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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2025

Mit Leichtigkeit ins Verderben

Gym
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Ehrlich gesagt finde ich das Cover furchtbar hässlich. Umso überraschter war ich vom Klappentext, der mich sofort neugierig gemacht hat.

Die ersten Seiten verfliegen geschwind. Die Kapitel sind sehr kurzgehalten. ...

Ehrlich gesagt finde ich das Cover furchtbar hässlich. Umso überraschter war ich vom Klappentext, der mich sofort neugierig gemacht hat.

Die ersten Seiten verfliegen geschwind. Die Kapitel sind sehr kurzgehalten. Der Schreibstil locker, leicht und unterhaltsam. Zunächst scheint es im Buch um die kleine Lüge zu gehen, die der Protagonistin während ihres Vorstellungsgespräches für das Mega Gym unterläuft. Ebenso könnte es um den Körperkult in einem Fitnessstudio gehen. Um den gesellschaftlichen Druck auf den perfekten Körper.

Der zweite Abschnitt bringt die Wende. Doch leider auch die Fragezeichen. Wo führt dieses Buch hin? Die Protagonistin, deren Namen wir nie erfahren, verliert sich zunehmend in einem obsessiven Trainingswahn. Bis dahin wirkte sie lässig und entspannt. Nun zeigt sie ein komplett anderes Gesicht. Sie entwickelt einen krankhaften Ehrgeiz und wirkt unvernünftig. Was ist ihr Ziel? Geht es ihr darum, um jeden Preis die Beste zu sein?
In kurzen Einschüben erfährt man nun auch mehr über ihr Leben vor dem Job im Fitnessstudio. Auch hier offenbaren sich die gleichen Muster.

Die Beschreibung ist überspitzt und für mich nicht nachvollziehbar. Dieses übersteigerte wahnhafte Verhalten war mir fremd. Aus mir nicht ersichtlichem Grund und unklarem Antrieb, verrennt sie sich. In der Beschreibung des Buches liegt dies nicht an gesellschaftlichem Druck, sondern dem Druck, den sie sich selbst macht. Ihr Handeln empfand ich als komplett unreflektiert. Gerne hätte ich mehr darüber erfahren, was sie so getriggert hat. Was ihre Motivation war.

Je länger ich für diese Rezension über den Inhalt und die Aussage des Buches nachdenke, umso schlüssiger erscheint sie mir. Auch wenn die Darstellung vereinfacht und überzogen ist, zeigt sich, dass es nicht viel braucht, um in diese Spirale von Abhängigkeit und Besessenheit zu geraten.

Dennoch fand ich die Wendung, die das Buch genommen hat, zu extrem und das Ende sehr irritierend.

Veröffentlicht am 26.08.2025

Blut im Bayou

Unsere letzten wilden Tage
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Dieses Buch hatte mich bereits nach den ersten Seiten gepackt. Die Erzählung rund um Cutter, ihre Brüder und den abgelegenen Ort Jacknife ist rau, schnörkellos und unverblümt.

Loyal kehrt in ihren Heimatort ...

Dieses Buch hatte mich bereits nach den ersten Seiten gepackt. Die Erzählung rund um Cutter, ihre Brüder und den abgelegenen Ort Jacknife ist rau, schnörkellos und unverblümt.

Loyal kehrt in ihren Heimatort zurück, um ihre Mutter zu unterstützen. In ihrer Jugend war sie eng mit Cutter befreundet, aber der Kontakt besteht schon seit vielen Jahren nicht mehr. Als Cutter tot aufgefunden wird, ist Loyal die Einzige die sich dafür interessiert und die Umstände aufklären will. Denn für den Sheriff bedeutet Cutter von klein auf nur Ärger. Entsprechend unmotiviert scheint seine Ermittlung. Doch Loyal will Gerechtigkeit für ihre tote Freundin und brennt vor Entschlossenheit.

Es sei gesagt, dass dieser Roman keine leichte Kost und kein Wohlfühlroman ist! Weder vom Setting noch von den Protagonisten.
Die Lebensbedingungen in diesem Landstrich sind rau, hart und unwirtlich. Sie sind geprägt vom täglichen Kampf ums Überleben. Man fühlt sich am Ende der Welt. Ist umgeben von Sümpfen, in denen Alligatoren leben. Es ist schwülwarm und die Luft ist voller Moskitos. Und so hart dieses Hinterland ist, so sind auch seine Bewohner. Echte Sympathieträger sucht man vergebens.
Lässt man sich darauf ein, wird man feststellen, dass genau diese schonungslosen Beschreibungen von Land und Leuten die große Stärke des Romans sind.

Die Auflösung um Cutters Tod erfolgt langsam und zieht eine Spur von Drogenhandel und Korruption nach sich. Gleichzeitig versucht sich die Geschichte um einen versöhnlichen Abschluss.

Veröffentlicht am 19.08.2025

Wenn die Fassade bröckelt

Schattengrünes Tal
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Der Roman beginnt atmosphärisch stark. Ein idyllisch gelegener Ort. Mitten im Grünen, wo andere Leute Urlaub machen. Und trotzdem entsteht bereits nach wenigen Seiten ein Gefühl der Unruhe und subtilen ...

Der Roman beginnt atmosphärisch stark. Ein idyllisch gelegener Ort. Mitten im Grünen, wo andere Leute Urlaub machen. Und trotzdem entsteht bereits nach wenigen Seiten ein Gefühl der Unruhe und subtilen Bedrohung. Denn bei der Feier für Simon gibt es einen mutwillig herbeigeführten Stromausfall. Er selber bekommt eine anonyme Nachricht, verbirgt dies aber vor seiner Frau Lisa. Das heruntergekommene Hotel von Lisas Familie, mit seiner kaputten Heizung und dem Hauch vergangener Zeiten, verstärkt die beklemmende Stimmung. Besonders auffällig ist Danielas merkwürdige Weigerung, das nicht beheizbare Hotelzimmer zu verlassen, ein Verhalten, das Fragen aufwirft.

Der Schreibstil ist ruhig, aber eindringlich. Emotional, präzise und fesselnd. Man möchte zu diesem Zeitpunkt unbedingt wissen, was sich hinter den Fassaden der Figuren versteckt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lisa, eine warmherzige, hilfsbereite Frau mit einem ausgeprägten Bedürfnis, für andere da zu sein. Sie unterstützt Freunde, Familie und sogar Hotelgäste wie Daniela, die in dem kleinen Ort ein neues Leben beginnen möchte. Lisa ist jemand, der sich selbst zurücknimmt, um anderen zu helfen.

Doch je mehr Daniela in der Gemeinde Fuß fasst, desto stärker gerät Lisa ins Abseits. Die Dynamik kippt. Aus der Unterstützerin wird eine Außenseiterin. Lisa wird von ihren Freunden gemieden. Die Beweggründe dafür bleiben unklar. Daniela hingegen übernimmt zunehmend Raum, nicht nur im sozialen Gefüge des Ortes, sondern auch in der Erzählstruktur des Buches.

Daniela wirkt auf mich keinesfalls sympathisch. Eher übergriffig und aufdringlich. Umso irritierender ist der Kontrast zur Darstellung im Buch. Dort will man sie unterstützen und integrieren. Man hilft ihr, um Freunde und eine Wohnung zu finden. Diese unterschiedliche Wahrnehmung finde ich absolut widersprüchlich und unglaubwürdig.

Es ist durchaus interessant zu lesen, wie eine einzelne Person ein bestehendes Gefüge beeinflussen und ins Wanken bringen kann, doch ist es in diesem Ausmaß realistisch? Warum wird keiner misstrauisch? Warum glaubt man Daniela mehr als Lisa, obwohl sie Lisa seit Jahren kennen? Was sind das für langjährige Freunde? So habe ich meine Schwierigkeiten damit, die Handlungen einiger Personen nachzuvollziehen.

Insgesamt hat mich dieses Buch leider unzufrieden zurückgelassen. Ich habe schlicht und ergreifend die Beweggründe von Daniela nicht verstanden. Ich will hier nicht spoilern und zu sehr darauf eingehen, aber warum ist sie nach Herzogsbronn gekommen? Was ist ihr Hintergrund? Was ihre Intention? Obwohl das Buch ihr Auftauchen und ihre Wandlung thematisiert, sind mir ihre Ziele und Absichten komplett schleierhaft geblieben. Ihre Rolle wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Veröffentlicht am 06.08.2025

Theos letzte Mission

Himmelerdenblau
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Theo hat einen letzten Wunsch. Er möchte das Verschwinden seiner Tochter aufklären. Doch die Zeit drängt, denn er ist an Demenz erkrankt. Als ein Podcast den alten Fall neu aufrollt, sieht er darin eine ...

Theo hat einen letzten Wunsch. Er möchte das Verschwinden seiner Tochter aufklären. Doch die Zeit drängt, denn er ist an Demenz erkrankt. Als ein Podcast den alten Fall neu aufrollt, sieht er darin eine letzte Chance, Antworten zu finden. Er setzt sich über die Bedenken seiner Tochter Sophia hinweg und erklärt sich zu einer Zusammenarbeit mit den Podcastern Liv und Phil bereit.

Das Buch besticht mit seinen wechselnden Perspektiven. Dadurch bekommen alle Personen ihre eigene Stimme, was einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt ermöglicht. Besonders eindrucksvoll ist dies bei Theo. Eine Unterhaltung, etwas mit seiner Tochter Sophia, kann für beide Seiten anstrengend sein. Da wir hier beiden Seiten verfolgen können, ist klar, dass jeder seine eigenen Gedankengänge hat. Beide machen total Sinn und sind nachvollziehbar, aber leider nicht deckungsgleich was zu Konflikten und Unverständnis führen kann. Obwohl die Demenz hier einen großen Raum einnimmt und typische Symptome wie Wortfindungsstörungen, das Verlegen von Gegenständen oder impulsives Verhalten thematisiert werden, wurde sie nie als Problem oder Belastung dargestellt. Vielmehr gelingt es der Autorin, die Krankheit mit großer Sensibilität zu behandeln.

Dadurch, dass hier alle Parteien ihre Stimme bekommen, wird deutlich, wie weitreichend das Verschwinden von Julie nicht nur für die Angehörigen war, sondern auch für Menschen aus ihrem Umfeld wie ihren Ex-Freund oder ihren Sportlehrer. Vorverurteilungen und Verdächtigungen sind schnell ausgesprochen und können das Leben der betroffenen Personen beeinflussen.

Es gab auch vor 20 Jahren einen möglichen Täter, dem jedoch nie etwas nachgewiesen werden konnte. Doch die Verdächtigungen haben bei ihm tiefe Spuren hinterlassen und die erneute Beleuchtung des Falles reist diese Wunden wieder auf. So logisch und einfach diese Erklärung scheint, ist man hin und her gerissen, ob sie auch der Wahrheit entspricht. Reicht „komisches“ Verhalten und zurückgezogenes Leben aus, um ihn an den Pranger zu stellen, sogar für alle zugänglich in einem öffentlichen Podcast?

Natürlich musste man zunächst in die Geschichte eintauchen und die Protagonisten kennenlernen, aber ab etwa der Hälfte habe ich die gleiche Unruhe und Ungewissheit wie Theo empfunden. Das Rätsel um Julie musste aufgeklärt werden und ich war sehr auf die Auflösung gespannt. Nur sehr widerwillig habe ich das Buch aus der Hand gelegt.

Die Auflösung um Julie stellt vielleicht nicht jeden zufrieden, aber sie ist ein mögliches, realistisches und nachvollziehbares Szenario. Und eine schmerzhafte Wahrheit ist immer noch besser als Ungewissheit. Aber alles hat seinen Preis. Und so stellt sich zum Schluss die Frage, wie weit man für sein eigenes Leben und das seiner Familie gehen würde?

Fazit: dieses Buch ist mehr als die Suche nach der Wahrheit von Julies Verschwinden. Es ist tiefgründig, spannend, vielschichtig und gespickt mit kleineren Denkanstößen.

Veröffentlicht am 28.07.2025

Nickis Vermächtnis

Der Weg – Jeder Schritt könnte dein letzter sein
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Eine einsame Wanderung in Nordeuropa. Nur zu zweit und ganz viel Natur. Doch es kommt, wie es kommen musste und Julia und Nicki sind den Naturgewalten hilflos ausgeliefert und kämpfen ums Überleben. Dies ...

Eine einsame Wanderung in Nordeuropa. Nur zu zweit und ganz viel Natur. Doch es kommt, wie es kommen musste und Julia und Nicki sind den Naturgewalten hilflos ausgeliefert und kämpfen ums Überleben. Dies erinnert mich an „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler oder auch „The Hike“ von Lucy Clarke und muss sich damit messen lassen. Also kein neues Setting, aber trotzdem anders interpretiert.

Schon der Einstieg über den Prolog ließ mich zweifeln. Generell bin ich kein Freund davon, aber wenn er schon da ist, sollte er auch nachwirken und Spannung aufbauen. Dieser hier hingegen bleibt blass und überflüssig. Alles, was er erzählt, ist ohnehin im Klappentext zu erahnen.

Auch gestört hat mich die sehr schlichte Sprache. Zwar sorgt sie für ein zügiges Leseerlebnis, doch leider blieb ich emotional auf Distanz. Gefühle und Ängste sind hier nicht transportiert worden. Trotz der bedrohlichen Situation, in der sich Julia befindet, war es weder fesselnd noch ergreifend oder emotional. Ich habe selten echte Spannung oder Empathie empfunden.

Und als man sich fragt, wie denn jetzt der tatsächliche Hergang war, wird plötzlich und viel zu schnell die Auflösung präsentiert. Aber für mich hat sie Lücken und so wirklich rund und stimmig sind mir die Abläufe nicht.
Einige Elemente scheinen stillschweigend mit vagen Erklärungen abgetan zu werden. War es nun Halluzination, Verdrängung oder schlichtes Vergessen?

Fazit: schnelle Lektüre, aber weder inhaltlich, nicht sprachlich wirklich überzeugend