Profilbild von eulenmatz

eulenmatz

Lesejury Star
offline

eulenmatz ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit eulenmatz über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2025

Familie Falck und die Intrigen

Meeresfriedhof
0

MEINUNG:

Meeresfriedhof der Auftakt der Falck-Saga. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, aber ich empfehle immer in der Reihenfolge zu bleiben. Ich bin mal wieder auf das Buch aufmerksam ...

MEINUNG:

Meeresfriedhof der Auftakt der Falck-Saga. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, aber ich empfehle immer in der Reihenfolge zu bleiben. Ich bin mal wieder auf das Buch aufmerksam geworden als auf der Suche nach neuer skandinavischer Spannungsliteratur war.

Meeresfriedhof ist der Auftakt einer Familiensaga, nämlich der namensgebenden Familie Falck, die im weiteren Sinne aus zwei Familienteilen besteht (im Buch ist ein Stammbaum vorhanden): aus dem Osloer Teil, dem vermögenden Teil der Familie Falck und den Bergensern, der verarmten Teil der Familie. Alles beginnt mit dem Tod von Vera Lind und dem nicht auffindbaren Testament. Oberhaupt der Familie ist Olav Falck, der Sohn von Vera Lind. Alexandra Falck (genannt Sasha), Enkelin von Vera und Tochter von Olav macht sich auf die Suche nach dem Testament bzw. einem Memoir namens Meeresfriedhof. In dem Roman gibt es nochmal einen weiteren Roman, nämlich den namensgebenden Roman "Meersfriedhof", der gleichzeitig als Testament von Vera Lind gehandelt wird. Ich habe größten Respekt vor Autoren, die zu so einem Mittel greifen. Es gibt  zwei relevante  geschichtliche Ereignisse: den realen Untergang der Prinsesse Ragnhild im Oktober 1940  in Nordnorwegen und dem fiktiven Beschlagnamung von Veras Manusskript durch den Staatsschutz im Jahr 1970 und die große Frage, was alles passiert ist.

Der Autor hat hier hochkomplexen Roman geschaffen, den man aufmerksam lesen muss. Es gibt viele Personen. Der Familienstammbaum hilft auf jeden Fall weiter, aber es gibt auch viele Nebencharaktere und alle haben miteinander irgendwelche Verflechtungen oder sprichwörtliche Leichen im Keller, denn wo macht Macht , ist auch Geld, Intrigen und Vertuschung, damit diese Macht erhalten bleibt. Als eine zentrale Figur gibt, es noch den Soldaten/ Geheimdienstler Johnny Berg, den ich wenigstens auch ein wenig sympathisch fand, denn Familie Falck ist es durchgängig nicht, da jeder hier seine Absichten verfolgt. Er tut sich ein bisschen mit Sasha zusammen, auch wenn beide jeder für sich andere Absichten hat. Durch Johnny gibt es zusätzlich auch noch weitere militärische Szenen in Kurdistan etc. Nach meinem Empfinden hätte ich die nicht noch zusätzlich gebraucht, da es schon genug Handlung, Fakten etc. gab, aber mein Eindruck ist, dass der Autor auch immer ein aktuelles politisches Thema mit rein nehmen wollte. Es gibt also weitere Personen und Stränge. Ich habe mich relativ gut zurecht gefunden, aber dennoch manchmal gefragt, ob alles richtig verstanden habe. Vergleich zu Joel Dicker sind durchaus angebracht. 

Hinzu kommt eine fantastische Beschreibung der norwegischen Landschaften, denn wir verfolgen einmal die Fahrt der Prinsesse Ragnhild entlang der Hurtiggruten Route nach Nordnorwegen vorbei an den Lofoten. Beim Lesen habe ich mir Bilder angeschaut und bekam auf jeden Fall Fernweh. Es hat mir gefallen, dass die Familie Falck gar nicht erst irgendwie besonders sympathisch dargestellt wurde und eigentlich auch alle Mitglieder ihre Absichten schnell offen gelegt haben. Blut ist dicker als Wasser galt auch nicht in jedem Fall. Absichten blieben einfach auch nicht verborgen. Das fand ich schon recht interessant, besonders zwischen Sasha und ihrem Vater. Es gibt auch wirklich ziemlich spektakuläre Wendungen.

FAZIT:

Meeresfriedhof ist ein spektakulärer Auftakt zu einer hochkomplexen Familiengeschichte, die auf Grund ihrer Macht und ihren Reichtum auch nicht mit Intrigen geizen. Der Autor hat hier ein hochkomplexes Lesevergnügen geschaffen. Ich habe mich hier wunderbar unterhalten gefühlt und habe noch so einiges über Geschichte und Politik gelernt. Ich möchte hier unbedingt weiterlesen. Band - Felsengrund ist bereits erschienen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2025

Poetisch und hoffnungsvoll

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
0

MEINUNG:

Sarah Lorenz kenne ich von ihrem Kanal "Buchischnubbel" von Instagram und eigentlich auch nur über den Account von Margarete Stokowski. Darüber habe ich mitbekommen, dass ein Buch entsteht und ...

MEINUNG:

Sarah Lorenz kenne ich von ihrem Kanal "Buchischnubbel" von Instagram und eigentlich auch nur über den Account von Margarete Stokowski. Darüber habe ich mitbekommen, dass ein Buch entsteht und wurde so aufmerksam auf Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken.

In Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken hören wir die Lebensgeschichte von Protagonistin Elisa, eingebettet in ein fiktives Gespräch mit der toten Dichterin Mascha Kalenko, die von ihr bewundert wird. Ich muss sagen, dass mir die Dichterin zwar bekannt ist, aber ich habe bisher nichts von ihr gelesen. Jedes Kapitel beginnt auch mit einem Gedicht von ihr, welches zum Thema passt. Die Gedichte geben dem Roman Struktur und sie geben auch Protagonistin Elisa Halt, Orientierung und auch ein wenig Struktur und Geborgenheit in ihrem Leben, welches wirklich kein einfaches war. Ich habe sonst wirklich wenig übrig für Lyrik, aber dieses Buch hat mich dazu gebracht, dass ich mir einen Gedichtband von Mascha Kalenko gekauft habe. Mir haben die Gedichte wirklich gefallen bzw. ich konnte mit ihnen etwas anfangen. Die Autorin springt zeitlich immer ein bisschen hin und her, aber es ergibt sich dann mehr und mehr ein Gesamtbild. Für ein Debütroman fand ich es großartig, wie man so eine Struktur zu Papier bekommt, die sich auch nicht in sich verliert. Für mich ist schon dieser Roman schwer zu toppen. 

Elisas Biografie hat mich wirklich oft schlucken lassen und ich war oft froh, dass die Erzählart aber auch Humor zuließ und die Gespräche mit Mascha, denn so wurde diese nicht so leicht verdauliche Lebensgeschichte einfacher zu lesen. Allein ihre Elternbeziehung ist schwierig, denn ihre Mutter hat sie mit 15 bzw. 16 Jahren bekommen und ihr Vater war deutlich älter und trotzdem war die Beziehung zum Vater liebevoller. Die Beziehung zur Mutter ist schwierig, dass diese wenig Zugang zu sich gewehrt. Elisa flieht früh von Zuhause, erlebt Drogenmissbrauch, sexualisierte Gewalt, Aufenthalte in Kliniken etc. und dennoch kommt sie immer wieder auf die Beine. Ihr Leben ist auch geprägt von stetigen Verlusten und dennoch niemals hoffnungslos. Die Autorin erweist hier eine große Sensibilität und radikale Ehrlichkeit, um mit solchen Themen umzugehen, ohne diese zu bewerten. 

FAZIT:

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken ist ein sehr gelungenes Debüt, welches Poesie und schonungslose, harte Lebensgeschichte einer jungen Frau geschickt miteinander verknüpft, ohne dabei die Hoffnung und die Liebe zum Leben zu verlieren. Nach dem Debüt bin ich sehr gespannt, was wir von Sarah Lorenz noch lesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2025

Leben am Wendepunkt

Wild nach einem wilden Traum
0


MEINUNG:

Wild nach einem wilden Traum ist der drittel Teil von der Biographie einer Frau. Ich habe die ersten beiden Teilen nicht gelesen. Man kann alles Teile unabhängig voneinander lesen. Ich wollte ...


MEINUNG:

Wild nach einem wilden Traum ist der drittel Teil von der Biographie einer Frau. Ich habe die ersten beiden Teilen nicht gelesen. Man kann alles Teile unabhängig voneinander lesen. Ich wollte allerdings unbedingt einmal etwas von der Autorin lesen.

Die namenlose Protagonistin, die ich mittleren Alters einschätzen würde, nimmt uns mit ihre Gedanken. Dabei erfahren wir so einiges über sie, über ihre Ehe, über ihre Affäre und natürlich auch über Dasein als Schriftstellerin. In der Beziehung zum Katalanen fand ich vor allem den Vergleich interessant, den sie zieht, da er auch Schriftsteller ist. Die Affäre habe ich in keinem großen Mittelpunkte gesehen. Für mich laß sich das Buch wie eine Art Tagebuch, wo die Protagonistin uns immer wieder an ihren Gedanken und Reflexionen teilhaben lässt. Es gibt keine wirklichen Kapitel, sondern man gleiten beim Lesen einfach dahin.  Ich mochte die melancholischen Stil von Julia Schoch. Wir blicken mir gemeinsam zurück, wie sie ihren Mann kennen gelernt hat, wie sie Eltern wurden und wie die Ehe irgendwie auch schwierig wurde. Natürlich ist da das Schreiben, was ihr immer sehr wichtig war, vielleicht wichtiger als ihre Kinder. Es gibt einige Stellen, wo klar wird, dass sie an entscheidenden Punkte im Leben steht, wo sie sich entscheiden muss. Trotz Tagebuchcharakter bleibt sie für mich allerdings distanziert und sie wird in meinem Kopf wohl schnell wieder in Vergessenheit geraten, da es wenig Anknüpfungspunkte/ Identifikationspotential gab von meiner Seite.

FAZIT:

In Wild nach einem wilden Traum begleiten wir eine Protagonistin, die eine Affäre beginnt, aber vielmehr ist es ein Gedankenstrom und eine Reflexion ihrerseits, in die man abtaucht. Ich glaube, dass man dem Buch mehr abgewinnen kann, wenn sich mit der Frau identifizieren kann. Mir ist es nicht gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2025

Wichtiges Thema, aber unsympathische Protagonistin

Erdbeeren und Zigarettenqualm
0

MEINUNG:

An dem Schreibstil musste ich mich erst ein wenig gewöhnen, denn es ist alles aus der Du-Perspektive geschrieben. Die Protagonistin, spricht ihre beste Freundin Ella direkt an. Ich konnte der ...

MEINUNG:

An dem Schreibstil musste ich mich erst ein wenig gewöhnen, denn es ist alles aus der Du-Perspektive geschrieben. Die Protagonistin, spricht ihre beste Freundin Ella direkt an. Ich konnte der namenlosen Protagonistin gegenüber nicht wirklich so viel Empathie gegenüber empfinden. Es fiel mir schwer ihre oft zerstörerische Lebensweise und vor allem den Umgang mit ihrer besten Freundin Ella nachzuvollziehen, obwohl ich verstehen konnte, dass Endometriose Diagnose ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat. Generell ist es absolut wichtig dieses Thema aus der Tabu Zone herauszuholen und hier mehr Aufmerksamkeit drauf zu legen. Es wird auch deutlich am Ende, dass sie da mehr Unterstützung von Ärzten hätte bekommen müssen, damit sein Leben führen kann, welches für sie lebenswert ist. Allerdings hat sie sich darum auch nicht aktiv bemüht, sondern lässt Arzttermine auch einfach ausfallen. In meinen Augen fehlte einfach ein Umgang mit der Erkrankung.

Jede Störung bzw. Symptome der Erkrankung hat die Protagonistin wieder in eine Krise gestürzt, zumindest ist es meine Vermutung, um das Verhalten von ihr zu erklären. Ich fand ihre Suchtverhalten, ihre sexuelle Beziehung, ihre Selbstmitleid und ihre Hilflosigkeit mit der Zeit anstrengend. Oft dachte ich einfach, dass sie ihre Leben einfach nicht allein auf die Reihe bekommt und immer auf die Hilfe von anderen angewiesen ist, vor allem auch in finanzieller Hinsicht. sonst wäre sie einfach obdachlos gewesen. Ella, ihre Freundin aus der ersten Unizeit ist eine Konstante, die sie immer wieder "retten" muss. Damit war die Beziehung der beiden auch ein wenig aus dem Gleichgewicht, denn Ella bekommt natürlich nicht alles genauso zurück. Möglicherweise sind die Eltern der Protagonisten bzw. auch ihre Kindheit ein Problem. Sie schien nicht sehr viel Liebe und Geborgenheit bekommen zu haben. Es gab eine Szene, die ich schon recht schmerzhaft fand.

FAZIT:

Erdbeeren und Zigarettenqualm greift ein wichtiges Thema in auf und zwar die Erkrankung Endometriose, allerdings wurde ich mit der Protagonistin nicht wirklich warm. Ich empfand auch die Freundschaft als schwierig. Die Autorin hat das Buch "Ella" gewidmet, also wird eventuell auch einige, persönliche Erfahrungen drin sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2025

Wichtiger und ehrlicher Erfahrungsbericht

Strong Female Character
0

MEINUNG:

Ich bin auf das Strong Female Character aufmerksam geworden, weil es in dem von mir geschätzten Pola Verlag erschienen ist und ich mich auch für Personen mit Neurodivergenz, wie z.B. Autismus ...

MEINUNG:

Ich bin auf das Strong Female Character aufmerksam geworden, weil es in dem von mir geschätzten Pola Verlag erschienen ist und ich mich auch für Personen mit Neurodivergenz, wie z.B. Autismus interessiere.

Ich habe Fern sofort ins Herz geschlossen. Ihre Geschichte ist sehr steinig und meinen Augen auch an vielen Stellen traumatisch. Strong Female Character ist meinen Augen ein Erfahrungsbericht. Als roten Faden habe ich so ein bisschen Ferns Leben in zeitlicher Abfolge gesehen. Es beginnt im Hier und Jetzt mit ihrer Diagnose und geht dann weiter über die verschiedenen Stationen im Leben, die (fast) jeder von uns durchläuft, aber die für Fern doppelt so schwierig sind. Es hat mich beim Lesen oft geschmerzt, was sie alles durch machen musste, nur weil man in jungen Jahren keine Diagnose für sie hatte. 

Mir gefielen auch die kulturellen Einblicke, in die katholische-schottische Erziehung und Prägung, mit der ich mich, obwohl die Autorin und ich fast gleich alt sind, nicht ganz identifizieren konnte. Es war aber die Erklärung für einiges im Verhalten der Eltern von Fern. Allerdings konnte ich ihnen nur schwer verzeihen, dass sie Fern auf Grund ihres vermeintlichen Fehlverhaltens auf die Straße gesetzt haben. Es hat mich vieles geschmerzt, von was Fern beschrieben hat, aber das tat mir besonders weh. Sie beschreibt die Beziehung zu ihren Eltern allerdings immer sehr ehrlich und beschönigt nichts. Trotz ihrer Unwissenheit um Ferns Autismus, hat vor allem die Mutter dennoch versucht hinter ihr zu stehen.

Spannend fand ich auch, wie Fern mit vor Augen führte, wie absurd manchmal unser soziales Gefüge ist, wie z.B. dass man aus Höflichkeit lügt, um niemanden zu verletzten oder Dinge in irgendwelchen Redewendungen und Sprüchen zu verpacken. Ich persönlich findet Ferns offene und schonungslose Direktheit würde manchmal auch nicht schaden, denn durch dieses ganze Höflichkeitskonstrukt, fällt es mir auch als neurotypische Person manchmal wirklich schwer, zu unterscheiden, ob es jemand wirklich mit einem gut meint oder ob das nur oberflächliche Höflichkeit ist. 

FAZIT:

Ferns Geschichte in Strong Female Character  zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose und wie wichtig dafür Forschung an diesem Thema ist, um ein einigermaßen normales Leben führen zu können. Denn sie schreibt auch ganz ehrlich, dass einige Menschen mit Autismus auch ihr Leben lang in der Psychiatrie  bleiben müssen, dass sie dauerhaft von Suchtmitteln abhängig sein können und so ihrer Gesundheit und ihrem Leben schaden. Leider wird auch deutlich, dass unsere Gesellschaft für solche Personen wie Fern nicht vorbereitet ist und dass sie es immer schwer haben werden. Umso wichtiger, dass es mehr Lebensgeschichten wie die von Fern gibt. 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere