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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2020

Sehr unterhaltsam und historisch interessant

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 2
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Daoma geleitet Zhishilang, der den Kaiser stürzen möchte, zur Hauptstadt Changàn. Auf dem Weg kreuzen sie den Weg des schönen Kämpfers Shu, der in seiner Kutsche von Dämonenanbetern angegriffen wird und ...

Daoma geleitet Zhishilang, der den Kaiser stürzen möchte, zur Hauptstadt Changàn. Auf dem Weg kreuzen sie den Weg des schönen Kämpfers Shu, der in seiner Kutsche von Dämonenanbetern angegriffen wird und eigentlich eine entflohene (Lust-) Sklavin zurück bringen soll.
Gleichzeitig werden die unabhängigen Klans vom Kaiserhof geködert, dass sie sich dem Kaiserreich anschließen sollen. Nur Mo ist dagegen und möchte die Unabhängigkeit, auch aufgrund der schmerzlichen Vergangenheit der Klans, wahren. Doch für die anderen ist das Angebot zu verlockend...

Neben Daoma, über den ein wenig Hintergrundwissen preisgegeben wird, treten gleich mehrere interessante und auch skurrile Figuren auf. Gut gefiel mir insbesondere die Figur Mo, aufgrund seiner Weisheit, seines Rückgrat und seiner Tapferkeit.

Das Comic liest sich wieder sehr actionreich, sehr unterhaltsam und wahnsinnig spannend, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Allerdings war ich etwas frustriert darüber, dass der Band mit einem bösen Cliffhanger endet.

Wieder erhält man sehr interessante Einblicke in die Geschichte des alten Chinas. Man lernt die politischen Gegebenheiten sowie auch alte Sitten und Gebräuche kennen. Hin und wieder stößt man auf philosophische Gedanken. Im Fokus stehen zudem Entscheidungsfragen, also wie entscheide ich mich, handle ich moralisch oder auf den eigenen Vorteil bedacht? Das gefiel mir sehr gut.

Fazit: Ein gelungener, spannender und anregender zweiter Teil mit interessanten Figuren.

Veröffentlicht am 04.04.2020

Ein weiblicher Roman über die Generation der heutigen Enddreißiger

Was wir sind
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Es ist ein spürbar weiblicher Roman, ein feministischer Roman, der die heutige Generation der Enddreißiger samt ihrer Eltern im Blick hat.
Drei miteinander befreundete Frauen, in London und Umgebung ...

Es ist ein spürbar weiblicher Roman, ein feministischer Roman, der die heutige Generation der Enddreißiger samt ihrer Eltern im Blick hat.
Drei miteinander befreundete Frauen, in London und Umgebung lebend, stehen im Mittelpunkt.
Hannah ist mit Nathan verheiratet. Sie wünscht sich verzweifelt ein Kind und versucht alles Erdenkliche. Die Beziehung zu ihrem Mann verliert sie dabei etwas aus den Augen.
Lissa blieb als Schauspielerin der große Erfolg versagt und sie hangelt sich beruflich so durch. Aktuell wirkt sie an einer Tschechow Inszenierung mit. Kinder möchte sie auf keinen Fall, nicht zuletzt aufgrund ihrer komplizierten Beziehung zu ihrer Mutter Sarah.
Cate fühlt sich als „Restposten“ auf dem Männermarkt, bis sie dann doch jemanden im Internet kennenlernt, sich verliebt und ziemlich schnell ein Kind bekommt. Diese Mutterschaft stellt sie allerdings vor ungeahnte Herausforderungen.

Der Roman erzählt abwechselnd von den drei Frauen, auch mit Rückblicken in ihre Jugend. Normalerweise habe ich mit Zeitsprüngen und Perspektivwechseln keine Probleme, mag sie sogar sehr, aber hier hatte ich manchmal Mühe mich zu orientieren, von wem gerade die Rede ist.
Überhaupt musste ich mich auf diesen Roman erst mal einlassen, doch dann berührte er mich sehr, vor allem der Kinderwunsch Hannahs weckte tiefes Mitgefühl. Manche Szenen fesselten mich sehr, z.B. empfand ich die Theaterproben sehr spannend und lebendig, andere wiederum ließen mich eher kalt und ich langweilte mich sogar manchmal. In viele Situationen konnte ich mich hineinfühlen, allerdings nicht in jegliche und manche Handlungen konnte ich wirklich nicht nachvollziehen. Nichtsdestotrotz schienen sie mir jedoch möglich und damit letztlich auch glaubhaft. Hier wird vieles wenig romantisiert dargestellt, was mir einerseits gefiel, was mich andererseits aber auch etwas ernüchterte.
Den kurzen Ausflug in die Welt der Abjekte (was das ist, erfuhr ich erst durch diesen Roman) fand ich übrigens sehr amüsant..:)

Die Autorin nimmt sich den weiblichen Themen und Frauenfiguren auf sehr niveauvolle Weise an. Sie zeigt die unterschiedlichen Einstellungen zum Kinderwunsch sowie die unterschiedlichen Facetten von Mutterschaft. Sie zeigt Elternbeziehungen, Paarbeziehungen und vor allem auch die Beziehung der drei, letztendlich auch einsamen, Frauen untereinander. Es gibt Konkurrenz, Neid, Lug und Betrug. Waren es eigentlich Freundinnen, sind Frauenfreundschaften eigentlich möglich, fragte ich mich an einigen Stellen. Dieses Thema rührte mich sehr an und ich regte mich wirklich über Lissas Verhalten auf (das Verhalten des Mannes fand ich auch recht daneben).

Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Generationen und Lebensideale gegenüber gestellt: die Elterngeneration der Frauen, politisch aktiv oder auch religiös orientiert, - im Gegensatz zu ihren nun erwachsenen Kindern, die zwar in der Jugend rebellisch waren, jedoch recht schnell das private Glück und die finanzielle Absicherung in ihren persönlichen Vordergrund stellten. „Die jungen Leute werden älter und fangen an, Kompromisse zu machen. So ist das eben. Man gibt den Kampf auf und kapituliert und wird zum Teil des Problems.“

Neben dem, dass der Roman mich nicht hundertprozentig fesseln konnte, bemängle ich die unscharfe Herausarbeitung der Themen des Romans, die mehr Akzente, mehr Klarheit verdient hätten. Vielleicht waren es insgesamt zu viele Themen- Lebenskrisen, Freundschaft, Feminismus, Mutterschaft, Beziehungen, Generationenportrait, so dass sie letztendlich, ähnlich des Titelbildes, etwas verschwimmen.
3,5 Punkte

Veröffentlicht am 31.03.2020

Sehr ausdrucksstark und wirkmächtig

Alfie und der Clownfisch
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Was für ein schönes Kinderbuch!

Alfie ist schüchtern. Vor einigen Dingen hat er Angst, die er dann lieber vermeidet, obwohl er sich dann auch nicht gut damit fühlt. Ob das ein Geburtstagsfest ist oder ...

Was für ein schönes Kinderbuch!

Alfie ist schüchtern. Vor einigen Dingen hat er Angst, die er dann lieber vermeidet, obwohl er sich dann auch nicht gut damit fühlt. Ob das ein Geburtstagsfest ist oder aktuell das Unterwasserkostümfest. Er geht nicht hin. Seine Eltern reagieren warmherzig und unterstützen ihn. So geht die Mutter mit ihm ins Aquarium. Dort entdeckt Alfie Clownfische. Das sind Fische, die sich gern verstecken, so wie er. Seine Mutter sagt: „So sind sie eben.“ Für das nächste Kostümfest nimmt er sich vor, als Clownfisch zu gehen.

Sehr einfühlsam wird Alfie beschrieben, man kann sich gut in ihn hineinversetzen. Ich wurde sehr berührt und an entsprechende selbst erlebte Situationen erinnert. Das Verhalten der Eltern fand ich sehr eindrucksvoll.

Text und Bilder sind auf das Wesentliche reduziert, wodurch sich die Wirksamkeit enorm erhöht. Einerseits ist alles sehr klar dargestellt, andererseits eröffnet sich ein weiter Raum, der zur Fantasie, zur Interpretation und zur Diskussion einlädt. Das Buch erlaubt, über verschiedene Gefühle und den Umgang mit ihnen zu sprechen sowie Vorannahmen zu hinterfragen.
Es geht hier nicht nur vorrangig darum, Mut zu schöpfen, sondern auch, sich selbst zu erkennen und vor allem sich selbst zu akzeptieren sowie das Passende für sich zu finden.

Ein inhaltlich und äußerlich wirklich wunderbar gestaltetes Buch. Aussagekräftig, reichhaltig, berührend – ganz großartig!

Veröffentlicht am 29.03.2020

Hochinteressant und berührend

Die Optimisten
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Galeristen, Maler, Schauspieler, Redakteure, Fotografen und andere Künstler unterschiedlicher Generationen bevölkern diesen, fast episch anmutenden Roman, der zwei sich abwechselnde Handlungsstränge verfolgt.
Die ...

Galeristen, Maler, Schauspieler, Redakteure, Fotografen und andere Künstler unterschiedlicher Generationen bevölkern diesen, fast episch anmutenden Roman, der zwei sich abwechselnde Handlungsstränge verfolgt.
Die Haupthandlung findet in Chicago in den Jahren 1985- 1992 statt. Im Mittelpunkt steht der Galerist Yale. Eine alte Dame möchte einige unbekannte Werke teils sehr bekannter Künstler der Galerie vermachen, in der er tätig ist. Yale fährt zu ihr und hört sich Noras Lebensgeschichte an, voller Aufregung und Freude über diesen überraschenden Glücksfund.
Gleichzeitig ist seine Lebenswelt jedoch überschattet von den ersten Toten des noch unbekannten HI-Virus. Große Unsicherheit, Angst und Trauer bricht in der Schwulenszene, in seinem nahen Umfeld aus.
Yale befindet sich in fester Partnerschaft mit Charlie. Während Yale der geerdete beständige Typ ist, ist Charlie eher unsicher und vor allem sehr eifersüchtig. Dennoch ergänzten sie sich bislang recht gut...

Der zweite Handlungsstrang fokussiert Fiona, eine Freundin von Yale. Fiona war zudem die Schwester von Nico, einer der ersten Aids Opfer, damals 1985 in Chicago. Fiona pflegte ihn sowie auch andere aus der Szene. Die vielen hautnah miterlebten Tode traumatisierten sie.
Jetzt, 30 Jahre später, trifft sie in Paris einen alten Freund. Sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter Claire, die lange Zeit in einer Sekte lebte und den Kontakt zu ihrer Mutter ablehnt.

Anfangs hatte ich ein wenig Mühe, in den Roman hineinzukommen. Es waren einfach zu viele Namen und ich wurde mit den Figuren nicht so recht warm. Der Schreibstil schien mir auch irgendwie etwas geschwätzig und redundant. Aber plötzlich, obwohl es wirklich ein wenig dauerte, nahm der Roman mich gefangen. Die Menschen berührten mich, ich begann die Atmosphäre zu spüren, ich tauchte ein, war gefesselt und gespannt, der Roman erwachte zum Leben. Ich genoss den Humor, die Ironie, wurde von der Tragik erschüttert und wurde immer wieder auch zum Nachdenken angeregt, nicht zuletzt über das Lebensgefühl der 80er Jahre, aber auch das Lebensgefühl der aktuellen Zeit, gemäß der Einsicht: „Wartet man nicht eigentlich permanent darauf, dass die Welt aus den Fugen gerät?“ […] Wenn die Verhältnisse stabil sind, dann immer nur vorübergehend.“

Die Autorin verarbeitete viele Interviews, die sie für diesen Roman führte und stellt die 80er Jahre, den HIV und Aids Ausbruch mitsamt der speziellen Atmosphäre sehr anschaulich und eindrücklich dar. Die greifbare Angst vor dem Tod wird fühlbar. Existentielle Fragen werden für jeden wichtig - wie lebt man eigentlich angesichts des nahen Todes bzw.- hat man eigentlich Hoffnung, dass es irgendwann Überlebende geben wird? Erst 1996 kamen nämlich die „guten“ Medikamente...
Aids galt in der ersten Zeit als „Schwulenkrankheit“. Makkai zeichnet ein interessantes Bild der Schwulenszene in Chicago, stets auch im Gewahrsein der allgemeinen Schwulenfeindlichkeit, des gesellschaftlichen Unverständnisses und der realistischen Gefahr, Opfer von Übergriffen zu werden.

Über all das hinaus erhält man zudem einen sehr interessanten Einblick in die Kunstwelt und die Kunstphilosophie. Hierzu zählt nicht zuletzt auch Noras Lebensgeschichte. Im Paris der 20er Jahre war sie die Muse für einige Künstler. Für die jungen Künstler, die den Krieg erlebten und als „verlorene Generation“ galten: „Der Krieg machte uns älter als unsere Eltern. Und wenn man älter ist als die eigenen Eltern, was dann? Wer soll einem dann zeigen, wie man lebt?“

Hier liegt ein hochinteressanter, reichhaltiger, aber keinesfalls überfrachteter Roman vor. Anfangs ist er allerdings etwas zäh und am Ende flacht die Spannung ein wenig ab. Er berührte und informierte mich sehr und regte zum Nachdenken an, nicht zuletzt auch über die großen Themen Freundschaft, Liebe und Verlust. Zudem verdeutlicht er die Wichtigkeit von Frieden, Toleranz und Menschlichkeit.

Veröffentlicht am 26.03.2020

Spannende Abenteuer des Kopfgeldjägers Daoma im alten China

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 1
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Dies ist mein erster chinesischer Comic, und der erste Comic, den ich in anderer Leserichtung las, also von hinten nach vorn sowie von rechts nach links.

Im Mittelpunkt steht der Kopfgeldjäger und Geleitschützer ...

Dies ist mein erster chinesischer Comic, und der erste Comic, den ich in anderer Leserichtung las, also von hinten nach vorn sowie von rechts nach links.

Im Mittelpunkt steht der Kopfgeldjäger und Geleitschützer Daoma, der verschiedentliche Aufträge annimmt, um vor allem seine Schulden bei dem alten Mo, einem Sklavenhändler, zu begleichen. Er reitet stets mit seinem (?) kleinen drei- oder vierjährigen Sohn Sieben. Sie erleben Abenteuer und treffen auf viele interessante, auch merkwürdige Menschen sowie sogar auf Dämonen. Natürlich wird viel gekämpft, aber es werden auch Lebensweisheiten ausgetauscht und Witze gemacht.

Ich konnte diesen Comic nicht zur Seite legen, so spannend fand ich ihn. Sogar den zweiten Teil musste ich gleich hinter her lesen..:)
Die Story ist wendungsreich und lebt von der geheimnisvollen, kantigen, klugen Gestalt Daoma, von der man nur hier und da kleine Brocken über seine Hintergrundgeschichte erfährt. Vieles wird nur angedeutet, so dass sich sicherlich in den Folgebänden noch Überraschungen auftun werden. Auch aus seinem Charakter wird man noch nicht so ganz schlau. Einerseits handelt er sehr moralisch, aber dann auch wirkt er eher kalt und berechnend. Alles in allem eine interessante Figur, so wie auch der kleine Sieben, der sich bei den Kämpfen laut zählend die Augen zuhält und doch immer mal wieder heimlich zuschaut.
Die Figuren sind recht vielschichtig angelegt, das gefiel mir gut.
Die brutalen (Kampf-)Szenen überlas ich übrigens etwas, da ich abgetrennte Gliedmaßen und hervorquellende Augen nicht sehen möchte, zudem ich grundsätzlich Gewalt nicht mag.

Der historische Kontext- der Übergang der Sui zur Tang Dynastie, um 600 im alten China, wird angedeutet, im Folgeband aber noch mehr vertieft. Hin und wieder gibt es jedoch kurze, sehr interessante Erläuterungen. Insgesamt war ich sehr angetan von diesem Einblick in jene vergangene Welt.

Der Zeichenstil ist schwarz- weiss, recht dynamisch und mit ausdrucksstarken Mimiken. Er gefiel mir gut, obwohl ich in kleinen Situationen die Figuren nicht gut erkannte (was jedoch wahrscheinlich an meinem ungeübten Auge lag). In anderen kleinen Situationen konnte mich die Sprache nicht immer überzeugen, ob es hierbei an der Übersetzung lag, kann ich jedoch nicht beurteilen.

Neben einem angehängten Bonuskapitel gibt es noch ein erhellendes und sympathisches Vor- und Nachwort, wobei man das Vorwort auch gern zum Schluss lesen kann bzw. sollte.

Trotz der benannten kleinen Kritikpunkte hat mich dieser sehr spannende, wendungs- und actionreiche Comic wunderbar unterhalten und mich dabei so in das alte China entführt, dass ich im Anschluss gleich den 2. Teil lesen musste und nun sehr gespannt auf die weiteren Bände bin..:)