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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2020

Doppeltes Spiel

Miracle Creek
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Angie Kim hat mit ihrem Roman eine fesselnde Geschichte geschaffen, die sich liest wie John Grisham im Seelenstriptease.

Die junge Elisabeth wird des Mordes angeklagt, nachdem ihr Sohn und ihre Freundin ...

Angie Kim hat mit ihrem Roman eine fesselnde Geschichte geschaffen, die sich liest wie John Grisham im Seelenstriptease.

Die junge Elisabeth wird des Mordes angeklagt, nachdem ihr Sohn und ihre Freundin bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen sind. Dabei könnte das Feuer, welches dazu führte, auch jeder andere der bei dem Gerichtsprozess anwesenden Zeugen gelegt haben.

Der an ein Gerichtsprotokoll angelehnte Roman bietet aus der Sicht der verschiedenen Beteiligten tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren und offenbart schnell das doppelte Spiel aus Wahrheit und geschönten Aussagen. Dabei transportiert die Erzählung in ihrer ruhigen, unaufgeregten Form umso deutlicher die verschiedenen Gefühle und Emotionen. So hat Angie Kim ein atmosphärisches Kammerspiel geschaffen, das unheimlich gut recherchiert in verschiedene Themenfelder wie Autismus, Eheprobleme und Rassismus einführt.

Keine der Figuren ist darauf angelegt, Sympathien beim Leser zu wecken. Nichtsdestotrotz kann man sich leicht in alle hineinversetzen, ihre Handlungen und Lügen sind auf emotionaler Ebene nachvollziehbar; sie wirken zutiefst menschlich.

Fazit:
Der Roman überzeugt nicht durch einen rasanten Plot, auch wenn er überraschende Wendungen bereit hält, sondern durch seine geballte Menschlichkeit.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Langatmiges von einer Superheldin

Endgültig
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Ein Thriller sollte spannend, fesselnd und kurzweilig geschrieben sein, um den Leser zu unterhalten und bei Stange zu halten.

Das ist Andreas Pflüger mit seinem Einstieg in die Jenny Aaron-Reihe nicht ...

Ein Thriller sollte spannend, fesselnd und kurzweilig geschrieben sein, um den Leser zu unterhalten und bei Stange zu halten.

Das ist Andreas Pflüger mit seinem Einstieg in die Jenny Aaron-Reihe nicht so ganz geglückt.
Die Geschichte um eine blinde Ermittlerin, die sich in ihrem neuesten Fall mit alten Bekannten konfrontiert sieht, beginnt dabei eigentlich vielversprechend.

Allerdings hatte ich schon mein größtes Problem mit dieser Titelheldin. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass ein Mensch mit viel Training und gutem Willen über sich und seine körperlichen Einschränkungen wie Blindheit aufgrund einer Verletzung hinaus wachsen kann. Allerdings wirkt Frau Aaron zu makellos, zu übermenschlich perfekt. Keiner ihrer ehemaligen Kollegen hat etwas an ihr auszusetzen, vielmehr wird sie von allen wie auf Händen getragen.

Allgemein fand ich die Gruppendynamik der Figuren etwas befremdlich, sie erinnerte mich zu sehr an Platzhirschgehabe und wirkte viel zu aufgesetzt.

Und auch die eigentliche Handlung konnte mich nicht wirklich überzeugen. Zu oft wechselt die Erzählung unbemerkt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Zudem reißt der Lesefluss dank (meiner Meinung nach) unnötiger Einschübe über Aarons Vorlieben und Abneigungen immer wieder ab. Außerdem entwickelt sich die Geschichte meines Erachtens zu oft aufgrund unglaubwürdiger Zufälle und wirkte im Großen und Ganzen etwas an den Haaren herbei gezogen.

Zu guter Letzt konnte auch Nina Kunzendorf als Erzählerin des Hörbuches kaum Spannung aufbauen, zu monoton war ihre Sprechweise.

Fazit:
Alles in allem gab es gute Ansätze, das Buch konnte mich aber in seiner Gesamtheit überhaupt nciht überzeugen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Historischer Wohlfühlkrimi

Der Sommer, in dem Einstein verschwand
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Einstein soll 1923 seine Nobelpreis-Rede auf der Jubiläumsausstellung in Göteborg halten. Ob und wie er aus Deutschland anreist, erzählt dieser fiktive, auf wahren Tatsachen beruhende Roman aus der Sicht ...

Einstein soll 1923 seine Nobelpreis-Rede auf der Jubiläumsausstellung in Göteborg halten. Ob und wie er aus Deutschland anreist, erzählt dieser fiktive, auf wahren Tatsachen beruhende Roman aus der Sicht mehrerer Personen, die seine Reise begleitet bzw beeinflusst haben.

Auch wenn dieser Sommer in Göteborg ein recht regnerischer gewesen sein muss, liest sich die Geschichte doch wie eine sommerliche, historische Kriminalgeschichte; gespickt mit eine großen Handvoll berühmter Namen aus der Wissenschaft.

Man könnte sich jetzt darüber streiten, ob die Geschichte spannend genug geschrieben ist oder sich ausreichend an wahren Begebenheiten orientiert. Mich jedenfalls hat sie aufs Herrlichste unterhalten, ich habe einiges gelernt, eine neue Sichtweise auf das Jahr 1923 in Deutschland und Schweden bekommen und war anschließend interessiert genug, mich auf eigene Faust noch weiter zu belesen.

Die Handlung war rund und in sich abeschlossen, die Figuren wirkten sympathisch und authentisch. InHIsgesamt ein Buch, an dem ich wirklich nichts auszusetzen hatte und das nichts vermissen ließ.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Mehr als Greta

Young Rebels
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Dieses Buch gehört einem ganz neuen Genre an: den Büchern, die berühmte Leute nach den verschiedensten Gesichtspuntken kategorisieren und porträtieren. Nach außergewöhnlichen Frauen, Männern, Berühmtheiten ...

Dieses Buch gehört einem ganz neuen Genre an: den Büchern, die berühmte Leute nach den verschiedensten Gesichtspuntken kategorisieren und porträtieren. Nach außergewöhnlichen Frauen, Männern, Berühmtheiten und ihren Haustieren, sowie queeren People folgen nun also Jugendliche, die mit ihren innovativen Ideen die Welt verändern.

Klar, dass man da gerade in unserer heutigen Zeit als erstes an Greta denkt. Dieses Buch zeigt, dass es aber noch so viele kluge Köpfe mehr gibt, die sich eine Erwähnung in diesem Werk verdient haben.

Allerdings konzentrieren sich die Autoren für meinen Geschmack zu sehr auf die letzten 20 Jahre. Kaum eines der hier vorgestellten 25 Kinder ist vor 1990 geboren. Viele sind sogenannte Millenials, die sich die Vorteile der sozialen Netzwerke zunutze gemacht haben, um ihr Anliegen zu verbreiten.

Das mag in sofern gut sein, das es in kurzer Zeit die Aufmerksamkeit der Menschen global erwirken kann, gibt mir aber auch den Anschein, dass dieser Fortschritt und Einfluss, den diese Kids mit ihren Aktionen bewirkt haben, nur dank moderner Vernetzung möglich war.

Für meinen Geschmack finden die jugendlichen Erfinder früherer Jahrzehnte (geschweige denn Jahrhunderte) zu wenig Erwähnung. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Revolutions- und Erfindergeist so etwas Neues ist.

Den Aufbau des Buches an sich finde ich gut gelungen, zumal den einzelnen Figuren (anders als in früheren Werken dieser Art) mehr Platz für ihre Geschichten eingeräumt wird. Aber auch hier wirken die Portäts teilweise mehr wie eine mittelmäßig erzählte Kurzgeschichte als wie wirklich informative Kurzdarstellungen von Problemthemen. Als einzige Ausnahme kann ich hier die Präsentation von Pussy Riot oder Barney Mokgatle, Tsietsi Mashinini, sowie Selby Semela aufführen.

Natürlich soll das Buch als Inspiration für junge Leser dienen, ihre Umwelt zu hinterfragen; den Mut zu finden, seine Stimme zu erheben, wenn einem etwas nicht passt; das Selbstbewusstsein zu entwicklen, dass jeder einzelne etwas erreichen kann, wenn er es wirklich will. Aber auch dafür fehlt diesem Buch das letzte I-Tüpfelchen, und sei es nur ein kleines Infokästchen mit Links oder Tipps für weitere Informationen unter jedem Artikel.

Fazit:
Vielleicht bin ich mit meinen 30 Jahren einfach nicht mehr die richtige Zielgruppe für dieses Buch, aber ich finde die weltverändernden Jugendlichen einach zu einseitig dargestellt.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Jäger oder Beute

Das wirkliche Leben
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"Das wirkliche Leben" ist kein Wohlfühlroman, auch wenn der pinke Einband vielleicht anderes vermuten lassen könnte.

Das Leben des 10-jährigen Mädchens und ihres kleinen Bruders Gilles in einer kargen ...

"Das wirkliche Leben" ist kein Wohlfühlroman, auch wenn der pinke Einband vielleicht anderes vermuten lassen könnte.

Das Leben des 10-jährigen Mädchens und ihres kleinen Bruders Gilles in einer kargen Reihenhaussiedlung ist dank eines gewalttätigen Vaters und einer unterwürfigen Mutter kein besonders angenehmes. Aber nach einem schrecklichen Vorfall beginnt sich auch ihr Bruder zu verändern und das Mädchen versucht fortan alles, um diesen Vorfall rückgängig zu machen.

Diese Geschichte liest sich überraschend flüssig, die Erzählung fliegt wie im Zeitraffer an einem vorbei. Dieser nahtlose Übergang von Tagen in Wochen, Monate und bald auch Jahre betont umso stärker die Tristesse und Gleichgültigkeit, die im Leben dieser Familie herrscht.

Der trockene, abwechslungsarme Erzählstil verdeutlicht den Aufruhr, der im Inneren dieses jungen Menschen umher wirbelt; die Emotionen treten dadurch, dass sie unausgesprochen bleiben, umso stärker ins Bewusstsein.

Es ist nur schwer zu ertragen, beobachten zu müssen, welche Grausamkeiten dieses Mädchen dazu zwingen, viel zu früh erwachsen zu werden, Verantwortung zu übernehmen und die Entscheidung zu treffen, ob sie lieber Jäger oder Beute sein will.

Gleichzeitig wirkt die Erzählung wie eine Allerweltsgeschichte und macht damit nur umso deutlicher, dass sich eben solche Schreckgespenster wie die hier auftretende häusliche Gewalt hinter jeder Fassade verstecken können.

Fazit:
Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, dafür aber umso eindringlicher.

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