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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2023

Ungeschönt

Ich, Sperling
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Historische Romane befassen sich zumeist gerne mit Geschichten aus Adelshäusern, oder mit Szenen aus dem Soldatenleben. James Hynes dagegen schickt seine Leser in die Niederungen der römischen Unterschicht. ...

Historische Romane befassen sich zumeist gerne mit Geschichten aus Adelshäusern, oder mit Szenen aus dem Soldatenleben. James Hynes dagegen schickt seine Leser in die Niederungen der römischen Unterschicht. Ein sehr alter Mann, er nennt sich selbst Pusus oder Sperling, erzählt hier von seiner frühesten Jugend, die er in einem Bordell verbracht hat. Der Besitzer kaufte ihn als Säugling. Pusus wird nichts geschenkt, er muss schon als Kleinkind für seinen Unterhalt hart arbeiten. Der Bordellbesitzer ist zu ihm ebenso gnadenlos wie zu den sogenannten Wölfinnen. Als die Zeit gekommen ist, muss Pusus genau wie die Frauen seinen Körper verkaufen.
Es ist beeindruckend, wie gut der Autor die damaligen Gegebenheiten recherchiert hat. Dieser Roman ist weit davon entfernt, das Römische Reich in seinem Glanz und seiner Schönheit zu glorifizieren. Er zeigt dem Leser vielmehr die untere, die übel riechende Seite, in der rohe Gewalt und erbarmungsloser Überlebenskampf herrscht. Und immer wieder zeigen kleine Gesten, dass es untereinander auch Solidarität und Liebe geben kann. Vielleicht liegt es auch an solchen Zeichen, dass Pusus seine Rückblende ohne Hass und Verbitterung erzählen kann.
Die Lebensgeschichte von Sperling ist berührend, ohne sentimental zu werden. Sie wird lebendig, wenn auch schonungslos berichtet.
Kein Buch, das man so schnell vergisst.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Dreamteam

Schwarzvogel
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Fredrika ist eine junge, höchst talentierte Ermittlerin, die aber ihre Polizeikarriere in Stockholm durch übergroßen Ehrgeiz vermasselt hat. Um Abstand von den traumatischen Erlebnissen zu gewinnen, hat ...

Fredrika ist eine junge, höchst talentierte Ermittlerin, die aber ihre Polizeikarriere in Stockholm durch übergroßen Ehrgeiz vermasselt hat. Um Abstand von den traumatischen Erlebnissen zu gewinnen, hat sie sich in ihre alte Heimat zurückversetzen lassen. Schon am ersten Tag wird ihr ein spannender Fall zugeteilt: Eine Frau ist auf dem zugefrorenen See eingebrochen. Laut Zeugenaussagen wurde sie auf das Eis gejagt. Ist es also ein Tötungsdelikt? Dieser Frage geht Fredrika nun nach, allerdings hat sie sich ihren Neustart nicht so kompliziert vorgestellt. Je weiter sie in die Materie einsteigt, umso mehr werden Verwicklungen und Geheimnisse aus ihrer eigenen Familie offenbar. Bald hat sie ihre gesamte Verwandtschaft gegen sich. Doch Fredrika lässt sich nicht beeinflussen. Stur geht sie ihren Weg.
Als Kollege ist ihr Henry zugeteilt. Er stammt aus besten Verhältnissen, ist sehr belesen, sehr korrekt und sehr anspruchsvoll, besonders wenns ums Essen geht. Doch die beiden passen perfekt zusammen. Jeder arbeitet gern dem anderen zu. Und so kommen sie nach und nach hinter alle Geheimnisse.
Endlich wieder ein perfekter Skandinavien-Krimi für mich. Das Ermittlerduo ist absolut authentisch. Fredrika ist stur und ungeduldig. Damit treibt sie die Ermittlungen immer ein gutes Stück voran, denn ihr Vorgesetzter ist mehr der phlegmatische Typus. Tja, und Henry mit seiner Kultiviertheit passt so gar nicht in die Kollegenrunde. Er hat seine liebenswerte Schrullen, aber vor allem ist er ein Teamplayer.
Die Krimihandlung ist für sich allein genommen schon sehr spannend, aber die komplizierte familiäre Situation von Fredrika gibt dem Buch seine besondere Prägung. Ein Glück, dass es der Auftakt zu einer Reihe um Fredrika ist, denn von mir kommt eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Fantasy und Cosy Crime

Alchemistin wider Willen
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Wenn man wie Zoe als eine über dreihundert Jahre alte Frau im Körper einer Neunundzwanzigjährigen steckt, weil man unsterblich ist, dann ist man zur Rastlosigkeit verdammt: Weiterziehen, bevor das Nichtälterwerden ...

Wenn man wie Zoe als eine über dreihundert Jahre alte Frau im Körper einer Neunundzwanzigjährigen steckt, weil man unsterblich ist, dann ist man zur Rastlosigkeit verdammt: Weiterziehen, bevor das Nichtälterwerden auffällt.
Lange Jahre lebte sie in einem Truck, verdiente sich als Heilkundlerin und Antiquitätenhändlerin ihren Unterhalt. Das unstete Leben soll vorerst ein Ende finden, denn Zoe hat in Portland ein sehr altes Haus gekauft, in dem es angeblich spukt. Der Start ins neue Leben ist holprig, als direkt vor ihrer Haustür jemand ermordet wird und der Täter auch die kostbarsten der alten Alchimiebücher mitgehen lässt. Leider braucht Zoe diese, um ihren neuen Hausfreund, den liebenswerten Gargoyle Dorian, vor dem Schicksal der dauerhaften Versteinerung zu bewahren.
Locker und leicht fließt Gigi Pandian diese humorvolle Kriminalgeschichte mit Fantasy-Elementen aus der Feder. Zoe und ihre neuen Freunde sind direkt sympathisch. Vor allem den aufmüpfigen und aufbrausenden Teeniecharakter von Brixton hat die Autorin gut getroffen. Ganz nebenbei erfährt man einige Fakten über Historie und Grundlagen der Alchimie, aber es wird einem auch der Mund auf veganes Essen wässrig gemacht. Es gibt Rezepte im Anhang, aber auch einen Link zur HP, wo man noch weitere finden kann.
Dieses Buch ist sehr unterhaltsam. Man liest es fast in einem Rutsch. Langweilige Stellen findet man hier nicht, deswegen gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Verbrechen in der Kunstszene

Die Fälschung
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Gabriel Allon, ehemaliger Mossadchef, setzt sich nach einem bewegten Leben in Venedig mit seiner Familie zur Ruhe. Doch allzu viel Ruhe kann auch nervtötend sein. Zum Glück brauchen Freunde von ihm dringend ...

Gabriel Allon, ehemaliger Mossadchef, setzt sich nach einem bewegten Leben in Venedig mit seiner Familie zur Ruhe. Doch allzu viel Ruhe kann auch nervtötend sein. Zum Glück brauchen Freunde von ihm dringend Beratung und Hilfe, denn auf dem Kunstmarkt werden exquisite Fälschungen enttarnt, wobei die Fälscherbande selbst äußerst skrupellos vorgeht und nicht vor Mord zurückschreckt.
Als gelernter Restaurator und Maler fertigt Gabriel kurzerhand selbst ein paar exquisite Fälschungen an und mischt den Verbrecherring mit seinen eigenen Mitteln auf. Der Plan, die Schuldigen zu enttarnen, ist nicht nur sehr komplex, sondern für Gabriel und seine Helfer geradezu lebensgefährlich.
Man muss schon sehr konzentriert dem Hörbuch folgen, denn es agieren viele Personen und die Verbindungen untereinander sind kompliziert. Vielleicht ist es gerade deshalb so ein spannender Thriller geworden.
Der Sprecher begeistert durch seine Lebendigkeit. Durch ihn wird Hörbuch fast zum Kinoerlebnis.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Cold Case

Treue hat ihre Grenzen
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Bei diesem Südtirol Krimi, dem 10. Band einer Reihe um Fabio Fameo, haben sich die Schwerpunkte verschoben. Fameo ist mittlerweile zum Vicequestore aufgestiegen. Das bedeutet weniger Zeit für die Familie ...

Bei diesem Südtirol Krimi, dem 10. Band einer Reihe um Fabio Fameo, haben sich die Schwerpunkte verschoben. Fameo ist mittlerweile zum Vicequestore aufgestiegen. Das bedeutet weniger Zeit für die Familie und viel Stress in der Einarbeitungszeit. Leider liegt auch die von ihm so geliebte Ermittlungsarbeit jetzt rein in den Händen seiner früheren Kollegen. Die haben alle Hände voll zu tun, weil ein bekannter Weinerzeuger mitten in seinen Weinbergen brutal erschossen worden ist. Ob Erbstreitigkeiten oder Querelen innerhalb der Winzerschaft der Grund sind, das muss noch herausgefunden werden.
Wieder schafft es der Autor, seine Personen sehr lebendig zu schildern. Auch die Liebe zu der Landschaft rund um Bozen liest sich aus jeder Zeile heraus, denn die Straßen, Orte und Gebäude sind real. Eigentlich möchte man sofort dort Urlaub machen.
En passant erfährt man hier wichtige Fakten rund um den Wein und seine Erzeugung, aber alles sehr dezent. Man wird nicht mit Fakten erschlagen, sondern mit Wissen unterhalten.
Der Krimi an sich ist stimmig und spannend bis zum Schluss. Lange ahnt man nicht, wer der Schuft ist.
Auch wenn Fameos Vorgesetzte jetzt kurz vor der Pensionierung stehen, darf man hoffen, dass noch ein, auch für seine Leserschaft, spannendes Arbeitsleben vor sich hat.

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