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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2024

Hier passt Krimi und Humor zusammen

Totholz
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Die Reihe sticht aus der Masse heraus und hat ihren ganz eigenen Erzählstil.
Dazu sei gesagt, dass ich überhaupt nicht für humorige Sachen bin. Meist ist es einfach nicht meine Art von Humor, so dass es ...

Die Reihe sticht aus der Masse heraus und hat ihren ganz eigenen Erzählstil.
Dazu sei gesagt, dass ich überhaupt nicht für humorige Sachen bin. Meist ist es einfach nicht meine Art von Humor, so dass es mir eher ein Kopfschütteln statt eines Schmunzelns entlockt. So geht es mir beispielsweise mit Gisa Pauly oder Klaus-Peter Wolf. Deswegen ist das wirklich die einzige humorige Krimireihe die ich lese und immer noch gerne lese.

Alleine wenn man den Einband liest, weiß man, dass man die Geschichte nicht auf ihre Authentizität bewerten darf. Hier ist so manches übertrieben. Direkt zu Beginn schießt Leonhard Kreuthner deutlich über sein Ziel hinaus – was Leser der Reihe kaum verwundern dürfte. Man wartet nur darauf in welcher Katastrophe sein Plan diesmal enden wird. Aber Kreuthner wäre nicht er selbst, wenn er sich nicht auf seine eigene Art und Weise daraus befreien könnte.

Und so skurril einige Situationen auch sein mögen, haben wir es doch mit einem Krimi, genauer gesagt mit mehreren Ermittlungen zu tun. Deutlich im Vordergrund steht diesmal Kreuthner, der einiges zur Aufklärung beitragen kann. Und so wie Kreuthner als Person tickt, so sind auch seine Ermittlungsmethoden fragwürdig. Mit ihm wird es nie langweilig. Dauern passiert etwas.

Im vorliegenden Band hat Andreas Föhr mit Pippa ein passendes weiblichen Pendant geschaffen. Sie hat es mindestens genauso faustdick hinter den Ohren wie Kreuthner. Den Schlagabtausch zwischen den beiden zu lesen ist einfach herrlich.

Neben Clemens Wallner darf auch dessen Vater nicht fehlen. Alle Personen sind einzigartig. Sie bestechen durch ihren eigenen Charakter und sind absolut liebenswert. So ist dieses Buch sehr vielseitig, kurzweilig und unterhaltsam. Mal ernst und mal humorig. Und doch passt es zusammen und wirkt nicht aufgesetzt.

Einen Punkt Abzug gibt es für die Auflösung. Ein Teil davon war stimmig und in sich schlüssig. Aber die andere Hälfte ging mir echt zu schnell. Da habe ich die Zusammenhänge nicht verstanden. Man hätte es mehrfach lesen müssen um es Schritt für Schritt nachvollziehen zu können.

Fazit: ich weiß nicht, wie Andreas Föhr das macht, dieses ausgewogene Gleichgewicht zu finden. Etwas zum schmunzeln und auch manchmal etwas überzogen, aber trotzdem liebenswert. Humor auf der einen Seite, Krimihandlung auf der anderen. 11er Band, aber trotzdem nicht langweilig und noch überraschend.

Veröffentlicht am 10.07.2024

Einfühlsame Erinnerung an die eigenen Wurzeln

Mühlensommer
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Maria kehrt auf den Hof ihrer Eltern zurück, weil der Vater im Krankenhaus liegt und die Mutter Hilfe benötigt. Eigentlich ist sie mittlerweile in der Stadt sesshaft geworden und hat dort ihr Zuhause. ...

Maria kehrt auf den Hof ihrer Eltern zurück, weil der Vater im Krankenhaus liegt und die Mutter Hilfe benötigt. Eigentlich ist sie mittlerweile in der Stadt sesshaft geworden und hat dort ihr Zuhause. Aber in der Zeit auf dem Hof entdeckt sie ihre Wurzeln neu und kommt ins Grübeln. Vielleicht lassen sich das Stadt- und Landleben vereinen!?

Es passiert nicht viel und die Handlung ist sehr reduziert. Das Buch ist in zwei Zeitebenen aufgebaut. Auf der einen Seite ist die aktuelle Situation und Arbeit auf dem Hof. Auf der anderen die Rückblicke in die Kindheit und Jugend.

Gerade die Rückblenden machen das Buch aus. Sind sie trotz harter Arbeit sehr warmherzig erzählt. Und man kann verstehen, dass Maria sich gerne an diese Zeit erinnert.
Dabei schreckt Martina Bogdahn nicht davor zurück die anfallende Arbeit ungeschönt darzustellen. Wenn zum Beispiel die Geburt von Ferkeln ansteht, die Tiere zu Wurst verarbeitet werden oder wie anstrengend die Hopfenernte ist. Dadurch ist das Leben durchaus entbehrungsreich, auch in Marias Kindheit. Kein Familienurlaub, Verpflichtungen statt Freizeit, praktische statt schicker Kleidung.

Andererseits empfand ich das Leben und Arbeiten auf dem Hof als ein bisschen zu romantisch und positiv dargestellt. Wenn man das liest, wünscht man sich fast selber dorthin. Weiß man doch aber, dass es kein Zuckerschlecken ist.

Fazit: leicht zu lesender Roman über die eigenen Wurzeln, wie sehr man (unbewusst) an ihnen hängt und von ihnen geprägt wird

Veröffentlicht am 26.06.2024

Bell – das letzte Mädchen

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Ich bin ohne Kenntnisse des ersten Bandes in dieses Buch gestartet. Aber mich persönlich hat es nicht gestört. Ich kam schnell in die Story. Der Schreibstil war leicht, flüssig und sehr angenehm zu lesen. ...

Ich bin ohne Kenntnisse des ersten Bandes in dieses Buch gestartet. Aber mich persönlich hat es nicht gestört. Ich kam schnell in die Story. Der Schreibstil war leicht, flüssig und sehr angenehm zu lesen. Gelegentlich wird auf den ersten Fall verwiesen. Doch nie so, dass ich Kenntnisse darüber gebraucht hätte.

So unterhaltsam der Inhalt war, hat es mich leider nie wirklich gepackt und mir fehlte es an Spannung. Nach meinem Empfinden wollte der Autor mit den Morden bzw. der Darstellung der Toten fesseln und etwas neues, bisher ungelesenes schaffen. Am interessantesten ist jedoch nicht der Fall selber und die Ermittlungen, sondern die Einschübe über Bo & Bell.
Da Bo & Bell nur Spitznamen sind, ist unklar wer sich dahinter verbirgt. Die Geschichte der Beiden spielt vor fast 20 Jahren, ist fesselnd und geht unter die Haut. Was haben sie mit Leo, der Tochter der Ermordeten zu tun? Und vor allem, ist hier das Motiv des Mordes zu finden?

Irgendwie ging mir die Aufklärung dann zu schnell. Ich kann den Täter und das Motiv zwar grundsätzlich nachvollziehen, aber für mich blieb die Zurschaustellung der Toten unklar und unrealistisch. Auch war der persönliche und familiäre Hintergrund des Täters klischeebehaftet.

Fazit: Band 3 muss nicht, aber kann gelesen werden.

Veröffentlicht am 23.05.2024

Carl in arger Bedrängnis

Verraten
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Nun ist er da – der Abschluss der Reihe. Und was soll ich sagen - es ist definitiv ein gelungener Abschluss. Klar findet man immer etwas zu kritisiere - so auch ich. Aber an einen angekündigten Abschlussfall ...

Nun ist er da – der Abschluss der Reihe. Und was soll ich sagen - es ist definitiv ein gelungener Abschluss. Klar findet man immer etwas zu kritisiere - so auch ich. Aber an einen angekündigten Abschlussfall geht man als Leser vielleicht auch mit extrem hohen Erwartungen heran. Und jeder hat andere Erwartungen und Wünsche. Ein Autor kann also nicht Jedem gerecht werden.

Anfangs fand ich das Buch nicht so richtig spannend. Packend wäre da ein passenderes Wort. Carl sitzt im Gefängnis und es wird gegen ihn ermittelt. Das er nicht selber eingreifen kann, setzt ihm extrem zu. Auch ist Kommunikation nach außen nicht erschwert möglich und er muss im Gefängnis um sein Leben fürchten.

Wie Carl in dieser Situation zum Spielball der verschiedenen Interessen wird, ist toll beschrieben. Dadurch wirkt der Fall extrem undurchsichtig. Keinem kann man über den Weg trauen. Gefühlt kocht hier jeder sein eigenes Süppchen und verfolgt eigene Interessen. Egal ob die Mithäftlinge, die Presse, der Polizeichef, ... Und die Liste könnte man noch weiter fortsetzen. Nur ganz wenigen geht es wirklich um Carl als Person.

Da Carl auf Hilfe von außen angewiesen ist, hatte ich angenommen, dass z.B. Rose mehr Verantwortung übernimmt und die Ermittlungen leitet. Dies war nicht der Fall. Insgesamt kam mir leider die Ermittlungsarbeit des Sonderdezernats um Rose, Assad und Gordon zu kurz. Das wurde von zu vielen anderen Strängen, Perspektiven und Personen überlagert. Andererseits steht Carl definitiv im Mittelpunkt des Buches. Also sind hier pro und contra nah beieinander.

Im Verlauf des Buches wurde es aber deutlich spannender. Man bekam als Leser immer mehr Einblick in die Hintergründe und die Handlungsstränge wurden verwoben. Die ständigen Perspektivwechsel machen den Band vielschichtig. Trotzdem tappte man im Dunkeln, wer hier die Fäden zieht. Es gibt mehrere Personen deren Handlungen dubios und fragwürdig erscheinen. So sind Fährten geschickt gelegt und die Auflösung unerwartet aber schlüssig.

Fazit: ein runder und würdiger Abschluss

Veröffentlicht am 23.05.2024

Kriegsjahre

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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In Liebe deine Lina war eine absolut positive Überraschung für mich, weil ich in eine komplett andere Zeit eintauchen und diese kennenlernen konnte. Auch der Unterschied zwischen Dorf- und Stadtleben war ...

In Liebe deine Lina war eine absolut positive Überraschung für mich, weil ich in eine komplett andere Zeit eintauchen und diese kennenlernen konnte. Auch der Unterschied zwischen Dorf- und Stadtleben war sehr überzeugend und bildhaft wiedergegeben. Nun geht die Familiengeschichte also weiter mit der nächsten Generation. Deswegen ist der Stammbaum zu Beginn wirklich hilfreich, aber im ersten Moment leider auch unübersichtlich gestaltet.
Doch der zweite Band kann einem Vergleich mit Band 1 einfach nicht standhalten. Das liegt gar nicht am Buch selber, sondern dass es nun zu einer komplett anderen Zeit spielt. Es umspannt die Zeit von zwei Weltkriegen.

Das Leid des ersten Weltkrieges wird aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben. Da ist August in sehr jungen Jahren, der im Lager in England sitzt. Einblicke von der Front, wenn Verwandte oder Freunde aktiv im Krieg eingesetzt werden. Oder wie es Karl und Lina in Bremen ergeht und Lina an der Heimatfront arbeitet. Dies vermittelt ein vielschichtiges Bild.

Umso größer die Freude als sich Charlotte und August nach Ende des Krieges endlich wiedersehen. Was als reger Briefaustausch begann, wird zu Liebe. Charlotte und August kehren als Ehepaar in das Dorf in der Pfalz zurück. Die Bewohner begegnen ihnen mit Ablehnung und Vorurteilen. Erneut ist der Unterschied zwischen Dorf und Stadt fein herausgearbeitet und zu spüren. Auch ist es Anfang des 19. Jahrhunderts deutlich erschwert zwischen Bremen und der Pfalz in Kontakt zu bleiben. Besuche sind sehr selten und teuer. Gerade Charlotte leidet unter der Trennung, aber für August ist sie bereit dieses Opfer zu bringen. Wirklich glückliche Zeiten erleben wir nur an Charlottes Seite, wenn sie in Bremen zu Besuch ist. Sie geliebte Menschen wiedersieht und Stadtleben und Opernbesuche genießt.

Die Autorin versucht die verschiedenen Stimmungen in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg einzufangen. Die einen trauern der Niederlage im ersten Weltkrieg hinterher, andere sind froh über das Ende des Krieges. Und auch wenn es noch viele Jahre dauert, wird es zunehmend bedrückender. Es gipfelt in den zweiten Weltkrieg. Die Dorfgemeinschaft verändert sich. Man traut sich nicht mehr offen zureden, Verdächtigungen, Misstrauen und Angst greifen immer mehr um sich.

So unerschütterlich die Liebe zwischen Charlotte und August auch ist, ist dieses Buch von Verlust, Krieg und Entbehrung geprägt. Kein Wunder. Und auch wenn der Schreibstil sehr ruhig und angenehm ist, herrscht doch fortwährend eine bedrückende Stimmung. Diese schwermütige Stimmung – die absolut passend ist – macht für mich den kleinen aber feinen Unterschied zu Band 1.

Fazit: Fiktion die sich erschreckend echt anfühlt.