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Veröffentlicht am 19.06.2021

Ein Wohlfühlbuch für angenehme Lesestunden

Wie Träume im Sommerwind
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Ein Rosenhof auf Usedom, der seit Generationen im Besitzt der Familie ist und zwei Schwestern die nicht unterschiedlicher sein können. Wo Clara die Rosen und ihre geregeltes, ruhiges Leben auf dem Hof ...

Ein Rosenhof auf Usedom, der seit Generationen im Besitzt der Familie ist und zwei Schwestern die nicht unterschiedlicher sein können. Wo Clara die Rosen und ihre geregeltes, ruhiges Leben auf dem Hof liebt, zieht ihre kleine, wilde Schwester Emilia nach Paris um, dort Parfümeurin zu werden und genießt das Leben in vollen Zügen. Trotzt ihre Andersartigkeit stehen sich die Schwester sehr nahe und teilen sich alles miteinander. Doch nach einem schweren Autounfall von Clara ist Emilia nicht mehr so sicher, dass ihre Schwester ihr alles erzählt hat...

Es ist mittlerweile mein 11. Buch von Katharina Herzog aka. Katrin Koppold und wie erwartet hat sie mich wieder mal auf eine wunderschöne Reise mitgenommen. Eine Reise aus Usedom nach England mit ein Zwischenstopp in Paris, die ich sehr genossen habe.

Ich liebe den Schreibstil von Herzog sehr. Es ist leicht leserlich, versüßt mit Humor und Wendungsreich, sodass man beim Lesen keine Langeweile spürt. Was mir aber bei dieser Geschichte ganz besonders gut gefallen hat, ist: die Beschreibungen von vielen Rosen und Düften. Ich war immer wieder erstaunt, wie lebendig sie die Düfte auf dem Papier gebracht hat. Wie viele Rosen musste sie dafür recherchiert und gerochen haben, weiß ich nicht aber es hat ihr gelungen. Ich hatte Rosenduft in der Nase! Auch ihre sympathische Charaktere sind sehr lebensnah. Die sind eine von uns, haben Träume, Sehnsüchte und eigene Probleme zu bewältigen.

Hinter diesem traumhaft schönes Cover verbirgt eine herzerwärmende Geschichte über Familie, Liebe, Verlust, Verzicht und Sehnsucht. Ein wunderbarer Roman zum Abtauchen, mitfiebern und zum Entspannen.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Berührend und fesselnd

Der Wind singt unser Lied
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Warum sollte man in nass-kalten Schleswig-Holstein leben, wo man als Surflehrerin an die wärmsten und schönsten Strände der Welt arbeiten kann? Die gebürtige Berlinerin und Weltenbummlerin Toni hat sich ...

Warum sollte man in nass-kalten Schleswig-Holstein leben, wo man als Surflehrerin an die wärmsten und schönsten Strände der Welt arbeiten kann? Die gebürtige Berlinerin und Weltenbummlerin Toni hat sich an der Nordsee nie richtig wohlgefühlt und als sie mit gebrochenen Herzen ihre Familie in Deutschland zurückgelassen hat, war sie erst 18 Jahre Alt. Nach fast fünfzehn Jahren und einen Hilfeanruf von ihrem Vater kehrt Toni mit mulmigem Gefühl zurück nach St. Peter-Ording. Doch kaum ist sie angekommen, erwarten sie viele Probleme...

Es ist mein dritter Roman von Meike Werkmeister und es hat mir, genau wie die beiden anderen, sehr gut gefallen. Mit ihrer leisen aber bildhaften Sprache hat mich die Hamburger Autorin diesmal nicht auf Norderney, sondern in St. Peter-Ording mitgenommen. Wer ihre Bücher kennt, weiß das sie ein Faible für Nordsee hat. Besonders für Norderney. Doch diesmal geht es nicht direkt ans Meer, sondern auf das Land aber die Meeresfeeling ist trotzdem da. Man kuschelt mit den Schafen auf dem Deich aber trotzdem spürt man beim Lesen den feinen Sand unter den Füßen und atmet salziges Luft. Ich wohne selbst ganz in der Nähe und mit Sicherheit kann ich sagen: sehr realistisches Setting! Auch die Charaktere sind realitätsnah. Die sind alle lebendig, haben Ecken und Kanten und eigenes Last zutragen.

Wer hinter dieses hübsches, sommerliches Cover eine „Typisch“ kurzweilige Sommer/Urlaubslektüre mit viel Wohlfühlfaktor erwartet, muss ich leider denjenigen enttäuschen. Denn die Geschichte ist nicht nur berührend, sondern stellenweise auch tief ergreifend und meine Meinung nach, es ist kein Strandkorb Buch. Zwar ist St. Peter-Ording für meisten ein Urlaubsparadies aber in Nordfriesland in Schleswig-Holstein leben auch Menschen mit Probleme, genau wie Toni und ihre Familie.

Eine lebendige, berührende Geschichte, welche ich nur weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Klug, bissig, bösartig

Blütenschatten
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Eine Dezembernacht. An den Haustüren hängen geschmückte Tannengrüne, auf den Fensterbänken stehen Weihnachtssterne, auf den leergefegten Straßen von London hallen Schritte. Eves Schritte. Mit jedem Schritt, ...

Eine Dezembernacht. An den Haustüren hängen geschmückte Tannengrüne, auf den Fensterbänken stehen Weihnachtssterne, auf den leergefegten Straßen von London hallen Schritte. Eves Schritte. Mit jedem Schritt, dass sie in der Nacht vorwärtsgeht, schwelgt sie ein Schritt zurück in ihrer Vergangenheit. Es ist kalt und regnerisch. Es ist düster. Genau wie Eves Stimmung.

Eve Laing: Die Künstlerin mit einem Faible für Blumen, ehemalige Muse von berühmten Maler Florian Kiš. 60-Jahre alt ist sie, Mutter, Ehefrau, Großmutter. Patin? Freundin? Schwester? Kann sein, muss aber nicht. Zartbesaitet war sie nie. Von rücksichtsvoll und Empathie ist auch nicht die Rede. Egal ob gegenüber ihr Mann, ihre Tochter oder ihrer Freundinnen, ihr Leben ist ein einziger Kampf um den Vorrang. Wenn es um Negativität geht, sie ist die Königin. Ihre einzige Liebe und Leidenschaft ist ihr Kunst und Blumen. Bis sie in einer Nacht den 30-jährigen Luka kennenlernte...

Annalena McAfee nimmt ihre Leser mit Eva auf einem Spaziergang und lässt sie in ihrer unbarmherzigen Seele blicken. Sie beschreibt Eves Gefühlswelt ungeschönt und gnadenlos ehrlich, sodass man Gefühl hat mit Eve Achterbahn zufahren. Mal empfindet man sich Abscheu, mal Leiden und immer wieder Fassungslosigkeit. Es ist kein leichter Spaziergang, dabei man Eve gern beiseite stehen will. Ihr Weg ist dunkel, unheimlich, geprägt von Enttäuschungen, Neid und Rache.

„Blütenschatten“ ist wie Eves Kunstwerke. Leise fängt die Autorin mit der Bleistiftzeichnung an. Stück für Stück malt sie die Leinwand mit ihrer poetischen Sprache aus und am Ende setzt sie ihre Initialen auf einem großartigen Gemälde ein. Wenn man bis Mitte geduldig bleibt, wird man an Ende mit einem literarischen Werk belohnt.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Hoch auf Freundschaft

Die Geschichte von Kat und Easy
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Kat ohne Easy, Easy ohne Kat gibt es nicht. Die beiden Freundinnen teilen sich alles, doch sich in denselben Mann zu verlieben, gehörte allerdings nicht dazu. In der Silvesternacht 1972/73 lernen die 15-jährigen ...

Kat ohne Easy, Easy ohne Kat gibt es nicht. Die beiden Freundinnen teilen sich alles, doch sich in denselben Mann zu verlieben, gehörte allerdings nicht dazu. In der Silvesternacht 1972/73 lernen die 15-jährigen Schülerinnen, den charismatischen Fripp kennen. Er ist einige Jahre älter als sie, hat ein Auto und liest Hermann Hesse. Der coolste junge Mann in dem verschlafenen Örtchen, der auch ihre Gefühle auch erwidert. Nach ein halbes Jahr und einem tragischen Unfall trennen sich ihre Wege.

Fast fünfzig Jahre später erhält Kat, die ein Blog für Lebensberatung führt, ein E-Mail von Easy. Sie lädt Kat für eine Woche in ihrem alten Ferienhaus auf Kreta ein und Kat nimmt die Einladung mit Skepsis an. Ganz langsam nähern sich die damals beste Freundinnen wieder. Doch es gibt eine wichtige Frage, die sie sich stellen müssen. Was passierte damals wirklich?

Susann Pásztor erzählt die Geschichte von Kat und Easy abwechselt aus zwei Zeitebenen. Ich war mit dem beiden Teeneger in den 70'ern in Lausadt, hab die Schule geschwänzt, Partys gefeiert und erste Erfahrungen gesammelt. Dieser Kapitel waren wie ein Comming-Of-Age-Roman. Dann begleite ich die mittlerweile über sechzig Jährige Damen auf Kreta mit. Was aus damaligen Freundinnen und deren Freunden geworden sind, war interessant zum Lesen. Die Charaktere sind abwechslungsreich und vielschichtig. Erzählt wird die beiden Perspektive aus Kats Sicht, doch die Autorin hat zwischendurch Blogeinträge von Easy eingepackt, sodass man auch einen guten Blick von beiden Gefühlswelten hat.

Pásztor katapultiert ihre Leser mit ihrer ruhige aber bildhafter Schreibstil zurück in den 70er. Hier wird es nicht nur grandiose Musikszene erwähnt, sondern all den leichtsinnigen Drogenkonsum. Man riecht zwischen den Zeilen nur Marihuana. Mal ein Joint da, mal ein MDMA hier und dazu jede menge Alkohol und mir wurde schlecht. Manchmal weniger ist mehr.

Es ist ein Roman über Freundschaft, von Loslassen und Verziehen. Zwar mit kleinen Schwächen aber durchaus Lesenswert.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Authentisch, vielschichtig, spannend

Die Farbe des Vergessens
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Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, ...

Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, bricht von ihr mühevoll erbautes Leben in sich zusammen. Warum hat die junge Frau sich umgebracht? Ist sie ihre verlorene Tochter? Juli macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und stellt ihre Vergangenheit auf dem Obduktionstisch. Je tiefer sie schnitt, desto unheimlicher wird es...

Mir fällt der Einstieg nicht leicht, denn die Autorin hat mich mit ihrer sehr bildhaften Sprache mitten ein Sektionssaal katapultiert. Gnadenlos und ungeschönt beschreibt sie die Obduktion so detailreich, sodass ich das Buch erst mal zu Seite legen musste, um mich zu sammeln. Doch wenn man den ersten Schock überwindet, erwartet einem eine spannungsvolle Geschichte, ohne Blut. Durch viele geschickt eingebauten Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende Hoch.

Die Charaktere sind vielschichtig und abwechslungsreich. Besonders Juli als Protagonistin sehr vielfältig. Wegem ihrem jahrelangen Drogenkonsum, die sie fast zwei Jahrzehnten hinter sich hat, wirkt sie manchmal zerbrechlich und instabil aber gleichzeitig ist ihre Stärke und Wille ist beeindruckend. Ich habe mit ihr mitgelitten, gehofft, gekämpft... Neben Juli spielt ihrer beste Freund Ömer aus dem Kindertagen auch eine große Rolle. Durch ihm wirkt die Story noch authentische, denn die Autorin hat die türkische Kultur sehr gut recherchiert.

Mit dem viele schwierige Themen, wie Drogensucht, Rassismus, Migration hat die Autorin ein sehr spannendes Buch mit Sogwirkung geschrieben, welches die ich nur weiterempfehlen kann.

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