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Veröffentlicht am 17.11.2019

So wundervoll!

Das Haus zur besonderen Verwendung
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Es gibt Bücher, die aus mir als Langschläferin eine Frühaufsteherin machen. Die mich guten Gewissens vom Lernen abhalten, die mich alles um mich herum vergessen machen. So ein Buch ist "Das Haus zur besonderen ...

Es gibt Bücher, die aus mir als Langschläferin eine Frühaufsteherin machen. Die mich guten Gewissens vom Lernen abhalten, die mich alles um mich herum vergessen machen. So ein Buch ist "Das Haus zur besonderen Verwendung".

Schon von der ersten Seite an war ich völlig eingenommen von dem wunderbaren Stil des Autors. John Boyne versteht es, mit Wörtern ein Kunstwerk zu erschaffen. Jedes Wort ist wohlgewählt, passt zu seinen Vorgängern und Nachfolgern. Dabei schafft der Autor eine Atmosphäre, die gefangennimmt und nicht mehr loslässt. Ich habe jede Leseunterbrechung verflucht, denn dieses Buch übt einen Sog aus, dem ich nicht widerstehen konnte.

Dabei ist der Stil des Autors eher nüchtern und sachlich. Aber er schafft es, beim Leser dafür umso mehr Emotionen zu verursachen. Ich habe mit den Charakteren des Buches gelebt und mich dabei wie ein Teil von ihnen gefühlt. Ich wollte ihnen nicht mehr von der Seite weichen, ihnen ein Freund sein und mehr von ihrem Leben erfahren. Georgi und Anastasia, der Zar und der Zarewitsch, Georgis Schwester Asja: Sie alle waren mir sofort sympathisch. Aber es gibt in diesem Buch auch Charaktere, die mir überhaupt nicht sympathisch waren. Insgesamt wirkten sie jedoch alle authentisch, wurden dem Leser umfassend beschrieben, sodass sie vor meinem inneren Auge Gestalt annehmen konnten. John Boyne verwendet viel Mühe darauf, den Lebensweg seiner Charaktere umfassend zu zeichnen: Freunde, Beruf, Eheleben, alles beschreibt er ebenso genau wie die Orte, an denen die Handlung spielt: Russland, Paris, England.

Der Aufbau des Buches hat mich ebenfalls sehr fasziniert. Zwei Handlungsstränge laufen aufeinander zu und treffen sich in der Mitte. Ich habe noch kein Buch gelesen, bei dem die Erzählweise ähnlich ist, und sie hat mich sofort fasziniert. Dazu ist die Handlung des Romans sehr packend und ergreifend. Ich habe ein Wechselbad der Gefühle erlebt, denn zusammen mit dem Ich-Erzähler Georgi durchläuft der Leser Momente des Glücks, der Trauer, des Hasses, der Liebe. John Boyne schafft es, eine Geschichtsstunde abzuhalten, die kurzweilig und dabei doch interessant und lehrhaft ist. Auch Leser ohne Hintergrundwissen werden gut in die Geschichte Russlands eingeführt. Mir hat es große Freude bereitet, von John Boyne auf eine lebhafte und spannende Weise unterrichtet zu werden.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Großartiges Lesevergnügen – dieser Roman hat alles, was ein gutes Buch braucht!

Daughter of Smoke and Bone
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Zugegeben, der Klappentext verrät nicht sonderlich viel über den Inhalt des Buches. Aber es lässt sich kaum mehr darüber sagen, ohne zu viel zu verraten, da die Handlung des Romans so komplex ist und die ...

Zugegeben, der Klappentext verrät nicht sonderlich viel über den Inhalt des Buches. Aber es lässt sich kaum mehr darüber sagen, ohne zu viel zu verraten, da die Handlung des Romans so komplex ist und die inneren Zusammenhänge so umfangreich.

Karou ist siebzehn und lebt in Prag. Ihre Tage verbringt sie mit ihrem Studium an der böhmischen Kunstakademie und mit ihrer besten Freundin Zuzana. Karou ist eine begnadete Künstlerin und ihre Kommilitonen lieben es, in ihren Skizzenbüchern zu blättern. Die merkwürdigen Gestalten und düsteren Bilder sind faszinierend, doch natürlich handelt es sich dabei nur um fantastische Kreaturen, die Karous Vorstellungskraft entsprungen sind. Natürlich.

Von Zeit zu Zeit verschwindet Karou. Sie verliert kein Wort darüber, wohin und warum. Sie sagt, sie habe Aufträge zu erledigen. Während Zuzana ohne ihre Freundin in Prag zurückbleibt, begleitet der Leser Karou zu einigen dieser Aufträge und erfährt so manches über Wünsche, Zähne und Chimären. Damit nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die fantastisch ist, die von einem Kampf verschiedener Kreaturen erzählt, die mit Wünschen zu tun hat, die Schmerzen bezahlt werden, die gefühlvoll, gefährlich, mystisch, fesselnd und tragisch ist.

Karou ist ein großartiger Charakter. Sie hat einfach ein faszinierendes Wesen, ist humorvoll, selbstbewusst, interessant. Sie gewinnt sofort die Sympathien des Lesers und es macht großen Spaß, ihr durch das Buch zu folgen. Sie und Zuzana bilden ein tolles Team und die Dialoge, die die beiden führen, sprühen vor Witz und Kreativität. Aber auch alle anderen Charaktere, egal ob gut oder böse, sind toll gezeichnet. Jede Figur ist umfassend beschrieben und wird vor dem geistigen Auge des Lesers lebendig. Es sind teilweise sehr eigenwillige und besondere Figuren, die die Autorin geschaffen hat, aber es fällt nicht schwer, sich mit ihnen anzufreunden. Umso schwerer fällt es, sich von ihnen verabschieden zu müssen.

Was an diesem Buch besonders überzeugt, ist die Art und Weise, wie sich die Geschichte entwickelt. Zu Beginn des Buches stellen sich dem Leser viele, viele Fragen. Nach und nach werden die meisten davon beantwortet und dabei stellen sich innere Zusammenhänge her, die einfach nur unglaublich sind und mit denen man als Leser nie gerechnet hätte. Karou selbst weiß nicht viel über ihre Herkunft und zusammen mit dem Leser wird dieses Geheimnis und noch einige andere Stück für Stück aufgedeckt. Es warten einige Aha-Erlebnisse auf den Leser, die nicht immer angenehm sind. Die Autorin hat ganze Arbeit damit geleistet, für überraschende Wendungen zu sorgen und den Leser immer wieder zu erstaunen. Dabei bleibt die Handlung durchweg logisch und authentisch konstruiert. Das Verhalten der Charaktere ist stets nachvollziehbar.

Die im Klappentext angedeutete Liebesbeziehung, die sich zwischen Karou und einem anderen ganz besonderen Charakter entwickelt, ist einfach nur schön mitzuerleben, gefühlvoll und so romantisch. Doch gleichzeitig sie ist so kompliziert, wie man es sich kaum vorstellen kann. Auch hier warten einige überraschende Konstruktionen auf den Leser, die das Buch so besonders machen.

Es fällt sehr schwer, die Begeisterung, die beim Lesen dieses Buches aufkommt, in Worte zu fassen. Es stimmt einfach alles: Die Charaktere, die fesselnde Handlung, der Stil der Autorin, der lebendig und detailliert ist und stimmungsvolle Bilder zu zeichnen vermag. Dieses Buch muss man einfach erleben!

Mein Fazit:

Ein großartiges Lesevergnügen – dieser Roman hat alles, was ein gutes Buch braucht!

Veröffentlicht am 08.11.2019

Spannend bis zur letzten Seite

Verschwiegen
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„Verschwiegen“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Thriller. Ein Mordfall an einem dreizehnjährigen Jungen, der tot in einem Park in der Nähe der Schule aufgefunden wurde, muss gelöst werden. Und ...

„Verschwiegen“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Thriller. Ein Mordfall an einem dreizehnjährigen Jungen, der tot in einem Park in der Nähe der Schule aufgefunden wurde, muss gelöst werden. Und das so schnell wie möglich. Denn die Schüler haben Angst und ihre Eltern noch mehr. Wer ist der Täter? Wer ist zu so einem Mord fähig, bei dem mit einem Jagdmesser mehrmals auf einen Jungen eingestochen wurde? Wo hält sich der Täter auf? Wird er noch weitere Morde begehen? Angehörige, Bekannte, Freunde des Opfers und natürlich die Strafverfolgungsbehörden stellen sich diese Fragen und setzen alles daran, den Mörder zu finden. Was könnte dieser für ein Motiv haben? Und wo hält er sich gerade auf? Die Schüler werden vernommen. Zeugen, die am Morgen des Unglückstages ebenfalls im Park waren, werden verhört. Tatortspuren werden gesichert und untersucht. Doch viele Anhaltspunkte und Indizien verlaufen im Sande. Bis Andrew Barber, der ermittelnde Staatsanwalt, im Zimmer seines Sohnes eine zufällige Entdeckung macht, die das Blatt komplett wendet. Die neue Anhaltspunkte liefert und alles auf den Kopf stellt. Und im Internet finden sich auf der Facebook-Seite seines Sohnes Kommentare, die nur eine Vermutung zulassen...

Und deshalb ist „Verschwiegen“ auf den zweiten Blick weitaus mehr als nur ein Thriller. Es ist ein Psychogramm einer Familie. Wie verhält man sich, wenn der eigene Sohn unter Mordverdacht steht? Wem kann man glauben? Kann man seinem eigenen Kind noch vertrauen? Mit diesen Fragen setzt sich der Autor tiefgründig auseinander und schafft es durchweg, seine Leser zu fesseln. Man wird sofort von der Geschichte gefangen genommen, was natürlich daran liegt, dass diese enorm spannend ist. Was aber zusätzlich auch daran liegt, dass der Stil von William Landay einfach enorm eindringlich ist. Unter anderem spricht er den Leser direkt und persönlich an und bezieht diesen unmittelbar in die Geschichte ein. Zugleich versteht er es, Spannung aufzubauen, indem er mit dem Leser spielt, nur Stück für Stück Informationen preisgibt, ihm Fallen stellt, ihn Zappeln lässt. „Verschwiegen“ ist so genial konstruiert, dass es kaum zu fassen ist. Leider kann an dieser Stelle dazu nicht mehr gesagt werden – dieses Buch muss man einfach selbst erleben! Am Ende werden alle offenen Fragen beantwortet, alles ergibt ein rundes und stimmiges Bild. Landay hat mehrere Handlungsstränge auf eine geniale Art und Weise konstruiert und verdient sich damit den Respekt seiner Leser. Was aber nicht heißt, dass man das Buch zufrieden zuklappen kann. Im Gegenteil: Der Roman wirkt nach, lässt nicht locker, bewegt.

„Verschwiegen“ ist zum größten Teil ein Buch über eine Familie, die sich mit Gedanken auseinandersetzen muss, die man eigentlich gar nicht haben möchte. Es beschäftigt sich ausführlich mit der Beziehung zwischen Mutter und Sohn, Vater und Sohn und den Eheleuten untereinander. Wie verändert man sich unter einer enormen Drucksituation, wie verändert sich die Ehe, wie verändert sich die Beziehung zu dem eigenen Kind? Fragen über Fragen, die nach einer Antwort rufen. William Landay liefert sie seinen Lesern.

Wenn dem eigenen Kind der Prozess gemacht wird, was ist dann richtig, was ist dann falsch? Wie soll man sich dann bloß verhalten? Die Barbers scheinen alles zu verlieren: Ihre Freunde, ihren Sohn, ihren Halt, sich selbst. Besonders dann, als Andrew Barber seiner Frau Geheimnisse aus seiner Vergangenheit anvertraut, die er seit vielen, vielen Jahren geheim gehalten hat und die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen, die Begriffe wie „Mördergen“ erschaffen und die für zusätzliche Zweifel sorgen.

Leise lässt sich außerdem Kritik an dem amerikanischen Rechtssystem herauslesen, aber darauf liegt keines Falls der Schwerpunkt des Buches. Unter anderem beschäftigt sich der Autor aber mit Neidern unter Kollegen und schweren Intrigen, die innerhalb der Staatsanwaltschaft gesponnen werden. William Landay erzählt von echten und falschen Freundschaften und von missbrauchtem Vertrauen.

„Verschwiegen“ berichtet von einem Mordprozess, der einfach alles verändert. Es ist ein Buch, das nachklingt, das nachdenklich macht, das seine Leser nicht mehr los lässt. Es ist enorm vielschichtig und tiefgründig und immer für eine Überraschung gut.

Mein Fazit:

Großartig, spannend bis zur letzten Seite, überraschend – William Landay nimmt seine Leser gefangen und lässt sie nicht einmal dann los, wenn die letzte Seite umgeblättert ist.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Fünf von fünf Sternen

Isola
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Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und mich dann nicht mehr losgelassen, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit in einem Rutsch gelesen hatte. Obwohl es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, ...

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und mich dann nicht mehr losgelassen, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit in einem Rutsch gelesen hatte. Obwohl es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt, war ich als Erwachsene vollkommen in der Welt von Isola gefangen.

Begeistert hat mich zunächst die Grundidee, zwölf Jugendliche auf eine Insel zu schicken und sie dort völlig sich selbst zu überlassen. Lediglich drei Dinge dürfen sie jeweils mitnehmen und auch hier war interessant zu verfolgen, für welche Sachen sich jeder entschieden hat.

Die Insel war ursprünglich als Resozialisierungsprojekt für Häftlinge gedacht, die dort, von Kameras überwacht, ins normale Leben zurückfinden sollten. Dieses Projekt scheiterte jedoch, doch Quint Tempelhoff, seines Zeichens Regisseur, hat sich die Grundausstattung der Insel für sein neuestes Filmprojekt ganz einfach zunutze gemacht. Die Jugendlichen werden rund um die Uhr überwacht, allein Toilletten, Duschen und Umkleideräume sollen kamerafrei bleiben. Jede Szene wird ausgewertet und insgesamt soll am Ende ein Film entstehen.

Sehr originell ist in diesem Zusammenhang die erste Seite des Buches, die die Überschrift "Isola - Ein Film von Quint Tempelhoff" trägt, worauf die Namen der einzelnen Protagonisten mit ihren Künstlernamen folgen. Denn die wahren Namen werden auf der Insel abgelegt und jeder hat einen Künstlernamen, den er frei wählen konnte.

Besonders ein Zitat ist mir in Erinnerung geblieben:

"Wir waren die Macher unseres eigenen Films, wir selbst würden die Handlung entwerfen und damit auch die Rollen, die wir auf der Insel spielen würden." (Seite 55)

Während ich zunächst dachte, dass Vera sich hier vielleicht täuscht und stattdessen vielmehr der Regisseur die Regeln für das Leben auf der Insel vorgeben würde, ist schnell klar, dass dem nicht so ist. Denn gerade Szenen, in denen manches außer Kontrolle gerät, sind für den Film interessant, und so lässt Quint Tempelhoff Regelverstöße zu, um sich seinen eigenen Film nicht zu zerstören.

Die Autorin hat zwölf sehr komplexe und unterschiedliche Charaktere gezeichnet. Einige waren mir sympathisch, andere wiederum waren mir sofort unsympathisch und manche sind einfach auf Distanz geblieben. Die Jugendlichen verstehen sich nicht alle miteinander, so dass schnell die ersten Spannungen auftauchen.

Doch richtig Schwung kommt in die Handlung, als ein mysteriöses Spiel auftaucht, dass die Jugendlichen spielen sollen. Von nun an, weiß man nicht mehr, wem man trauen kann und wem nicht. Alles wird sehr undurchsichtig und zusammen mit der Ich-Erzählerin Vera bewegt man sich sehr vorsichtig durch das Buch hindurch. Freunde können auf einmal Feinde sein und Vertrauen sollte man am besten zu niemandem mehr haben.

Vera als Ich-Erzählerin ist ein Charakter, der dem Leser gerne seine persönliche Geschichte anvertrauen möchte, dabei aber sehr vorsichtig voranschreitet. Es ist von Anfang an offensichtlich, dass Vera eine geheimnisvolle Vergangenheit hat, aber sie macht zunächst ein Geheimnis daraus, nur nach und nach finden sich Andeutungen und letztlich klärt sich alles erst im letzten Drittel des Buches. Auch so wird Spannung erzeugt, denn Vera ist einer der sympathischen Charaktere und so möchte man als Leser natürlich mehr über ihre Geschichte erfahren.

Der Stil der Autorin ist sehr bildhaft. Es finden sich viele Beschreibungen der Umgebung und der Handlung, aber der Lesefluss wird auch sehr oft durch viele Dialoge erleichtert. Insgesamt lässt sich das Buch leicht und locker lesen. Die Autorin wahrt ein gewisses anspruchsvolles Niveau, aber der Satzbau ist einfach konstruiert und man kann das Buch leicht lesen, ohne ständig über das Gelesene nachdenken zu müssen. Man kann sich von der Autorin bzw. der Ich-Erzählerin leicht unterhalten lassen.

Die Handlung des Buches ist sehr überraschend und wenig vorhersehbar. Ein paar Vermutungen habe ich während des Lesens zwar anstellen können, aber ich wurde dennoch von der Autorin überrascht, die sich einige spannende Wendungen hat einfallen lassen. Der Spannungsbogen wird von Beginn an aufrecht erhalten und das Buch hat keinerlei Längen.

Mein Fazit:

Ich vergebe volle 5 von 5 Sternen für dieses Buch, das mich durchweg gut unterhalten hat und das sogar so spannend war, dass ich es in einem Rutsch ohne Unterbrechung gelesen habe.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Hier stimmt einfach alles

Flammen über Arcadion
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"Flammen über Arcadion" ist ein Roman, der es mit Leichtigkeit schafft, rundum zu begeistern. Hier stimmt einfach alles! Bernd Perplies hat eine Handlungswelt geschaffen, die nicht nur interessant und ...

"Flammen über Arcadion" ist ein Roman, der es mit Leichtigkeit schafft, rundum zu begeistern. Hier stimmt einfach alles! Bernd Perplies hat eine Handlungswelt geschaffen, die nicht nur interessant und authentisch gezeichnet ist, sondern die auch gefangen nimmt und sich vor allem durch Kreativität und Individualität aus der Masse an Dystopien heraushebt.

Der Leser erfährt nicht viel über den Sternenfall, der die Dunklen Jahre mit sich brachte und der die Welt der Menschen so erheblich verändert hat. Er erfährt nur, wie die Welt nun aussieht: zum größten Teil verwüstet und verseucht, bedroht von Mutanten und gefährlichen Banden. Und beherrscht von dem religiösen Orden Lux Dei, der den Menschen Sicherheit und vor allem Schutz vor den Invitros, künstlich gezeugten Menschen, verspricht. Um dies zu gewährleisten, ist die Inquisition hinter jedem her, der den Anschein erweckt, ein Invitro zu sein oder mit ihnen im Bunde zu stehen. Einen solchen Verräter erwarten schlimmste Qualen und Folterungen. Es ist eine düstere und auch erschreckende Welt, in die der Leser hineingezogen wird. So manche Szene ist nichts für schwache Nerven, denn Bernd Perplies versteht es, lebendige Bilder zu zeichnen und nichts zu verschönern. Die Lebensumstände in Arcadion werden anschaulich und vor allem abwechslungsreich beschrieben. Der Autor gibt einen umfassenden Einblick in das Leben der Mächtigen, aber auch das Leben der einfachen Bevölkerung.

In dieser also durchaus düsteren Welt wächst Carya heran, ein inzwischen sechzehnjähriges junges Mädchen mit eigenem Willen, den sie durchzusetzen vermag. Carya wächst dem Leser von der ersten Seite an ans Herz, denn sie überzeugt mit ihrer erfrischenden Art, ihrem Mut und ihrem Humor. Schnell begeistert man sich für ihr Schicksal und stürzt zusammen mit ihr von einem Abenteuer ins nächste. Denn Carya gerät durch eine verzweifelte Tat in das Fadenkreuz der Inquisiton und ist ab diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor einem sehr mächtigen Feind. Natürlich ist sie dabei nicht alleine. Bemerkenswert ist, dass es dem Autor gelungen ist, jede Figur des Buches anschaulich und greifbar zu zeichnen. Jedem Charakter des Romans wurde Leben eingehaucht, jeder hat seine liebenswerten oder weniger liebenswerten Eigenschaften. Die"guten" Figuren werden sofort sympathisch, zu den "bösen" baut man als Leser automatisch eine Antipathie auf. Und das nur, weil sie so überaus bildlich gezeichnet wurden und einfach wirklich LEBEN.Die Handlung des Buches bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Der Autor beweist ein hohes Maß an Fantasie und Kreativität. Das Buch ist abwechslungsreich und in jedem Kapitel gibt es Elemente, die einfach zum Weiterlesen zwingen. Es tauchen Geheimnisse auf, die gelöst werden müssen, Fragen suchen nach Antworten und auch wenn es gerade ein mal ruhiger zugeht, ist es die Sympathie zu den Figuren, die den Spannungsbogen aufrecht erhält.Man kann einfach gar nicht anders, als noch ein Kapitel zu lesen. Und noch eins. Und noch eins.Der Stil des Autors enthält eine sehr gute Mischung aus Lebendigkeit und Leichtigkeit. Das Buch liest sich schnell und flüssig, dabei entstehen vor dem geistigen Auge des Leser bewegte und greifbare Bilder, die die Handlung lebendig werden lassen. Ein feiner Humor, der vor allem in den Dialogen zum Tragen kommt, tut sein Übriges. Bernd Perplies schafft es, dass sich der Leser als ein Teil des Buches fühlt, als wäre er mitten drin im Geschehen.

Das Buch endet nicht mit einem Cliffhanger, aber es sind noch genug Fragen unbeantwortet geblieben, um die Fortsetzung mit Spannung zu erwarten.

Mein Fazit:

Eine spannende und abwechslungsreiche Handlung, authentische und greifbare Charaktere, kreative Ideen und ein bildhafter Schreibstil des Autors - bei diesem Buch stimmt einfach alles!