Profilbild von girasole

girasole

Lesejury Star
offline

girasole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit girasole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2021

Ein ganz besonderer Sommer

Der große Sommer
0

Der Ich-Erzähler Frieder hat das Schuljahr nicht geschafft. Latein und Mathe waren seine Schwachpunkte und nun fährt die Familie ohne ihn in die Ferien. Er muß zu den Großeltern, um für die Nachprüfung ...

Der Ich-Erzähler Frieder hat das Schuljahr nicht geschafft. Latein und Mathe waren seine Schwachpunkte und nun fährt die Familie ohne ihn in die Ferien. Er muß zu den Großeltern, um für die Nachprüfung zu pauken. Seine Schwester Alma bleibt ebenfalls zu Hause, weil sie in einem Altenheim jobbt.

Vor dem Großvater hat er großen Respekt. Er ist Professor und als Arzt an einer Klinik beschäftigt. Bis vor kurzem mußte er ihn noch siezen und er ist für Frieder eindeutig eine Respektsperson, der er niemals widersprechen darf. Seine Lernzeit wird genau festgelegt auf täglich von 8-12 Uhr. Er bekommt von ihm laufend Fragen außerhalb des Lernpensums zu klassischer Musik und zu Geschichte. Obwohl ihn niemand kontrolliert, lernt er plötzlich freiwillig und er bekommt durch den Großvater einen Botenjob in der Klinik angeboten, den er annehmen muß. Große nachhaltige Bewunderung entsteht bei Frieder als er zusammen mit ihm und Beate zu einem Notfalleinsatz in den Zoo darf. Die Oma im Gegenzug ist herzensgut, malt sehr gerne und nach einem kurzen Streit, weiht sie in in ihre Liebesgeschichte ein.

Johann ist Frieders bester Freund und in Beate findet er seine erste große Liebe. Zusammen mit Alma sind sie ein Quartett, das während dieser Sommerferien viel zusammen unternimmt, meist viel Unfug und auch Mutproben – vor allem im Freibad und im Steinbruch. Großvater bezeichnet seine Verliebtheit als temporäre Hormonvergiftung und in einem Notfall erhält Frieder durch den Großvater eine ungeahnt großzügige Hilfe. Als dann Johanns Vater plötzlich stirbt, stellt die Trauerbewältigung auch für die Clique eine große Herausforderung dar. Die Geschichte endet sehr positiv – wie, das sei hier nicht verraten.


Nach „Alte Sorten“ hat der Autor auch hier einen tollen Roman verfaßt. Die Figuren wurden facettenreich und durchwegs menschlich, authentisch und berührend beschrieben. Dem Großvater hat man alle seine Charakterzüge abgenommen, vor allem auch, daß ein weiches Herz in ihm steckt. Oma war schon immer eine liebevolle Frau gewesen, aber durch die große Ehrlichkeit und auch dadurch, daß sie Frieder hinter ihre Geschichte blicken ließ, wurde diese noch inniger. Frieder selbst wurde in diesen Wochen erwachsen und er geht gereift aus diesen Ferien hervor.

Der Schreibstil ließ sich angenehm lesen, es entstanden Bilder im Kopf und ich fühlte mich vom Autor mitgenommen. Diesen Roman empfehle ich sehr gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2021

"Laß mich bitte in Ruhe. Es ist vorbei"

Mörderfinder – Die Spur der Mädchen
0

Leni Benz ist vor 6 Jahren am Hinweg zur Schule spurlos verschwunden und jetzt steht plötzlich ihr Rucksack in der Diele, ihre Puppe und eine Strickjacke liegen im Haus verteilt herum. Ist Leni zurück, ...

Leni Benz ist vor 6 Jahren am Hinweg zur Schule spurlos verschwunden und jetzt steht plötzlich ihr Rucksack in der Diele, ihre Puppe und eine Strickjacke liegen im Haus verteilt herum. Ist Leni zurück, sie wäre jetzt 16 Jahre? Der Vater ist aufgeregt und beauftragt Max Bischoff, der Sache nachzugehen. Der Fallanalytiker, Bischoff ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und seit 9 Monaten als Privatdozent tätig. Nach längerer Überlegung übernimmt der den Fall Leni. Damals waren drei Mädchen verschwunden und seit kurzem werden neuerlich zwei Mädchen vermißt. Der oder die Entführer scheinen wieder tätig zu werden, es ist also Eile geboten. Was Leni betrifft, tappen sowohl Bischoff als auch der 1. Kriminalhauptkommissar Bernd Menkhoff von der Kripo Köln völlig im Dunkeln. Als zwischen ihnen beiden alle Animositäten beseitigt sind, arbeiten die beiden effektiv und aktiv zusammen, um die Spur von Leni aufzunehmen und auch die Mädchen hoffentlich noch lebend zu finden. Sie befragen das enge Umfeld von Leni und auch nach den langen Jahren erhalten sie neue Hinweise.

Kursiv gedruckt erfährt der Leser parallel dazu die Gedanken und Handlungen einer zweiten Person.


Ich habe schon etliche Bücher des Autors gelesen, manche gefielen mir sehr gut, manche weniger. Mit diesem Thriller hat er für mich wieder bewiesen, daß er spannend, temporeich und fesselnd schreiben kann. Der Plot ist gut konstruiert und zieht den Leser sofort in seinen Bann und läßt ihn nicht mehr los bis man bei der Auflösung angekommen ist. Es wird relativ schnell klar, um welches Thema es gehen wird, aber man weiß es nicht genau, kennt keine Details und will deshalb dran bleiben. Beim Rätseln gibt es noch einige Wendungen, die durchaus überraschen, vor allem gute Nerven braucht man als Leser aber unbedingt, bis man genau weiß was bzw. wer dahintersteckt. Im Großen und Ganzen überläßt Strobel zu grausige Details der Phantasie des Lesers, was mir gefiel, denn das Thema ist bedrückend, brutal und grausam genug. Die einzelnen Figuren fand ich sehr gut charakterisiert und ich hatte durch die Beschreibungen immer Bilder vor Augen, was ich sehr schätze. Durch die realistische Beschreibung dieses leider aktuellen und brisanten Themas hallt das Buch noch einige Zeit nach.

Diesen Auftakt einer neuen Reihe mit Max Bischoff empfehle ich allen Thrillerlesern gerne weiter und warte nun gespannt auf den nächsten Band.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2021

"Laß die Finger von alten Geschichten"

Osterläuten
0

diese Mitteilung erhält Mia

Schauplatz Bamberg während der Karwoche

Mia Wagner liest in einem Zeitungsartikel, daß der Schädel einer weiblichen Leiche im Wald gefunden wurde, der scheinbar schon seit ...

diese Mitteilung erhält Mia

Schauplatz Bamberg während der Karwoche

Mia Wagner liest in einem Zeitungsartikel, daß der Schädel einer weiblichen Leiche im Wald gefunden wurde, der scheinbar schon seit 10 Jahren dort liegt. Damals dürfte die Frau zwischen 30 und 40 Jahren gewesen sein. Sofort erinnert sie sich an ihre mütterliche Freundin Monika Böhme, die seit 11 Jahren verschwunden ist. Das Ehepaar Böhme wohnte damals im Nachbarhaus ihrer Eltern und sie waren befreundet. In der Clique war auch noch das mittlerweile geschiedene Ehepaar Hofstetter. Bei ihnen jobbte Mia des Öfteren als Babysitter für Jakob. Und nach einer Fete der Clique verschwand damals Monika. Ebenso verschwunden ist Daphne, auch sie war Babysitterin von Jakob.

Mia läßt dieser Schädelfund keine Ruhe und sie will wissen, ob es sich um Monika handelt und was es mit ihrem gewaltsamen Tod auf sich hat. Unterstützung bekommt sie von Lars, einem jungen Trödler mit einem angefangenen Studium der Operativen Fallanalyse.


Die Autorin ist mir bestens bekannt aus ihren Bücherreihen mit der Privatdetektivin Katinka Palfy aus Bamberg und der Ghostwriterin Kea Laverde aus München. Das vorliegende Buch ist unabhängig davon. Ihr Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Mia forscht zusammen mit Lars, die Polizei mit Harald Eyrich und dem pensionierten Pius Genter erlebt der Leser nur am Rande und im Hintergrund. Da es alte ungeklärte Fälle betrifft, ist dieser Krimi eher ruhig und mit einem mäßigen Tempo. Spannend fand ich, wie sich die einzelnen Beteiligten immer wieder unterschiedlich zu den Sachverhalten äußerten und welche Geheimnisse hier jahrelang schlummerten. Vor allem Mia wurde von manchen Erkenntnissen hart getroffen und überrascht. Die Anzahl der Figuren ist überschaubar und sie blieben für mich mehr oder weniger blass. Einzig Studentin Mia wird näher charakterisiert, ebenso der Witwer Andrè und Ingo Hofstetter.

Das Cover mit einem fränkischen Osterbrunnen paßt natürlich perfekt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2021

Kreuzfahrt im Jahr 1907

Dampfer ab Triest
0

Ausgangspunkt der Schiffsreise ist Triest im Jahr 1907

Eigentlich sollte der Fahrer des Grafen Urbanau nur dessen Gepäck und das seiner Tochter zum Hafen und an Bord der Thalia befördern. Dann kann das ...

Ausgangspunkt der Schiffsreise ist Triest im Jahr 1907

Eigentlich sollte der Fahrer des Grafen Urbanau nur dessen Gepäck und das seiner Tochter zum Hafen und an Bord der Thalia befördern. Dann kann das Automobil aufgrund einer angesägten Bremsleitung nicht mehr zum Stehen kommen, stattdessen überschlägt sich das Gefährt und der Fahrer stirbt. Zu seinem Bedauern wird Bruno Zabini, 37 Jahre, Inspector I. Klasse für die beiden als deren Beschützer abgestellt und geht inkognito mit an Bord der Thalia. Dort begegnet der Leser einer illustren Gesellschaft, die der Autor detailliert beschreibt und charakterisiert. Man trifft sowohl auf normale Familien, eine weitgereiste Schriftstellerin, einen Künstler als auch auf einen geheimnisvollen Steward. Über lange Strecken befindet man sich auf See und man erlebt den Alltag u. a. mit Tanz und Musik, sowie die kleinen Techtelmechtel und Liebschaften zwischen einzelnen Personen.

Außerdem erhält man in einem weiteren Strang Informationen über den Täter. Der Grund, weshalb der Graf beschützt werden muß, ist nicht sofort ersichtlich, aber dann folgen weitere Leichen und damit Verdächtige, eine Entführung, eine Verfolgungsjagd und der Leser glaubt, die Lösung gefunden zu haben. Mehr verrate ich nicht!


Es war mein erstes Buch von Günter Neuwirth und er konnte mich überzeugen. Sein Schreibstil war spannend und angenehm zu lesen. Bruno, vor allem ein Schlitzohr was Frauen anbelangt, gefiel mir gut. Die restlichen Figuren an Bord hat der Autor facettenreich und bildhaft beschrieben. Sehr gut fand ich zum einen die teilweise altertümliche Ausdrucksweise und zum anderen auch die Erläuterungen zu den diversen Dialekten. Die farbenprächtige Beschreibung der Schauplätze und der Atmosphäre ließen mich z. B. eine Bahnfahrt genußvoll mit erleben. Auch die eingestreuten Passagen über Politik und Geschichte hatten genau den richtigen Umfang, um für den Leser interessant zu sein. Im Nachwort erkennt man die intensive Recherchearbeit des Autors. Und auch bei diesem Buch hat der Verlag wieder das passende und stimmige Cover gefunden!


Für mich ein lesenswerter Roman, den ich gerne weiter empfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2021

Reise in die Vergangenheit

Als wir uns die Welt versprachen
0

Im Prolog begegnet der Leser einem Mädchen und einen Buben, die weit weg von zu Hause sind und als Schwabenkinder bei einem Bauern arbeiten müssen.


In Südtirol wird Signora Edna Weiss von ihrer freundschaftlich ...

Im Prolog begegnet der Leser einem Mädchen und einen Buben, die weit weg von zu Hause sind und als Schwabenkinder bei einem Bauern arbeiten müssen.


In Südtirol wird Signora Edna Weiss von ihrer freundschaftlich verbundenen Nachbarin Adele wöchentlich mit Lebensmitteln und der Zeitschrift Stern versorgt. In der neuesten Ausgabe sieht sie ein Bild von ihrem Freund aus Kindertagen, Jacop Kneip. Es gab in Ravensburg ein Unglück, er wurde verletzt und mußte ins Krankenhaus. Edna setzt es sich nun in den Kopf, ihn dort zu besuchen und ihm Papagei Emil zurückzugeben.


Der Roman wird in drei Strängen erzählt. Zum einen erfährt man, wie Edna als 10jähriges Mädchen von ihren armen Eltern an Padre Giovanni verkauft wurde und auf einer beschwerlichen Reise mit ihm nach Deutschland zu Bauern im Schwäbischen gebracht wurde. Dort traf sie u.a. auf Jacop, es entstand eine Freundschaft und nur so meisterten sie dieses wahrlich harte Leben auf dem Bauernhof. In einem zweiten Strang begibt man sich mit Edna auf die erneute Reise nach Deutschland. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, diese Reise anhand einer Landkarte auf den alten Wegen zu unternehmen – also zu Fuß, per Bus und Bahn. Im dritten Strang erlebt man Adele bzw. ihren Mann Max in Südtirol und ihre Sorge um Edna, die grußlos verschwunden ist.


Die Autorin hat einen intensiven und herzgreifenden Roman geschrieben, indem sie die Reise von Edna samt Papagei Emil zum verlorenen Freund schildert. Edna hat ihr Haus sehr selten verlassen, sie wirkt auf ihrer Reise wie aus der Zeit gefallen mit den ganzen Neuerungen, die ihr nicht in den Kopf wollen. Aber die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter gedreht. Sie hat die damalige Reise so bildhaft vor Augen und in ihrer Sturheit, will sie diese genauso wieder unternehmen. Dabei hat sie genaue Vorstellungen welche Hilfe sie dabei annimmt und wo sie ihren Willen durchsetzt. Sie erlebt eine absolut aufregende Zeit - fährt beispielsweise mit Roland auf dem Motorrad mit, übernachtet bei ihm im Wohnwagen und bekommt an Ende ihre Biker-Lederjacke geschenkt. Dann trifft sie u.a. auf Esoteriker und zufälligerweise wird sie von einem Kamerateam gefilmt und kommt ins Fernsehen und damit erlangt sie eine ungeheure Bekanntheit. Es ist absolut abenteuerliche Zeit für sie. Der Schluß des Romans ging mir sehr nahe und es sind ein paar Tränchen geflossen.

Eine Verfilmung, ähnlich der Schwabenkinder mit Tobias Moretti, könnte ich mir sehr gut vorstellen.

Der Roman hat mich berührt und aufgewühlt und ich empfehle ihn auf jeden Fall sehr gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere