Profilbild von hapedah

hapedah

Lesejury Star
offline

hapedah ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit hapedah über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2023

Klassiker in neuem Gewand - prachtvolle Schmuckausgabe

Frankenstein
0

Beinahe jeder kennt in groben Umrissen die Geschichte des Wissenschaftlers Frankenstein, der im Größenwahn neues Leben erschafft und sich danach voller Entsetzen von seiner eigenen Schöpfung abwendet. ...

Beinahe jeder kennt in groben Umrissen die Geschichte des Wissenschaftlers Frankenstein, der im Größenwahn neues Leben erschafft und sich danach voller Entsetzen von seiner eigenen Schöpfung abwendet. In dieser wunderbaren Schmuckausgabe wird der Schauerroman, der nicht umsonst zu den Klassikern der Weltliteratur gehört, mit zahlreichen Illustrationen und Beilagen besonders opulent zur Geltung gebracht. Der farbige, metallisch glänzende Buchschnitt und das beeindruckende Cover (erst in Natura kommt es wirklich zur Geltung, der silberne Blitz wird bei Bewegung des Buches je nach Lichteinfall regelrecht lebendig), tun ihr Übriges um diese Ausgabe zu einer Zierde für jedes Regal zu machen.

Natürlich hatte auch ich bereits viel von der Geschichte Frankensteins gehört, sowie von der Autorin Mary Shelley, die diesen Klassiker bereits in sehr jungem Alter schrieb, ohne jedoch bisher den Roman gelesen oder eine der Verfilmungen gesehen zu haben. Umso mehr habe ich mich auf das Leseerlebnis gefreut, allerdings muss ich zugeben, dass mir der Einstieg in die Handlung nicht ganz leicht gefallen ist. Wie es der Entstehungszeit des Werkes entsprach, habe ich Schreibstil zunächst als sehr sperrig und ausschweifend empfunden. Dass die Rahmenhandlung mit Briefen eines Mannes beginnt, dessen Name weit weniger bekannt ist, als der Frankensteins, hat mich zusätzlich irritiert.

Robert Walton schreibt darin an seine ältere Schwester, die er sehr verehrt, und berichtet von einer Expedition, die er unternimmt, um einen Seeweg durch den Polarkreis zu erschließen. Obwohl dieser Rahmen nur die ersten ca. zwanzig Seiten umfasst, zog sich der Anfang für mich sehr in die Länge, erst als Walton einen Reisenden von einer Eisscholle rettet, bei dem es sich um Viktor Frankenstein handelt, und dieser beginnt, seine Erlebnisse zu schildern, nahm die Handlung etwas an Fahrt auf. Von diesem Punkt an vermochte mich das Buch zu fesseln und ich habe mich jeden Tag darauf gefreut, einen neuen Abschnitt zu lesen. Dabei hatte ich den Eindruck, etwas langsamer voran zu kommen, als bei manch anderer Lektüre, aber ich denke, für diese prächtig gestaltete Schmuckausgabe sollte man sich die Zeit nehmen und nicht nur die altmodische Sprache genießen, sondern auch die bildliche Gestaltung sowie die passenden Beilagen auf sich wirken lassen.

Fazit: Der weltbekannte Klassiker kommt hier in einer opulenten Schmuckausgabe, die mich allein schon durch die herrliche Gestaltung begeistern konnte. Nach einem etwas langatmigen Einstieg hat mich auch die Geschichte selbst in ihren Bann gezogen, so dass ich dieses prächtig illustrierte Buch gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 14.09.2023

Fesselnde Geschichte mit einer wirklich liebenswerten Protagonistin

Birthday Girl
0

Jordan wurde vom Leben nicht verwöhnt, sie musste zeitig lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Um ihr Studium zu finanzieren arbeitet sie bis spät in die Nacht in einer Bar, selbst am Vorabend ihres neunzehnten ...

Jordan wurde vom Leben nicht verwöhnt, sie musste zeitig lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Um ihr Studium zu finanzieren arbeitet sie bis spät in die Nacht in einer Bar, selbst am Vorabend ihres neunzehnten Geburtstages. Als ihre Chefin ihr zur Feier des Tages zeitiger frei gibt, Jordans Freund, der sie heim fahren soll aber nicht an sein Telefon geht, beschließt sie, die Wartezeit im Kino zu überbrücken. Dort kommt sie mit Pike ins Gespräch, der zwar deutlich älter als sie ist, dennoch empfindet Jordan sofort eine seltsame Nähe zu ihm. Noch in der selben Nacht erfährt sie allerdings, dass nicht nur der Altersunterschied zwischen ihnen steht, Pike ist auch noch der Vater ihres Freundes.

"Birthday Girl" von Penelope Douglas ist eine Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Jordan ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich war emotional immer an ihrer Seite. Für ihr jugendliches Alter wirkte sie bereits sehr erwachsen, was mit Sicherheit den familiären Umständen zu verdanken ist, denn von ihrer Familie hat sich nie jemand wirklich um sie gekümmert. Somit haben sich auch ihre Wünsche und Ziele deutlich von denen ihrer ehemaligen Mitschüler unterschieden. Abgesehen von einigen Selbstzweifeln und der Angewohnheit, ihr Licht immer wieder unter den Scheffel zu stellen, fand ich Jordan beinahe zu perfekt und fehlerlos dargestellt.

Auch Pike habe ich gemocht, er ist ein geradliniger Mensch, der sehr zeitig ungeplant Vater geworden ist und trotz seiner jungen Jahre immer getan hat, was das Beste für seinen Sohn war, in dieser moralischen Perfektion hatte er deutliche Ähnlichkeit mit Jordan. Ihr Freund Cole war von der Autorin wohl als Gegenpol zu der fleißigen, strebsamen Jordan gedacht, in meinen Augen wurde er recht ambivalent beschrieben. Abgesehen von der Tatsache, dass er Pikes Sohn ist und wegen der vorhandenen Vaterliebe keinen wirklich schlechten Charakter haben durfte, hat er sich Jordan gegenüber manchmal derartig mies benommen, dass mir die Vorstellung schwer fiel, er sei vor der Beziehung ihr bester Freund gewesen und habe sich in bestimmten Situationen schützend vor sie gestellt. Coles Verhalten entsprach oft eher dem eines bockigen Kleinkindes, als dem eines Neunzehnjährigen, besonders seinen Teil der Handlung habe ich als arg konstruiert empfunden.

Nichtsdestotrotz fand ich den Schreibstil eingängig und spannend, ich mochte den E-Reader zwischendurch kaum aus der Hand legen. Bis auf die angesprochenen Punkte erschienen mir die Figuren authentisch und lebensecht, so dass ich emotional tief in die Geschichte versunken bin. Der Hintergrund war meiner Meinung nach umfassend genug gezeichnet, dass er sich nahtlos an die Handlung angefügt hat und ich das Geschehen beinahe wie einen Film vor meinem geistigen Auge abrufen konnte. Insgesamt habe ich mich von diesem Roman wirklich gut unterhalten gefühlt, so dass ich dafür gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Die Figuren waren für meinen Geschmack manchmal ein wenig zu sehr schwarz oder weiß dargestellt, was dem Lesevergnügen insgesamt aber keinen Abbruch getan hat. Die emotionale Lektüre hat mich gefesselt und begeistert, so dass ich sie gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 11.09.2023

Fesselnder Abschlussband der Twisted-Reihe

Twisted Lies
0

Obwohl Stella Alonzo scheinbar ihr ganzes Leben in den sozialen Medien öffentlich präsentiert, ist sie privat eher zurückhaltend. Seit ihre Freundin Jules auszog, lebt sie allein in einer Wohnung, die ...

Obwohl Stella Alonzo scheinbar ihr ganzes Leben in den sozialen Medien öffentlich präsentiert, ist sie privat eher zurückhaltend. Seit ihre Freundin Jules auszog, lebt sie allein in einer Wohnung, die eigentlich viel zu teuer für sie ist - wäre der Eigentümer des Hauses, Christian Harper, ihr nicht weit mit der Miete entgegengekommen. Trotz ihrer anfänglicher Befürchtungen bleibt Christian auf respektvollem Abstand, so dass er der perfekte Kandidat für eine Fake-Beziehung ist, zu der Stellas Agent rät, um die Zahl ihrer Follower zu erhöhen. Erst nach und nach gesteht sie sich die Gefühle ein, die sie für den gut aussehenden CEO entwickelt.

"Twisted Lies" von Ana Huang ist der vierte und letzte Band der Twisted-Reihe, da in jedem Buch ein anderes Paar im Mittelpunkt steht, können die Romane problemlos einzeln gelesen werden. Jeder der Vorgängerbände dreht sich um eine von Stellas Freundinnen, deshalb ist sie mir zwar schon einige Male als Nebenfigur begegnet, durch ihre introvertierte Art hatte ich aber nicht wirklich den Eindruck, etwas über sie zu wissen, außer ihrer medialen Präsenz. Den Menschen hinter der Influenzerin habe ich erst in ihrer eigenen Geschichte kennen gelernt und es hat nicht lange gedauert, bis sie mir genau so sehr ans Herz gewachsen war, wie die anderen Frauen aus diesem einzigartigen Freundinnen-Quartett.

Auch Christian habe ich bereits in einem früheren Roman dieser Reihe getroffen, dort blieb er für mich allerdings genau so undurchsichtig, wie für die Menschen in seinem Umfeld. Erst als er sich seiner Gefühle für Stella mehr und mehr bewusst wird, gelang es mir, hinter seine glatte, abweisende Fassade zu blicken. In einer anderen Rezension schrieb ich bereits, dass Ana Huang ihre Männerfiguren ganz eindeutig dominanter charakterisiert, als es für meinen Geschmack passend ist, ganz besonders bei den (wie bereits gewohnt äußerst expliziten) erotischen Szenen. Da sein Verhalten aber Stellas geheimen Wünschen entspricht und er sie tatsächlich vorher fragt, wie sie es möchte, habe ich Christian wesentlich sympathischer und nicht so übergriffig empfunden, wie es beim Protagonisten des direkten Vorgängerbandes der Fall war.

Der Schreibstil lässt meiner Meinung nach nichts zu wünschen übrig, das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Dennoch bin ich insgeheim nicht traurig, dass die Reihe nun ihren Abschluss gefunden hat, denn vom ersten Band an war ich zwiegespalten zwischen dem Wunsch, mehr dieser spannenden Liebesromane zu lesen und der Abneigung gegen die (in meinen Augen nicht ganz gesunde) Dynamik zwischen den Paaren, die immer aus einem in erotischer Hinsicht extrem dominanten Mann und einer entsprechend unterwürfigen Frau bestanden. Allerdings kann ich nicht abstreiten, gut unterhalten worden zu sein, so dass ich trotz leiser Vorbehalte eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Der Schreibstil hat mich immer wieder zu dieser Reihe gezogen, auch dieser letzte Band hat mich durchgehend gefesselt. Daher empfehle ich dieses Buch trotz kleinerer inhaltlicher Vorbehalte weiter.

Veröffentlicht am 08.09.2023

Fesselnde historische Geschichte

Ich, Sperling
0

Im spätrömischen Reich wächst ein Junge in einem Bordell auf, ohne zu wissen, woher er kommt und wer seine Eltern sind. Sowohl die Köchin Focaria als auch eine der Prostituierten, eine "Wölfin", die Euterpe ...

Im spätrömischen Reich wächst ein Junge in einem Bordell auf, ohne zu wissen, woher er kommt und wer seine Eltern sind. Sowohl die Köchin Focaria als auch eine der Prostituierten, eine "Wölfin", die Euterpe genannt wird, kümmern sich um den Kleinen und vermitteln ihm sehr unterschiedliche Blickwinkel auf die Welt, in der sie leben. Sobald er groß genug ist, zu arbeiten, hilft "Pusus" zunächst in der Küche, später wird er in die Taverne beordert, wo die Freier essen, trinken und schließlich ins Obergeschoss zu den Wölfinnen gehen. Bis eines Tages eine der Wölfinnen ausfällt und der Besitzer des Etablissements beschließt, Pusus an ihrer Stelle arbeiten zu lassen. Von nun an entflieht der Junge immer wieder aus seinem Körper, wie ein Sperling, um der Brutalität seines realen Daseins zu entkommen.

"Ich, Sperling" von James Hynes ist ein fesselnder historischer Roman, der mich von der ersten Seite an komplett in seinen Bann gezogen hat. Als alter Mann blickt Sperling auf sein Leben zurück und schreibt auf, was ihm widerfahren ist, ohne etwas zu beschönigen und ohne Hoffnung, dass jemals ein Mensch seine Aufzeichnungen zu Gesicht bekommt. Dennoch spricht er seinen Leser immer wieder direkt an, was seine Schilderungen für mich besonders realistisch erscheinen ließ, die detaillierte Beschreibung seines Alltags hat mich emotional tief in die Geschichte hinein gezogen. Sowohl das Umfeld, in dem der Junge aufwächst, als auch die Figuren, die er trifft, haben sich für mich lebensecht angefühlt, die Handlung lief beinahe wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab.

Den Schreibstil habe ich als sehr mitreißend empfunden, ich mochte das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen und auch wenn ich gerade nicht gelesen habe, ist Sperling immer noch ständig in meinem Kopf herum gekreist. Die Beschreibung des Alltags aus dem Blickwinkel des Jungen zeichnet ein brutal ehrliches Bild der Gesellschaft in jener Zeit, immer wieder begegnen Sperling Zitate von Philosophen, die seine Eindrücke kritisch untermauern und mich beim Lesen zum Nachdenken angeregt haben. Das Ende lässt offen, wie Sperling nach Britannien kam, wo er als alter Mann diese Memoiren verfasst und wie sein Leben als Erwachsener weiter verlief - was mich hoffen lässt, dass der Autor eventuell über eine Fortsetzung nachdenken könnte. Mir würde es auf jeden Fall Freude machen, mehr von dieser spannenden Historiengeschichte lesen zu können. Für den Roman, der mich auf eine äußerst fesselnde Reise in die Vergangenheit geschickt hat, spreche ich eine begeisterte Leseempfehlung aus.

Fazit: Von der ersten Seite an war ich tief in der Geschichte versunken, Sperlings Schilderungen seines harten Lebens von frühester Kindheit an war ein außergewöhnliches Lesevergnügen, das ich gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 04.09.2023

Kein Anfang und kein Ende

Die Lügnerin
0

Clara Konrad - wenn das denn wirklich ihr Name ist - erzählt einer Therapeutin unglaubliche Dinge aus ihrem Leben. Die Lügen, die sie anderen Menschen unterbreitet, sollen so überzeugend sein, dass die ...

Clara Konrad - wenn das denn wirklich ihr Name ist - erzählt einer Therapeutin unglaubliche Dinge aus ihrem Leben. Die Lügen, die sie anderen Menschen unterbreitet, sollen so überzeugend sein, dass die vorhergesagten Ereignisse tatsächlich eintreten, das bezieht sich nicht nur auf menschliche Reaktionen, sondern auch auf mental unbeeinflussbare Dinge. So habe sie große Summen beim Roulette gewonnen, weil die Kugel ihren Wünschen gefolgt sei, selbst das Wetter könne sie mir ihrer Überzeugungskraft verändern - ein unerwarteter Schneesturm bringt den instinktiven Unglauben der Therapeutin ins Wanken.

"Die Lügnerin" von Friedemann Karig ist eine Geschichte, die mich zwar von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat, deren Sinn sich mir allerdings auch im Nachhinein nicht wirklich erschließen konnte. Clara, die anfangs einmal erwähnt, dass sie sich diesen Namen zugelegt hatte, weil ihr der Klang besser gefiel, als der von ihrem eigentlichen Geburtsnamen, ist eine Protagonistin, die für mich schwieriger greifbar war, als ein glitschiger Fisch. Beim Lesen habe ich sie ausschließlich durch ihre sprunghaften Erzählungen kennen gelernt, bei denen es keinen Hinweis darauf gab, ob auch nur ein Fitzelchen davon der Wahrheit entspricht.

Der opulente Erzählstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen, ohne Einleitung oder sonstiges Vorgeplänkel saß ich mit Clara in der Therapiesitzung und habe atemlos ihren unglaublich erscheinenden Berichten gelauscht. Das hat mir den Eindruck vermittelt, dass dieser Roman keinen Anfang und kein Ende hat, sondern eine Art willkürlichen Auszug aus dem Leben der Hauptfigur darstellt. Was natürlich nicht der Fall ist, die in weitschweifigen Worten verfasste Handlung mündet durchaus in ein unvorhergesehenes Finale, das mich dann aber seltsam ratlos zurück gelassen hat, auch nach Beendigung des Buches frage ich mich, welchen Zweck der Autor damit verfolgte. So kann ich zwar sagen, dass ich auf spannende Weise unterhalten wurde, aber dennoch nicht sicher bin, ob die Lesestunden sinnvoll genutzte Zeit waren.

Fazit: Der Autor führt in regelrecht ausschweifender Erzählweise durch das Lügengespinst seiner Protagonistin, was mich beim Lesen zwar durchaus gefesselt hat, der Sinn des Roman hat sich mir aber leider nicht wirklich erschlossen.