Profilbild von julemaus94

julemaus94

Lesejury Star
offline

julemaus94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit julemaus94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2019

Trotz allem lesenswert

Miroloi
0

Wie rezensiert man ein Buch, über das gefühlt schon jeder gesprochen hat? Ich könnte jetzt darüber schwafeln, wie sehr oder auch nicht so sehr "Miroloi" wirkliche eine Ode an den Feminismus ist.

Schließlich ...

Wie rezensiert man ein Buch, über das gefühlt schon jeder gesprochen hat? Ich könnte jetzt darüber schwafeln, wie sehr oder auch nicht so sehr "Miroloi" wirkliche eine Ode an den Feminismus ist.

Schließlich geht es ja um ein Mädchen, dass sich in einer patriarchalen Gesellschaft auflehnt und für ihre Freiheit kämpft.

Stattdessen muss ich eher sagen, dass Karen Köhler hier ein wirklich umfassendes Gesellschaftsbild geschaffen hat, das mit seinen starren Strukturen nicht nur die Frauen unterdrückt, sondern sich umfassend in seiner Entwicklung hemmt und der Wilkür die Tür öffnet. Dabei bedient sie sich Anleihen aus allen möglichen Kulturen und auch Glaubensrichtungen, denn tatsächlich wird hier die Religion als das Macht(misbrauchs)instrument schlechthin dargestellt und schafft so eine universell anwendbare Parabel, die eigentlich zu jeder Zeit und an jedem Ort spielen könnte.

Das ganze ist verpackt in eine wunderbare, außergewöhnliche Bildsprache. Allein der Schriftsatz spiegelt wunderbar das Innenleben der Hauptfigur wieder, ist schlicht gehalten und bildet in seiner Struktur die Gefühle des Mädchens ab.

Man könnte jetzt sagen, dass es dieses Buch zu recht nicht auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, zeigt es doch kleine Schwächen in der Handlung, aber das ist für mich auch gar nicht wichtig. Viel wichtiger ist doch, dass es mich einfach furchtbar gut unterhalten hat und was, wenn nicht das, ist denn das Ziel eines Buches?

Veröffentlicht am 07.10.2019

Alles richtig gemacht?

Alles richtig gemacht
0

Irgendwie frage ich mich, was mir der Autor mit diesem Buch sagen wollte; besonders wenn man den Titel beachtet.

In seinem Buch erzählt er die Geschichte von Thomas und Daniel, zwei engen Freunden, die ...

Irgendwie frage ich mich, was mir der Autor mit diesem Buch sagen wollte; besonders wenn man den Titel beachtet.

In seinem Buch erzählt er die Geschichte von Thomas und Daniel, zwei engen Freunden, die in der Nachwendezeit ihre jungen Jahre voll ausleben. Bis Daniel aus Thomas Leben verschwindet und erst Jahre später plötzlich wieder auftaucht.

Parallel wird hier sowohl erzählt aus der wilden Studienzeit der beiden erzählt als auch Einblick in Thomas Erwachsenenleben geliefert. Geschmückt wird das Ganze mit Lokalkolorit und etwas Ost-Charme. An vieles erinnern sich gerade ältere Semster, die diese Zeit noch miterlebt haben, bestimmt gerne.

Doch tatsächlich bleiben mir diese Annekdoten stärker im Gedächtnis haften als die eigentliche Geschichte. Lange hatte ich das Gefühl, dass die Handlung nur schleppend vorangeht, man nur wenig über die Protagonisten erfährt und eigentlich auch nicht viel passiert.

Dafür wird man zum Ende hin dann nochmal von einer wahren Informationsflut erschlagen, die vieles in ein anderes Licht rückt, aber den Roman in seiner nichtssagenden Art nicht rettet.

Für meinen Geschmack hat Gregor Sander mit seinem Roman nicht alles richtig gemacht, sondern vielleicht sogar vieles falsch. Aber wer kann das schon von sich und seinem Leben behaupten?

Wenn das Buch sonst schon nicht viel aussagt, so doch aber wenigstens, dass man selbst dann, wenn man immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat, nicht sicher ist vor den falschen Entscheidungen seiner Mitmenschen.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Ein heller Stern am Fantasy-Himmel

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
1

Christelle Dabos verdient sich mit ihrer Reihe "Die Spiegelreisende" nach und nach einen Platz im Fantasy-Olymp!

Man sagt ja oft, dass die mittleren Bände einer Tri- oder Quadrilogie oft die schwächsten ...

Christelle Dabos verdient sich mit ihrer Reihe "Die Spiegelreisende" nach und nach einen Platz im Fantasy-Olymp!

Man sagt ja oft, dass die mittleren Bände einer Tri- oder Quadrilogie oft die schwächsten sind. Und nachdem ihr erster Band "Die Verlobten des Winters" die Messlatte schon sehr hoch gelegt hatte, waren meine Befürchtungen, was diese Theorie angeht, doch sehr stark. Aber sie waren vollkommen grundlos: "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" legt eher noch eine Schippe drauf!

Nachdem Ophelia ihre Maskerade nun ablegen konnte, darf sie sich frei bewegen. Doch die Gefahren werden nicht weniger. Nicht nur, dass der Kavalier sie weiterhin bedroht, auch die Konkurrentinnen um die Gunst des Familiengeistes Faruk haben sie ins Visier genommen. und als wäre das noch nicht genug, erhält sie plötzlich Drohbriefe von einem Unbekannten, der sich selbst als "Gott" bezeichnet..

Ich finde diese Geschichte so wundervoll oldfashioned, die Szenerie wirkt etwas angestaubt, obwohl sie ja eine mögliche Zukunft unserer Erde darstellt. Und doch hat sich ein viktorioanisches Gesellschaftsbild entwickelt, das durch seine Klassen- oder in diesem Fall eher Clanrivalitäten die nötigen Zwistigkeiten und Intrigen mitbringt, um die Spannung hochzuhalten.

Zudem wird die Rahmenhandlung im Vergleich zum ersten Band noch einmal etwas komplexer, indem die Entstehungsgeschichte der Familiengeister einen größeren Raum einnehmen darf und offensichtlich für die Entwicklung der Handlung eine große Rolle spielt.

Einer der größten Vorzüge dieser Reihe ist allerdings die Liebe zum Detail, die in der Entwicklung der Figuren steckt. Keine einzige wirkt eindimensional, jede entwickelt sich weiter, hat Ecken und Kanten und wirkt dadurch absolut authentisch. Besonders Ophelia und Thorn wachsen mir immer stärker ans Herz, so wie sie auch eine immer stärkere Bindung zueinander entwickeln.

Das einzige Manko ist dieser absolut fiese Cliffhanger, mit dem das Buch endet, der die Wartezeit bis zum nächsten Band fast unerträglich werden lässt!

Veröffentlicht am 19.09.2019

Überraschend neu

Westwall
0

Ich würde mich nicht unbedingt als großen Thrillerfan bezeichnen, habe mich mit diesem Genre aber in letzter Zeit intensiver auseinander gesetzt, da sich für mich diese spannende Unterhaltung sehr gut ...

Ich würde mich nicht unbedingt als großen Thrillerfan bezeichnen, habe mich mit diesem Genre aber in letzter Zeit intensiver auseinander gesetzt, da sich für mich diese spannende Unterhaltung sehr gut eignet für lange Fahrten.

In diesem Sinne war "Westwall" für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Bisher haben Thriller für mich immer weit weg gespielt, sei es in Amerika, wo (geht man nach den Büchern) nur Verrückte rumlaufen, oder in der skandinavischen Region, wo die Weite des Landes und die ständige Dunkelheit zur nötigen Stimmung der düsteren Thriller beitragen. Deutschland als Handlunsgort eines Thrillers konnte ich mir nicht so richtig vorstellen und dann auch noch im politischen Bereich angesiedelt.

Doch was Spannung und Thematik angeht, hat mich Westwall schnell eines besseren belehrt. Schnell taucht man gemeinsam mit Protagonistin Julia in das spannungsgeladene Milieu aus linker und rechter Szene ein, zwischen der der Staat in Gestalt von Polizei und Verfassungsschutz stehen. Gemeinsam mit der scheinbar ahnungslosen jungen Frau erfährt man von Verstrickungen und überraschenden Verbindungen, lernt verschiedene Mit- und Gegenspieler kennen, deren Ziele und Orientierung im Laufe der Geschichte verschwimmen.

Insofern wartet das Buch mit vielen, teilweise überraschenden Wendungen auf und weiß gut zu unterhalten. Allerdings wirkte das Buch für mich an manchen Stellen doch recht vorherhsehbar. Die Spannung konnte aber dank des Erzählstils gut aufrecht gehalten werden.

Der Charakterentwicklung der Figuren hat die Geschichte erfreulicherweise genügend Raum gelassen. Auch wenn einige der Nebenfiguren recht schablonenhaft wirkten (besonders negativ ist mir dabei der dümmlich wirkende Nazi Karl aufgefallen) und sich mir vor allem dank der Dialoge der auftretenden Jugendlichen die Zehennägel gerollt haben, konnten mich vor allem die Hauptfiguren überzeugen.

Uve Teschner als Leser des Buches hat mich in der Erzählung des Buches gut abholen können, überzeugte aber leider bei der Umsetzung einzelner Figuren nicht immer. Warum er zum Beispiel Karl (ja, ich weiß, an ihm habe ich einen negativen Narren gefressen) eine solche Fistelstimme verliehen hat, ist mir unbegreiflich undd trägt nur zusätzlich zum übertrieben dümmlich wirkenden Klischee bei. Authetischer hätte ich es gefunden, hätte er eine männlichere Stimme bekommen und somit der Figur einen interessanten Twist verliehen.

Sehr gut haben mir aber vor allem die ausgewählten Handlungsorte gefallen. Der Thriller spielt sich einmal quer durch Deutschland und bezieht dabei Städte und Landschaften mit ein, mit denen ich Erinnerungen und Bilder im Kopf verbinden kann. Dadurch wirkt das Buch umso realer und wird zu einem "fühlbaren" Erlebnis für mich.

Insgesamt ist "Westwall" ein solider Thriller, der mir mit seinem Handlungsort und den damit verbundenen Verknüpfungen etwas Neues und positiv überraschendes bieten konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Nachschlagewerk für fantastsische Leseratten

Verrückt nach Karten
0

Was für ein liebevoll gestaltetes Nachschlagewerk für kleine und große Abenteurer!

Diesem Buch merkt man von der ersten bis zur letzten Seite die Liebe zur Kartografie und Fantastik an. In verschiedenen ...

Was für ein liebevoll gestaltetes Nachschlagewerk für kleine und große Abenteurer!

Diesem Buch merkt man von der ersten bis zur letzten Seite die Liebe zur Kartografie und Fantastik an. In verschiedenen Abschnitten stellt sich zuerst der Autor mit seiner Leidenschaft vor, gibt erste Einblicke in das Gestalten von (realen) Karten und bindet in folgenden Kapiteln aber auch Wegbegleiter und ihre Meinungen und Erfahrungen mit ein.

Viele der Werke, auf die er sich in seinem Buch bezieht, kommen mir bekannt vor, einige kenne ich selbst dank mehrmaligem Lesen bis ins kleinste Detail und kann seine Erläuterungen deshalb besonders gut nachvollziehen. Doch oft werden auch Bücher vorgestellt, von denen ich bisher noch nichts gehört habe. In diesen Kapiteln ist es mir leider sehr schwer gefallen, die vielen Bezüge und Annekdoten zu verstehen, die in die Texte eingestreut wurden.

Mir hätte es allerdings besser gefallen, wenn der Autor (dabei kann ich ihn ja verstehen; er ist offensichtlich großer Fan der Werke, die er bespricht) sich manchmal etwas kürzer gefasst hätte oder stärkeren Bezug auf die Karten hergestellt hätte. Er schweift oft ab und verliert sich in Details, die mit Sicherheit sehr interessant, aber nicht immer notwendig gewesen wären.

Insgesamt ist es definitiv kein Buch, dass man in einem Rutsch durchliest; darauf deutet aber auch schon die Aufmachung hin. Es ist vielmehr ein Nachschlagewerk, in dem man blättern und entdecken kann. Dank des großen Formates und der (meistens) sehr großzügig gewählten Abbildungen der Karten fällt es nicht schwer, auch Details zu erkennen.