für mich mit ihrer frischen und lebendigen Erzählweise auch das Highlight des Hörbuches. Obwohl ich Georgie echt anstrengend fand und keine Geduld mit ihr hatte, habe ich Elise Eikermann aber gerne gehört.

Ich schätze, für eingefleischte Jane Austen Fans ist es eher nichts. Für diejenigen, denen Jane Austen zu ereignislos und undramatisch und zu verstaubt ist, könnte es aber tatsächlich unterhaltsame Romantik sein. So fühlte ich mich mitten in der Pubertät, man könnte auch einfach sagen: Ist halt ein Coming of Age Roman, ja, aber das kenne ich auch weniger überdramatisierend, sympathischer und nachvollziehbarer. Aber hey, ich stamme auch nicht aus der Generation Netflix, sondern kann mich noch an 3 TV-Programme erinnern...

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Wunderbare Sprecherin!

Beat it up
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Summer Price (20) ist mit einem absoluten Gehör gesegnet. Sie ist in ihrem letzten Jahr am College als Musikstudentin und gilt als talentierte Pianistin und Komponistin. Ihr Traum ist es die frei gewordene ...

Summer Price (20) ist mit einem absoluten Gehör gesegnet. Sie ist in ihrem letzten Jahr am College als Musikstudentin und gilt als talentierte Pianistin und Komponistin. Ihr Traum ist es die frei gewordene Stelle der Pianistin in New-York-Orchestra besetzen zu können. Durch Kontakte ihrer Mutter, die ebenso wie ihr Vater eine sehr erfolgreiche klassische Musikerin ist, landet ihre Bewerbung als erste beim Dirigenten in New York. Daher übt sie ununterbrochen, ziemlich isoliert, bis auf ihren besten Freund Ethan. Doch dieser will sich nicht mehr mit der Rolle des besten Freunden begnügen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen oder ihn erfüllen, ehe sie daran denkt, er möchte mehr von ihr und auch in ihrem Bauch fängt es zart an zu flattern. Dennoch ist sie verwirrt und weiß nicht was sie will! Als ihr Zwillingsbruder Xander, ein erfolgreicher Nachwuchs DJ, sie anfleht zu ihm nach New York zu kommen, um ihm bei seinem neusten Song zu helfen, da er gerade in einer Schaffenskrise steckt, ergreift sie die Chance zur Flucht. Ihr gemeinsamer Song wird galaktisch und so fleht Xander sie an, statt für ihr Vorspielen zu üben, mit ihm auf die Beat-it-up Festival Tour zu kommen. Dabei weiß Xander ganz genau, dass Summer unglaublich reizempfindlich ist und so ein Dance Festival ein absoluter Albtraum für sie. Schon auf dem Flug nach New York, sitzt sie in der Business Class neben einem abweisenden Typen, der viel zu laute Musik hört, aber die Hände eines Pianisten hat. Es ist Gabriel, der größte Konkurrent ihres Bruders, der ihr gefährlich nahe kommt.

Der Name Stella Tack ist mir in letzter Zeit so oft untergekommen, dass ich neugierig wurde, obwohl dies eigentlich nicht mein Genre ist. Schreiben kann sie wirklich gut, aber an den viel zu häufigen Stereotypen sollte sie dringend arbeiten.

Gelangweilt habe ich mich eigentlich nie. Die Geschichte ist wirklich flüssig geschrieben und gewürzt mit der Stimme von Sandra Voss kann man eigentlich super zuhören. Allerdings habe ich mich im Verlaufe der Geschichte immer öfter geärgert. Die Charaktere blieben mir zu blass und oberflächlich. Für ihr Alter fand ich sie definitiv zu unreif. So ganz klar, was diese Truppe unbedingt zusammenhängt, außer dass sie wahnsinnig viel Spaß haben und ständig total verkatert sind und Unmengen von Schmerztabletten einschmeißen, verbindet sie eigentlich nur Musik, wobei da ihre Geschmäcker teilweise ganz weit auseinander driften. Wenn man ständig so viele davon einwirft, helfen sie irgendwann nicht. Immerhin nehmen sie keine Drogen, was ich bei dem Setting und der Sorglosigkeit des Umgangs eigentlich erwartet hätte. Krass fand ich allerdings, dass Summer, ohne nachzufragen, eine Handvoll Pillen von Bodyguard George nimmt, als sie ihre erste Panikattacke hat. Sie wirken total stark und es geht ihr gleich so viel besser, dass sie die nächste vorhersehbar völlig unverantwortliche Aktion startet. Zur Krönung meint sie dann noch zu George, dass er echt ein super Dealer sei. Echt jetzt? George ist wirklich sympathisch und so ziemlich der Vernünftigste von dieser Tourgruppe, aber mir kommt er oft eher wie ein Kindermädchen, als ein Bodyguard vor.

Auch wenn ich nicht hingerissen von dem Bad Boy Gabriel mit der Karamellstimme, die jeden Ton exakt trifft und den grauen Augen bin, der eigentlich alle Mädels abschleppt, die nicht bei 3 auf den Bäumen sind, bis ihn Summer total gefangen nimmt, ist die Geschichte echt süß, auch wenn es klar zu sein scheint worauf es hinausläuft. Gegen Ende kommt es dann noch zum Sex des Lebens, Extase pur, wobei Gabriel ernsthaft um die Lust seiner Partnerin bemüht ist, aber dann wird es mir wirklich zu unemanzipiert. Liebe Summer, nimm bitte endlich selbst Dein Leben in die Hand! Du liebst die Musik, mach was draus, aber vielleicht erst, nach einer Therapie gegen Deine wirklich extremen Beschwerden. Familie Price ist so wohlhabend, dass ich die ganze Zeit nur staunte, warum Summer noch nie richtig untersucht wurde und keine professionelle Hilfe bekommt?
Mutter Price ist das Abziehbild einer egomanischen Karriereziege, eiskalt und berechnend. Dieser Typ Frau scheint es in dieser Geschichte allerdings weit zu bringen.

Wen ich wirklich mag ist Tänzerin Peyton, die Summer zu mehr Spaß im Leben verhelfen möchte, dabei aber auch nicht wirklich gut auf sie aufpasst. Wobei Spaß haben in dieser Gruppe leider oft gleichzusetzen ist mit: ganz viel trinken, rumknutschen (mit jedem den man gerade trifft) und dann kindischen Unfug anstellen. Was mir gut gefällt, ist dass durchaus gezeigt wird, wie gnadenlos dieses Geschäft ist, denn im Musikbusiness geht es eben mehr ums Geschäft, als um Musik.

Ich habe Kritiken gelesen, in denen die Beschreibung von Hautfarben als karamellfarben oder honigfarben kritisiert wird. Das habe ich nun nicht wirklich als Ethnie aufgefasst, was wahrscheinlich an meiner eigenen Hautfarbe liegt, die ich auch nicht besser beschreiben könnte und daran, dass Gabriels Stimme ebenso beschrieben wird und Stimmen haben bekanntlich keine geografische Herkunft. Dass Gerüchte über die sexuelle Orientierung in den USA auch heute noch Karrieren beenden kann, kann ich mir dagegen wirklich nicht vorstellen. Schon in den 80ern sind viele Synthiepopstars ganz offen damit umgegangen, wenn auch zugegebenermaßen nicht alle (siehe Elton John und George Michael).

Auch wenn ich mich in den über 12 Stunden nicht gelangweilt habe, ist mir die Story dafür einfach zu dünn und es dem Talent von Sandra Voss zu verdanken, dass ich wirklich zügig weiter gehört habe. Sie schafft es wirklich Summers Verletzlichkeit stimmlich rüberzubringen, fast schon greifbar zu machen. Doch bricht Summer immer wieder zusammen, weil sie sich immer wieder in vorhersehbar unmögliche Situationen bringt und dann von einem starken Mann gerettet werden muss, dass es gegen Ende dennoch ermüdend wird. Sandra Voss klingt jung und begeisterungsfähig, oft aber auch unsicher und unentschlossen als Summer, während sie als Gabriel eher den knurrend-schnurrenden Tiger gibt. Allerdings fehlt mir hier durch die Buchvorlage eine deutliche Variationsbreite, die diese Sprecherin sicherlich auf Lager gehabt hätte. Dennoch ist es gegen Ende so krass, dass ich nicht seelisch vor mich hingrinse, sondern erstaunt, entsetzt „echt jetzt?“ denke.

Ach ja, lobend erwähnend möchte ich, dass zumindest Gabriel keine grünen Augen hat und nicht ständig über Schweißperlen auf seinem Six-Pack/definierten Brust/muskolösen Schenkeln geschwärmt wird. Nein, es werden auch Klischees ausgelassen!

Ich hatte mir eine locker leichte Liebesgeschichte gewünscht, aber eben nicht ganz so leicht.

Ich mag nachdenklicherer, engagiertere und emanzipiertere Heldinnen, die mehr nachdenken und ihren eigenen Weg gehen.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Wenn das Freundschaft ist...

Freddie und die Bändigung des Bösen
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Freddie und sein bester Freund Mattis werden beide bald 12 Jahre alt und gehen in die 6. Klasse einer Berliner Gemeinschaftsschule. Seit dem Kindergarten sind sie beste Freunde. Freddie, der ruhige, freundliche ...

Freddie und sein bester Freund Mattis werden beide bald 12 Jahre alt und gehen in die 6. Klasse einer Berliner Gemeinschaftsschule. Seit dem Kindergarten sind sie beste Freunde. Freddie, der ruhige, freundliche Junge, der bei seiner alleinerziehenden Mutter Nina in einer kleinen Zweizimmerwohnung aufwächst und Mattis, der Coole mit der großen Klappe und den vielen Ideen. Naja, zumindest wirkt es so, als hätte er immer so viele tolle Ideen, sollte mal ein anderer eine coole Idee haben, reißt Mattis so lange die Klappe auf, bis alle denken, sie wäre von ihm. Mattis steht gerne im Mittelpunkt, Freddie so gar nicht, vor allem nicht, wenn sich mißbilligende Blicke auf ihn richten. Das ist in letzter Zeit leider öfters der Fall, denn 8 Wochen vor Schuljahresende hat Mattis schon 2 Verweise, sollte noch einer dazu kommen, dann folgt eine Schulkonferenz mit Schulverweis. Dann würde Freddie alleine zurückbleiben und das ist für ihn unvollstellbar. So richtet er seine ganze Energie darauf seinen besten Freund in den verbleibenden Wochen vor dem Rauswurf zu retten, denn wie in der Bundesliga, werden die Verweise, ebenso wie rote Karten, nicht mit in das neue Schuljahr genommen.

Diese Geschichte entführt nicht nur in die Gedanken- und Seelenwelt präpubertärer Jungs, sonder in unsere Hauptstadt und verströmt immer wieder richtig viel Berlin-Feeling, mit all seiner großstädtischen Andersartigkeit.

Ich empfinde Mattis als skrupel- und rücksichtslos und sehe in den nächsten Jahren noch richtig viel Ärger auf ihn zukommen, denn Einsichtsfähigkeit scheint er nicht zu besitzen. Stattdessen reißt er seinen treuen und loyalen Freund immer weiter in Schwierigkeiten hinein. Das ist gar kein guter Freund meint meine Tochter (10). Gemeinsam mit mir hat sie sich über diese für uns so fremde Schulform und die völlig anderen Umgangsformen mit den Lehrern gewundert. Aber vor allem haben ihr Mattis „coole“ Aktionen nicht gefallen. Einige fand sie ganz witzig, sie konnte auch Freddies Geburtstagsdilemma verstehen, dass man einen 12. Geburtstag nicht als Kindergeburtstag feiern will und viele angesagte Ideen einfach sehr teuer sind, eine Party schon viel cooler ist, aber Mattis geht mal wieder zu weit. Er will unbedingt zur Legende werden und kennt dabei keine Verwandten und keine Hemmungen. Dabei übersieht er aber völlig, dass die Mädels, so wie meine Tochter, den ruhiger,en sensibleren Freddie viel lieber mögen und ihn vor allem nicht fürchten. Aber leider hat Freddie überhaupt keinen Mumm in der Hose und traut sich nie seinem besten Kumpel mal ernsthaft Contra zu geben. Das scheinen auch die Mädels zu merken, die von ihm sichtlich enttäuscht sind. Nicht nur das, nun hat auch Freddie ernsthafte Schwierigkeiten, bekommt von Mattis aber nie Anerkennung, stattdessen nimmt er das als selbstverständlich hin und geht einfach darüber hinweg, als wäre es unwichtig. Das hat meine Tochter und mich sehr wütend gemacht, es ist so ungerecht. Wir hätten Mattis in die Wüste geschickt! Stattdessen macht dieser weiter wie bisher, völlig ungebändigt und reißt Freddie immer weiter mit sich. Das Ende macht uns da auch keine Hoffnungen, daher fanden wir es ziemlich traurig.

Nun ist dies keine jugendgefährdende Schrift, denn Marius Clarén gibt als Erzähler immer wieder seinen Senf dazu und kommentiert die Aktionen der Jungen. Er versucht Freddie zu ermutigen sich Mattis zu widersetzen, oder ihn zumindest in Frage zu stellen, aber dieser hört leider nicht. Seine Eltern leben es ihm aber auch vor, indem sie vor Freddies Problemen die Augen verschließen und viel zu sehr mit ihren eigenen beschäftigt sind. Vater Olaf ist viel zu sehr mit seiner bevorstehenden Hochzeit, seinem neuen Sohn und seiner japanischen Verlobten beschäftigt, um Freddie wirklich wahrzunehmen. Mutter Nina hat zu viel Angst vor der bevorstehenden Feier, dass sie keinen Blick für ihren heranwachsenden Sohn hat und lebt ihm quasi das angepasste Durchmogeln vor. Einzig die Mädels aus der Klassen trauen sich, ihre Meinung zu sagen und das ist ehrlich, deutlich und prallt leider einfach nur ab. Sie finden wir super, sie sind unsere Heldinnen in dieser Geschichte!Doch nicht nur Freddie baut Mist, aber er ist der einzige der Konsequenzen zu tragen hat und da finde ich die Lehrer und Schulleitung absolut inkonsequent, das ärgert mich wirklich. Das ist der einzige Punkt, an dem ich Mattis recht gebe, es gibt da einen, der genauso bestraft gehört wie Freddie, außer Mattis, dessen blöde Idee es war.

Marius Clarén ist für mich wirklich das Highlight dieses Hörbuchs. Seine angenehme freundliche Stimme vermochte mich bisweilen in meinem Ärger über Mattis zu besänftigen. Eigentlich liest er abwechslungsreich und betont gekonnt. Dennoch konnte auch er es nicht schaffen uns zu fesseln. Am Ende haben wir uns beide ratlos angesehen und fragten uns, was denn nun das Ende war. Also gebändigt war das Böse wider Erwarten nicht. Wir haben auf ein Happy End gehofft und sind enttäuscht worden. Der Titel wäre wohl mit „Der Versuch der Bändigung des Bösens“ treffender gewesen. Wir haben das Ende nicht wirklich wahrgenommen, ich habe es mir locker vier mal anhören müssen, um zu registrieren, dass das nun wirklich das Ende war. Die Aufnahmequalität möchte ich ausdrücklich loben! Sehr gut ausbalanciert mit einer wirklich guten Grundlautstärke, d.h. Wenn man zwischen Radio und Hörbuch wechselt, muss man die Lautstärke nicht verändern.

Meine Tochter ist absolut loyal als Freundin, hat aber hier auch gesehen, dass das nicht wirklich Freundschaft ist. Ich bin zu widerspenstig, ich hätte das nie so hinnehmen können. Freddies Verhalten ging mir gehörig gegen den Strich, aber nicht genug, um mich zu fesseln. Irgendwie wurde mir sein fehlendes Rückrat zu belanglos, um meine Konzentration zu bannen. Ich könnte nun sagen, ja, das sind halt Jungsprobleme, damit haben wir nichts zu tun, aber das wäre einfach ignorant. Denn auch bei Mädels gibt es so was, wie Mutproben in Form von Ladendiebstählen und ähnliches und ich hoffe doch dann sehr, dass meine Töchter dem mehr entgegen zu setzen haben!

Leider nicht die richtige Geschichte für uns, wobei ich froh war, es zu hören, statt zu lesen. Wer weiß, ob ich das Buch nicht sogar abgebrochen hätte, aber Marius Clarén hören wir gerne zu. Wir hatten gehofft, eine Geschichte des erfolgreichen Widerstands zu hören, statt eines kläglich unterdrückten Aufbegehrens.

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Veröffentlicht am 22.11.2017

Überambitioniert

Besuch Aus Tralien
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Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder ...

Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder schätzen lernen kann, scheint die perfekte Lösung. Dafür kommt mit dem Flug 0815 Dave aus Australien in die Familie. Dave hat eine komische grüne Haut und 72 spitze Zähne. Er liegt am liebsten im Teich, spricht nur ein Wort „Koi“ und hat ein verwesendes Huhn im Koffer, das er runterschlingt. Irgendwie scheint er nicht so recht zu passen. Das Baby liebt ihn jedoch und nennt ihn fröhlich „Bokodil“. Die Erwachsenen macht das dennoch nicht stutzig. Stattdessen geben sie ihr Bestes, damit er sich einlebt. Dabei lernt er auch den merkwürdigen Nachbarn kennen, ein Treffen mit Folgen.
Bereits das Cover läßt vermuten, daß es sich bei Dave nicht um einen gewöhnlichen Austauschschüler handelt, aber daß man ein Krokodil für einen Jungen hält, ist schon ziemlich abwegig. Darüber hätten wir jedoch hinsehen können, aber schon der Einstieg war für die Kinder sehr befremdlich. Die Eltern haben keine Namen, heißen durchweg nun Mutter und Vater und sind von ihrem Sohn nur genervt. Als er endlich weg ist, beschäftigen sie sich nur mit ihren Handys und machen erstmal Wellness im Hotel. Die Eltern sind sehr distanziert und so baut auch der Leser keine richtige Bindung zu ihnen auf, zu Dave aber auch nicht. Seine Gedanken werden in krokogrün gedruckt, so daß sie deutlich als seine Gedanken gekennzeichnet sind. Beim Vorlesen führt dies allerdings zu Verwirrung. Ebenso verwirrend ist, daß relativ viel Englisch in diesem Buch für 6 - 8 Jährige abgedruckt ist. Teilweise mit der Übersetzung in den Fußnoten, teilweise aber auch als längere Passage in den Illustrationen ohne Übersetzung. Der Einstieg ist etwas abrupt und weckt wenig Neugier bei den Kindern. Als es dann auch noch etwas distanziert und seltsam weiterging, verloren sie schnell das Interesse. Für 6 Jährige ist die Schrift meines Erachtens zu klein und das Text/Bildverhältnis trotz der oft einseitigen Illustrationen ungünstig. Meine 8 Jährige Tochter konnte die recht ungewöhnlichen Fremdwörter für das Alter wie Zimmerservice, Cocktail und Massage lesen, aber für Leseanfänger doch eher ungeeignet. Dennoch fand ich das Buch stilistisch nicht ansprechend. Irgendwie fanden wir überhaupt nicht in die Geschichte hinein. Wahrscheinlich liegt es an der distanzierten Art die Geschichte zu erzählen, aber auch daran, daß das Buch nicht so recht zu wissen scheint, was es denn sein will. Groteske, Satire oder Abenteuergeschichte? Für Kinder sind die vielen sozialkritischen Themen aber dennoch zu abstrakt selbst am Beispiel von Dave kommt es einfach nicht kindgerecht rüber. Der Unsinn deutscher Bürokratie ist z.B. kein Thema für 6 – 8 Jährige, das interessiert sie einfach nicht.
Schön an dem Buch sind die zahlreichen farbigen Illustrationen, bei denen ich aber bisweilen den Eindruck hatte, daß einige logische Lücken und eine unausgegorene Story von den bunten Bildern kaschiert werden sollen.
Mit diesem Buch wurden wir leider überhaupt nicht war. Für uns ist es einfach an der Zielgruppe vorbei geschrieben, es will zu viel und verzettelt sich dabei. Ambitioniert aber leider das Ziel verfehlt. Auch wenn einige wirklich aktuelle Themen angesprochen wurden, konnte ich auch bei den Übertreibungen oder Persiflagen nicht grinsen, weil ich mich einfach zu sehr über die Schwächen geärgert habe und gleichzeitig gelangweilt, ich war echt froh, daß es doch recht kurz ist.
Leider konnte uns das Buch überhaupt nicht überzeugen, aufgrund der amüsanten Illustrationen noch 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 28.09.2023

Für mich zu viel des Guten

Tasty over the top
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Tasty – Das Original! Das Kochbuch zum amerikanischen Erfolgsblog „einfach tasty“. Dieses mal mit 75 übertrieben guten Rezepten – bunter und besser denn je!

Ich habe ein Tasty Kochbuch und schätze es ...

Tasty – Das Original! Das Kochbuch zum amerikanischen Erfolgsblog „einfach tasty“. Dieses mal mit 75 übertrieben guten Rezepten – bunter und besser denn je!

Ich habe ein Tasty Kochbuch und schätze es sehr für seine Alltagstauglichkeit. Es ist einfach und lecker, man muß kein Meisterkoch sein und die meisten Rezepte sind absolut familientauglich.

Diese Rezepte sind vor allem bunt! Es geht sehr um die Optik was bisweilen für meinen Geschmack sehr aufwendig ist und es gibt zahlreiche coole Drinks mit echten Oh-Ha! Hingucker-Effekt! Nur trinke ich nicht und habe daher für diese Rezepte keine Verwendung – so cool sie auch aussehen mögen.

Normalerweise blättere ich Kochbücher durch und stecke in jedes Rezept, dass mich interessiert ein Lesezeichen und probiere dann los. Hier gab es nicht ein Rezept bei dem ich sofort loslegen konnte, weil ich die Zutaten parat hatte. Einige, die mich interessierten wurden dann bisweilen beim Durchlesen der Zutaten aussortiert (Was bitteschön ist Sprühkäse? Ist das ernsthaft ein Lebensmittel, oder tut es nur so?) oder ich habe sie einfachn nicht bekommen, weil es einfach wirklich gängie Zutaten in Amerika sind. Ich bin tatsächlich daran gescheitert 400g Käsecracker zu kaufen (ich kaufe halt aus Faulheit nicht in riesigen Supermärkten ein, da muss ich wegen der großen Auswahl zu lange suchen). In meiner Kindheit gab es das, aber ich habe nur Packungen mit 75 g gefunden und dann wäre das Rezept echt teuer geworden....

Was ich hinbekommen habe war fürs Frühstück „Dolche con leche – French Toast“. Tatsächlich habe ich den Karamellaufstrich aus Frankreich, allerdings ist Dolche con leche nicht Französisch.... Eier und Brioche sind auch hier kein Problem zu finden, allerdings fehlt zu diesem Rezept ein Foto. Ich habe also keine Ahnung, wie es eigentlich hätte aussehen sollen. Eigentlich ist es für mich für ein gutes Kochbuch ein Muss, dass es zu jedem Rezept mind. 1 Foto gibt. Da man Resultat allerdings nicht spektakulär aussieht, sondern eher kalorienmäßig over the top ist, schätze ich, dass die Rezepte, die nicht so fotogen sind, ohne Bilder auskommen müssen. Das Rezept war einfach, aber ehrlich gesagt, fand ich den Zeitaufwand für das Resultat unangemessen. Mir persönlich schmeckt Brioche mit Karamellcreme besser, als mit Karamellcreme gefüllt und in Ei-Zimt-Milch getränkt und angebraten... es war einfach too much.

Die aufwendigeren Rezepte werden wie in der Vergangenheit Schritt für Schritt erklärt und bebildert, da ist das Gelingen garantiert, dennoch konnte mich keines der Rezepte wirklich anregen es nachzumachen. Die Food-Fotografie finde ich sehr retro, es erinnert mich an die Rezeptbücher der 70er Jahre. So finde ich auch die Auswahl, mir fehlen einige leichte Rezepte, es gibt keine Kennzeichnung für vegetarische/vegane Rezepte, keine gluten- oder lactosefreie Rezepte oder Hinweise auf Allergene wie Nüsse. Für mich ist das mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Auch fehlen Angaben wie die Zubereitungszeit und Gar/Backzeit, damit man schon im Voraus abschätzen kann, ob man heute Zeit dafür hat, oder nicht.

Gegliedert ist es wie folgt:
Kurz vorweg
Turbostart in den Tag
Crazy Lunch
Es ist angerichtet!
Süße Träume
Na dann Cheers!
Dies und das
Danksagung
Register

Hilfreich mögen die Basics vorweg sein, die Tipps für die Grundausstattung des Küchenvorrats enthält, so wie auch die unverzichtbaren Utensilien, die in der Küche nicht fehlen sollten. Wobei essbares Speiseglanzspray bei mir nie über die Türschwelle käme, zum Kochen und Backen kann man auch Treibgas nun wirklich verzichten.

Sorry, ich hätte besser auf den Titel achten sollen, für mich ist es einfach zu viel des guten, zu amerikanisch und für mein Empfinden auch nicht mehr zeitgemäß. Ich kann es leider nicht empfehlen.

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