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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2021

Emotionaler Thriller

Die falsche Zeugin
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Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten ...

Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten Mutter verbracht haben. Sie entwickeln sich sehr gegensätzlich, obwohl beide Gewalt und Missbrauch ausgesetzt waren, wie die eingeschobenen Rückblenden erzählen.
Nun ist Leigh, wie sie sich nun nennt, eine sehr erfolgreiche Anwältin geworden. Privat läuft es nicht so gut. Die schwere Kindheit hat sie in Selbsthass und Beziehungsunfähigkeit getrieben. Die Ehe mit einem wunderbaren Mann konnte deswegen nicht funktionieren.
Die kleine Schwester Callie hat den Weg der Selbstzerstörung mittels Alkohol und Drogen gewählt. Auch wenn Leigh bei ihren Rettungsversuchen beinahe selbst daran zerbricht: Die Liebe und die gegenseitige Verantwortung bleiben davon unberührt.
Das ist die Situation, in der man Anteil am Geschehen nimmt. Leigh soll eine Verteidigung übernehmen, die ihre gesamte Karriere enorm pushen könnte.
Doch ihr Mandant ist wie ein bösartiger Geist aus der Vergangenheit. Jemand, der sie quälen und ihre Familie vernichten will.
Psychologisch ist die Handlung wunderbar gestrickt. Man bekommt tiefe Einblicke in die gegensätzlichen Abhängigkeiten, aber auch in die dunkelsten Abgründe einer psychotischen Seele. 
Man leidet mit den Schwestern, die sich aus den Verstrickungen zu befreien suchen, und man erschrickt vor den Taten, die ein Mensch für seine Liebsten zu begehen bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird.
Sprachlich kann Karin Slaughter auch wieder trumpfen. Die Spannung bleibt erhalten, auch wenn sie auf billige Cliffhanger verzichtet. Sie erzählt abwechselnd aus dem Blickwinkel der Schwestern. So erschließt sich erst häppchenweise der grausame Plan des Mandanten. Auch in den ruhigen Szenen bleibt auch für den Leser das unterschwellig lauernde Grauen bestehen.
Ein dickes Buch, viel Inhalt, viel Nervenkitzel. Das bedeutet von mir uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur für Slaughter-Fans.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Mehr als ein Krimi

Der Tod und das dunkle Meer
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Im 17. Jahrhundert segelt eine kleine Flotte der Ostindien-Kompanie von Indonesien nach Amsterdam. Eins der Schiffe hat eine rätselhafte, sehr kostbare Fracht, von der keiner weiß, um was es sich handelt. ...

Im 17. Jahrhundert segelt eine kleine Flotte der Ostindien-Kompanie von Indonesien nach Amsterdam. Eins der Schiffe hat eine rätselhafte, sehr kostbare Fracht, von der keiner weiß, um was es sich handelt. Die Besatzung besteht aus gesetzlosen Matrosen, kampferprobten Musketieren und vielen Passagieren. Es ist eine explosive Mischung; Gewalt ist an der Tagesordnung.
Die Handlung kreist in erster Linie um den Generalgouverneur und seinen Anhang. Er ist ein brutaler Mann, den seine Vergangenheit auf dem Schiff einzuholen scheint. Vom ersten Tag an geschehen unerklärliche Dinge an Bord. Es sieht aus, als würde der Teufel höchstpersönlich mitsegeln, um alle ins Verderben zu reißen.
Erwartet habe ich bei diesem Buch einen Kriminalroman, wenn auch einen historischen. Doch so einfach lässt es sich nicht in ein Genre packen. Genauso gut mag man es in die Sparte Abenteuerroman einordnen. Zwischendurch glaubt man, sich in einem Fantasy-/Gruselthriller zu befinden. Kurz gesagt, die Handlung ist sehr vielschichtig. Zwar ist die große Personenanzahl etwas unübersichtlich, doch sie wird gebraucht, um diese dichte, geheimnisvolle Atmosphäre entstehen zu lassen. Immer wieder gibt es neue Wendungen, immer wieder dreht sich alles um 180°, sodass man als Leser mit dem Mitraten einfach nicht hinterherkommt. Wie gesagt, vieles ist so unglaublich, dass man selbst an einen Dämon an Bord zu glauben anfängt.
Die Protagonisten werden gut beschrieben, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Man erhält zudem Einblicke in ihre Vergangenheit, was auch nötig ist, um sie in einen Kontext zu setzen und die Auflösung zu verstehen.
Weil das Geschehen auf diesem Schiff von Anfang an so unglaublich und rätselhaft ist, bleibt die Spannung gleichbleibend hoch, obwohl es ein ziemlich umfangreicher Roman ist.
Ich jedenfalls bin begeistert und kann eine hundertprozentige Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Agentenjagd im Nordeis

Gejagt im Eis
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Autor Odd Harald Hauge kennt sich aus, denn er hat selbst schon etliche Expeditionen unter anderen in Grönland geleitet. Schnee und Eis sind sozusagen sein Metier. 
Sein Hauptcharakter, Martin Moltzau, ...

Autor Odd Harald Hauge kennt sich aus, denn er hat selbst schon etliche Expeditionen unter anderen in Grönland geleitet. Schnee und Eis sind sozusagen sein Metier. 
Sein Hauptcharakter, Martin Moltzau, scheint ihm ähnlich zu sein. Martin arbeitet auf Spitzbergen als Touristenguide. Seine neueste Truppe ist eine reiche amerikanische Familie, die ihm eigentlich nur Scherereien verursacht. Direkt zu Anfang der Tour verletzen sie sein Bein schwer. Martin macht trotz höllischer Schmerzen weiter, doch die Reise scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Es dauert nicht lange und die Gruppe wird von russischen Elitesoldaten verfolgt.
Die Story ist wirklich richtig spannend. Man fiebert mit Martin mit. Er kommt viel später als der Leser darauf, dass an seinen Kunden etwas faul ist. Geradezu atemberaubend meistert er die gefährlichsten Situationen. Doch neben den Actionszenen kommen auch die Naturbeschreibungen nicht zu kurz. Wer einmal in der Gegend war, weiß, wie gut Hauge die Stimmung einfängt. 
Mein einziger Kritikpunkt ist die etwas unwirkliche Charakterisierung: Martin ist so etwas wie ein Superheld, der Schmerzen und unmenschliche Temperaturen überwindet, und die Agenten dagegen sind etwas unbedarft.
Egal!
Ich fand das Hörbuch klasse. Erst recht durch den tollen Sprecher Sebastian Dunkelberg, der auch noch die kompliziertesten russischen und norwegischen Namen fließend aussprechen kann.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Tolles Cover, tolles Buch

City of Burning Wings. Die Aschekriegerin
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Eigentlich sollte May die Nachfolgerin von König Oras werden, doch im Sterben gibt er die Macht an Luan weiter, einem Unbekannten mit zweifelhafter Vergangenheit. Dieser Luan ist gerissen, lässt sich die ...

Eigentlich sollte May die Nachfolgerin von König Oras werden, doch im Sterben gibt er die Macht an Luan weiter, einem Unbekannten mit zweifelhafter Vergangenheit. Dieser Luan ist gerissen, lässt sich die neue Macht nicht abluchsen und lässt sich genauso wenig in die Karten gucken, denn er verfolgt ganz eigene Ziele. May muss nun mit ihrer Enttäuschung fertig werden. Der neue König muss unter ihrer Anleitung lernen, mit der Macht und den neuen Fähigkeiten umzugehen. Die Zeit drängt, denn der schwebenden Stadt Elydor (wunderschön sichtbar auf dem Cover) droht der Untergang. May und Luan müssen Abenteuer bestehen, Rätsel lösen und einander trotz anfänglicher Skepsis Vertrauen lernen. 
Endlich mal wieder eine Fantasie-Welt, die den Namen verdient. Anschaulich werden ihre Besonderheiten geschildert. Man kann sich alles sehr gut vorstellen. Leider kommt dabei die Charakterisierung der Hauptpersonen etwas zu kurz, was aber durch die spannende Handlung wieder wettgemacht wird. Stückchenweise wird das Rätsel um Elydor gelüftet. Unglaublich, was Luan und May aufdecken.
Ja, dieses Hörbuch konnte mich mitreißen. Das liegt aber auch mit an der wunderbaren Sprecherin Yeşim Meisheit. Sie liest hervorragend mit einer sehr, sehr angenehmen Stimme.
Mir hat das Buch gefallen und ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.


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Veröffentlicht am 13.11.2021

Südtirol in den 60er Jahren

Commissario Tasso auf dünnem Eis
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Commissario Aurelio Tasso ist gar nicht glücklich mit der Praktikantin, die man ihm aufs Auge gedrückt hat. Zwar sucht er dringend einen Assistenten, aber er dachte dabei eher an einen ausgebildeten männlichen ...

Commissario Aurelio Tasso ist gar nicht glücklich mit der Praktikantin, die man ihm aufs Auge gedrückt hat. Zwar sucht er dringend einen Assistenten, aber er dachte dabei eher an einen ausgebildeten männlichen Polizisten. Eine angehende Studentin, zudem mit Verbindungen nach ganz oben, kann nur ein Störfaktor sein. Bei seinen Ermittlungen bei einem rätselhaften Mord in einem Luxushotel erweist sich diese Mara Oberhöller aber als ein Glückstreffer, nicht nur durch ihr fabelhaftes Allgemeinwissen, sondern auch durch blitzgescheite Gedankengänge. Zusammen ergeben sie ein gutes Team. Mal schauen, ob es in Zukunft eine Fortsetzung mit den beiden geben wird.
Südtirolkrimis haben ihr eigenes Flair von schöner Landschaft, deftigem Essen, guten Wein und knurrigen Bauern. Die Bauern kommen hier in diesem Buch nicht zum Zuge, die anderen Komponenten schon. 
Mich hat vor allem die historische Sichtweise interessiert, denn die Handlung spielt im Jahr 1962. Leider merkt man davon nur sehr wenig, höchstens, dass die Abneigung der deutschsprachigen Tiroler gegenüber den Italienern aus dem Süden noch deutlich ausgeprägter ist als heutzutage.
Mit Tasso und Oberhöller treten zwei sehr unterschiedliche Charaktere auf den Plan. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich sehr spannend und dynamisch. Sie bietet durchaus Potenzial für eine ganze Serie von Tasso-Krimis. Wie ein roter Faden zieht sich dabei Tassos Abneigung gegen das Tiroler Klima, die Berge und die einheimische Küche durch. Er vermisst seine römische Heimat sehr.
Der Plot selbst ist clever konstruiert, auch wenn man als Leser damit nicht überfordert wird. Bestechend schön ist natürlich der landschaftliche Hintergrund.
Für mich ist dieser Krimi eine runde Sache, die ich gerne weiter empfehle.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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