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Veröffentlicht am 16.04.2020

Ich bin hin- und hergerissen...

Mordseeluft
1

Mordseeluft ein Borkum-Krimi von Emmi Johannsen Bastei Lübbe Verlag

Caro Falk, gebeutelte und gehörnte Ehefrau, nimmt sich zusammen mit ihrem Sohn, Nils und de Hündin, Aila bei einer Mutter-Kind-Kur eine ...

Mordseeluft ein Borkum-Krimi von Emmi Johannsen Bastei Lübbe Verlag

Caro Falk, gebeutelte und gehörnte Ehefrau, nimmt sich zusammen mit ihrem Sohn, Nils und de Hündin, Aila bei einer Mutter-Kind-Kur eine Auszeit auf Borkum. Dort lebt ihr Schwiegervater, Hinnerk, ein Nordlicht mit Charme. Bei einem ihrer Spaziergänge am Borkumer Strand entdeckt Caro eine Leiche. Durch das scheinbar mangelnde Engagement der hiesigen Polizei nimmt die Kölnerin die Ermittlungen selbst in die Hand. Dabei beteiligt sie der Türsteher, Jan Akkermann. ...

Der Plot ist gut und vielversprechend. Der Kriminalfall und die Auflösung überraschend und durchdacht. Trotzdem bin ich mit den Figuren nicht warm geworden. Die Charaktere sind flach und an manchen stellen wenig überzeugend. Einzig Hinnerk konnte durch seine nordische Art punkten. Caros Kur rückt sehr weit in den Hintergrund, auch das fand ich schade.
Der Schreibstil scheint witzig, doch driftet das Gesagte des Öfteren in eine eindeutige Richtung ab und es geht um ein Thema. Das nervte mich und ich war versucht, das Buch nach 200 Seiten beiseite zu legen. Der letzte Abschnitt las sich überraschend gut und so beendete ich die Lektüre mit gemischten Gefühlen. Vielleicht ist Cosy Crime einfach nicht mein Ding und Bücher immerhin Geschmackssache. Vollends überzeugen konnte mich dieser Ausflug nach Borkum, trotz toller Landschaftsbeschreibungen und Wiedererkennen touristischer Lokalitäten, leider nicht. Manche Ungereimtheiten bezüglich Jan Akkermanns Vergangenheit hängen noch in der Luft. Schade, dass dies nicht aufgedeckt wurde. Vermutlich setzt hier Teil 2 von Mordseeluft an.

Fazit: Dank der gelungenen Aufmachung und des tollen Covers sowie des stimmigen Titels vergebe ich drei Punkte.

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  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 10.04.2020

In unruhigen Zeiten

Gut Greifenau - Goldsturm
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Gut Greifenau: Goldsturm von Hanna Caspian Knaur Taschenbuchverlag

Gut Greifenau, Pommern, Deutschland 1919: Das Pommersche Gut und deren Bewohner haben schwer zu tragen an den Folgen des Krieges, der ...

Gut Greifenau: Goldsturm von Hanna Caspian Knaur Taschenbuchverlag

Gut Greifenau, Pommern, Deutschland 1919: Das Pommersche Gut und deren Bewohner haben schwer zu tragen an den Folgen des Krieges, der Misswirtschaft und nahenden Hyperinflation. Man hofft jetzt auf bessere Zeiten. Konstantin und Rebecca geben ihr Bestes und bewirtschaften weiterhin das Gut. Katharina, Konstantins Schwester gibt sich ganz als Komtess vergangener Zeiten. Sie straft andere Figuren mit ihrer Boshaftigkeit. ...

Trotz des fehlenden Rückblicks zu den Vorgängerbänden fand ich erstaunlich schnell in die Geschichte, die Intrigen und das Alltagsleben auf dem pommerschen Gut zurück! Man reiht sich zwischen die Dienstboten ein oder mischt sich unter die Gutsherren und beobachtet den Fortlauf der Geschichte. Es fühlte sich an, wie ein Nachhausekommen.
Der Schreibstil der Autorin bebildert den lebhaften Text. Vergangene Zeiten werde durch ihre gekonnte Wortwahl, eine authentische Handlungen und Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven zum Leben erweckt. Sie erzählt die teils dramatische Familiengeschichte von Gut Greifenau weiter und schickt ihre liebevoll erschaffenen Figuren durch Höhen und Tiefen. Dadurch besticht der Roman von Hanna Caspian durch lebendige Charaktere, die sich gekonnt weiterentwickeln. Durch geschickte Dramaturgie fehlt es keineswegs an emotionsgeladenen Szenen. Die große Empathie zu ihren Figuren und deren Schicksalen sowie eine exzellente Recherche der historischen Gegebenheiten machen diesen Roman so sympathisch.

Fazit: Mich hat der 4. Teil - "Goldsturm" rund um diese Adelsfamilie sehr gut unterhalten und bis zur letzten Minute in seinen Bann gezogen. Ein Schmökerstoff mit Detailreichtum, eine vielversprechende Fortsetzung! Meine noch offenen Fragen beantwortet hoffentlich
Teil 5 - "Silberstreif", den ich schon mit Ungeduld erwarte.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Heinrich un die Frauen

Das Heinrich-Problem
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Das Heinrich-Problem ein Roman von Alexandra Holenstein (Fischer Taschenbuch Verlag)

Alberta (Berti) Fischer führt ein geregeltes Leben. Als Coach für Lebensfragen im Allgemeinen und Beziehungsfragen ...

Das Heinrich-Problem ein Roman von Alexandra Holenstein (Fischer Taschenbuch Verlag)

Alberta (Berti) Fischer führt ein geregeltes Leben. Als Coach für Lebensfragen im Allgemeinen und Beziehungsfragen im Besonderen hat sie immer ein offenes Ohr für ihre Klientinnen und steht ihnen mit guten Ratschlägen zur Seite. Sie kocht für ihren Mann, Heinrich und bewegt sich gestanden durchs tägliche Leben. Diese scheinbar heile Welt gerät ins Wanken, als Heinrich ihr während des Essens eröffnet, auszuziehen und sie zu verlassen. Eine skurrile Alltagsroutine stellt sich ein. Berti scheinbar naiv, duldet Heinrichs Dreistigkeiten im täglichen Miteinander und ihre eigenen Lebensweisheiten helfen kaum weiter. Als sie herausfindet, dass es Heinrich bisher mit dem Ehegelübde nicht ganz so streng gesehen hat, entwickelt Berti Rachegelüste und wächst bei der Beseitigung des Heinrich-Problems über sich hinaus.

Alexandra Holenstein schreibt in einer angenehmen Art. Ihr Erstlingswerk hat mir gut gefallen. Berti erscheint anfangs arglos und viel zu gutmütig. Doch im Laufe der Geschichte wendet sich das Blatt und mit Hilfe von Heinrichs geplagten und schikanierten Tross weiblicher Anhängsel bekommt ihr Mann jetzt Schwierigkeiten.

Der Text zeigt Ironie, der dem Leser das ein oder andere Mal ein Schmunzeln entlockt. Die Beschreibungen der Lokalitäten und Orte von Bertis Aktionen lesen sich interessant und machen Lust, diese selbst zu entdecken.

Fazit: Die Schweizer Art und Weise, mit verwegenen, dreisten Männern umzugehen, hat mir gut gefallen und ich hoffe auf weitere lustige Romane der Autorin.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Durch ein Ziel verbunden

Die Schule am Meer
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Die Schule am Meer ein Roman von Sandra Lüpkes (Kindler-Rowohlt Verlag)

... Wenn es regnet und der Wind so weht wie heute, ist es besonders schlimm. Die meisten machen einfach einen Satz ins Wasser und ...

Die Schule am Meer ein Roman von Sandra Lüpkes (Kindler-Rowohlt Verlag)

... Wenn es regnet und der Wind so weht wie heute, ist es besonders schlimm. Die meisten machen einfach einen Satz ins Wasser und tauchen unter, um es hinter sich zu haben. Jeden Morgen einmal mit dem Kopf in der Nordsee, von April bis Oktober, das ist der Alltag in der Schule am Meer, ...
Die Lehrer nennen es "Mystisches Tauchbad", angeblich härtet es Körper und Geist ab. Hier zeigt sich, sagen die alle, wer mutig ist und wer nicht. ...

Die ostfriesische Insel Juist, 1925:
Eine Gruppe von Lehrern und Vorreiter ihrer Zeit gründet auf der Nordseeinsel eine Schule mit Internat. Ihr Ziel, geschlechterübergreifendes Lernen ohne Angst in einer respektvollen Gemeinschaft und freundschaftlichen Miteinander.
Ihre wegweisenden Ideale kollidieren unter dem geschichtlichen Aspekt mit den Ansichten der heimischen Insulaner. Die bestehende Gemeinschaft stemmt sich gegen die Spannungen und der Leser bekommt tiefe Einblicke in die Routine der Inselbewohner und den Schulalltag sowie das Miteinander von Lehrern und Schülern. Das Heranwachsen und die Entwicklung der jungen Protagonisten sind gespickt mit Abenteuern, Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch mit Konflikten, Hindernissen und ganz rührenden Momenten. Fern der Heimat wächst eine neue Familie zusammen und die Schule am Meer gibt den jungen Protagonisten ein neues Zuhause.

Sandra Lüpkes schreibt wunderbar mitreißend, authentisch, in einer guten Mischung aus Dialogen und erzähltem Text. Sie baut historische Fakten und Personen sowie fiktive Erzählungen gekonnt in eine spannenden Geschichte ein. Hinter dem Aspekt der wahrer Begebenheiten und basierend auf Tatsachenberichten wirkt diese faszinierende Geschichte doppelt berührend. Die kleinen Anekdoten lockern das Geschehen trotz der Schwere und teils traurigen Stellen auf. Die hervorragende Recherche der Autorin macht das Gelesene mit jeder Zeile glaubwürdig. Die Fotos im Einband und die Skizze der Gebäude der Schule am Meer ergänzen das Gelesene und unterstreichen die Stimmung des Buches. Die 569 Seiten sind wahrlich keine leichte Kost, doch lohnt sich dieser Gesellschaftsroman und bereichert den Leser mit bewegten Stunden.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Anders als erwartet

Die Glasschwestern
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Die Glasschwestern ein Roman von Franziska Hauser (Eichborn Verlag-Bastei Lübbe)

..."Vielleicht ist es eine ihrere wenigen Gemeinsamkeiten, dass beide Schwestern nicht so leben, wie sie es sich einmal ...

Die Glasschwestern ein Roman von Franziska Hauser (Eichborn Verlag-Bastei Lübbe)

..."Vielleicht ist es eine ihrere wenigen Gemeinsamkeiten, dass beide Schwestern nicht so leben, wie sie es sich einmal vorgenommen haben."...

Zwei Schwestern und ein gemeinsames Schicksal. Beide Männer dieser Frauen werden zeitgleich aus deren Leben gerissen. Dadurch nähern sich Dunja und Saphie wieder Stück für Stück an und tauschen, auf dem Weg in ihre Vergangenheit, unbewusst ihre Rollen. Die Aufarbeitung von Beziehungen, Fehlern und vergangener Zeit steht dem Wandel und der Reflexion des eigenen Selbst gegenüber.

Mir fällt es äußerst schwer, dieses Buch zu beschreiben. Sprachlich ist es grandios. Inhaltlich bekommt man eine wage Erzählung, die auf die Fantasie des Lesers angewiesen ist. Teils unfertig erzählte Abläufe setzen eine gewisse Konzentration und Durchhaltevermögen für diesen Roman voraus.
Die Charaktere mit den individuellen Namen sind besonders. Nicht jede Handlung oder Aktionen der Protagonisten ist für mich nachvollziehbar. Besonders Dunja und auch Saphie erreichen mit ihrer Art eine gewisse Tiefe. Die Beziehungen der einzelnen Figuren versteht man recht gut und doch fand ich manche Situationen verwirrend.

Fazit:
Man hält ein ruhiges Buch in den Händen, was ein wenig mehr Spannung vertragen könnte. Der Plot ist vielversprechend, doch verlaufen aufgegriffene Rollen und spannende Ansätze im Sand. Hintergründe werden nicht beleuchtet, die Wortwahl und Poesie stehen hier eindeutig im Vordergrund.
Dieses Leseerlebnis war ein spezieller Genuss. Was die Geschichte aussagen möchte, sollte jeder für sich selbst entdecken. Dank des teils poetischen Schreibstils sind die Glasschwestern lesenswert.

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