Profilbild von faanie

faanie

Lesejury Star
offline

faanie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit faanie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2019

Emotionales Buch, das mich aber nicht komplett überzeugen konnte

Wenn Donner und Licht sich berühren
6

Wenn Donner und Licht sich berühren war mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry und wird als Auftakt einer Reihe namens Music Street geführt. Das Cover hat mich verzaubert und ich hoffte, dass es die ...

Wenn Donner und Licht sich berühren war mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry und wird als Auftakt einer Reihe namens Music Street geführt. Das Cover hat mich verzaubert und ich hoffte, dass es die Geschichte auch tut. Was sie tat – aber nicht uneingeschränkt.

Cherrys Schreibstil ist sehr einnehmend und flüssig zu lesen. Sie schildert detailliert und liebevoll und vermittelt dadurch eine ganz besondere Stimmung. Kleine und große Gesten der Charaktere werden so emotional dargestellt, dass man sie einfach nur toll finden kann und „Hach, wie schön“ denkt. Was für mich am meisten herausgestochen ist, waren die Gespräche der Charaktere über Musik. Die Ehrfurcht und Freude, die sie dabei empfinden, die tiefgehenden Gefühle und die Poesie sind von der Autorin so unglaublich gut beschrieben, dass es mir mein Herz zerreißt. Auch ich liebe Musik und die Emotionen, die sie hervorrufen kann, fände aber nie die Worte, um sie auszudrücken.

Jasmine und Elliott sind beide 16 Jahre alt. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Bei Jasmine haben sich die glücklichsten Augenblicke ihres Lebens in einem Schulgebäude zugetragen, bei Elliott die schrecklichsten. Dadurch wird schon zu Beginn der Geschichte sehr gut betont, wie unterschiedlich die Leben der beiden Protagonisten sind. Die eine möchte so gern auf die Schule gehen und tut alles dafür, dort zu bleiben. Elliott hingegen zählt die Tage bis zu seinem Abschluss. Jasmine ist beliebt, Elliott stottert und wird gemobbt. Jasmine hat kein besonders glückliches Familienleben, Elliott hingegen harmoniert sehr mit seiner Mutter und seiner Schwester. Doch beide sind auf ihre Weise einsam.

Jasmine ist ein außergewöhnlicher Charakter, im Sinne von „nicht alltäglich“. Denn es ist ihre zugedachte Aufgabe, den Traum ihrer Mutter Heather zu verwirklichen: Den vom Erfolg. Dieser blieb nämlich aus, als Heather sich, noch sehr jung, um ihre Tochter kümmern musste. Ja, diese Thematik finde ich ungemein reizvoll. Immer mal wieder stolpert man über die Schicksale solcher Kinder, welche von ihren Eltern immer nur gepusht werden, die es ihnen aber nie recht machen können, die sie zu Stars machen und zu den Karrieren verhelfen wollen, die den Eltern selbst womöglich verwehrt geblieben sind. Dabei vergessen die Eltern zu oft, dass die Kinder das meist keineswegs möchten, aber sie zu ehrgeizig und engstirnig sind, um das zu erkennen. Ein für mich durchwegs amerikanisches Phänomen, das es aufgrund der Befremdlichkeit umso interessanter macht.
Es hätte also durchaus Entwicklungspotential für Jasmine gegeben, vor allem nach der im Klappentext beschrieben Trennungszeit. Doch als Leser bekommt man nicht nur nicht mit, was Jasmine alles wiederfahren ist, nein, sie kommt auch zurück, ohne großartig charakterlich gewachsen zu sein. Das finde ich sehr schade, mich hätte schon allein wegen der Nähe zur Figur interessiert, wie es ihr ergangen ist. So blieb Jasmine mir ab da fremd und ich musste einfach hinnehmen, dass sie harte Zeiten hinter sich hatte.

Elliott (oder Elliot? Der Klappentext verwendet eine andere Schreibweise als das Buch selbst..) ist so erfrischend anders als die Jungen, von denen man sonst so gerne in diesem Genre liest. Er ist dünn, liebt Musik, stottert, und wird deshalb zur Zielscheibe von wirklich üblen Mobbingattacken, die mir beim Lesen teilweise eine Gänsehaut bereitet haben vor lauter Grausamkeit. Ein einschneidendes Erlebnis jedoch verändert seinen Charakter. Und das sind auch gleichzeitig eine meiner größten Kritikpunkte an diesem Buch: das Erlebnis, welches Elliott so prägt, hat mich nicht berührt. So emotional der Schreibstil Cherrys in anderen Situationen ist, so distanziert und wenig intensiv wirkt er auf mich in dieser Schlüsselsituation. Elliotts Verarbeitung des Vorfalls wandelt seinen Charakter dermaßen, dass er nichts mehr mit dem liebenswerten Jungen von Beginn der Geschichte zu tun hat. Und das finde ich so schade. Denn gerade dieser Junge war es, der mich denken ließ: endlich mal kein gutaussehender Typ mit tollem Body und goldgesprenkelten Augen. Ab da war mein Lesevergnügen ziemlich getrübt und ich hatte eigentlich keine große Lust mehr weiterzulesen.

Und dann.. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass mich die Autorin gegen Ende nochmal so packen könnte. Wenn ich mich einmal daran „festgebissen“ habe, dass mir ein Buch nicht gefällt, bin ich tatsächlich auch ein bißchen engstirnig und wenig empfänglich dafür, dass es vielleicht nur ein Abschnitt war, der mir so missfällt. Doch Cherry hat es geschafft und mich von meiner - ja, schon fast Ignoranz – abbringen können. Und das hat mir unglaublich gut gefallen!

Fazit: Wenn Donner und Licht sich berühren ist ein sehr emotionales Buch mit großartigem Schreibstil, das mich aber nicht komplett überzeugen konnte. Vor allem die Figurenentwicklung hat mir einmal gefehlt und einmal nicht gefallen, das wurde aber durch gefühlvolle Szenen und tollen Worten fast wieder wettgemacht. Ich denke, dass ich es nochmal mit einem Buch der Autorin versuchen werde. 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 19.08.2020

Faszinierende Welt, spannende Geschichte mit viel Gewalt und Grausamkeiten. Und Sex. Viel Sex. Mir fast schon zu viel.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
2

'Blutgöttin‘ ist der Auftakt zu Daniela Winterfelds Trilogie ‚Die Quellen von Malun‘. Ich habe mir tatsächlich ziemlich viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Fantasy für Erwachsene, düster, blutig, ...

'Blutgöttin‘ ist der Auftakt zu Daniela Winterfelds Trilogie ‚Die Quellen von Malun‘. Ich habe mir tatsächlich ziemlich viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Fantasy für Erwachsene, düster, blutig, mit einem tollen Worldbuilding und ganz viel Sex, mir fast schon zu viel. Nichtsdestotrotz war ich fasziniert von der Geschichte, der Welt und den Charakteren.

Daniela Winterfeld Schreibstil ist sehr einnehmend. Auch bei grausigen Szenen nimmt sie kein Blatt vor den Mund, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Es wird zwar viel der Fantasie überlassen, aber ich könnte mir vorstellen, dass LeserInnen, die derartige Gewalt nicht erwarten, davon abgeschreckt werden könnten. Man darf sich hier keine schöne Fantasygeschichte erhoffen, denn es gibt Krieg, Tod und Verheerung. Und Sex. Viel Sex, mir fast schon zu viel. Irgendwann war es einfach nur ermüdend, immer wieder irgendwelche Paare beim Stelldichein zu beobachten und mir kam es vor als würde Begierde und Lust voll ausgelebt werden, egal mit wem.

Der Weltenbau und das darin herrschende Gesellschaftssystem sind sehr komplex. Drei Sonnen, differierende Zeitrechnungen, verschiedene Götter, unterschiedliche Völker und eigene Sprachen zeigen die Vielfältigkeit Ruanns und lassen mich nicht nur einmal eine Karte vermissen. Das Land wird größtenteils als ausgetrocknet beschrieben, ohne Wasser und ohne Leben außerhalb von Oasen und Städten. Nur oberhalb eines riesigen Waldgürtels sind drei Länder, die vom dominierenden Reich Sapion noch verschont wurden. Doch aufgrund der Wasserknappheit wird sich das Blatt bald wenden.. Die Sapioner kosten ihre Herrschaft in den besetzten Gebieten voll aus, die Schwächeren müssen mit Folter, Vergewaltigungen und Spott ihr klägliches Dasein fristen. Sei es in einem Wasserbergwerk oder sogar im sapionischen Heer, ist man nicht Teil der herrschenden Kaste ist das Leben alles andere als leicht. Homosexuelle Männer werden als ‚Stummelweib‘ bezeichnet, Frauen sind nur dazu da, um Kinder zu bekommen. Ein menschenunwürdiges System, von dem die profitieren, die reich sind oder eine hohe Stellung haben.

Die Geschichte selbst beginnt mit einem Prolog, der schon gleich zu Beginn offenbart, welche Grausamkeiten den Leser erwarten. Bei dieser Storyline um die Blutgöttin Sapia, die sich von blonden Mädchen mit blauen Augen nährt, ist noch nicht wirklich erkennbar, wie sie sich in die anderen Handlungsstränge einfügen wird. Sie scheint übergeordnet zu den anderen und zeigt, von welchem Schlag das Reich Sapion ist, welches im Namen der Blutgöttin ihre Kriege führt. Anschließend folgen wir vier Charakteren, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben.

Alia war Bewohnerin Südfaruas, jetzt ein besetztes Reich. Sie wurde versklavt und hat ihren Dienst in einem Wasserbergwerk zu verrichten. Ihre Eltern verlor sie beim einem Unfall in jenem Bergwerk. Sie ist nun der Willkür der sapionischen Wächter ausgeliefert, wobei ein Trick ihrer Mutter ihr immer noch Schutz bietet. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und setzt sich für die Schwachen ein – wenn sie dabei auch sehr vorsichtig ist, riskiert sie doch mit jeder Handlung ihr Leben. Durch sie lernen wir das harte und grausame Leben in einer Sklavenkolonie kennen, erleben mit, wie Menschen in der prallen Hitze an den Pranger gestellt werden, einfach nur, weil sie zu schwach sind, weiterarbeiten zu können. Die Schilderungen sind teilweise richtig schlimm und nichts für Zartbesaitete. Alia plant natürlich die Flucht, doch sie hütet ein Geheimnis, das ihr alles bedeutet und sie noch zurückhält.

Dorgen ist Hauptmann im sapionischen Heer. Sein Handlungsstrang spielt nur anfangs im Soldatenlager, aber sein weiteres Schicksal würde hier zu viel verraten. Er hat sich seine Freundlichkeit gegenüber den Menschen bewahrt, sein Mitleid gegenüber den Schwächeren. Er versteckt es gut, denn diese Eigenschaften sind nichts, was man im Heer gerne sieht. Dorgen blieb für mich jedoch am unnahbarsten, ich als Leser hatte das Gefühl, ihn nie wirklich kennenzulernen.

Feyla ist als Sippenschweister Teil eines Systems, das so verabscheuungswürdig wie faszinierend ist. Alle drei Jahre kämpfen im Rahmen einer sogenannten ‚Auslese‘ sapionische Männer in einem bestimmten Alter gegeneinander. Die drei Gewinner der einzelnen Kasten dürfen dann eine Sippe heiraten, die aus 5 bis 7 (Halb-)Schwestern besteht, die das 12. Blutjahr erreicht haben. Wird die Sippenschwester innerhalb des ersten Ehejahrs nicht schwanger, hat der Ehemann sie in der Wüste auszusetzen. Die Mädchen sind also nichts als Brutkästen und haben als Frauen sowieso keinerlei Rechte. Feyla ist die Lieblingstochter ihres Vaters, als oberster Berater des Herrschers Rabanus Sapion zweitmächtigster Mann des Reiches, doch nicht in der Weise, in der man sich das vielleicht vorstellen mag.. Ihre Schwestern und Tanten mögen sie nicht und sie muss deshalb viel Häme, Spott und Verleumdungen ertragen. Sie erträgt sie stoisch und findet in einem Sklavenmädchen ihre einzige Freundin.

Schließlich folgen wir noch Tailin, der zu Beginn mit Dorgen Teil des Heeres ist. Doch als er zufällig von den Kriegsplänen seiner Heeresführung mitbekommt, desertiert er und möchte diejenigen warnen, die unter den Plänen am meisten zu leiden haben. Tailin entpuppt sich als der interessanteste Charakter seine Herkunft betreffend, auch wenn er zu Beginn noch unscheinbar wirkt. Durch ihn lernen wir die unbekannten Gegenden Ruanns kennen und man kann nachvollziehen, warum Sapion diese Länder unbedingt erobern möchte.

Man merkt, dass die Protagonisten sehr unterschiedlich sind, sowohl vom Charakter her, als auch von der Gesellschaftsschicht. Sie durchleben jedoch alle große Entwicklungen und befreien sich nach und nach aus den Fesseln, die sie festhalten. Jeder der vier Protagonisten kennt nur seinen kleinen Teil des Reiches und wir als Leser lernen somit zusammen mit den Charakteren die Welt immer besser kennen. Das gefiel mir sehr gut, so hat man genug Zeit, alles aufzunehmen und zusammenzusetzen. Ich freue mich, wenn ich bald wieder in diese Welt eintauchen kann. 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2020

Was zur Hölle ist denn das für eine humorvolle und unterhaltsame Geschichte? Ich will mehr!

Devilish Beauty 1: Das Flüstern der Hölle
1

Wäre ‚Devilish Beauty‘ ein Film, würde Muse‘ ‚Apocalypse please‘ auf dem Soundtrack keine Rolle spielen. Denn Mimi und ihre unheilige Allianz versuchen genau das zu vermeiden: Das Ende der Welt, so wie ...

Wäre ‚Devilish Beauty‘ ein Film, würde Muse‘ ‚Apocalypse please‘ auf dem Soundtrack keine Rolle spielen. Denn Mimi und ihre unheilige Allianz versuchen genau das zu vermeiden: Das Ende der Welt, so wie wir sie kennen. Und auch wenn das nicht nur ernst klingt, sondern auch ernst und vor allem todbringend ist, war der erste Teil der Trilogie einfach nur locker-leicht, witzig und unterhaltsam. Ich will definitiv mehr!

Justine Pusts Debüt überzeugt mich in jeder Hinsicht. Zu Beginn wusste ich noch nicht so recht, was mich erwarten wird. Der Klappentext verrät einiges und doch ziemlich wenig. Denn es ist daraus nicht erkennbar, was für eine tolle Geschichte im Buch steckt und wie diese an den Leser gebracht wird. Witzig, unterhaltsam und um keinen Spruch oder 80er-Jahre-Song verlegen, bringt uns Justine Pust die Hölle nah. Und den Himmel. Denn, upsi, der Waffenstillstand wurde aus Versehen gebrochen. Dass Protagonistin Mimi das nicht mit Absicht gemacht hat, wird schon auf den ersten Seiten klar. Sie ist eine Dämonin, die für ihren Chef Baal Seelen einfängt. Eigentlich hasst sie ihren Job, doch zurück in die Hölle zu gehen ist keine Option. So trickst sie rum, erfindet Ausreden und dass sie mit ihrem Chef schläft ist in dieser Hinsicht auch ziemlich hilfreich, drückt er doch hier und da mal eins seiner gelben Augen zu.

Ach Mimi, ich mag sie so sehr. Sie steht voll im Leben (ok, die Wortwahl ist vielleicht nicht soo zutreffend), jobbt in einer Bar (hier hatte ich immer ‚True Blood‘-Assoziationen) und auch wenn sie ihrer dämonischen Libido fast nichts entgegenzusetzen hat und gefühlt dauernd an ihren Boss und Sex mit ihm denkt, finde ich sie sehr geradlinig und gar nicht so typisch dämonenlike. Nie um einen schlagfertigen Spruch verlegen, kippt sie gerne mal Tequila und bedauert, dass sie erstens nichts mehr von ihrer Vergangenheit weiß (warum, erfahren wir) und zweitens ihren Job nicht so mag. Ihren Körper hingegen findet sie richtig toll und hegt und pflegt ihn mit Essen. Da könnten sich andere höllischen oder himmlischen Gestalten mal eine Scheibe abschneiden.

Die anderen Personen sind eigentlich wohl eher Nebencharaktere, nehmen aber für diese Definition zu viel Raum ein. Bei fast allen habe ich meine Sympathien im Laufe der Handlung umverteilt, denn vor allem Dämonenjäger, Hexe, Engel und Prinz der Hölle machen es nicht immer leicht, sie durchwegs zu mögen. Trotzdem sind auch sie nie um einen witzigen Spruch verlegen – oder einen Songtitel an der richtigen Stelle! À propos Songtitel: Hinten im Buch ist eine Playlist abgedruckt, leider sind mir auf den ersten Blick schon drei Rechtschreibfehler aufgefallen. Das finde ich sehr schade und müsste nicht sein.. Aber zurück zur Geschichte selbst.

Der Plot ist sehr spannend und mitunter habe ich das Gefühl, es passiert alles gleichzeitig. Manchmal hätte ich gerne bestimmte Sachen genauer erklärt bekommen. Denn auf einmal ist von etwas die Rede, wo ich dachte, ich hätte es überlesen. Doch das hatte ich nicht, ich habe nur nicht verstanden, was diese oder jene Handlung ausgelöst hat.
Es werden viele biblische Zitate in die Handlung gewebt, es treten einige Gestalten auf, die man ebenfalls aus der Bibel kennt. So dachte ich zwar, Baal, Luzifer und der Antichrist wären mehr oder weniger die gleiche Person, aber weit gefehlt und Google hilft mal wieder. Man merkt, ich bin nicht sehr bibelfest und fand diese Aspekte deswegen so interessant. Ich kenne ein paar Geschichten, ein paar Personen und habe die Art, wie Justine Pust diese in ihre Story eingebaut hat, sehr genossen. Nicht alles so bierernst nehmend, sehr feministisch und ziemlich sexy.

Ich habe mir gleich noch die beiden Folgebände geholt, denn diese Trilogie möchte ich auf alle Fälle bald weiterlesen. 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Ein besondere historischer Liebesroman mit Zeitreiseelement

Mit dir für alle Zeit
1

Eine magische Liebesgeschichte. Treffender als es im Klappentext formuliert ist, kann man dieses Buch gar nicht beschreiben. Es ist ein historischer Roman, der einen nicht nur mit seinen tollen Beschreibungen ...

Eine magische Liebesgeschichte. Treffender als es im Klappentext formuliert ist, kann man dieses Buch gar nicht beschreiben. Es ist ein historischer Roman, der einen nicht nur mit seinen tollen Beschreibungen New Yorks in den Bann zieht, sondern auch mit seinen Zeitreiseelementen. Einzig die große Liebe, die Joe und Nora füreinander empfinden, kam bei mir nicht so an und blieb für mein Empfinden hinter den Möglichkeiten zurück.
Lisa Grunwald entführt den Leser mit Worten in das New York der 1930er bis 1940er. Weltausstellung, Kriegseintritt, der Alltag am Grand Central Terminal und der dazugehörenden Terminal City, das Leben einer amerikanischen Einwandererfamilie. Ich habe New York bei meinem ersten und einzigen Besuch sofort ins Herz geschlossen, denn es in jeder Hinsicht einfach überwältigend. Es dann so detailliert beschrieben zu bekommen hat mir unglaublich gut gefallen. Da habe ich nach dem Commodore Hotel gegoogelt, das jetzt das Grand Hyatt New York ist. Ich habe ungläubig den Kopf geschüttelt, als ich realisiert habe, dass High Diving Horses tatsächlich aus großer Höhe in ein Wasserbecken gesprungen sind. Und ich weiß jetzt, dass Marshmallows schon älter sind, als ich dachte. Denn das mache ich gerne beim Lesen historischer Romane: überzeugt sein, dass das doch nicht authentisch ist, denn das oder jenes gibt’s doch noch nicht so lange. Um dann eines besseren belehrt zu werden.
Grunwald beschreibt aber nicht nur New York sehr einnehmend. Sie hat auch eine schöne Art, Dinge zu sehen. Das Buch ist eigentlich eine einzige Leichtigkeit, sieht man von der Tragik des Verschwindens Noras mal ab. Ich habe mich richtig in das Leben dort hineinversetzt gefühlt, und das tolle Setting wurde dann noch mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte bestückt. Joe, Stellwerker am Grand Central Terminal, verkuckt sich auf den ersten Blick in Nora. Die aber auf einmal verblasst und weg ist – um genau ein Jahr später wieder aufzutauchen. Es dauert ein bißchen, bis Joe herausfindet, warum das so ist. Die Erklärung finde ich toll, auch wenn man nicht erfährt, wie genau es funktioniert. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn auch ohne physikalische Erklärung macht dieses Zeitreiselement das Buch bemerkenswert. Denn die Fragen und Herausforderungen, die damit einhergehen, sind keine Fragen, die man sich in einem „normalen“ Liebesroman stellt: Warum verschwindet Nora? Warum taucht sie überhaupt auf? Ist sie ein Geist? Ist Joes und Noras Liebe zum Scheitern verurteilt?

Leider ist die Beziehung zwischen Joe und Nora dann eher langweilig. Noras Leben ist durch die gegebenen Umstände auf einen bestimmten Bereich beschränkt. Und auch wenn dieser nicht besonders groß ist, hätte ich mir mehr erhofft als der dauernde Aufenthalt der beiden in irgendeinem Hotelzimmer. Ich denke, da wäre noch mehr möglich gewesen, einfach, um die Beziehung abwechslungsreicher und spannender zu gestalten. Gerade Terminal City mit seinen Hotels, Bars, Restaurants und weiteren Optionen der Zerstreuung hätten da bestimmt mehr hergegeben.
Als Joe dann vor die Wahl gestellt wird, sich entweder um Nora oder seine Familie zu kümmern wird die Problematik nicht angegangen, sondern sprichwörtlich in Nichts aufgelöst. Ebenso wird der Altersunterschied zwischen den beiden zwar ab und an angesprochen, aber nie ernsthaft thematisiert, geschweige denn nach Lösungen für eine gemeinsame Zukunft gesucht.

Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen und fand es sehr verzaubernd. Auch wenn die Liebesgeschichte eher oberflächlich bleibt, macht das Zeitreiseelement sie doch lesenswert. 3,5 Sterne.
Achja, Manhattanhenge spielt übrigens eine wichtige Rolle in der Geschichte. Ein Phänomen, das tatsächlich existiert. Ich habe nachgeschaut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2020

Für mich minimal hinter den Vorgängerbänden bleibend, bereitet der dritte Band alles für's Finale vor. Ich will nicht, dass die Reihe endet.

Gejagt von Schicksal und Verrat (Sturmwanderer 3)
1

Da rückt es immer näher, das Ende der Sturmwanderer-Reihe. Nachdem ich nun den dritten Teil ‚Gejagt von Schicksal und Verrat‘ beendet habe, blicke ich ein bißchen wehmütig auf den Erscheinigungstermin ...

Da rückt es immer näher, das Ende der Sturmwanderer-Reihe. Nachdem ich nun den dritten Teil ‚Gejagt von Schicksal und Verrat‘ beendet habe, blicke ich ein bißchen wehmütig auf den Erscheinigungstermin des letzten Teils. Denn auch wenn dieser dritte Teil für mich von der Handlung her ein ganz kleines bißchen hinter den beiden Vorgängerbänden zurückgeblieben ist, werde ich diese Reihe nur schwer beenden können. So sehr habe ich sie ins Herz geschlossen. Da es sich um den dritten Teil einer Reihe handelt, sind in dieser Rezension Spoiler nicht zu vermeiden.
Großen Anteil an meiner Begeisterung für diese Reihe hat July Winters Schreibstil. Er ist einfach nur unglaublich, in jeder Hinsicht. Detailliert, gefühlvoll, bildhaft und derart einnehmend, dass man nur so über die Seiten fliegt. Die Sprache ist dem mittelalterlichen Setting angepasst. Neben den Wörtern, die man heute wohl nicht mehr zwingend so verwendet ist auch der Satzbau eher gehoben und macht es noch leichter sich in die Geschichte zu finden. Diese ist zwar wieder sehr spannend, reicht aber für mich vom Gefühl her nicht an die beiden Vorgänger heran. Vielleicht habe ich die knisternde Stimmung zwischen Dereck und Danielle vermisst, obwohl sie sich wieder witzige und zweideutige Wortduelle liefern. Oder ich sehnte mich unbewusst nach dem ländlichen und friedlichen Setting in Montelans. Ich kann es nicht festmachen woran es liegen mag, aber die beiden Vorgänger haben ein kleines bißchen mehr ins Herz getroffen. Nichtsdestotrotz mag ich auch diesen Teil sehr, selbst wenn sich die Schauplätze. Die Handlung schreitet mit großen Schritten voran und bereitet alles für’s große Finale.
Die Geschichte setzt direkt nach dem zweiten Band ein. Dereck ist weg und die Bewohner von Montelans erwarten den Boten des Königs. Schnell wird klar, dass das mitnichten ein Höflichkeitsbesuch ist. Auf brutale Schilderungen verzichtet die Autorin Gott sei Dank, aber die Fantasie übernimmt natürlich den Rest. Ich möchte nicht zu viel zur Weiterentwicklung der Handlung verraten, doch wir gehen auf Reisen. Das mag ich in Fantasyromanen ja besonders gerne, denn man lernt Land und Leute besser kennen. Ja, das widerspricht sich mit dem, dass ich Montelans vermisse. Aber man kann ja das eine mögen und das andere trotzdem vermissen oder?
Die Reise ist alles andere als sicher, denn überall lauert die Gefahr, von den Sturmkrähen König Davians gefunden zu werden, die es sowohl auf Dereck als auch auf Danielle abgesehen haben. Während des Fortgangs der Handlung lernen wir viele neue Leute kennen, manche sympathisch, manche weniger. Aber dadurch nur umso interessanter! Was treibt sie an? Was wollen sie? Auf welcher Seite stehen sie?
Vor allem die Entwicklung Danielles und Derecks im Laufe der drei Bände mitzuverfolgen war schön. Aus der vorsichtigen Wirtstochter ist eine junge Frau geworden, die sich nicht scheut, ihre Meinung zu vertreten, aber die in ihrem Herzen doch sehr unsicher geblieben ist und sich leicht von Worten anderer beeinflussen lässt – auch wenn sie das nicht möchte, doch wer hat schon Kontrolle über seine Gefühle? Ich mag sie einfach so gerne, sie ist natürlich und bleibt sich treu.
In diesem Band lernen wir mehr aus Derecks Vergangenheit als Soldatenprinz. Der Unterschied zu dem Menschen der er heute ist, wird dadurch noch deutlicher. Er wird als sehr arrogant beschrieben, selbstverliebt und gnadenlos, man merkt, wie umfassend ihn Danielle und ihre Familie verändert haben. Ich würde tatsächlich sehr gerne mehr über den kriegerischen Prinzen, der er war, erfahren. Denn dann kann ich mich umso mehr daran erfreuen, zu was für einem tollen Menschen er sich entwickelt hat. Er würde sein Leben für Danielle geben, das wird im Laufe der Geschichte sehr deutlich. Er empfindet nun auch Mitleid für andere und hinterfragt nicht nur einmal den Sinn des Ganzen. Denn er will unbedingt Rache nehmen für den Tod seines Bruders. Und dann? Auch ihn mag ich sehr, aber nur in der Version, die er jetzt ist: auf andere Rücksicht nehmend, sie beschützend, für sie kämpfend.

Alle offenen Fragen werden in diesem vorletzten Teil nicht beantwortet, aber der Weg zu einem spannenden vierten und letzten Teil ist auf alle Fälle gut vorbereitet worden. Und so freu ich mich einerseits auf ‚Gekrönt von Blut und Göttern‘, andererseits bin ich traurig, dass diese tolle Reihe dann zu Ende gehen wird. 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere