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jules_jude

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2022

Eine Enttäuschung auf ganzer Linie

Freizeit
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Als Leserin folgt man Franziska auf ihren Weg durch ihr Leben, sie scheint nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris auf der Suche nach sich selbst zu sein und was sie eigentlich ...

Als Leserin folgt man Franziska auf ihren Weg durch ihr Leben, sie scheint nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris auf der Suche nach sich selbst zu sein und was sie eigentlich vom Leben will. Sie lässt sich treiben, erinnert sich an vergangene Tage und schreibt an ihrem Manuskript weiter, das stark von ihrem eigenen Leben und ihren Blick auf die Welt geprägt ist. Ebenso wird man als Leserin Zeuge, wie sie ihre Mitmenschen und ihre Umwelt beobachtet und man lernt ihre Freunde und Familie kennen.

Soweit so gut oder in diesem Fall auch eher nicht gut. Denn der Roman konnte mich überhaupt nicht begeistern. Es war für mich weder ein handlungsorientierter Roman noch eine Milieu- oder Charakterstudie, dazu fehlte einfach der roter Faden und Tiefe für mich. Auch sehe ich den Roman nicht als einen Roman über die junge Generation, denn ich bin Teil dieser Generation und ich fühl mich nicht angesprochen oder entlarvt.
In Bezug auf den Buchinhalt ist zu sagen, dass die Charaktere mir alle fremd geblieben sind und zu oberflächlich dargestellt wurden, sie waren für mich alle nur Hüllen ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften und Gefühle. Die Handlung, so weit vorhanden, plätscherte vor sich hin, ohne dass sie irgendwie mein Interesse geweckt hätte. Auch der Schreibstil war nicht mein Fall. Es war mir sprachlich zu einfach gehalten, es liest sich für mich so, als hätte ein Schreibanfänger den Roman verfasst. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, was ich eigentlich gelesen habe und was der Roman mir sagen wollte oder sein wollte.

Für mich leider eine große Enttäuschung und ich kann auch keine Leseempfehlung aussprechen. (1.5 Sterne)

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Ein weiblicher Blick auf Indien in den 50er-Jahren, interessant aber oberflächlich

Die Hennakünstlerin
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Nachdem Lakshmi einer missbräuchlichen Ehe entkommen ist, hat sie sich als Henna-Künstlerin einen Namen gemacht. Lakshmi steht kurz davor, ein Eigenheim vollständig zu besitzen und aufgrund ihrer Kontakte ...

Nachdem Lakshmi einer missbräuchlichen Ehe entkommen ist, hat sie sich als Henna-Künstlerin einen Namen gemacht. Lakshmi steht kurz davor, ein Eigenheim vollständig zu besitzen und aufgrund ihrer Kontakte und Einsicht möglicherweise eine Heiratsvermittlerin zu werden, als ihr Ex-Mann mit ihr bis dahin unbekannten 13-jährigen Schwester auftaucht, was beider Leben nachhaltig verändern wird.

Was mir gut an der Geschichte gefiel, war Lakshmis Job, ihre Rolle als Henna-Künstlerin, wie sie andere Menschen mit Heilkunde und -kräuterwissen behandelte und wie sie im geheimen auch Frauen half abzutreiben. Man bekam dabei beim Lesen einen Einblick in das Leben der Reichen sowie der Armen und Verzweifelten. Die Beziehung zwischen ihr und ihren Kunden ist gut beschrieben.
Leider fühlten sich für mich die Handlung und die Charaktere ein wenig oberflächlich an. Anstatt tief in Lakshmis Karriere, ihre Beziehungen oder die Probleme ihrer jüngeren Schwester einzutauchen, fühlte es sich an, als würde das Buch viele Handlungspunkte nur kurz ansprechen, ohne sie tiefergehend zu behandeln. Anfangs war ich neugierig, wo die Geschichte hinführen würde, doch fühlte es sich beim Lesen so an, als würde sie nur an der Oberfläche der Emotionen kratzen, die sie hätte haben können. Wenn es für die Charaktere schwierig wurde, fühlte es sich das Geschriebene zu klinisch an. Folglich konnte das Buch mich nur wenig emotional berühren, die Charaktere und ihr Leben blieben mir fremd, auch wenn sie gut beschrieben waren.

Ein gut geschriebenes Buch mit interessanten Themen, das außerdem einen faszinierenden Blick auf die indische Gesellschaft in den 50er-Jahren liefert, mir jedoch leider nicht wirklich in Erinnerung geblieben ist. Die Handlung und vor allem die Charaktere fühlten sich sehr künstlich an. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Magische. queere und authentische Coming-of-Age-Storyy

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Yadriel ist ein Teenager aus einer langen Reihe von Brujx, die die Macht haben, die Welt der Lebenden mit den Toten zu verbinden. Nachdem er und seine Cousine Maritza das Coming-of-Age-Ritual für Brujos ...

Yadriel ist ein Teenager aus einer langen Reihe von Brujx, die die Macht haben, die Welt der Lebenden mit den Toten zu verbinden. Nachdem er und seine Cousine Maritza das Coming-of-Age-Ritual für Brujos durchgeführt haben, das Yadriel verweigert wurde, treffen sie Julian, einen kürzlich verstorbenen Geist, der über seinen eigenen Tod im Dunkeln ist. Gemeinsam machen sie sich daran, dem Geheimnis um Julians Tod auf die Spur zu kommen. Nebenbei versucht Yadriel seine Familie zu beweisen, dass er ein Brujo ist. Wären da nicht die aufkommenden Gefühle für Julian, die die Dinge verkomplizieren.

Bezüglich der Handlung weist die Geschichte hier und da ein paar Schwächen auf, z. B. bzgl. dem Pacing, aber das verblasst gegenüber den Stärken des Romans. Was den Roman nämlich so besonders wertvoll macht, ist dessen Inklusivität und Authentizität. Vor allem die Latinx-Kulturelemente sowie die Trans-Repräsentation haben mir gut gefallen. Auch sind die Brujx eine interessante Möglichkeit, paranormale Aspekte in die Geschichte einzubringen, und ich finde es toll über Yadriel, Maritza und ihre FamilievDía de Muertos vorbereiteten. Was ich an dem Buch ebenfalls schätze, ist, dass dies keine Geschichte ist, in der Yadriel „mit seiner Identität kämpft“. Er weiß genau, wer er ist. Was „Yadriel und Julian“ stattdessen thematisiert, ist Yadriels Familie, die damit zu kämpfen hat und sich teils weigert, ihn so zu sehen, wie er ist. Selbst wenn einige ihrer Aussagen und Handlungen nicht verletzend gemeint sind, wird jedoch deutlich gemacht, wie sehr es Yadriel schmerzt nicht von seiner Familie so akzeptiert zu werden, wie er ist. Darüber hinaus war die Latinx-Kultur so prominent und lebendig. Yadriel lebt es wirklich und als Leser*in wird man einfach in diese schöne Welt hineingezogen, da Aiden Thomas einfach so viele Aspekte dieser Kultur anspricht, von der Hervorhebung verschiedener Akzente bis hin zur Beschreibung der Feierlichkeiten.

„Yadriel und Julian. Cemetery Boys“ ist eine magische, fantasievolle und emotionale Geschichte darüber, wie man den Mut findet, allen – einschließlich sich selbst – zu zeigen, wer man wirklich ist. Sie handelt von Liebe, Freundschaft und Familie und ist allein wegen der tollen Latinx-Kulturelemente sowie der Trans-Repräsentation lesenswert.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Finden von Antworten im Dunklen - Krimi aus Nigeria mit Aktualitätsbezug

Lightseekers
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Absolut fesselnd und zum Nachdenken anregend lässt der Krimiroman „Lightseekers“ die Leser*innen in das zeitgenössische Nigeria eintauchen und erzählt eine nachvollziehbare Geschichte.

In der ländlichen ...

Absolut fesselnd und zum Nachdenken anregend lässt der Krimiroman „Lightseekers“ die Leser*innen in das zeitgenössische Nigeria eintauchen und erzählt eine nachvollziehbare Geschichte.

In der ländlichen Universitätsstadt Okriki am Stadtrand von Port Harcourt in Nigeria werden drei Universitätsstudenten zu Tode verbrannt, umringt von einem wütenden Mob, der überzeugt ist, dass sie Diebe sind. Es ist kein Geheimnis, wer für ihre kaltblütigen Morde verantwortlich ist. Sieben Personen wurden festgenommen und stehen vor Gericht. Dr. Taiwo, ein Kriminalpsychologe, wird beauftragt, genau diesen öffentlichen Lynchmord an den drei Universitätsstudenten zu untersuchen. An der Oberfläche scheint das Verbrechen einfach zu sein, da der Mob bei seinem Streben nach Selbstjustiz außer Kontrolle gerät, nachdem die drei Opfer des Diebstahls beschuldigt wurden. Aber etwas passt nicht zusammen, denn die örtliche Polizei, die Stadt und die Universität versuchen, die Angelegenheit zu vertuschen.

Der Autor Femi Kayode ist wie sein Protagonist auch Psychologe, der, nachdem er das Video der realen Lynchmorde an vier Studenten der University of Port Harcourt gesehen hatte, die Psychologie hinter diesem menschlichen Verhalten untersuchen wollte. Was sowohl die fiktiven als auch die realen Morde noch schrecklicher machte, war die Aufzeichnung und Verbreitung des Filmmaterials auf YouTube. Zu sehen, wie ihre Kinder brutal gefoltert und getötet wurden und es mit jedem Anblick erneut zu erleben hatte eine verheerende Wirkung auf die Eltern der Opfer. Hier tritt die Macht und zerstörerische Natur der sozialen Medien zu Tage und wie unter den richtigen Bedingungen unregulierte soziale Medien es schaffen, Öl ins Feuer gießen und so die Menschen zu irrationalen Gewaltaktionen manipulieren können.

Ebenso zeichnet Kayode eine authentische Darstellung der nigerianischen Kultur und gibt einen Einblick in das Leben in Nigeria. Er bewegt sich hierbei nahtlos zwischen den Welten des extremen Reichtums und der Armut, die mit Mangel an Möglichkeiten, Elektrizität und Infrastruktur begleitet wird, sowie durch einen Alltag, der durch regelmäßig vom Militär errichtete Straßensperren oder Bestechungsgelder geprägt ist. Darüber hinaus bietet das Buch ein aufschlussreiches Bild der beunruhigenden Geschichte Nigerias, wie den Schrecken des Biafra-Bürgerkriegs und der Entdeckung des Öls, in deren Folge es zu Mord, zur verheerenden Zerstörung des Landes sowie entsetzlicher Brutalität und Gewalt kam.

„Lightseekers“ ist ein intelligenter, komplexer und fesselnder Krimi, der einen von der ersten Seite in seinen Bann zieht und den man kaum aufhören kann zu lesen, weil man herausfinden will, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist. Gut gefallen hat mir auch der Einblick in das Leben in Nigeria und sein gesellschaftspolitisches Klima. Was der Krimi außerdem lesenswert macht, ist, dass er es einerseits mit Leichtigkeit schafft, ein zufriedenstellendes Gleichgewicht zwischen der Behandlung wichtiger sozialer Themen und der Aufrechterhaltung einer ansprechenden Erzählung zu finden und dass er andererseits nicht zu weit in die dunklen Winkel der Verzweiflung abschweift. Es ist ein erschütternder Kriminalroman, aber es gibt ein Aufflackern von Licht inmitten all der Dunkelheit.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Es hätte perfekt sein können...

Kein Sommer ohne dich
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In „Kein Sommer ohne dich“ treffen die Leser*innen auf Poppy und Alex, die beste Freunde seit dem College sind und die in den letzten zehn Jahren jeden Sommer zusammen verreist sind. Aber vor zwei Jahren ...

In „Kein Sommer ohne dich“ treffen die Leser*innen auf Poppy und Alex, die beste Freunde seit dem College sind und die in den letzten zehn Jahren jeden Sommer zusammen verreist sind. Aber vor zwei Jahren gab es einen Riss in ihrer Freundschaft und seitdem haben sie nicht miteinander gesprochen. Da Poppy mit ihrem Leben unzufrieden ist, obwohl sie ihren Traumjob hat, wendet sie sich erneut an Alex. Sie stimmen einer weiteren Reise zu und Poppy ist fest entschlossen, die Dinge endlich in Ordnung zu bringen.
Zu Beginn des Buches haben sich Poppy und Alex auseinandergelebt. Die Prämisse, dass die beiden Protagonisten zusammen einen Sommerurlaub verbringen, gibt der Geschichte ihre Struktur. Die Geschichte wird dann in einer Mischung aus Rückblenden auf vergangene Sommer und dem Handlungsverlauf in der Gegenwart erzählt. Die Rückblenden zeichnen ihre gemeinsame Freundschaft im Laufe der Jahre nach, während im Jetzt erzählt wird, wie sie versuchen, ihre zerbrechliche Beziehung wieder herzustellen und zu reparieren.

Das Buch ist locker und luftig geschrieben, oft auch humorvoll in seinen Ton und mit einigen zärtlichen Momenten und romantischen Spannungen zwischen Poppy und Alex versehen. Eigentlich die perfekte Sommerlektüre, doch leider konnte mich das Buch nicht so richtig begeistern, vor allem gegen Ende hat es sich für mich etwas gezogen. Vieles, was mir am Anfang des Buches gut gefallen hat, störte mich im weiteren Verlauf. So gefielen mir z. B. Poppy und Alex scherzhafte Gespräche zu Beginn, doch mit der Zeit verloren diese an Unterhaltungswert und wurden eher langweilig, lenkten sie doch von der eigentlichen Handlung ab. Besonders störte mich jedoch die Misskommunikation zwischen Poppy und Alex, beide waren unfähig, richtig über ihre Gefühle zu reden und was sie einerseits beide vom Leben wollen und was sie andererseits einander bedeuten. Als beide jung waren, hat das Verdrängen solcher Fragen noch Sinn gemacht, doch mit der Zeit hätte ich mir mehr persönliche Entwicklung diesbezüglich gewünscht, auch hätten so manche Spannungen zwischen Poppy und Alex vermieden werden können.

Trotz mancher Kritikpunkte war es alles in allem ein netter und kurzweiliger Roman über zwei Freunde, die mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander empfinden. Liebhaber leichter und unterhaltsamer Liebesromane wird „Kein Sommer ohne dich“ bestimmt gut gefallen.

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