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Veröffentlicht am 25.10.2019

Kleine Kinder ganz stark!

Mein Körper gehört mir! (Jubiläumsausgabe)
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Dies ist die Geschichte von Clara, einem fröhlichen, selbstbewussten Kindergartenkind. Sie erzählt von sich, ihrem Körper den sie ganz genau im Spiel betrachtet, ihren Freunden mit denen sie tobt und sich ...

Dies ist die Geschichte von Clara, einem fröhlichen, selbstbewussten Kindergartenkind. Sie erzählt von sich, ihrem Körper den sie ganz genau im Spiel betrachtet, ihren Freunden mit denen sie tobt und sich gegenseitig kitzelt. Sie stellt fest, dass sie wächst und ihr Körper sich dadurch verändert. Was bleibt ist, daß es ihr Körper ist, über den sie zu bestimmen hat, weil sie weiß, was er mag und was nicht. Angenehme Berührungen setzen Vertrautheit und Vertrauen voraus, in der Familie und von Freunden. Von Unbekannten oder ferneren Verwandten mag sie es gar nicht! Da sagt sie ganz klar und deutlich ihre Meinung und ermutigt die Zuhörer es ihr nachzumachen und es schon mal laut und deutlich zu üben! Sollte das nicht reichen, ermutigt Clara sich Hilfe bei einer Vertrauensperson zu suchen. Zum Schutz des Körpers und der Seele ermutigt sie zur Achtsamkeit, ohne es so zu nennen, da es für die Zielgruppe der Kinder ab 5 Jahren zu abstrakt wäre.

Dieses Buch hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder vor Missbrauch zu schützen, indem es ihr Körperbewusstsein stärkt und sie ermutigt ihre Bedürfnisse klar und deutlich auszudrücken und bei Bedarf „nein!“ zu sagen. Um sich mehr mit dem eigenen Körper zu beschäftigen ist dem Buch hinten eine Körperlandkarte beigefügt, die gleich zwei Seiten hat, so daß sie auch verschiedene 2 Kinder ermutigen kann, diese nach eigenem Vorbild zu gestalten, anzumalen und zu markieren. Wer schon schreiben kann, kann sie natürlich auch beschriften, oder z.B. die Eltern oder Erzieher bitten dies zu tun. Dies ist ein Angebot um das eigene Körperbewusstsein zu steigern, daß Kinder angenehmen können, aber natürlich auch das Recht haben sollten, zu sagen „mag ich nicht, habe ich keine Lust zu!“.

Die Illustrationen sind freundlich und farbenfroh, so daß Kinder sich angesprochen und gut aufgehoben fühlen. Dagmar Geisler ist eine seit über 25 Jahren erfolgreiche Kinderbuchillustratorin, so daß ihr unverkennbarer Stil Kindern bekannt vorkommt und der Wiedererkennungseffekt ein Gefühl des Vertrautseins schafft.
Sprachlich ist es einfach und gut verständlich, schwierig ist lediglich die dahinter stehende Problematik, die Kindern hier aber einfach und kindgerechte Wege zum Selbstschutz zeigen soll.

Gut finde ich, daß keine Gruppe in den Fokus gestellt wird, keine Institutionen oder Vereine, denn es sind Menschen, reale Personen, die den Missbrauch begehen, der vertrauenswürdige Rahmen einer angesehenen Institution oder Vereins macht es den Tätern nur einfach leichter, da es sie vor dem Misstrauen Dritter schützt. Doch nicht die Täter sollen im Vordergrund stehen, sondern die Kinder. Wenn sie ihren Körper als ganz persönlichen Teil ihrer selbst betrachten und kennen lernen, dann wissen sie, was sie mögen und was nicht. Sie lernen auf ihre Bedürfnisse zu achten und sollten ihre persönlichen Grenzen überschritten werden: „Nein“ zu sagen. Sie werden aufgefordert, im Zweifel Hilfe zu suchen, bei einer Person ihres Vertrauens. Dabei ist dies absichtlich neutral gehalten, da der Missbrauch fast ausschließlich durch vertraute Personen erfolgt. Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, daß die Täter am häufigsten in der Familie zu suchen sind, leider ist es am häufigsten der Vater und die Mutter schaut weg und schützt das Kind nicht. Das macht für mich das verwendete Beispiel mit dem gemütlichen Kuscheln mit dem Vater etwas problematisch. Sofern Kinder betroffen sind, trauen sie sich dann wirklich noch, sich einer Vertrauensperson außerhalb der Familie, z.B. einer Erzieherin oder der Sozialpädagogischen Familienhilfe anzuvertrauen? Es sind nicht immer die Väter, aber oft. Natürlich gibt es stärkendes und gesundes Papa-Kuscheln, sollte aber ein betroffenes Kind im Kindergarten dieses Buch vorgelesen bekommen, kommen ihm hoffentlich Zweifel.

Es ist wichtig „Nein“ sagen zu lernen. Doch gerade Kinder, die innerhalb ihrer eigenen Familie missbraucht werden, sind bis zum ersten Übergriff so eingeschüchtert und autoritär erzogen worden, dass sie aufgrund ihrer prägenden Erziehung sich nicht trauen gegen das Familienmitglied deutlich zu werden. Für Übergriffe gegenüber Aussenstehenden ist es jedoch sehr geeignet. Es ermutigt Kinder auch, bei Onkeln oder Tanten, die sie kaum kennen oder nicht so mögen, unangenehme Küsse oder Umarmungen abzuwehren.

Die Jubiliäumsaufgabe hat nun noch das Recht am eigenen Bild und seelische Unversehrtheit durch den Schutz vor unerwünschten Filmeindrücken aufgenommen, auf 3 Zusatzseiten. Das ist etwas kurz, aber dennoch ein wichtiges Thema. Schon von meinen Kindern weiß ich, daß die Kleine schon früh Bilder von sich und noch viel stärker Veröffentlichung dieser ablehnte, während die Große es liebte mit Bildern von Kindergartenaktivitäten in der Lokalpresse abgebildet zu werden. Kinder habe da ein ganz natürliches Gespür für ihre Bedürfnisse und diese sollten respektiert werden. Dies gilt auch bei dem, was Kinder im Fernsehen sehen. Einige Kinder können nicht schlafen, nachdem sie die Nachrichten gesehen haben, andere nicht. Kein Kind sollte Pornos sehen, auch das ist ein Verstoß gegen ihre Unversehrtheit (kommt aber leider vor). Unsere Nachbarskinder haben sich zerstritten, weil der Große dem Kleinen detailliert Horrorfilme beschrieb und nicht akzeptierte, daß der Kleine „Ich will das nicht hören“ schrie. Dieses Buch kann nicht nur Kinder stärken, es kann auch Erwachsene mehr für die Bedürfnisse von Kindern sensibilisieren.

Dieses Buch ist ein wichtiger Schritt zur Sensibilisierung von Erwachsenen und Stärkung der Selbstwahrnehmung von Kindern. Es war mag aber nicht problematische autoritäre Strukturen zu durchbrechen, die oft erst dem Missbrauch den Boden bereiten und diesen ermöglichen. Es bietet keine wirkliche Hilfe, sollte der Missbrauch durch Vertrauenspersonen erfolgen, da es nicht hierzu ermutigt, weil es natürlich auch nicht alle Eltern unter Generalverdacht stellen will und sollte.

Ein gutes Buch, daß aber leider nicht alle Probleme sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt im Keim zu ersticken vermag.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Großwildjagd ist kein Sport!

Liliane Susewind – Giraffen übersieht man nicht
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Es sind Ferien und die Familien Susewind und Sturmwagner treten nun endlich die Reise zu Jesajahs Afrikanischen Großeltern auf der Dandelion Farm in Namibia an. Es ist Ende der Regenzeit und Lilli, Jesajah ...

Es sind Ferien und die Familien Susewind und Sturmwagner treten nun endlich die Reise zu Jesajahs Afrikanischen Großeltern auf der Dandelion Farm in Namibia an. Es ist Ende der Regenzeit und Lilli, Jesajah und die Tiere sind ziemlich aufgeregt, es könnte richtig toll werden, wären da nicht ständig die Erwartungen und Ermahnungen ihrer Eltern. Lilli soll nach Willen ihrer Mutter auf gar keinen Fall mit den wilden Tieren sprechen, wer weiß wie diese reagieren mögen und ob die wilden Raubtiere Lilli nicht noch angreifen würden und Jesajah soll Namibia unbedingt so wahrnehmen, wie sein Vater es ihm vorgibt. Zudem soll er schnell noch ein paar Worte auf Afrikaans lernen, und dass er Nasenbluten von der trockenen Luft bekommt, das geht ja schon mal überhaupt nicht! Doch so springt man nicht mit Lilli und Jesajah um, die stets nach ihren eigenen Überzeugungen zum Wohle der Tiere handeln. Als sie dann doch, trotz der Warnungen von Lillis Mutter an einer Safari teilnehmen, merken die zwei schnell, dass auf der Farm etwas nicht stimmt und die Tiere ihre Hilfe brauchen.
Meine Töchter (10 und 8 Jahren) haben sich gleich auf den ersten Seiten wieder über Hund Bonsai und die werte Katzendame Frau von Schmidt kaputt gelacht. Aber natürlich ist auch dieses Abenteuer nicht nur witzig und spannend, sondern widmet sich wieder dem wichtigen Thema Tier- und Artenschutz. Hier geht es um die wirtschaftlichen Sorgen der Farmer in Namibia, sowie die wirtschaftlich bedeutsame Trophäenjagd. Gerade aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Jagd gefiel es mir sehr gut, daß beide Seiten ihre Argumente vorbringen dürfen. In Namibia gibt es strenge, reglementierende Gesetze, die die Trophäenjagd unter naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten erlaubt, aber die Jagd innerhalb des erlaubten Bereichs ist vielen zu langweilig und wenn Geld keine Rolle spielt, meinen sie auch sich über Gesetze hinweg setzen zu dürfen. Das diese Regeln für alle gelten, und kein Geld der Welt es akzeptabel macht das Leittier einer Herde zu schießen, nur weil diese Trophäe besonders prachtvoll ist, wird Kindern wirklich sehr verständlich nahe gebracht. Dabei ist auch sehr schön, daß Lilli Vegetarierin ist, im Gegensatz zu Jesajah z.B. dadurch werden beide Ernährungsweisen vorgestellt, ohne eine von beiden zu verdammen. Aber keine Sorge, dieser Band ist kein Bekennerbuch zur Bekehrung zu einer vegetarischen Lebensweise. Es ist ein Kinderbuch, das auffordert seinem Gewissen zu folgen, um das Richtige zu tun. Neben der Trophäenjagd lernt Lilli auch den Stamm der Himba kennen, seltene besonders wirksame Heilpflanzen und die Gefahren einer Nacht in der Savanne. Denn ganz ehrlich, Lilli und Jesajah handeln bisweilen ganz schön blauäugig und kommen aber dank der tierischen Unterstützung stets heil aus brenzligen Situationen heraus. Auch Timo der Himbajunge, zeigt den Lesern auf, dass Kinder in fremden Ländern bisweilen völlig anders leben und lange Schulwege zu Fuß (ja, man muß nicht von Mama oder Papa bis in den Klassenraum gefahren werden!) zurücklegen um in den Genuss von Bildung zu kommen. Neben dem Respekt vor dem Leben vermittelt dieser Band auch wieder den Respekt vor Kindern. Denn jedes Mal fällt uns auf, daß Lillis Mutter und Jesajahs Vater Vertrauen in ihre Kinder vermissen lassen und ihnen stets ihre Meinung und ihre Verhaltensweisen aufdrücken wollen, dabei haben sich Lilli und Jesajah in der Vergangenheit als durchaus vertrauenswürdig erwiesen.

Sehr schön ist hier die Interpretation der Wortschöpfungen der Autorin durch Catherine Stoyan, die sie so pointiert spricht, dass man den Sprachwitz auf Anhieb versteht. Auch die in diesem Band wieder verstärkt vorkommenden sprachlichen Reibereien zwischen der Katzendame Frau von Schmidt und dem knuffeligen Bonsai sind wirklich gut herausgearbeitet. Dennoch stehlen ihnen die Erdmännchen Schnick, Schnack und Schnuck mit ihrer lustigen, comichaften Ausdrucksweise die Show und so manchen Lacher! Catherine Stoyan bleibt der Reihe treu und auch ihrer besonderen Interpretation sämtlicher Charaktere denen sie allen eine unnachahmliche Stimme verleiht. Da gibt es einfach kein Vertun! Ihre Stimmlage ich nicht unbedingt jedermanns Geschmack, da empfehle ich mit den Kindern gemeinsam hineinzuhören. Meine Kinder mögen sie mittlerweile richtig gerne.

Was die Mädels am Besten fanden? Alles! Aber irgendwie sind die Erdmännchen doch auch besonders witzig, da kann die arme Giraffe leider nicht mithalten.

Bei so viel Begeisterung wird Lilli wohl noch einige weitere Abenteuer erleben, denn wir geben wieder verdiente 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Alea wächst über sich hinaus

Alea Aquarius 5. Die Botschaft des Regens
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Nach der überstürzten Flucht aus Brügge ist die Stimmung auf der Crucis verunsichert. Doch in einem ist die Alpha Cru sich einig: sie geben nicht auf, solange es noch Hoffnung gibt! Sie werden alles in ...

Nach der überstürzten Flucht aus Brügge ist die Stimmung auf der Crucis verunsichert. Doch in einem ist die Alpha Cru sich einig: sie geben nicht auf, solange es noch Hoffnung gibt! Sie werden alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die Meere zu retten und Alea zu unterstützen. Nunmehr werden die Segel Richtung Frankreich gesetzt, in der Hoffnung dort Aleas Mutter wieder zu finden und vielleicht auch Neuigkeiten über Aleas verschollene Zwillingsschwester Anthea zu erhalten. Auf dem Weg zum Treffpunkt in Oye Plage begegnen sie wieder magischen Meerwesen und beobachten, daß die Meere in deutlich schlechterem Zustand sind, als befürchtet. Kurz vor dem Ziel geraten sie in Gefahr wegen einer Todeszone, einem großen Bereich toten Wassers, in dem in Folge von Überdüngung und ungehindertem Algenwachstum kein Leben mehr möglich ist. Das ist erschütternd zu sehen, doch es ist zu befürchten, daß diese Gefahrenzone sich noch vergrößert, wenn sie jetzt nicht einschreiten. Werden sie es schaffen, die weitere Einleitung von Düngemitteln zu verhindern? Werden sie noch rechtzeitig nach Oye Plage kommen, um Aleas Mutter dort anzutreffen?
Auch wenn die Stimmung nach dem Verrat an Doktor Orion einen Dämpfer erlitten hat, gibt die Alpha Cru nicht auf! Sammy hat sich zum Stimmungsminister erklärt und sorgt mit seinen morgendlichen Lachrunden für Zuversicht. Wird ihn je etwas derart aus der Fassung bringen, daß ihm das Lachen vergeht? Sammy ist der Liebling der Herzen meiner Töchter (12 und 10 Jahre). Mit seiner fröhlichen und harmoniebedürftigen Art, steckt er sie an und macht auch ihnen gute Laune. So gibt es garantierte Bestmomente, auch wenn die Stimmung diesmal nicht nur gefahrvoller, sondern auch gedrückter ist. Die Umweltprobleme und die Gefahren für die Magischen scheinen kein Ende nehmen zu wollen, da sind diese Harmonieausflüge von Sammy und seiner Robbe Fussel, oder eben die Episoden mit dem eigenwilligen Kobold MacDonnahall eine erfrischende gute-Laune-Garantie. Auch wenn die Umweltthemen drückend sind, so werden sie von der Zielgruppe gerne angenommen und als Anstoß zum Überdenken des eigenen Handelns gesehen. Das finden wir sehr gut, denn daß die Algenpopulation so imminent wichtig für unser Klima ist, war uns nicht bewusst. So haben die Kinder sich auch genau mit unserem Garten befasst und wie der denn so gedüngt wird.
Dieser neue Band ist reifer, erwachsener und düsterer. Das ist sehr spannend. Nicht so gut, fanden die Mädels, die Knutschszenen zwischen Alea und Lennox. Sammy darf Fussel und die Cru-Mitglieder so viel abknutschen wie er will, aber bitte keine Liebesszenen! Aber keine Sorge, das ist eine persönliche Geschmacksfrage, für die Altersgruppe der 10 bis 12 Jährigen finden hier keine unangemessenen Szenen statt. Dafür werden einige Magische wieder in Erinnerung gerufen, die man fast wieder vergessen hatte, wie die Tasfaren. Man lernt neue Magische kennen und erfährt eine Menge für die Meerstämme und ihre besonderen Fähigkeiten. Da kann einem schon einmal der Kopf rauchen, aber meistens werden die Infos an passender Stelle in hömopathischer Dosis wiederholt, so daß es keine Verständnisschwierigkeiten gibt, sondern man seinen Kenntnisstand zur Meereswelt immer auffrischt. Dass ist besonders wichtig, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, oder nicht mehr so im Kopf hat.
In diesem Band herrscht nicht eitel Sonnenschein, worauf man die jungen Leser vielleicht vorbereiten sollte. Der Showdown zum Schluss ist sehr spannend, endet aber nicht unbedingt so, wie es 10 – 12 Jährige erwarten. Dennoch, solange Alea und die Alpha Cru, sowie Nelani leben, gibt es Hoffnung und auch eine Fortsetzung. Also, noch kein Grund für Tränen, aber echtes Bibbern. Sehr spannend und leider wird man wieder mindestes ein Jahr warten müssen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Das finde ich aber sehr real, denn die Umweltprobleme der Wirklichkeit lassen sich ja auch nicht binnen kürzester Zeit lösen, sondern sie dauern, Ausgang ungewiss.
Kommentar meiner Jüngsten (10): Spielen alle Abenteuer innerhalb nur eines Sommers? Das alles? Kein Wunder, daß sie die Probleme noch nicht im Griff haben! Also liebe Fans, habt Vertrauen in Alea und lasst ihr Zeit!
Alea reift heran und wächst über sich hinaus!

Veröffentlicht am 21.10.2019

Kein Hörbuch für eine Nacht....

Kingdoms of Smoke – Teil 1: Die Verschwörung von Brigant
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Dies ist der Auftakt zu einer neuen Jugendfantasyreihe, um vier benachbarte Königreiche. Prinzessin Catherine ist die Tochter des Königs von Brigant, eines brutalen, rücksichtslosen Kriegstreibers, der ...

Dies ist der Auftakt zu einer neuen Jugendfantasyreihe, um vier benachbarte Königreiche. Prinzessin Catherine ist die Tochter des Königs von Brigant, eines brutalen, rücksichtslosen Kriegstreibers, der seine Kinder als Schachfiguren für seine Machtpläne betrachtet und keinen Respekt vor Frauen hat. Daher hat er, ohne mit ihr zu sprechen, eine Ehe zwischen ihr und Prinz Zane, dem Thronfolger und einzigen Nachkommen, des friedliebenden Königs von Pitoria vereinbart. Der gutaussehende Leibgardist Ambrose, geht Catherine allerdings nicht aus dem Sinn, was auch ihrem Vater und Bruder nicht entgangen ist. Deshalb wird sie gezwungen, die Hinrichtung von Ambrose Schwester Anne mit anzusehen. Noch auf dem Weg zum Schafott, macht ihr Anne geheime Handzeichen, um sie vor einer drohenden Gefahr zu warnen. Doch die Prinzessin wird nicht ganz schlau aus der Warnung vor dem Rauch. Diese Exekution reicht König Aloysius jedoch nicht, so daß auch Ambrose in Gefahr ist und flieht. Auf dem Weg zu ihrer Vermählung mit Prinz Zane, versucht Catherine alles, um ihr künftiges Volk für sich einzunehmen. Währenddessen hegt der Diener des Königs von Calidor Rachepläne für die Ausrottung seines Volkes der Abask, durch König Aloysius, dem die Calidorianer trotz Treueschwüre nicht beistanden. Als alle Familienmitglieder des Hauses von Calidor, bis auf den König selbst, ausgelöscht wurden, besinnt sich dieser an seinen unehelichen Sohn Edyon, den er nun heim ins Reich bringen will. Doch March entführt Edyon mit Verbündeten, aus Rache. Während er mit Edyon auf der Flucht ist, begegnen sie der Dämonenjägerin Tash und ihrem hühnenhaften Begleiter. Eine schicksalshafte Verbindung zwischen ihnen allen entspinnt sich, denn als sich ihrer aller Wege kreuzen, entdecken sie die wahre Macht des verbotenen Dämonenrauchs und die heimtückische Intrige von König Aloysius. Die Friedenszeiten neigen sich dem Ende entgegen.

Dies ist eine Jugendfantasyreihe, so ist die zierliche Tash erst 13, Catherine 16 und ihr Cousin Edyon ebenso. Doch es geht um Liebe, Intrigen, Macht, Politik, Krieg und Drogen. Wer dies für das Alter ab 14 Jahren zu heftig findet, sollte vielleicht erst einmal in die Geschichte hineinhören. Ja, hier rollen Köpfe, aber ich finde die Darstellung nicht unnötig brutal, oder gewaltverherrlichend, die Brutalität und Rücksichtslosigkeite von König Aloysius ließe sich aber mit milderen Schilderungen nicht verdeutlichen. Auch die Szenen des verbotenen Dämonenrauchs empfinde ich nicht als Verharmlosung von Betäubungsmitteln oder Konsum animierend. Jugendliche leben im hier und jetzt, man kann ihnen auch mal etwas zumuten, gerade weil auch Werte aufgezeigt werden. So hat es mir imponiert, daß Catherine, die die Heirat mit dem ihr unbekannten Prinzen fürchtet, dennoch das Beste aus der Situtation macht und ihrem neuen Volk mit Würde, Zuneigung und Offenheit gegenübertritt und auch Zane nicht die Schuld an ihrer Lage gibt. Die Charaktere sind sehr facettenreich und vermögen sich in ihrer Persönlichkeit zu entwickeln, trotz des Tempos, das die Geschichte an den Tag legt und des Politgeschachers. Einige sind zwiespältiger als andere, sie sind ja auch völlig unterschiedlich aufgewachsen, dennoch zieht es sie gemeinsam in die Schlacht, gegen einen schier übermächtigen Gegner. Sie wollen das Schicksal nicht akzeptieren und sich ihm gemeinsam in den Weg stellen. Ob dies gelingt, verrät der Cliffhanger zum Schluss noch nicht, aber hier vertraue ich dann doch auf das Alter der Zielgruppe. Mit der Entwicklung der Charaktere und ihrer Persönlichkeiten, wandeln sich auch die Emotionen beim Zuhören. Der Schwerpunkt der Sympathien wandelt sich, kantigere Figuren gewinnen an Stärke und werden zu Freunden. Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß.

Die Geschichte wird aus wechslenden Perspektiven geschildert, mal aus der Sicht von Prinzessin Catherine (Tanya Kahana), der Dämonenjägerin Tash (Dagmar Bittner), Ambrose, dem Leibwächter von Prinzessin Catherine (Wanja Gerick), Diener March (Marius Clarén) und Edyon dem unehelichen Sohn, einer reichen Händlerin und des Königs von Calidor (Maximilian Artajo). Entsprechend der Charaktere klingen alle fünf Sprecher jung und dynamisch. Um sicher zu stellen, daß die Hörer nicht durcheinander kommen, wird jeder Perspektivwechsel mit einem typischen Klang eingeläutet z.B. Harfenklänge für Prinzessin Catherine und Schwertkampf für Leibwächter Ambrose. Im Anschluß an den Klang wird dann noch die nächste Person namentlich angekündigt, so daß man selbst dann nicht den Überblick verliert, wenn man beim Hören abgelenkt ist oder die Geschichte zum Einschlafen hört. Das finde ich ausgesprochen durchdacht und hilfreich. Alle fünf Sprecher finde ich sehr gut gewählt und leben ihre Rollen, sei es die ebenso empathische, wie mutige Catherine oder die ruppige und doch loyale Tash. Besonders auffällig ist dies bei dem scheinbar verweichlichten und egozentrischen Edyon. Anfangs fand ich ihn nur verzogen und unsympathisch, während er immer mehr an Kontur gewinnt. Die Egozetrik weicht liebenswerter Exzentrik und so entwickelt sich auch die Stimme und wird für das Gehör sympathischer.
Meine Tochter war gleich begeistert, daß sie einige der Stimmen auf Anhieb aus ihrer Lieblingsserie erkannte, was sich beim Nachschauen auch sofort als richtig erwiesen hat.

Die Aufmachung des Tonträger ist aufwendig mit einer Übersichtskarte über die benachbarten Reiche und der Darstellung der jeweiligen Symbole der Hauptfiguren, welche wahrscheinlich im Buch, den Blickwinkel des Erzählenden kennzeichnen, was in der Vertonung durch Klangsymbole erfolgt.

Temporeich und magisch und doch voller starker Charaktere, mit denen man gemeinsam fühlen und koalieren kann. Eine Reihe die ich definitiv weiterverfolgen werde und vor deren zweiten Teil ich sicherlich noch mal alle 2 MP3 hören werde, damit mir keine Nuancen entgehen. Kein Hörbuch für eine Nacht ;)

Veröffentlicht am 21.10.2019

So schaurig-schön kann Lesen sein!

Zombert in der Schule des Schreckens
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Der kleine Zombie Norbert, wird von allen nur Zombert genannt. Gemeinsam mit seinem Freund Konrad erlebt er so allerhand. Aber diesmal langweilt er sich, weil Konrad seine Nase in ein Buch steckt und nicht ...

Der kleine Zombie Norbert, wird von allen nur Zombert genannt. Gemeinsam mit seinem Freund Konrad erlebt er so allerhand. Aber diesmal langweilt er sich, weil Konrad seine Nase in ein Buch steckt und nicht mehr daraus hervorkommt! Das versteht er nicht, doch Konrad, zeigt ihm nicht nur, wie man ein Buch hält, er merkt auch, daß er gar nicht lesen kann! Zombies gehen nämlich nicht in die Schule, daß ist ihnen zu langweilig. Lesen zu lernen findet Konrad allerdings gar nicht öde, daher überredet er Zombert ihn zu begleiten. Natürlich fällt Zombert schon ziemlich auf, aber bald ist ja Halloween und dann steht wieder die Wahl des gruseligsten Kostüms an. Das klingt doch schon mal richtig spannend!

Dies ist bereits das vierte Abenteuer für Leseanfänger, dass sich um den kleinen Zombie Norbert und seinen Freund Konrad dreht. Zombert sieht zwar etwas anders aus, er kann all seine Gliedmaßen und Sinnesorgane abnehmen und die Plätze tauschen lassen, aber er ist ein freundlicher Kerl. Allerdings kann er nicht lesen, was Konrad ernsthaft verwundert, ebenso, daß es ihm bislang noch nicht aufgefallen ist! Nach dem Thema Mobbing und Freundschaft, Fussballfieber und Zusammenhalt, Angst und Mut, widmet sich dieser vierte Band wieder einem ganz wichtigen Thema für Kinder ab 6 Jahren, dem Schulstart und dem Lesenlernen, mit seinen Anstrengungen und Möglichkeiten! Natürlich ist Konrads Schule keine Schule des Grauens, aber auch hier werden bisweilen Kinder geärgert, was aber nicht das Hauptthema ist, aber wieder die Möglichkeit bietet zu zeigen, was für zwei enge Freunde Zombert und Konrad sind.
Diesmal widmet sich die Geschichte neben Spaß und Grusel aber vor allem den Lesenlernen und so beginnen die Kapitelüberschriften auch stets mit einem neuen Buchstaben von „B“ wie blöde Bücher bis „A“ wie ausgedachte Abenteuer. Also nicht ganz der Reihe nach, aber schon fröhlich und mit „Aha“-Effekt für die Leseanfänger. Die Kapitel sind schön kurz, damit sie nicht ermüden und natürlich herrlich bunt! Jede Seite hat nur kurze Textabschnitte in großer Fibelschrift mit ebensolchem Zeilenabstand., der Illustrationsanteil ist dafür umso höher und farbenfroher. Dabei sind die Wörter gut verständlich und leicht lesbar. Auf Anglizismen wird bis auf „Halloween“ verzichtet. Da fällt es den jungen Lesern gleich viel leichter sich auf die Handlung einzulassen und von Konrad zu erfahren, wieso er so gerne liest. Es ist herrlich beim Lesen ins Reich der Fantasie oder der Piraten zu reisen. So viele Abenteuer wie in Büchern, erlebt man selbst ja sonst nie. Zumindest meistens nicht, denn zu Zomberts Schulbeginn ist ja immerhin Halloweenzeit mit Party und mit der Prämierung des besten Kostüms. Das ist natürlich richtig aufregend und einige Kostüme schaurig schön!

Hier illustriert der Autor überigens selbst und so passen Text und Bild einfach unnachahmlich zueinander. Jedes Detail sitzt und ist einfach originell. Von Zomberts Nähten bis zu Papagei Plapperkais grummeligem Gesichtsausdruck, sind die Illustrationen ein echter Hingucker. So macht Lesenlernen Spaß. Eine wunderschöne Reihe für Jungen und Mädchen!