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Veröffentlicht am 27.11.2019

Ein Mord im Pustertal mit Spuren in die Vergangenheit

Die Bildermacherin
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„Die Bildermacherin“ von Christiane Omasreiter und Kathrin Schenk ist im September 2018 im Südtiroler ATHESIA- Verlag erschienen. Es ist der erste Krimi um Amalia Engl, eine junge Fotografin, die im ...

„Die Bildermacherin“ von Christiane Omasreiter und Kathrin Schenk ist im September 2018 im Südtiroler ATHESIA- Verlag erschienen. Es ist der erste Krimi um Amalia Engl, eine junge Fotografin, die im Pustertal aufgewachsen ist und mittlerweile in Berlin lebt.
Dieser fesselnde und spannende Südtirol-Krimi ist ein gelungenes Debut des Autorenduos, der sehr gut recherchierte historische Fakten enthält und ein realistisches Bild der Vergangenheit zeigt.

Ausgerechnet bei der Beerdigung ihrer geliebten Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist, erfährt Amalia, dass ihre Oma erschossen wurde. Nein es war kein Jagdunfall, aber was wirklich dahinter steckt bleibt zunächst ein Geheimnis. Die Polizei ermittelt zwar, bleibt aber in diesem Krimi dezent im Hintergrund.

Amalia versucht das Motiv für den Mord zu finden und entdeckt eine Vergangenheit ihrer Großmutter von der sie nichts wusste. Alte Bilder im Archiv ihrer Großmutter, die viele Jahre als Fotografin tätig war, zeigen eine Gruppe junger Menschen Anfang der 60e Jahre. Es sind Dorfbewohner, die sie mehr oder weniger gut kennt. Aber sie stößt auf Schweigen oder bekommt nur Bruchstücke zu erfahren. Bald steht für sie fest – ihre Großmutter war aktiv im Widerstand gegen die italienische Administration tätig. Ihr blasses Schulwissen über jene Zeit nimmt plötzlich eine reale Gestalt an.

Auf einer zweiten Zeitebene erfährt der Leser mehr über jene schwierige Zeit Südtirols als Italienisch die einzige Amtssprache war und alle Schlüsselstellen in Wirtschaft und Verwaltung durch Italiener dominiert waren. Die nach dem II. Weltkrieg zugesicherte Autonomie war eine Farce. Er lernt die jungen Leute und ihre Motivation kennen und verstehen. Doch die Rache des italienischen Staates nach der sogenannten Feuernacht, als im. Juni 1961 im Raum Bozen 37 Strommasten gesprengt wurden, war grausam. Auch die jungen Männer aus dem Umfeld ihrer Oma kamen für Jahre ins Gefängnis, wo sie leiden mussten. Im Dorf munkelte man von Verrat.

Aber ist hier nach über 50 Jahren noch ein Mordmotiv zu finden? Der Leser begleitet Amalia zu Gesprächen mit den Dorfbewohnern und nimmt Anteil in ihrem etwas turbulenten Privatleben, was den Fall auflockert. Dennoch bleibt das Motiv weiter verborgen und Amalia gerät selbst in lebensgefährliche Situationen. Ein Zufall?

Die handelnden Personen sind mit vielen Facetten und Eigenarten so gut beschrieben, dass ich sie alle bildlich vor mir sah. Sie wurden trefflich charakterisiert und ihre Handlungen waren nach vollziehbar.

Der Krimi lässt sich flüssig lesen und die Spannung steigt stetig an, bis zu einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe. Leider hat es mich nicht völlig überzeugen können, doch das ist der einige Schwachpunkt des Krimis meiner Meinung nach..

Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung, für alle die einen spannenden und ungewöhnlichen Regionalkrimi lesen wollen in dessen Mittelpunkt keine professionelle Ermittlerin steht. Ich freue mich schon auf weitere Fälle für Amalia Engl, die beschlossen hat in ihr Heimatsdorf zu ziehen und vergebe 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Ein Mord und familiäre Tragödien auf Mallorca

Mallorquinische Leiche zum Sa Rua
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Es ist Karnevalszeit auf Mallorca. Diesen genießt die verliebte Kommissarin Mercédès Mayerhuber gemeinsam mit ihrem Freund Werner, dem Manager einer großen Hotelanlage, in Palma. Da erfährt sie vom Mord ...

Es ist Karnevalszeit auf Mallorca. Diesen genießt die verliebte Kommissarin Mercédès Mayerhuber gemeinsam mit ihrem Freund Werner, dem Manager einer großen Hotelanlage, in Palma. Da erfährt sie vom Mord an einem Berliner Geschäftsmann, der mitten im Karnevalsumzug am helllichten Tag erstochen wurde.

Es ist ihr zweiter Fall seit dem sie aus Madrid nach Mallorca gekommen ist. Zufällig wohnte der Ermordete, wie Mercédès und Werner, in der luxuriösen Ferienanlage ihres Freundes. Die Ermittlungen beginnen mit den Fragen nach Motiv und Umständen.

Im Verlauf der Aufklärung des Verbrechens stoßen die Kommissarin und ihr Team auf ein international agierendes Netz von Pädophilen und eine Vielzahl von Motiven für das Tötungsdelikt. Bald kommt Hilfe aus Berlin in Gestalt einer sehr attraktiven und klugen Ermittlerin. Nun zeigt sich die spanische Kommissarin nicht unbedingt von ihrer besten Seite, denn ihr gutaussehender Freund Werner ist ein „womanizer“ und ihre Eifersucht setzt ihr zu.

Der Autorin gelingt es geschickt, falsche Spuren zu legen oder Wendungen herbeizuführen, mit denen man nicht gerechnet hat. Dadurch steigt die Spannung kontinuierlich. Die Ermittlungen führen zu unglaublichen Delikten, doch die Frage, wer den Mord begangen hat bleibt lange im Dunkeln.

Gleichzeitig ist dieser sehr flüssig und gut erzählte Krimi eine richtige Urlaubslektüre, die Sehnsucht nach Mallorca weckt. Hier zeigt sich die Autorin Susan Carner als ausgezeichnete Kennerin der Insel und ihrer Geschichte. Sie beschreibt die Landschaft, so anschaulich, dass der Mallorca-Kenner, diese sofort erkennt und alle anderen einen sachkundigen Reiseführer haben.

Mich hat vor allem das in sich stimmige, dramatische Finale, das mit einigen Überraschungen punkten konnte, überzeugt und nachdenklich gestimmt.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Mallorcakrimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich mit fünf Sternen eine klare und eindeutige Leseempfehlung. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und bin gespannt, wie sich das Privatleben der Kommissarin entwickeln wird.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Sommer, Sonne, Mord

Comisario Benitez und der Mord am Strand
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Comisario Pablo Benitez ermittelt dort, wo andere Urlaub machen. Sein Einsatzgebiet ist das schicke und mondäne Marbella. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Dort lebt nicht nur die High Society, ...

Comisario Pablo Benitez ermittelt dort, wo andere Urlaub machen. Sein Einsatzgebiet ist das schicke und mondäne Marbella. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Dort lebt nicht nur die High Society, sondern auch Menschen, die hart arbeiten und solche, die es gern würden, aber keinen Job finden. Zu dieser Sorte gehörte bis vor kurzem auch sein Neffe, Jaime, der Mathematik studiert hat und lange eine Arbeit suchte.

Jetzt arbeitet er seit kurzem in einer Strandbar, die eine Deutsche betreibt. Wenige Tage später wird sie tot in den Dünen gefunden. Zunächst scheint es ein privates Eifersuchtsdrama zu sein. Bald wird ihr unter Verdacht geratener Freund ebenfalls tot aufgefunden und es gibt Hinweise auf illegale Drogen. Dann verschwindet plötzlich Jaime und Comisario Benitez gerät unter doppelten Druck. Nicht nur seine Chefin möchte den Fall schnellstmöglich aufgeklärt haben, auch die große Familie setzt ihm ganz schön zu. Aber ist Jaime wirklich unschuldig?

Paula, die neue Kollegin von Benitez, ist auch nicht einfach und es dauert seine Zeit, bis aus beiden ein gutes Team wird. Schnell nimmt die Geschichte an Tempo auf und überraschende Wendungen bringend durchgehende Spannung. Bei diesem Krimi kommt auch der Humor nicht zu kurz, denn die Schwestern des Comisarios haben immer wieder ein Wort mit zu reden.

Das Buch ist so leicht, amüsant und unterhaltsam geschrieben, so dass es eine Freude macht, immer weiter zu lesen. Die Personen sind sehr gut charakterisiert und bildhaft beschrieben. Die Einbeziehung der Landschaft und örtlicher Gegebenheiten lässt Mittelmeeratmosphäre und spanisches Flair spüren. Doch die Autorin schildert auch das heutige Spanien mit seinen Problemen, wie Jugendarbeitslosigkeit und Immobilienspekulation. So erhält dieser Fall auch einen Realitätsbezug, der dem Buch einen Hauch von Tiefe verleiht.

Der Kriminalfall ist gut ausgedacht. Die Auflösung, nach einem Finale mit Hochspannung, ist in sich schlüssig. Mir hat die Lektüre gut gefallen und ich vergebe gern 4 Sterne. Die Familie die Comisarios hat sich für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in den Vordergrund gedrängt und die eigentlichen Ermittlungen etwas gestört.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Plötzliches Ende einer Kreuzfahrt

Kursänderung der C. C.
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Am 13. Januar 2012 kenterte das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia". 32 Menschen starben, Hunderte Überlebende leiden bis heute.

Die Menschen, die am 13. Januar 2012 an Bord des Kreuzfahrtschiffes C. ...

Am 13. Januar 2012 kenterte das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia". 32 Menschen starben, Hunderte Überlebende leiden bis heute.

Die Menschen, die am 13. Januar 2012 an Bord des Kreuzfahrtschiffes C. C. gehen, haben eines gemeinsam: Sie wollen eine Traumreise erleben. Und doch sind die Motive für ihre Reise ganz unterschiedlich“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages).

Roswitha Koert ist es gelungen eine Geschichte zu erzählen, die gekonnt Fakten und Fiktion verbindet. Der Leser lernt vier Paare kennen, die aus ganz unterschiedlichen Motiven etwas in ihrem Leben verändern wollen. Sie entscheiden sich für eine Mittelmeerkreuzfahrt.

Doch schon nach den ersten Stunden auf dem Schiff ist alles ganz anders. Eine unfassbare Katastrophe wirft sie aus der Bahn. Wie verändert das Unglück ihr Leben?
Die Autorin erzählt die fiktiven Schicksale mit einer Intensität und Detailtreue, die den Leser schnell in ihren Bann zieht. Es ist keine Kreuzfahrtromantik, die hier geschildert wird. Für jeden ist es ein Kampf um das nackte Überleben.

Genauso unvermittelt, wie für die Kreuzfahrer, trifft das Unglück die Bewohner der kleinen toskanischen Insel Giglio. In ihrer aufopferungsvollen Hilfsbereitschaft wachsen sie über sich hinaus. Daraus entstehen für beide Seite unvergessliche Momente.

Verluste und Neuanfänge – das ist in Kürze die Bilanz der Überlebenden und ihrer Retter nach einem Jahr, als sie sich auf Einladung der Reederei zum Jahrestag der Katastrophe wiedersehen.

Roswitha Koert ist ein spannender Roman über das Leben, mit all den Höhen und Tiefen und das Schicksal, das jeden von uns treffen könnte, gelungen. Es ist eine moderne Version des Unglücks der Titanic, das niemand für möglich gehalten hätte.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Lese- und Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Geheimnisse in der Kälte

Die Fremde auf dem Eis
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Bernadette Calonego entführt mit ihrem Thriller den Leser in die fremde und geheimnisvolle Welt der Arktis in Canadas hohem Norden.

Valerie ist Reiseleiterin und wird mit einer kleinen Gruppe von Senioren ...

Bernadette Calonego entführt mit ihrem Thriller den Leser in die fremde und geheimnisvolle Welt der Arktis in Canadas hohem Norden.

Valerie ist Reiseleiterin und wird mit einer kleinen Gruppe von Senioren das Yukon-Territorium, den Alaska-Highway, die Goldgräberstadt Dawson City, den Dempster-Highway und die 185 km lange Eisstrasse nach Tuktoyaktuk bereisen.

Ganz in der Nähe verunglückte Valeries Mutter vor 30 Jahren bei einer Expedition tödlich. Ihr Vater sprach nie über die Ereignisse. Doch es deuten sich Spuren an, die in die Vergangenheit führen, denn bei Valeries Vortrag erscheint eine Frau, die ihre Mutter sehr gut kannte.

Eine vermeintliche Freundin Valeries versucht seit geraumer Zeit mehr über Valeries Familie zu erfahren, bis sie plötzlich nicht mehr erreichbar ist.
Kurz vor dem Eintreffen von Valeries Reisegruppe wird an der Eisstrasse eine junge Frau tot aufgefunden.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden geschickt miteinander verknüpft und führen auch in die Vergangenheit. Die Spannung steigt permanent und wird durch die Beschreibungen der phantastischen Natur und viele Informationen zur Geschichte und den in der Arktis lebenden Menschen bereichert.

Valerie versucht mehr über die Ereignisse damals zu erfahren. Dabei gerät sie mit ihrer Reisegruppe direkt in gefährliche Situationen. Sie erlebt überraschende Begegnungen mit Menschen, die mehr über ihre Eltern wissen als sie selbst.

Auch Valeries Romanze mit Clem, dem Eismeister, fügt sich gut in die spannende Geschichte ein und hilft Valerie die Ereignisse besser zu verstehen und einzuordnen.

Fazit:
Allen, die gern spannende Geschichten in einer faszinierenden Naturwelt lesen, ist dieses Buch unbedingt zu empfehlen. Bernadette Calonego erzählt flüssig und sprachgewandt eine spannende und faszinierende Geschichte. Das Ende birgt noch einige Überraschungen und ist in sich völlig stimmig. Mir hat es große Freude bereitet dieses Buch zu lesen und ich habe viel Neues über die arktische Welt gelernt. Es weckt die Sehnsucht Canadas hohen Norden einmal persönlich mit Valerie als Reiseleiterin kennen zu lernen.