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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2025

Aussergewöhnlich und nachhallend

Treppe aus Papier
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Mit diesem Buch hat der Autor Henrik Szántó ein ganz außergewöhnliches Buch geschrieben. Das Cover dieser kleinen Lektüre ist in sehr einladenden warmen Farben gehalten. Der aufmerksame Betrachter sieht ...

Mit diesem Buch hat der Autor Henrik Szántó ein ganz außergewöhnliches Buch geschrieben. Das Cover dieser kleinen Lektüre ist in sehr einladenden warmen Farben gehalten. Der aufmerksame Betrachter sieht gleich die Vervielfachung eines einzelnen Raumes. Hier wird schon optisch verdeutlicht, dass diese Geschichte von einem Haus und ihren Bewohnern handelt, die dieses Gebäude in einem Zeitraum von fast 100 Jahren bewohnt haben. Erinnerungen, die in den alten Mauern, im Gebälk, in Ritzen und Dielen bewahrt geblieben sind. Aus dieser Perspektive entfaltet sich ein Spektrum der jüngeren Geschichte, also vom Nationalsozialismus, bis in die Gegenwart. Gelebte Leben, Verrat, Verzweiflung, Hoffnung, Leid und Liebe alles wird gleichzeitig zur eigentlichen Gegenwartshandlung erzählt. Wer das Buch ganz aufmerksam und bedächtig liest, kann sich der Aura dieses Buches nicht entziehen.

Hier trifft die 15-jährige Nele Bittner auf die 90-jährige Irma Thon. Nele ist keine besonders gute Schülerin und demnächst steht die Geschichtsklausur über das Dritte Reich und die Gründung der BRD an. So kommt sie mit Irma ins Gespräch, die die Zeit selbst miterlebt hat. Auch Nele macht sich ihre eigenen Gedanken darüber und fragt ihre Eltern danach, die nicht mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden wollen. Hier wird verdeutlicht, wie eng die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft ist und man sich der Verantwortung und Aufarbeitung stellen sollte, ohne auf die Frage der Schuld oder Unschuld einzugehen.

All die gelebten Leben werden so unnachahmlich zusammengewobenen, dass man sich der Thematik und diesem Schreibstil eher dieser Sprachkunst nur schwer entziehen kann. Meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Südtiroler saisonale Gemüseküche

Passion Gemüse
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Passion Gemüse ist ein sehr abwechslungsreiches vegetarisches Kochbuch, das eine wirklich bunte Auswahl an saisonalen und einfachen Rezepten beinhaltet. Bei über 70 Rezepten ist für jeden etwas dabei. ...

Passion Gemüse ist ein sehr abwechslungsreiches vegetarisches Kochbuch, das eine wirklich bunte Auswahl an saisonalen und einfachen Rezepten beinhaltet. Bei über 70 Rezepten ist für jeden etwas dabei. Raffinierte Gemüsevarianten oder Altbekanntes geschickt kombiniert, macht dieses tolle Kochbuch zu einem Highlight in der Küche. Frische und Geschmack stehen hier an oberster Stelle, denn nur wer saisonal kocht, bekommt auch den vollen Geschmack auf den Teller. Hier bietet der Gemüseerntekalender eine sehr schöne Übersicht. Aber auch das Haltbarmachen von Gemüse wird einleitend kurz beschrieben und am Ende findet man hierzu einige Rezepte. Immer wieder wechseln sich die Rezepte mit Verarbeitungstipps ab. So kann bei der Zubereitung nichts mehr schief gehen.

Für jedes Rezept ist eine Doppelseite vorbehalten, denn das Auge isst ja schließlich mit. Das Rezept als solches ist ausführlich Schritt für Schritt beschrieben, sowie Menge bzw. Personenanzahl, Dauer der Zubereitung und der Schwierigkeitsgrad. Am Ende gibt es noch Tipps zu Alternativprodukten.

Mit dem Inhaltsverzeichnis am Anfang und dem Register am Ende ist die Auffindbarkeit der einzelnen Gerichte ganz schnell und problemlos.

Das Kochbuch hat mich durch die vielseitige und raffinierte Rezeptauswahl überzeugt. Es hat ein sehr ansprechendes und unempfindliches Hardcover, wobei mir persönlich die Haptik und Optik des Gemüses sehr gefällt. Der Leser merkt sofort, wie viel Herzblut in diesem Kochbuch steckt. Ist schon eher etwas Besonderes.

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Nervenkitzel, Verwirrspiel und absolute Spannung

Verstummte Narben: Thriller
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Der neue spannende Fall konfrontiert Julia Schwarz mit den schrecklichsten Stunden ihrer Vergangenheit. Als eine, nur mit einem Nachthemd bekleidete, tote junge Frau auf dem Friedhof gefunden wird, entdeckt ...

Der neue spannende Fall konfrontiert Julia Schwarz mit den schrecklichsten Stunden ihrer Vergangenheit. Als eine, nur mit einem Nachthemd bekleidete, tote junge Frau auf dem Friedhof gefunden wird, entdeckt Julia bei der Obduktion ein ihr bekanntes Detail auf dem Körper des Leichnams. Sehr verstörend, da diese Markierungen nur einem einzigen Serienkiller zuzuschreiben sind, der aber bereits seit Jahren hinter Gittern sitzt. Wer ahmt diesen Killer nach und was will er damit bezwecken?

Schon das winterliche dunkle Setting auf einem Friedhof erzeugt bereits beim Lesen eine unnachahmliche und unheimliche Atmosphäre. Wie zu erwarten war, entspinnt die Autorin im gewohnten flüssigen Schreibstil ein fantastisches Verwirrspiel, so dass die Spannung stetig an Intensität gewinnt und kaum auszuhalten ist. Durch die relativ kurzen Kapitel ist man stets mitten im Geschehen und leidet sowohl mit Julia, als auch mit dem Opfer und hofft, dass die aufwendige Ermittlungsarbeit von Kriminalkommissar Florian Kessler und seinem Team schnell zum Erfolg führt.

Mittlerweile sind die sympathischen Hauptcharaktere dem Leser schon sehr vertraut. Es ist wie ein Zusammentreffen mit wohlbekannten Menschen, die in ihrer Authentizität, in ihren Handlungen, Julia ist immer sehr risikobereit, und ihrer Menschlichkeit von mir sehr geschätzt werden. Auch der immer wieder stattfindende kurze Blick in das Privatleben macht die Protagonisten so nahbar, wobei der eigentliche Fokus immer auf der gut konstruierten Handlung, den Interaktionen und dem Nervenkitzel liegt. Spannend bis zum Schluss.

Die Gestaltung des Covers reiht sich perfekt in die Vorgängerbände ein und macht das Buch mit seiner Haptik, seiner Optik und seiner Story zum reinsten Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Sehr beachtendswertes Thema - grandios umgesetzt

Da, wo ich dich sehen kann
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Jasmin Schreiber hat sich in ihrem neuen Buch dem wichtigen Thema Femizid gewidmet. Das Buch beginnt bereits nach dem Tötungsdelikt an Emma, Majas Mutter. Von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr ...

Jasmin Schreiber hat sich in ihrem neuen Buch dem wichtigen Thema Femizid gewidmet. Das Buch beginnt bereits nach dem Tötungsdelikt an Emma, Majas Mutter. Von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr so wie es war. Maja verliert ihre Mutter, Emmas Eltern Brigitte und Simon ihre Tochter und Liv ihre beste Freundin. Jeder geht anders mit seiner Trauer um und so beschreibt die Autorin dies sehr authentisch aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Charaktere. Wie hatte es soweit kommen können? Warum haben wir nichts gemerkt? Diese Fragen stellen sich die erwachsenen Beteiligten. Wirkungsreich zum Ausdruck gebracht in den schwarz hinterlegten -Was wäre wenn- Kapiteln.

Ich konnte mich gut in alle Personen hineinversetzen, habe die Trauer, die Hilflosigkeit und Majas Schuldgefühle wahrgenommen und doch blieb ich immer die Betrachterin, aber mit einer Intensität, die mich emotional sehr getroffen hat bzw. betroffen gemacht hat.

Bei der inhaltlichen Gestaltung dieses Buches wurden unter anderem zwischen den einzelnen Kapiteln Zeichnungen von Maja, Anwaltsschreiben, der Obduktionsbericht, Gerichtsprotokolle, Zeitungsartikel etc. eingefügt, die als ein ganz besonderes Stilmittel diese fiktive Handlung sehr real wirken lassen. Dem Täter wurde hier kein Kapitel gewidmet, denn das hätte ihm, meiner Meinung nach, zu viel Raum gegeben und die Sicht auf das Eigentliche verfälscht.

Auch wenn diese Geschichte fiktiv ist, so ist es doch ein wichtiges Buch, um noch einmal zu verdeutlichen und ins Bewusstsein zu rufen, dass die Gewalt gegen Frauen in Deutschland stark verbreitet ist und Frauen allen Alters und aus allen sozialen Schichten betrifft. Fast jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau wegen ihres Geschlechts vom (Ex-)Partner getötet.

Ein wichtiges Thema toll umgesetzt und absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.10.2025

Der Momentesammler

Jetzt gerade ist alles gut
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Der neue Roman von Stephan Schäfer ist ein sehr leises und nachdenkliches Buch. Eine kurze Unachtsamkeit kann unser Leben von einem auf den anderen Augenblick nachhaltig beeinflussen oder sogar fast beenden. ...

Der neue Roman von Stephan Schäfer ist ein sehr leises und nachdenkliches Buch. Eine kurze Unachtsamkeit kann unser Leben von einem auf den anderen Augenblick nachhaltig beeinflussen oder sogar fast beenden. Die eigene Sterblichkeit ist doch näher, als man denkt. Das ist der Moment, wo man Dinge hinterfragt. Einen Neuanfang oder besser gesagt einen Andersanfang macht. Sein Leben bewusster erlebt, indem man jeden schönen Moment in sich aufsaugt, andere daran teilhaben lässt, weil es sich einfach gut anfühlt und gemeinsame Momente doch die schönsten Erinnerungen sind. Der namenlose Protagonist wird hier zum Momentesammler.

Es sind nicht die großen Urlaube oder Unternehmungen, sondern die kleinen feinen Begebenheiten. Die kurze Fahrradtour mit der Schwiegermutter, die Tasse Kaffee mit dem Bäcker, die Unterhaltung mit einem Fremden im Zug oder ein spontanes Wochenende bei Freunden, wo man die Zeit vergisst und es vorerst keine Gelegenheit mehr für die Mohnschnecken gibt. Alles kleine Momente, die zählen und bleiben, die unser Leben bereichern und uns tragen. Der Schreibstil hat mich durch die Geschichte getragen, die zwar sehr kurz aber nachhaltig war. Die Gestaltung des Covers bzw. des Einbandes ist einfach toll, einsam am Strand der Ostsee und doch so wohltuend. Ich finde mich in diesem Buch wieder.

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