Profilbild von fuddelknuddel

fuddelknuddel

Lesejury Star
offline

fuddelknuddel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fuddelknuddel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2020

Drachig gut

Ember Drachentochter
0

Mit Büchern über Drachen kann man mich tatsächlich sehr glücklich machen, habe ich in den letzten Monaten festgestellt. Ember Drachentochter macht da keine Ausnahme, auch wenn die Geschichte grundverschieden ...

Mit Büchern über Drachen kann man mich tatsächlich sehr glücklich machen, habe ich in den letzten Monaten festgestellt. Ember Drachentochter macht da keine Ausnahme, auch wenn die Geschichte grundverschieden von denen ist, die ich in letzter Zeit über die Fabelwesen gelesen habe.

Ember ist eine außergewöhnliche Protagonistin. Abgesehen davon, dass es schon ungewöhnlich genug ist, ein Drache zu sein, der den Körper eines Menschen bekommen hat, hat sie eine Menge Charakterzüge, die sie unglaublich sympathisch und einzigartig machen. Sie ist ein wenig unbeholfen im Umgang mit anderen, vor allem Gleichaltrigen, das lässt sie immer ein wenig steif wirken. Allerdings ist ihre entwaffnende Ehrlichkeit erfrischend, entschärft die ein oder andere Situation und ist zudem für den Leser stellenweise wirklich lustig. Ember redet nicht um den heißen Brei herum, die sagt die Dinge wie sie sind und das bewundere ich an ihr, selbst wenn sie aufgrund ihres inneren Drachenwesens gar nicht anders kann.
Ebenfalls beeindruckend ist ihr Kampfeswille, sie steht voller Überzeugung für das ein, woran sie glaubt, und tut alles dafür, ihre Vorhaben durchzusetzen, egal wie verboten oder gefährlich sie sind.

Die Welt in der Ember und ihre Begleiter sich aufhalten ist sozusagen eine vergangene der unseren, lediglich mit leichten Abweichungen und natürlich der Tatsache, dass es Drachen und Zauberei gibt. Diese leicht historische Atmosphäre passt wie die Faust aufs Auge zur Geschichte, ohne jedoch auf die jungen Leser abschreckend zu wirken. Ich will auch nicht sagen, dass das Setting verstaubt und altbacken ist. Es ist nur nicht annähernd so modern, wie wir es aus 2020 gewohnt sind, und das ist perfekt gewählt, wie ich finde.

Die Story baut sich langsam auf, man bekommt anfangs viel Hintergrundinfo zu Ember, die Geschichte, wie sie zu ihrem Vater gelangt ist, fungiert als Prolog und die Zauberei wird erklärt, bis es zum eigentlichen Schauplatz der Story geht. Ab dann wird die Spannung kontinuierlich genährt bis es am Ende zur großen Auseinandersetzung kommt. Ich mochte das Buch im letzten Drittel gar nicht mehr aus der Hand legen und war regelrecht gefesselt vom Schreibstil. Obwohl Ember nicht aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, konnte man sich gut in sie hineinversetzen.

Mein Fazit:
Ein rundum stimmiges Buch mit einer fantastischen Protagonistin. Ich habe stets mit Ember mitgefiebert und würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen, selbst wenn das Ende nicht zwangsläufig nach einer verlangt.
Fünf von fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2020

Wichtig und aufrüttelnd

Rules For Being A Girl
0

Rules for being a Girl ist ein Buch, was mich extrem aufgeregt hat. Nicht weil es schlecht war, sondern wegen des aufwühlenden Inhalts. Ich habe während des Lesens so oft tiefe Entrüstung und gnadenlose ...

Rules for being a Girl ist ein Buch, was mich extrem aufgeregt hat. Nicht weil es schlecht war, sondern wegen des aufwühlenden Inhalts. Ich habe während des Lesens so oft tiefe Entrüstung und gnadenlose Ungerechtigkeit empfunden wie in kaum einem anderen Buch, und das will für mich als doch recht emotionale Leserin schon was heißen.

Marin ist eine beeindruckende Protagonistin. Sie entwickelt sich über das Buch hinweg so enorm und das empfand ich für die vergleichsweise geringe Anzahl an Seiten schon beachtlich. Von der „normalen“ Schülerin, die sich mit den Alltagsproblemen eines Teenagers herumschlagen muss, wird sie zu einer Gerechtigkeitskämpferin im Duell gegen scheinbar übermächtige Gegner, von denen sie sich aber keineswegs unterkriegen lässt. Sie muss während des Verlaufs der Geschichte derart viele Niederlagen und Rückschläge einstecken, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie nicht aufgibt. Ich empfinde für sie, ihren Gerechtigkeitssinn und ihren Kampfgeist eine Menge Respekt.

Im Buch wird ein Thema angesprochen, bei denen sicher einige die Augen verdrehen, abfällige Kommentare zum Feminismus vom Stapel lassen und sich dann etwas anderem zuwenden. Doch ich für meinen Teil wurde berührt von dem, was Marin über sich ergehen lassen muss, von dem, was sie aufdeckt und kritisiert.
Ich selbst habe bisher in meinem Umfeld noch nie derartige Erfahrungen machen müssen oder beobachten können, doch was in Marins Schule passiert, ist unter aller Sau. Zunächst noch versteckt werden die Ungerechtigkeiten nach und nach immer deutlicher und haben mich teils bestürzt, teils einfach nur wütend zurückgelassen.

Man konnte Marins Zwiespalt regelrecht fühlen. „Ist das meine Schuld? Bin ich verantwortlich? Habe ich was falsch verstanden?“ Und zu allem wäre die richtige Antwort ein klares Nein gewesen. Dass die entscheidenden Instanzen jedoch Ja sagen, ist zugleich der Gipfel der Unverschämtheit sowie trauriger Alltag.
In diesem Buch wurde authentisch und knallhart über die Differenzen zwischen Regeln für Männer und Regeln für Frauen gesprochen, es wurde aufgezeigt, wie stark man als Frau teils noch benachteiligt wird, allerdings meines Empfinden nach ohne übertrieben viel Drama und zu hoch erhobenen, belehrenden Zeigefinger. Marins Bestrebungen, den Menschen die Augen zu öffnen, waren für mich nicht zu drastisch oder gar radikal feministisch, sondern auf einem angenehm normalen und doch angemessen aufrüttelnden Level.

Das Ende hatte ich ehrlich gesagt ganz anders erwartet, doch ich bin zufrieden mit dem, was ich bekommen habe. Es war kein übertrieben großes Happy End, aber zu viel ist auch nicht offen geblieben, das macht es realistisch und rundet die Geschichte damit perfekt ab.

Mein Fazit:
Ein beeindruckendes Buch, aus dem man noch was lernen kann. Ich habe emotional richtig mitgefiebert mit Marin, selbst wenn ich mich aufgrund (Gott sei Dank) mangelnder persönlicher Erfahrung mit dem Thema nicht immer zu 100% in ihre Lage hineinversetzen konnte.
Von mir bekommt „Rules for being a Girl“ volle 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 05.10.2020

#TeamBär

Wenn die Sehnsucht Tod verspricht
0

Mit „Wenn die Sehnsucht Tod verspricht“ nimmt eine großartige Reihe ein Ende, von der ich von Anfang an begeistert war, um deren Fortsetzung ich zwischendurch gebangt habe, über deren Fortführung ich mich ...

Mit „Wenn die Sehnsucht Tod verspricht“ nimmt eine großartige Reihe ein Ende, von der ich von Anfang an begeistert war, um deren Fortsetzung ich zwischendurch gebangt habe, über deren Fortführung ich mich gefreut habe wie ein Schnitzel und von der mich dann auch nicht mehr schocken konnte, dass aus geplanten drei Bänden plötzlich vier wurden. Mit Anna und ihrer Cecilia-Reihe hat man so ziemlich alles einmal durchgemacht, was ein Leser durchmachen kann, und das nicht nur was das reine Drumherum betrifft.

Denn auch inhaltlich bekommt man über alle Bände enorm viel geboten, wobei Band 4 für mich tatsächlich auch der stärkste war, dicht gefolgt von Band 3. Die Geschichte um Cecilia und die Prinzen Noran und Elias entwickelte sich von einer harmlos anmutenden Dreiecksbeziehung über jede Menge Familiengeheimnisse und anfänglich kleine königliche Dramen bis hin zu einem ausgewachsenen Kampf um Leben und Tod, um Recht und Unrecht, um Krieg und Frieden.

Was mit einer kleinen Liebelei begann wuchs schnell zu einem Konflikt gewaltigen Ausmaßes, der sich nicht nur über mehrere innergeschichtliche Kontinente hinweg erstreckte, sondern sich auch durch viele Leserherzen zog und uns in zwei Lager teilte: Team Noran und Team Elias. Ähnlich wie die Entscheidung zwischen Edward und Jacob erzeugten die Prinzen eine tiefe Kluft.. oder zumindest so ähnlich. Ich für meinen Teil hatte einen ganz persönlichen Schwarm, an den keiner der beiden Prinzburschen herangekommen ist und auch nie wird. NIEMALS.

Und nun ganz speziell zu Band vier. Ich für meinen Teil empfand es fast schon als ein Wunder, wie mühelos ich wieder in die Geschichte reingekommen bin. Anna hat einen perfekten Übergang geschaffen, aber dass Band 3 erst ein halbes Jahr zuvor erschienen ist, spielt bestimmt auch keine unwesentliche Rolle.
Für die Protagonistin Lia geht es in diesem Band um alles und das merkt man ihr auch an. Sie ist nicht mehr die etwas naive junge Frau aus Band eins, sie ist gerissener geworden, mutiger und um einiges härter. So einige werden von ihr noch überrascht sein, doch sie ist eines der besten Beispiele dafür, wozu Menschen fähig sind und wie sehr sie über sich selbst hinauswachsen können, wenn sie mit dem Rücken an der Wand stehen. Ich liebe ihre Charakterentwicklung so sehr und fand die Prinzessin, glaube ich, nie so sympathisch wie in diesem Teil.

Der Einzige, der eine noch beeindruckendere Wandlung durchgemacht hat als Lia, ist definitiv Noran alias der königliche Idiot alias der wirre Irre. Was Anna aus diesem ehemaligen verzogenen Prinzfrüchtchen gezaubert hat, ist unglaublich. Aus einem charmanten jungen Mann wurde über die Zeit eine derart unberechenbare, grausame und gefühlt fast schon schizophrene Gestalt, die in diesem Band ihren Höhepunkt erreicht, das zieht einem regelrecht die Schuhe aus.
Jedes Mal, wenn man meinte „So, jetzt kann es aber nicht noch dicker kommen!“, dann dachte Noran sich „Noch eine Portion Arschloch-Verhalten oder ein kleiner Ausbruch ungezügelter Aggressionen? Aber klar doch, habe ich auf Lager!“. Bei diesem Mann wusste man zu keiner Zeit, woran man bei ihm ist und was man als nächstes zu erwarten hat und das hat für eine ordentliche Ladung Spannung beim Lesen gesorgt. Und leider fand ich es auch echt gut, so ungern ich das zugebe.

Ich finde generell, dass dieses Buch so gar nichts mehr von der Unschuld hat, mit der man in die Reihe gestartet ist. Es ist brutal, es ist voller schockierender Wendungen, hat weitreichende Intrigen, an denen ich nun schon seit mehreren Bänden herumrätsel, es gibt Gewalt und es gibt vor allem Tod. Viel Tod, da gibt es nicht zu beschönigen. Und obwohl ich anfangs noch dachte, es könnte mir vielleicht zu düster werden, hat einfach alles gepasst. Alles war perfekt durchdacht, das Ende rund und stimmig und ich persönlich liebe es ja, wie sehr mich das Finale überrascht hat, sowohl mit dem, WAS passiert, als auch vor allem damit, WO es passiert.

Die finale Geschichte um Lia, Elias und Noran hat meine Gefühle stetig durch die Mangel gedreht. Ich glaube, ich habe so ziemlich alles gefühlt, was man während der Lektüre eines Buches fühlen kann. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, war hibbelig und aufgeregt während ich zugleich tausend Fragen hatte, ich habe geflucht und gewütet und mich geärgert und ich habe gelitten wie ein Hund und Tränen vergossen. Viel mehr als ich eigentlich zu vergießen geplant hatte.

Mein Fazit:
Ich finde es unglaublich schade, dass die Story um Cecilia jetzt zu Ende ist, bin aber auch sehr erleichtert darüber, denn noch einen Cliffhanger am Ende eines Bandes hätte ich vermutlich nicht verkraftet. Diese mutige, liebenswerte, starke junge Frau auf ihrer Reise begleiten zu dürfen, war mir eine Ehre! Ich kann die Reihe reinen Gewissens weiterempfehlen an jeden Fan von dystopisch-romantischen Jugendbüchern mit einer starken Tendenz zu den herzigsten Nebenfiguren, die die Welt je gesehen hat. (TEAM BÄR!)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2020

Selten habe ich mich so persönlich angesprochen gefühlt

Meine Augen sind hier oben
0

Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich noch nie so hohe Erwartungen an ein Buch hatte wie an dieses hier. Der Klappentext, das Cover, allein der Gedanke daran, dass ein für mich so wichtiges ...

Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich noch nie so hohe Erwartungen an ein Buch hatte wie an dieses hier. Der Klappentext, das Cover, allein der Gedanke daran, dass ein für mich so wichtiges und persönliches Thema in einem Jugendbuch angesprochen wird, hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert und enorm viele Hoffnungen geschürt. Als das Buch dann zum Lesen bereit lag, war ich zugleich unglaublich gespannt wie auch ängstlich, es könnte eben jenem Erwartungsdruck nicht standhalten und meine Vorstellungen nicht erfüllen.

Es kam jedoch gänzlich anders: Meine himmelhohen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, denn ich liebe wirklich jedes Quäntchen von Greers ernster, wichtiger aber dadurch nicht weniger emotionalen und lustigen Geschichte. Ich habe so viel gefühlt während des Lesens, ein breites Spektrum an Emotionen durchlebt und das Schlimmste und zugleich Beste daran ist, dass es mir teilweise so nah gegangen ist, als sei es meine eigene Geschichte gewesen.
Ich habe getrauert und gelitten, als sei ich diejenige, die von hämischen Kommentaren verfolgt und von der Familie nur verschämt angeschaut und nicht unterstützt wird. Ich habe mich gefreut und habe geschwärmt, als sei ich statt Greer in Jackson verliebt und als würde ich mit meiner besten Freundin über Gott und die Welt tratschen, während ich ein ganz bestimmtes Thema doch stets zu vermeiden versuche. Und ich habe Schmerzen gefühlt, körperliche Schmerzen, die Greer täglich plagen. Ich habe auch sie gefühlt, als seien sie meine eigenen.

Dieses Buch hat einfach alles, was ein gutes Buch braucht. Es hat eine Protagonistin, wie ich sie selten authentischer erlebt habe. Greer erzählt mit so viel Gefühl, mit Sarkasmus, einer Spur Selbstironie, aber auch ab und zu einer bitteren, schonungslosen Ehrlichkeit, wie ich sie beim Thema Brüste in einem Jugendbuch noch nie gesehen habe. Hier wird rein gar nichts beschönigt und dafür liebe ich die Autorin. Ich liebe es, wie sie es schafft, dass ich schon nach den ersten Kapiteln weinend vor ihrem Buch gesessen habe, einfach nur, weil ich so unendlich dankbar war, dass jemand die Wahrheit für all die jungen Mädchen da draußen ausspricht. Dass jemand ihnen das Gefühl gibt, alles sei so, wie es ist, in Ordnung. Es sei normal. Denn das ist es, auch wenn viele von uns, mich eingeschlossen, das verdrängen und irgendwann ganz vergessen.

Neben dieser wundervollen Protagonistin hat das Buch auch eine männliche Hauptfigur, die man nicht unterschätzen sollte. Jackson ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und ich möchte mich bei ihm dafür entschuldigen, dass ich ihn zunächst einfach nur für einen süßen Typen gehalten habe, für einen süßen Typen ohne viel Hintergrund. Das ist er nicht.

Das Buch hat außerdem Nebenfiguren, für die ich Laura Zimmermann dankbarer kaum sein könnte. Die Freundinnen von Greer, allen voran Jessa und Maggie, sind so wertvoll für Greers Entwicklung und ihre Sicht auf sich selbst, so herzensgute Figuren, dass ich mir gar nicht ausmalen mag, wie das Buch ohne sie hätte funktionieren sollen.
Alle Figuren in diesem Buch sind so echt, so vielschichtig, so einnehmend, dass ich von der ersten Seite gar nicht anders konnte, als ihnen restlos zu verfallen, mich ihnen und ihrer Geschichte hinzugeben und mich vom Strom des Erzählens mitreißen zu lassen. Ich habe mich ihnen und allen voran Greer derart nah und verbunden gefühlt, als wäre ich selbst Teil des Buches gewesen.
Und ich muss gestehen, dass ich auch an einem Spin-Off über Maggie oder besonders Jessa Gefallen finden würde.

Müsste ich mir das perfekte Buch über Body Positivity, über Mobbing, über Selbstliebe und über Akzeptanz, egal ob sich selbst oder andere betreffend, ausmalen, so wäre es dieses hier. Es ist wichtig. Schlicht und einfach wichtig.

Mein Fazit:
Ich liebe dieses Buch. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Lest es! Egal ob Mädchen oder Frau, ja sogar ob männlich oder weiblich, jeder Leser kann aus diesem Buch etwas mitnehmen. Selbst wenn ich zugebe, dass die männliche Fraktion vermutlich allein schon beim Titel eher die Nase rümpfen wird als vor Begeisterung im Kreis zu hopsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2020

Tagebuch eines Opa-Vampirs

Memento Monstrum (Bd. 1)
0

Ein Kinderbuch über Monster, schön und gut, aber was hat die 23-Jährige damit zu schaffen?, fragt man sich vielleicht. Ich kann es euch sagen: Sie liebt es. Sie liebt es von der ersten bis zur letzten ...

Ein Kinderbuch über Monster, schön und gut, aber was hat die 23-Jährige damit zu schaffen?, fragt man sich vielleicht. Ich kann es euch sagen: Sie liebt es. Sie liebt es von der ersten bis zur letzten Seite mit dem Herz und dem Hirn einer Erwachsenen, die sich für ein paar wunderbare Stunden wieder wie ein sorgloses, glückliches Kind gefühlt hat.

Memento Monstrum bringt einem so viel mehr näher als nur die Abenteuer von Graf Dracula.
In erster Linie hat man natürlich Spaß beim Lesen, das steht außer Frage. Man taucht gemeinsam mit Vlad und seinen drei zuckersüßen Enkeln in die Vergangenheit des Vampirs ein, trifft dabei Freunde und Bekannte, von denen man im ersten Moment nie gedacht hätte, sie im Freundeskreis eines Blutsaugers zu entdecken, von denen es einem nach dem Lesen aber dann doch wie selbstverständlich erscheint, dass sie Vlad auf einem Abschnitt seines Lebens begleitet haben. Das Buch hatte Abenteuer, Spannung und Gefahr, doch es hatte ebenfalls Liebe, Zusammenhalt und Familie.

Aber es birgt auch tiefere Botschaften. Man lernt aus einer Geschichte um ein Haustier, dass man das, was man liebt, loslassen muss, wenn es das Beste ist. Man lernt aus einer Geschichte um eine Primaballerina, dass es nicht nur auf äußere Werte ankommt und es sich lohnt, seine Träume zu verfolgen, wenn man dabei das tun kann, was man liebt. Und diese eingestreuten Nachrichten machen das Buch noch wertvoller. Sie zeigen dem (Vor-)Leser und dem Zuhörer auf unterschwellige Weise, worauf es im Leben ankommt und wie wichtig wahre Freundschaften sein können.

Für die großen Leser und Vorleser gibt es zudem eine Menge eingestreuter Hinweise und Anspielungen, an denen ich während der Lektüre wahrlich meinen Spaß hatte. Die Kleinen werden das meiste gar nicht sehen und gerade das macht es so raffiniert.
Und apropos sehen.. Diese Illustrationen! Einfach zum Niederknien schön, besonders die Bilder, auf denen die kleine Enkelin Globinchen mit drauf ist. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Der Autor Jochen Till hat es geschafft, eine Geschichte zu kreieren, an der sowohl Erwachsene als auch Kinder grenzenlosen Spaß haben können. Die Nähe zu den Figuren kann mühelos hergestellt werden und müsste ich mich entscheiden, wen ich am liebsten habe, so würde es vermutlich eher eine lange Aufzählung werden. Die Erzählungen von Graf Dracula fesseln Figuren in der Geschichte sowie Leser außerhalb des Buches und laden zum Mitfiebern und Mitfreuen ein. Besonders das Ende des Buches hat mich rundum zufrieden zurückgelassen.

Mein Fazit:
Wenn ihr ein Buch sucht, was nicht nur Spaß macht und ans Herz geht, sondern auch lehrreich ist und Potenzial zum Nachdenken bietet, dann seid ihr bei Memento Monstrum zu einhundert Prozent richtig.

Nun schließe ich mit den Worten, die auch schon mein Fazit einer Leserunde zu diesem Buch beendet haben, denn ich glaube, ein ehrlicheres Schlusswort habe ich noch nie geschrieben:
Ich glaube tatsächlich, dass ich mich schon lange nicht mehr so aufrichtig gefreut habe über ein Buch. Es gibt Geschichten, die berühren einen zwar tief, aber lösen dabei so viele andere Gefühle aus. Betroffenheit, Trauer, Wut. Hier dagegen war alles, was ich beim Lesen gefühlt habe, reine, fast schon kindliche Freude. Danke dafür!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere