Wenn die ALS eine Brennpunktschule ist, dann möchte ich viele andere Schulen gar nicht kennenlernen...
Wenn's einfach wär, würd's jeder machenDie Autorin
Petra Hülsmann, Jahrgang 1976, wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien ...
Die Autorin
Petra Hülsmann, Jahrgang 1976, wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in Hamburg.
Das Buch
Damit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind - die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn's einfach wär, würd's schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.
Cover und Titel:
Das Cover fand ich schön. Es ist ein wenig verspielt, passt aber dennoch gut zu dem Buch. Der Titel hat mich sofort angesprochen. Und als ich dann den Klappentext gelesen hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch besitzen und lesen musste.
Fazit:
Mit "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" hat Petra Hülsmann eine lockere, leichte Liebesgeschichte geschaffen, die sich gut im normalen Alltag wiederfinden lässt. Annika ist Lehrerin an ihrer Traumschule. Doch dann wird sie abgeordnet an eine Brennpunktschule in Hamburg. Sie findet dort genau das Gegenteil von ihrem ruhigen, geordneten und langweiligen Leben.
Petra Hülsmanns Schreibstil ist sehr angenehm, leicht und wirklich fesselnd. Auch die Sprache der Schüler ist wirklich gut festgehalten worden und bildet einen starken Kontrast zu den wohlgeordneten und strukturierten Aussagen der Erwachsenen.
Das Buch wird aus der Sicht von Annika Paulsen erzählt. Diese Sicht der Dinge hat mir geholfen mich in Annika hineinzuversetzen. Sie ist nett, freundlich, kultiviert und sehr begabt in allem, was sie tut. Sie wohnt in einer offiziellen WG mit ihrer Freundin Nele und in einer inoffiziellen WG mit Kai und Sebastian. Die Charaktere waren mir sehr sympathisch. Besonders Sebastian hat mir gut gefallen. Er war immer sehr unkonventionall und bildete einen angenehmen Gegenpart zu Annika. Tristan, der Regisseur, der Annika bei den Proben für die Musicalaufführung zur Seite steht, ist ein sehr langweiliger und für meinen Geschmack auch farbloser Charakter. Annika sehr war eine sehr vielschichtige Hauptperson. Die hat sich der Situation angepasst und gar nicht gemerkt, dass sich immer wieder Menschen in ihr Herz schleichen. Und dann war sie mit allem überfordert. Annika wurde vor sehr viele Herausforderungen gestellt, die ihren Charakter sehr stark beeinflusst haben und sie wuchs im Laufe des Buches über sich hinaus.
Neben all diesen positiven Punkten gab es aber auch einige Punkte, die mir nicht so gut gefallen haben. Die Dreiecksbeziehung die Annika fast während des Buches immer wieder verwirrt fand ich einfach zu viel. Wieso braucht es immer zwei Männer, zwischen denen man sich entscheiden muss? Auch dass die ALS als Brennpunktschule bezeichnet wird, finde ich nicht ganz passend. Sie ist eine Schule wie jede andere auch. Und nur weil es Ghetto-Sprache, häusliche Gewalt, Vernachlässigung und Alkohol in der Schule und bei den Schülern gibt, machen diese Punkte eine Schule noch lange nicht zu einer Brennpunktschule. Ich finde, dass dort sehr viel mit Klischees, aber weniger mit wirklichen Tatsachen gearbeitet wurde.
Zusammenfassend ist dieses Buch ein wunderbares Buch für zwischendurch, dass aber doch einige Schwächen aufweist. Die Idee mit der Musicalgeschichte fand ich schön, und auch die Umsetzung und die Gespräche bzw. Monologe fand ich gut. Das Buch könnte gut Reihenauftakt sein, der Grundlagen legt und die Charaktere einführt. Als Einzelband hätte ich mir gewünscht, dass es noch weiter ausgebaut wird und deutlich mehr die Brennpunktschule und der tägliche Kampf ums Verteilen der Bildung im Vordergrund stehen.
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