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Veröffentlicht am 07.03.2019

Von Muldenhockern und Rebellen

Die einzige Geschichte
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Was hatte ich von der einzigen Geschichte erwartet? Vielleicht "so eine französische Beziehung [...]? Eine ältere Frau, die den jüngeren Mann in der Kunst der Liebe unterweist und ihn dann, mit einer elegant ...

Was hatte ich von der einzigen Geschichte erwartet? Vielleicht "so eine französische Beziehung [...]? Eine ältere Frau, die den jüngeren Mann in der Kunst der Liebe unterweist und ihn dann, mit einer elegant verborgenen Träne im Auge, in die Welt hinausschickt - in die Welt der jüngeren, ehetauglicheren Frau?“ (S. 291) Julian Barnes hat mich thematisch überrascht, eventuell sogar überfallen. Auch wenn ich nicht wirklich eine französische Beziehung erwartet hatte, war die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt hat, für mich überhaupt nicht vorhersehbar. Ich hatte mir irgendetwas Himmlisches, nicht unbedingt Kitschiges erhofft, Balsam für die Seele. Bekommen habe ich eine tragische Liebesgeschichte von einem jungen Mann, Paul, der aufopferungsvoll unendlich viel in seine Liebe zu Susan investiert. Doch diese Liebe saugt an seiner Energie, bis Paul nicht mehr kann. Sehr stark kommt dies in folgender Aussage „Manchmal gibt sie sich satirisch, ein andermal missbilligend, aber immer etwas überheblich, als seist du kein sonderlich bedeutsamer Mensch. Für dich ist das alles eine Qual, und du versuchst, dich nicht zu dem Gedanken verleiten zu lassen, du habest es nicht anders verdient.“ (S. 268) zum Ausdruck.

Julian Barnes fügt die Liebesgeschichte von Paul und Susan in das Londoner Vorstadtleben ein. Mit wenigen Details triggert er beim Leser derart die Vorstellungskraft an, womit ein augenscheinliches Gesamtbild von der Kleinstadt und ihren eher kleinkarierten Bürgern entsteht. Überhaupt bringt Barnes ziemlich klug Sprache mit den erzählten Ereignissen in Einklang. Er wechselt geschickt die Erzählperspektiven, um Nähe oder auch Distanz zu den Charakteren zu halten. Er fordert den Leser heraus, indem er ganz bewusst Begründungen für Handlungen weglässt und malerische Ausschmückungen ausspart. So entstehen wahrscheinlich je nach Erfahrungsschatz der Leser ganz unterschiedliche Schattierungen dieser einzigen Geschichte.

Dem jungen Paul und Susan stand ich die meiste Zeit distanziert gegenüber, da die Liebe als langfristige Beziehung zwischen den beiden für mich nicht nachvollziehbar war. In der beschriebenen Konstellation wäre für mich lediglich eine kurze Affäre verständlich. Sympathie entstand erst zu dem gealterten Paul, der philosophisch auf sein Leben zurückblickt, nicht unbedingt mehr den Rebellen "raushängen" lassen musste. Er strahlt eine innere Zufriedenheit aus, wirkt gelassen und weise. Dagegen mochte ich Joan, die Freundin von Susan, von Beginn an sehr gern. Ihre Nebenrolle frotzelt zunächst gern gegen Paul, gibt ihm später aber auch Denkanstöße hinsichtlich seiner Beziehung. Joan ist in ihrer Art verlässlich und konsequent.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, insbesondere die sprachliche Umsetzung hat es mir angetan. Ich empfehle ihn gern weiter.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Abgründe des Familien- und Liebeslebens

Die Liebe im Ernstfall
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Fünf ganz normale Frauen, Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde, wollen in unserer liberalen, emanzipierten Welt, die Informationen über Alles und Jeden bereithält, ihr persönliches Glück finden. „Die ...

Fünf ganz normale Frauen, Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde, wollen in unserer liberalen, emanzipierten Welt, die Informationen über Alles und Jeden bereithält, ihr persönliches Glück finden. „Die Liebe im Ernstfall“ begleitet ihren recht holprigen Weg dorthin.

Von den Vorstellungen zu Selbstbild, Partnerschaft und Familie, die die jungen Frauen beim Eintritt ins Erwachsenenleben hatten, ist im Laufe der Jahre nicht mehr viel übrig geblieben. Jede, ja wirklich jede von ihnen, hat herbe Enttäuschungen in ihrem Leben erlitten. Lebensentwürfe mussten aufgegeben, ganz neu entworfen werden. Herausgekommen sind teilweise an Kreativität kaum zu übertreffende Muster, von denen mir mindestens eines als Nicht-Betroffene untragbar erscheint, die aber für die Protagonistinnen im Roman den einen gangbaren Weg aus der Krise markieren. Die Geschichten von Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde zeigen allerdings eine Vielzahl von Ansätzen auf, die allgemein übertragbar sind, die Hoffnung geben. Beim Lesen hat mich intensiv beschäftigt, wie es zu diesen zerstörerischen Entwicklungen in den Beziehungen kommen konnte. Wurden zu hohe Erwartungen an den Partner gestellt? Gab es ein Ungleichgewischt in der gegenseitigen Liebe? Wurde das Thema Kinder völlig unterschätzt? Hat man zu viel Fehlentwicklung immer wieder einfach heruntergeschluckt und zu wenig miteinander gesprochen? Ich finde, „Die Liebe im Ernstfall“ ist ein ganz wunderbarer Roman, auch zur Selbstreflektion. Vermutlich wird sich jede(r) in der ein oder anderen Situation wiedererkennen. Die Reaktionen im Buch sind mit den eigenen vergleichbar.

Unsere fünf Protagonistinnen sind ein bunter Blumenstrauß an weiblichen Charakteren, die mit ihren Eigenschaften von unterwürfig bis durchsetzungsstark, von zuvorkommend bis rücksichtslos, von schüchtern und zurückhaltend bis zur „Rampensau“ ein breites Spektrum der gesamten aktuellen weiblichen Generation abdecken dürften. Allen gemein – und das finde ich sehr bemerkenswert, weil aus meiner Sicht außergewöhnlich - ist allerdings eine im Verhältnis zu den Wellen, die ihr Leben schlägt, ihnen innewohnende Ruhe und Gelassenheit oder vielleicht sogar stoische Grundhaltung. Wie groß auch immer die Enttäuschung in ihren Leben sein mag, ignorante Partner, fremdgehende Partner, ausgediente Ehen oder verstorbene Kinder, so richtig ausrasten tut keine von ihnen. Selbstverständlich gibt es Streit und Kontroversen, aber keine schlägt, herausgefordert von der hässlichen Seite des Schicksals, um sich oder gibt sich hemmungslos schreiend ihrem Gefühlschaos hin. Diese analytische Nüchternheit und zielorientierte Lösungsfindung der Damen hat mich schon massiv beeindruckt.

„Die Liebe im Ernstfall“ ist das erste Buch, das mehrere Einzelgeschichten zu einem Roman vereint, das ich gelesen habe. Diese Art des Aufbaus hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mir ursprünglich die Verknüpfung zwischen den Geschichten intensiver vorgestellt hatte. Die Auswahl und Ausgestaltung der Protagonistinnen und ihrer Lebensentwürfe ist in meinen Augen sensationell stimmig. Das beginnt schon bei den fünf Namen, die in dieser Konstellation nur im Zeitalter der späten DDR so auftreten konnten. Daniela Krien schreibt angenehm lesbare Textpassagen, springt allerdings scheinbar zufällig, zwischen verschiedenen Vergangenheiten und der Gegenwart hin und her, so dass sich der Roman zwar zügig lesen lässt, aber gleichzeitig einen wachen und wachsamen Leser fordert, damit entscheidende Details nicht verloren gehen. Obwohl es thematisch in ihrem Roman um Liebe geht, stellt er längst keine Trivialliteratur dar.

Sehr gern empfehle ich „Die Liebe im Ernstfall“ allen, die einen Blick in die normalen Abgründe des Familien- und Liebeslebens, die jeden von uns treffen können, aber nicht müssen, werfen wollen. Da die Mehrheit der Männer in diesem Roman eine nicht ganz so gute Figur machen, würde ich meine Empfehlung auf die weibliche Leserschaft und auf Männer, die „Frauenflüsterer“ sind, beschränken.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Unbequem verkürzt, trotzdem ganzheitlich

Archipel
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Das Lesen des Archipels begann ich mit gehörigen Respekt vor der rückwärts gewandten Erzählweise. Diese Abweichung von der Norm erschien mir ähnlich kompliziert wie manche Übung zum Trainieren des Zusammenspiels ...

Das Lesen des Archipels begann ich mit gehörigen Respekt vor der rückwärts gewandten Erzählweise. Diese Abweichung von der Norm erschien mir ähnlich kompliziert wie manche Übung zum Trainieren des Zusammenspiels von linker und rechter Gehirnhälfte. Wie erwartet, musste ich mir des Öfteren die Reihenfolge klar machen, aber letztlich waren die verkürzte Sprache und Erzählweise sowie die Vielschichtigkeit des Romans die größeren Herausforderungen.

Auf eine sehr intensive Weise begleitet Inger-Maria Mahlke hauptsächlich drei Familien durch das vergangene Jahrhundert, die Bernadottes als Mitglieder der Aristokratie, die mittelständischen Bautes und die Morales aus der Unterschicht. Ausgehend von den Mitgliedern der Familie Bernadotte Baute und ihrer Haushaltshilfe Eulalia Moralez Ruiz in 2015 geht sie in der Geschichte bis zur Geburt des in 2015 ältesten Familienmitglieds, Julio Baute Ramos, zurück. Nicht durchgehend, sondern punktuell zu wichtigen historischen Ereignisse betrachtet Inger-Maria Mahlke in feinsten Details die einzelnen Familienstränge bezüglich ihrer Haltung zur aktuellen politischen Lage, in ihren Lebensmöglichkeiten und hinsichtlich ihrer Gefühlslagen. Sie beschreibt darüber hinaus die Schauplätze und Örtlichkeiten Teneriffa‘s mit einer Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Als Leser hat man Mühe, sich im Detailreichtum des Romans nicht zu verlieren.

Interessant, aber irgendwie auch deprimierend, ist die Entwicklung der Ehe im Betrachtungsrahmen des Archipels. Während in den 1920ern die Ehe sehr arrangiert erscheint und niemand wirklich diejenige oder denjenigen heiraten kann, den er oder sie liebt, sind die Ehen der mittleren Generation zumindest durch Zuneigung gekennzeichnet. Felipe und Ana aus 2015 erscheinen mit ihrer erwachsenen Tochter Rosa distanziert voneinander aufgrund ihrer beruflichen Erfolge. In allen Ehen habe ich echte Leidenschaft für einander vermisst. Die guten Ehen sind durch gegenseitige Achtung gekennzeichnet, in den schlechten wünschen sich Ehefrauen das Dahinscheiden des Gatten.

Vielleicht hat mich die fehlende Leidenschaft auf Distanz zu den Charakteren gehalten. Mit kaum jemanden konnte ich mitfiebern, mich niemanden konnte ich mich identifizieren. Möglicherweise waren es aber auch zu viele Familienmitglieder, die nach und nach in den Roman eintraten und aus der Geschichte ausschieden, um eine richtige Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wirklich nahe gekommen bin ich nur Julio im Asilo, der sich um die Eingangskontrolle kümmert und nebenbei Tour de France guckt.

Der Sprachstil von Inger-Maria Mahlke war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, weil zeitweise irgendwie karg und verkürzt. Subjekte und Verben fehlen plötzlich, dafür gibt es unendlich lange Aufzählungen. Anstrengend war dabei nicht der verkürzte Stil an sich, sondern der Wechsel zwischen unendlichem Detailreichtum und dieser abgehakten Art. Dadurch wird der Lesefluss ähnlich ausgebremst, manchmal ganz unterbrochen wie durch die diskontinuierliche, punktuelle Erzählweise.

Inger-Maria Mahlke hat mich mit Archipel wirklich herausgefordert. Von den vielen Details habe ich mir wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte gemerkt, aber es ist ein Gesamteindruck entstanden, der mir über den Touristenblick hinaus eine andere Perspektive von Teneriffa gezeigt hat. Archipel ist kein Roman für zwischendurch, er ist unbequem zu lesen, braucht Zeit und wirkliches Interesse an Geschichte, die den meisten im Rahmen ihrer Schulausbildung wahrscheinlich verborgen geblieben ist. Hält man das Lesen durch, bekommt man eine ganz unaufgeregte Familiengeschichte, die Politisches mit Persönlichem verknüpft. Mit den Familien erlebt man turbulente Zeiten, die hier jedoch vornehmlich nüchtern und niemals reißerisch präsentiert werden.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Studie von 1895, anteilig hochaktuell

Psychologie der Massen
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1895 hat sich Gustave Le Bon mit der Psychologie der Massen beschäftigt und festgestellt, dass sich der Einzelne unabhängig von seinem Intellekt in der Gemeinschaft dem Mainstream hingibt und ohne Hinterfragen ...

1895 hat sich Gustave Le Bon mit der Psychologie der Massen beschäftigt und festgestellt, dass sich der Einzelne unabhängig von seinem Intellekt in der Gemeinschaft dem Mainstream hingibt und ohne Hinterfragen einer anerkannten Führungspersönlichkeit folgt. Auf Seite 38 bringt Le Bon es mit dieser Metapher „In der Masse gleicht der einzelne einem Sandkorn in einem Haufen anderer Sandkörner, das der Wind nach Belieben emporwirbelt.“ auf den Punkt.

Le Bon definiert den sogenannten Führer über bestimmte Eigenschaften, die er als Voraussetzung der Rolle ansieht. Eine übergeordnete Bedeutung kommt dabei dem persönlichen Nimbus, einem besonderen Ansehen bzw. Ruf, zu. Mit dieser Erkenntnis erscheint der Nimbus 2000 von Harry Potter gleich in einem ganz anderen Licht. Die führenden Revolutionäre, Robespierre und Danton, dienen ihm bei seinen Ausführungen als Beispielgeber. Eine Kurzfassung seiner detaillierten Ausarbeitung findet sich auf Seite 112: „Meistens sind die Führer keine Denker, sondern Männer der Tat. Sie haben wenig Scharfblick und könnten auch nicht anders sein, da der Scharfblick im Allgemeinen zu Zweifel und Untätigkeit führt. Man findet sie namentlich unter den Nervösen, Reizbaren, Halbverrückten, die sich an der Grenze des Irrsinns befinden. ... Die Stärke ihres Glaubens verleiht ihren Worten eine große suggestive Macht. Die Menge hört immer auf den Menschen, der über einen starken Willen verfügt. Die in der Masse vereinigten Einzelnen verlieren allen Willen und wenden sich instinktiv dem zu, der ihn besitzt.“

Erschreckend für mich ist die auffällige Parallelität zwischen Le Bons Aussagen und heutigen Führungskräften bestimmter Gruppierungen. In diesem Zusammenhang lässt zumindest kurzfristig hoffen, bildungs- / erziehungsferne Massen „… wirken […] gleich jenen Mikroben, welche die Auflösung geschwächter Körper oder Leichen beschleunigen. Ist das Gebäude einer Kultur morsch geworden, so führen die Massen seinen Zusammenbruch herbei.“ (S. 25). Abschließend stellt Le Bon klar, dass die Gesellschaftsformen eines Volkes einem steten Wechsel unterliegen. Fühlt sich die Masse eines Volkes benachteiligt, kommt es zu einem Umsturz, gefolgt von einer ruhigeren Phase, in der sie ausreichend Achtung erfahren, bis sich eine neue Masse von Benachteiligten herauskristallisiert.

Aus heutiger Sicht kritisch sehe ich die Sprache Le Bons. Wer gern populärwissenschaftliche Literatur liest, muss sich ganz schön anstrengen und sich durch die ungewöhnlichen Satzkonstruktionen kämpfen. Weiterhin störend, weil durch unsere Historie negativ belastet, empfinde ich die durchgehende Verwendung der Begriffe Führer und Rasse. Zudem treten immer wieder Le Bons politische Ansichten zu Tage. Da die Hirnforschung offensichtlich noch nicht besonders fortgeschritten war, sollte man Aussagen wie „das Unbewusste kommt aus dem Rückenmark“ nicht überbewerten. Trotzdem fand ich die Lektüre interessant. Ich bin begeistert von den umfassenden Erkenntnissen, die Le Bon bereits vor der Jahrhundertwende zum 19 Jahrhundert präsentieren konnte.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Gut resümiert - nützlich und gefährlich

I can see U
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Das neue Jugendbuch von Matthias Morgenroth ist ein echter Hingucker. Ein smarter Typ mit weichen Gesichtszügen und vollen Lippen blickt einem entgegen. Es ist ein eindringlicher, angenehmer Blick, den ...

Das neue Jugendbuch von Matthias Morgenroth ist ein echter Hingucker. Ein smarter Typ mit weichen Gesichtszügen und vollen Lippen blickt einem entgegen. Es ist ein eindringlicher, angenehmer Blick, den man gern erwidert. Als Teenie wäre ich sicher dahingeschmolzen. Der Titel entsteht aus silbrig glänzenden Pixeln. Sie schimmern je nach Umgebung und Lichteinfall in allen Farben.

Wie meinem Teenie-Ich in Bezug auf das Cover erging es Marie, als Ben plötzlich mitten im Schuljahr als neuer Schüler ihrer Klasse vorgestellt wird. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen. Er ist stets zuvorkommend, weiß immer schon, was sie sich wünscht, bevor sie es auch nur ansatzweise ausspricht. Was erst ganz wunderbar erscheint, kommt Marie und ihren Freunden merkwürdig vor. Wer ist schon dauerhaft lieb und nett und immer gut gelaunt?

Zu Beginn des Romans kommen mir Marie und ihre Schulfreunde naiv vor. Sie geben viel von sich online preis, haben einen Sprachassistenten im Haushalt, nehmen an profilgesteuerten Bestellsystem teil. Ich habe mich immer wieder gefragt, wo die Kids das viele Geld hernehmen. Ganz leicht lassen sie sich wie Schachfiguren gegeneinander ausspielen. Als mehr und mehr Unstimmigkeiten auftauchen, wollen Marie, Elli und Josh den Hinweisen folgen. Bald schon stoßen sie auf Bens Geheimnis. Was danach passiert ist eine spannende Verfolgungsjagd mit einem überraschenden Ende.

Matthias Morgenroth setzt sich in seinem Roman kritisch mit den Erscheinungen unserer 4.0-Welt wie Social Media und Smart Home auseinander. Gekonnt, natürlich auch etwas überspitzt verwebt er Maries Schulalltag und Teeniedasein mit den lauernden Gefahren der Verbindung unseres Lebens mit dem Internet. Alles, was wir tun, wo wir uns gerade befinden, wen oder was wir mögen, könnte über kurz oder lang für andere im Netz verfügbar sein. Ganz schön beängstigend.

Nachdem mir die ersten Kapitel aufgrund des Gezickes der Jugendlichen untereinander etwas nervig vorkamen, habe ich die Lektüre der zweiten Buchhälfte richtig genossen. Da vermutlich meine Kritik den jungen Leser nicht stört, empfehle ich den Roman allen im Teenageralter.