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Veröffentlicht am 17.11.2020

Eine lehrreiche Lesereise mit Humor

Nalas Welt
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„Keine Angst, du siehst sie wieder“, sagte ich zu Nala, als wir uns auf den Weg machten. Das tiefe, kehlige Knurren war anders als jedes Geräusch, das ich bisher von ihr gehört hatte. Ich nahm an, es sei ...

„Keine Angst, du siehst sie wieder“, sagte ich zu Nala, als wir uns auf den Weg machten. Das tiefe, kehlige Knurren war anders als jedes Geräusch, das ich bisher von ihr gehört hatte. Ich nahm an, es sei besser, es nicht zu übersetzen. Nach einem Kompliment klang es jedenfalls nicht. (Auszug S. 105)

Dean Nicholson machte sich mit seinem Fahrrad auf den Weg, die Welt zu umrunden. Nachdem sich sein bester Freund von der Tour verabschiedete, begegnete er einer mickrig-kleinen Straßenkatze und mitleidig nahm er sie mit bis zum nächsten Tierarzt... Aus dieser tierlieben Geste wurde eines der interessantesten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Dean nimmt uns mit aufs Fahrrad – vorne im Ausguck-Körbchen sitzt Nala (wenn sie nicht gerade wieder auf ihren kuscheligen Schlafplatz um Deans Nacken geklettert ist) und wir dürfen mittels einer lockeren Unterhaltungsweise, die auf eine ausgezeichnete Übersetzerin schließt, mitfahren. Mal ernst, mal mit einer ordentlichen Portion Humor erfahren wir fast nebenbei etwas über das gerade zu durchquerende Land, die Gegend und die Menschen, die diesem ungewöhnlichen Mensch-Tier-Gespann auf ihrer Reise begegnen. Mal philosophisch, mal neugierig – mal tief ergriffen, aber niemals abwertend und vor allem mehr als einmal hilfsbereit zeigen sich die beiden Reisenden, die sich im Laufe der Zeit immer näher kennenlernen.

Ja, man sollte Katzen zumindest mögen, um dieses Buch zu lesen und es nicht als kitschig zu empfinden. Denn es ist nicht jedermanns Sache, wenn Tiere so vermenschlicht werden. Ich erkenne hier eher einen tierlieben, empathischen Mann, der sich auf die Hürden seiner Reise einlässt, der an den Herausforderungen wächst und sich anhand und mit Hilfe von Straßenkatze Nala weiterentwickelt. Manchmal wirkt das Geschriebene ein wenig naiv und vielleicht könnte man fast den Eindruck gewinnen – vor allem beim Blick auf die Social Media Aktivitäten – das Buch diene nur dem Zweck, Spenden bzw. Gelder für Hilfsprojekte zu generieren...

Das mag vielleicht so sein; daran sehe ich allerdings nichts verwerfliches, wenn die Erfahrungen dieses interessanten Teams so bunt und unterhaltsam erzählt werden. Ich habe die Fotos inmitten des Buchs gerne angeschaut, weil sie das Geschriebene ergänzt haben. Und ich fühle mich nicht genötigt, dem Hype um die beiden zu folgen.

Aber ich danke Dean und seinem Co-Autor Garry Jenkins für ein paar interessante, lehrreiche, humorvolle und auch sentimentale Lesestunden.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Unterhaltsamer Winterroman mit ordentlich Glamour

Der Glanz einer Sternennacht
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„Es war das erste Mal seit der Testamentsverkündung, dass Mutter und Tochter wieder zusammensaßen. Aber Serenas tiefe Trauer schien Willow nicht der einzige Grund für diese Zurückhaltung zu sein. Nein, ...

„Es war das erste Mal seit der Testamentsverkündung, dass Mutter und Tochter wieder zusammensaßen. Aber Serenas tiefe Trauer schien Willow nicht der einzige Grund für diese Zurückhaltung zu sein. Nein, sie war sich sicher, dass ihre Mutter ihr aus dem Weg ging. Auch von den anderen wurde sie gemieden. Die Schwestern hatten sich in ihre Winkel des Anwesens zurückgezogen und ließen sich kaum noch in der Burg blicken.“ (Auszug S. 120)

Für die Töchter Willow, Ottie und Pip unerwartet, verstirbt ihr Vater plötzlich. Das Testament ist eine Überraschung für alle, denn die einzige Tochter – Willow – die dem Anwesen den Rücken gekehrt hat, bekommt Lorne Castle vermacht! Doch manchmal lohnt es sich, ein wenig genauer hinter die dicken Mauern (pssst: bzw das Buchregal) zu schauen, um den vielen Geheimnissen in dieser Familie auf die Spur zu kommen...

Ich mag die Romane von der englischen Autorin Karen Swan sehr und habe ich mich auf ihr neustes Buch gefreut. Allerdings brauchte es ein paar Seiten, bis ich mit der Geschichte warm wurde. Das hat nichts mit dem packenden, fließend zu lesenden und ausdrucksstarken Schreibstil zu tun, sondern einfach mit den Protagonistinnen selbst: Jede hat ihr persönliches Päcklein zu tragen und die persönlichen Geschichten werden quasi ineinander geschachtelt, bis sich immer mehr gemeinsame Begegnungen bzw. Verläufe entwickeln – eigentlich ist die Geschichte wirklich geschickt aufgebaut! Und vor allem packend, denn nach und nach wurde ich mehr in die Geschichte rund um die 4 Frauen von Lorne Castle eingezogen und konnte letztendlich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Für mich ist „Der Glanz einer Sternennacht“ wieder ein typischer „Swan“, in dem Glamour und Traditionen gekonnt miteinander verwoben werden. Swans Vergangenheit als Vogue-Journalistin lässt sich nicht verbergen ;) Aber ich mag diese Mischung sehr und denke daher gerne an diese Neuerscheinung zurück, die ich euch als unterhaltsame Winterlektüre ans Herz legen möchte. Viel Spaß beim Ponytrekking, Camping, Christmas-Popup und ganz viel Liebe

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Auf gehts nach Wien ins Kaffeehaus!

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
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„Bewegte Jahre“ ist der Beginn der neuen Saga rund um „Das Kaffeehaus“ der deutschen Autorin Marie Lacrosse, die vielleicht mancher auch unter ihrem Realnamen Marita Spang kennt. Mir ist die bekannte Schriftstellerin ...

„Bewegte Jahre“ ist der Beginn der neuen Saga rund um „Das Kaffeehaus“ der deutschen Autorin Marie Lacrosse, die vielleicht mancher auch unter ihrem Realnamen Marita Spang kennt. Mir ist die bekannte Schriftstellerin von historischen Romanen durch ihre großartige Trilogie „Das Weingut“ im Gedächtnis geblieben und da ich Romane rund um die Vergangenheits Wiens bzw. Österreichs gerne lese, habe ich mich sehr auf „Das Kaffeehaus“ gefreut.

Wieder erwarten uns über 700 Seiten und erneut hat Marie Lacrosse wieder ausgezeichnet recherchiert, denn wir bekommen die Geschichte rund um Kronprinz Rudolf serviert, die mit ganz vielen Informationen rund um die Monarchie, die Emporkömmlinge, den alten Adel und die arbeitende Mittelschicht gespickt ist.

Nur empfinde ich es dieses Mal deutlich anstrengender, mich durch die vielen eingeschobenen Informationen zu lesen!

Woran es liegt? Ich kann es nicht genau festmachen: der Schreibstil ist der Zeit angepaßt und wirkt dennoch nicht verstaubt. Allerdings kommt in mir dieses Mal nicht die Faszination auf – vielleicht fehlt mir ein wenig der Tempowechsel, der mich bei der Weingut-Saga so begeistert hat?

Vielleicht ist es auch meine Enttäuschung, denn eigentlich habe ich mir nach Titel und Klappentext mehr „Kaffeehaus“ gewünscht! Doch das titelgebende Gebäude mit der talentierten Seele des Cafés, Sophie – liebevoll Phiefi genannt, bleibt nahezu am Rande... und mittendrin finden wir Rudolf, seine Schwächen & Stärken sowie seine Mätressen. Wäre dies so deutlich auf der Rückseite zu lesen gewesen, wäre ich wohl mit einer anderen Erwartungshaltung ans Lesen gegangen oder hätte vermutlich den Roman nicht zur Hand genommen.

Ja, ich bin enttäuscht, wobei der Roman an sich durch die großartige Vorarbeit und die vielen lesenswerten Fakten diese Gefühlsregung gar nicht verdient hat. Daher mag ich jedem Interessierten raten, sich ein wenig Zeit zum Blättern und Reinlesen zu nehmen – und sich dann ohne feste Erwartungen auf das Leben rund um den Hof von Sissi und ihrem Sohn, Kronprinzen Rudolf, einzulassen.

Ein Wort noch zum Cover: Ich finde es recht gelungen, denn besonders das Cafe im Hintergrund passt für mich zum Buchtitel. Das Schriftbild passt ebenso dazu und so wirkt das Cover – trotz so beliebter „Frau schaut in den Vordergrund“ - einladend.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Packend und authentisch

Wunderjahre
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„Eva erkor ganz für sich die Parole „Kopf einschalten“ zum ureigenen Leitfaden. Sie fühlte sich nicht nur als Revolutionärin, dafür war sie, wie sie ganz genau wusste, viel zu schüchtern. Aber sie verweigerte ...

„Eva erkor ganz für sich die Parole „Kopf einschalten“ zum ureigenen Leitfaden. Sie fühlte sich nicht nur als Revolutionärin, dafür war sie, wie sie ganz genau wusste, viel zu schüchtern. Aber sie verweigerte sich still, wenn sie das Gefühl hatte, etwas passte nicht. Ganz allgemein oder nicht zur ihr.“ (Auszug S. 112)

Endlich!

Heiß ersehnt aufgrund des eindrücklichen Leseerlebnisses des ersten Teils (Libellenjahre) habe ich es kaum erwarten können, nun den zweiten Teil der Warthenberg-Saga aufschlagen zu dürfen. Die deutsche Autorin Izabelle Jardin setzt ihre Familiengeschichte mit Eva fort, der Tochter der in Band 1 im Mittelpunkt stehenden Constanze.

Wir bewegen uns zwischen den Jahren 1949 und 1961 – Jahre der Umbrüche, Rückschritte und gravierenden Veränderungen. All das sehen wir durch die Augen von Eva, die als junge Frau viele Verluste erleben muss, so dass sie sich vor allem mit ihrer Parole „Kopf einschalten“ weiter entwickelt. Dabei macht sie beinahe einen schwerwiegenden Fehler:

„Ich bin eine Frau mit schlechten Erfahrungen. - Und wenig Menschenkenntnis, mein Schätzchen. Von lauter bösen Erfahrungen ein bisschen verblendet und in ständiger Angst, das Schicksal hätte es garantiert immer nur in schlechter Absicht ausgerechnet auf dich abgesehen. Wenn ich dir jetzt noch einen Rat mitgeben darf: erst zuhören, dann nachdenken, dann handeln, ja?“ (Auszug S. 243)

Erneut schafft die Autorin einen Gleichklang von Emotionen und Fakten – man fühlt sich nicht im Geschichtsunterricht, aber dennoch bekommt man anschaulich durch die bildhafte Sprache das Leben der damaligen Zeit präsentiert. Ich fühlte mich beim Lesen quasi mit reingezogen in die Geschichte, konnte die Umgebung hautnah erleben. Der Inhalt mag vielleicht nicht ganz so spektakulär wie in Teil 1 zu sein; es sind aber die klugen Zwischentöne, die diesen Teil so lesenwert machen!

Der Beginn der Emazipation, der innerdeutsche Bruch mitten durch die Familie, die spannenden technischen Entwicklungen... gekonnt packt Izabelle Jardin diese Themen in einen emotionalen Familienroman, der mich von Anfang bis Ende gepackt hat.

Natürlich darf das Open End nicht fehlen, denn es gibt ja noch einen dritten Teil (Erntejahre), in dem nun die nächste Generation mit Bettina im Mittelpunkt stehen wird. Ich kann es kaum abwarten, diesen Band in Händen zu halten – hach, bis nächstes Jahr ist es echt noch lange hin

Bis dahin kann ich Fans von Familiengeschichten der noch gar nicht so fernen deutschen Geschichte raten, beide Teile zu lesen... viel Freude mit Constanze (in Libellenjahre) und Eva (in Wunderjahre)!

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Düster und doch voller Hoffnung & Stärke

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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„Der Krieg fordert von uns allen große Opfer. Ob alles immer gerecht ist? Wahrscheinlich nicht. Doch wir Frauen sind stark! Wie stark – darüber wurde sogar ein Buch geschrieben.“ (Auszug S. 276)

Da ist ...

„Der Krieg fordert von uns allen große Opfer. Ob alles immer gerecht ist? Wahrscheinlich nicht. Doch wir Frauen sind stark! Wie stark – darüber wurde sogar ein Buch geschrieben.“ (Auszug S. 276)

Da ist er also nun, der vierte Band der Fotografinnen-Saga rund um Mimi Reventlow, der Band für Band weitere wichtige ProtagonistInnen an die Seite gestellt wurden. In diesem Band erleben wir eine erneut sesshaft werdende Mimi, die ihren Geschäftspartner Anton in den Krieg ziehen lassen und somit alleine die Geschäfte in der Druckerei übernehmen muss – der 1. Weltkrieg steht quasi im Mittelpunkt von „Die Stunde der Sehnsucht“. Ein Titel, der im Roman vielseitig gedeutet und beleuchtet wird: sei es aus Sicht der Frauen, die die Arbeit ihrer Männer übernehmen müssen; sei es aus der Sicht der Männer in verschiedenen Positionen an der Front.

Dazwischen werden interessante Geschichten wie z.B. die der Maskenbildnerin eingeflochten oder das heimliche Zusammentreffen der Frauen mit einer Trennwand in der Scheune... Geschichten, die den fiktiven Roman so anschaulich machen, dass man glaubt, mittendrin und dabei zu sein!

Diese kleinen und großen Ereignisse beschreibt Petra Durst-Benning in ihrer gewohnt anschaulichen, bildhaften und sehr eingängigen Sprache, die einen das Buch locker und leicht lesen lassen. Es ist erstaunlich, dass bei mir trotz des bereits 4. Bandes keine Langeweile aufkam. Nein, wir LeserInnen werden neugierig gehalten – und das bis zur letzten Seite! Denn geschickt werden auch alte, fast vergessene Charaktere eingeflochten... es gibt also noch viel zu erzählen!

Trotz dem düsteren Grundton dieses Romans – was dem thematischen Inhalt rund um den 1. Weltkrieg geschuldet ist – spürt man immer wieder ein Licht am Horizont, ein Fünkchen Hoffnung. Ich empfinde die Geschichte als wirklich gut recherchiert und habe noch einiges dazu gelernt wie eben z.B. das Schaffen der Maskenbildnerin.

Auch wenn man „Die Stunde der Sehnsucht“ gut für sich alleine lesen kann, möchte ich euch gerne alle vorherigen Bände ans Herz legen. Mal geht Mimi Reventlow auf Wanderschaft, man hilft sie ihrem Onkel und schlußendlich wird sie sesshaft und die Fotografie rückt in den Hintergrund... für wie lange wohl? ;)

Nun, ein wenig dürfen wir erahnen, wie es im letzten Band weiter geht und es scheint sicher, dass Mimi zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Was sonst noch alles passieren wird? Ich warte gespannt auf den letzten Teil der Saga – eine packende Buchreihe, die ich sehr gerne weiterempfehle. Haltet also Ausschau nach Mimi auf dem erneut ansprechend gestalteten Cover – sie wird euch auf allen vier Bänden entgegenblicken und zu einer Zeitreise einladen... Einladung angenommen!

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