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Veröffentlicht am 26.05.2022

Ein mehr als gelungener Bildband zum 50. Jubiläum

Olympia 72 in Bildern
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Die olympischen Sommerspiele 1972 haben München geprägt - nicht nur sportlich und politisch, auch architektonisch. Olympiastadion und das futuristische Zeltdach sind fest in Münchens Stadtbild verankert ...

Die olympischen Sommerspiele 1972 haben München geprägt - nicht nur sportlich und politisch, auch architektonisch. Olympiastadion und das futuristische Zeltdach sind fest in Münchens Stadtbild verankert und zu echten Wahrzeichen geworden.

Mit der Landesausstellung und dem vorliegenden Begleitbuch wird die aufregende Zeit von den ersten Bauarbeiten bis hin zur nacholympischen Nutzung in aufschlussreichen Bildern und informativen Begleittexten im Kurzformat wiederbelebt und das Geschichtsbuch an der Stelle aufgeschlagen, die nicht nur bunte Farbtupfer und Freude, sondern auch erschütternde Ereignisse und Fassungslosigkeit in das moderne München gebracht hat.

Teilweise unveröffentlichte Fotografien zeigen den Wandel Münchens - vom ungenutzten Truppenübungsplatz, brachliegenden Kleingartenanlagen und der wechselvollen Geschichte des Oberwiesenfelds bis hin zum modernsten Olympiagelände, das als Treffpunkt für Sportler:innen und Besucher;innen aus aller Welt fungiert.

Der Bildband spielt mit den Emotionen der Betrachtenden, zieht sie in die quirlig-bunte Atmosphäre vor Ort mit hinein und lässt Fassungslosigkeit und Betroffenheit entstehen, wenn die Brücke zum erschütternden Attentat geschlagen wird. Ein Zeitdokument, das ganz ohne Sportlerinnen und Sportler auskommt und trotzdem den olympischen Gedanken in sich trägt.


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Veröffentlicht am 26.05.2022

Kurzgeschichten, die wie Perlen in der Sonne schimmern

Isarrauschen
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Nach "Wo das Glück auf Wellen tanzt" halte ich mit "Isarrauschen" erneut ein Buch von Diana Hillebrand in den Händen, das mich verzaubert und begeistert.

Die Autorin erzähl in 18 Kurzgeschichten nämlich ...

Nach "Wo das Glück auf Wellen tanzt" halte ich mit "Isarrauschen" erneut ein Buch von Diana Hillebrand in den Händen, das mich verzaubert und begeistert.

Die Autorin erzähl in 18 Kurzgeschichten nämlich von ihrer Stadt München, die vielfältig und liebenswert ist, mal laut, mal leise auf sich aufmerksam macht und deren Bewohner;innen sie zu dem machen, was sie ist - eine Weltstadt mit Herz.

Jede Geschichte trägt die Isar in sich, an deren Ufer sich die Szenen abspielen und die sich wie eine Lebensader ihren Weg durch die Stadt bahnt. Es sind Ereignisse, die zum Nachdenken, Schmunzeln und Innehalten anregen und wie kleine Perlen in der Sonne schimmern.

Da wird vom Besuch einer Dame am Sonntag erzählt, die die so beschauliche Ruhe eines Ehepaares durcheinander bringt, oder von einem Obdachlosen, der mit einem gute Schluck Kaffee immer wiedermal überrascht wird und der gegen einen Obolus eine Führung unter seiner Brücke möglich macht.

Die Vorfreude eines Ehepaares auf den gemeinsamen Urlaub wird mit den kulinarischen Höhepunkten bei einem großen Abschiedsessen gefeiert, der Brauch des Weißwurscht-Zutzelns setzt Denkanstöße und in einer heißen, schlaflosen Sommernacht wird ein Stück abgebräunter Leberkäs zum Wegweiser für die Zukunft.

Diana Hillebrand zeigt all die liebenswerten Facetten einer quirligen Stadt, die ihre Bewohner:innen und Besucher:innen immer wieder herzlich willkommen heißt. Mit dem Blick für Feinheiten und den vergänglichen Kostbarkeiten des Augenblicks verwebt die Schreibende Alltagsszenen mit dem Plätschern der Isar, die, wenn die Lesenden genau hin hören, mit einem leisen Gemurmel die Geschichten durch die Seiten trägt.

Absolut liebens- & lesenswert !

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Komm mit mir ins Abenteuerland (Pur)

Abenteuerland – Von der Zugspitze nach Sylt
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Die Ein- & Beschränkungen der Corona-Pandemie drücken aufs Gemüt, selbst der tägliche Gang nach draussen bringt keine Erfüllung mehr. In Christo Foerster reift die Idee, dieses Draussen-Gefühl irgendwie ...

Die Ein- & Beschränkungen der Corona-Pandemie drücken aufs Gemüt, selbst der tägliche Gang nach draussen bringt keine Erfüllung mehr. In Christo Foerster reift die Idee, dieses Draussen-Gefühl irgendwie zu verstärken, um die leeren Akkus wieder aufzuladen. Nach einigem Hin und Her steht fest, dass er eine Reise durch die Natur unternehmen wird, die in dieser Art und Weise noch niemand vor ihm in die Tat umgesetzt hat. Mit dem SUP reist er an die Zugspitze, um von dort aus möglichst viel Wegstrecke auf dem Wasser zurückzulegen, um am nördlichsten Punkt Deutschland, auf Sylt, anzukommen.

Es klingt nach einer verrückten und fast nicht umsetzbaren Idee und doch ist es die beste Eingebung, die Christo Foerster je gehabt hat. Das Abenteuer Deutschland wird von ihm in absolut packenden Worten, eindrucksvollen Naturerlebnissen und demütigen Momenten erzählt, sodass das Gefühl entsteht, ihn auf seinem SUP auf den Flüssen zu begleiten.

Ist Foerster zu Beginn noch richtig hibbelig und aufgedreht, zeigt die Natur schon bald ihre entspannende und wohltuende Wirkung, die sich wie eine leichte Decke um denn Abenteurer legt. Die Sterne sind nachts seine Einschlafhilfe, auch wenn manchmal der Regen auf die Plane seiner überdachten Hängematte pladdert. Die Flüsse murmeln ihre wechselvollen Geschichten und zeigen Einblicke in wundervolle Landschaften, die streckenweise nur von der Flussseite, nicht aber von Land zu erspähen sind.

Mitunter ganz allein auf den Flüssen unterwegs, merkt Foerster, wie etwas mit ihm passiert - der Stress des Alltags fällt von ihm ab, wird von den Wellen der Flüsse davon getragen und lässt ihn mit der Natur verschmelzen. Er muss sich aus seiner Komfortzone herauswagen, um sich den Aufgaben, die ihm die Natur stellt, zu widmen. Skurrile Begegnungen mit Menschen gehören ebenso dazu wie die Erkenntnis, dass die Natur von Menschenhand verschandelt wird.

Es sind Eindrücke und Ereignisse, die sich in sein Herz brennen und die seine Sinne für all das, was er an Erinnerungen mitnimmt, sensibilisieren. Sei es die segnende Hand einer Nonne, der feine Hauch des Morgennebels im Gesicht oder das Rauschen der Wellen in der Nacht - Spuren einer eindrucksvollen Reise, die inspiriert und Lust auf das Abenteuerland vor der eigenen Haustür macht.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Erste Schritte in ein neues Leben

Wo Himmel und Meer sich berühren
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Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, ...

Die Schrecken des Krieges und die Strapazen der Flucht sitzen noch tief, als Edith regelrecht auf Rügen strandet. Die Insel in der Ostsee soll ihr zu einer neuen Heimat werden, aber wie kann es ihr gelingen, auf diesem Fleckchen Erde ein Zuhause zu finden, wenn alles fremd und ungewohnt ist. Um Sie herum Wasser, nichts als Wasser. Mit Alma an ihrer Seite gelingt es Edith, wieder neuen Mut zu fassen und mit offen Augen durch die Welt zu gehen...

Ich habe schon viele Bücher über die unmittelbare Nachkriegszeit gelesen und von den verzweifelten Versuchen, den Neuanfang zwischen Gerippen der Häuser und den seelischen Narben zu wagen. Mit "Wo Himmel und Meer sich berühren" versucht Kathleen Freitag, das Licht der Hoffnung und Zuversicht zu entzünden und schlägt einen Bogen zu der aktuell herrschenden Situation, in denen Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg flüchten müssen.

Gerade weil die Thematik so aktuell ist, habe ich mir sehr viele Emotionen erhofft, die mich tief im Innern berühren und mir das Gefühl geben, mit den Figuren eins zu werden. Leider gelingt es der Autorin nicht immer, authentische Gefühle und Gemütsregungen zu vermitteln, sodass die Leser;innen häufig außen vor bleiben und nur wenig bis gar keinen Zugang zu den Figuren finden.

Die Geschichte wird von der Schreibenden ohne große Aufreger oder Spannung erzählt, bleibt somit relativ seicht und kann die innere Zerrissenheit von Edith nicht wirklich glaubhaft vermitteln. Sie ist eine ewig Suchende, die zwischen den Stühlen sitzt, geplagt von den traumatischen Ereignissen.

Das Leben auf dem Hof verläuft auch recht ereignislos. Die Vorkommnisse, so erschütternd sie auch manchmal sein mögen, werden ausdruckslos und recht nüchtern beschrieben. Bestürzung, Angst oder Verzweiflung wären die Gefühlsregungen, die die Leser:innen empfinden müssten, aber sie bleiben emotional aussen vor. Fast so, als würde eine dicke Glasscheibe die Lesenden von den Protagonist:innen trennen, sodass kein Vordringen zu ihnen möglich ist. Die Lebenssituation auf dem Hof, die Enge, der Hunger und der Versuche, aus all dem doch das Beste zu machen, wird mitunter wirklich sehr realitätsnah beschrieben - so hätte ich mir den kompletten Verlauf der Handlung gewünscht.

So bleibt Vieles an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe. Geheimnisse kommen ans Tageslicht, Freundschaften werden geschlossen und selbst das Happy End bleibt leider farblos.

In dieser Geschichte stecken so unglaublich viele Möglichkeiten, die Leser:innen mit ins Boot zu holen und sie emotional an die Seiten zu binden. Leider bleibt ein Großteil an Potential ungenutzt und deswegen vergebe ich schweren Herzens 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Tina Brown öffnet royale Türen

Palace Papers
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Tina Brown gelingt mal wieder der große Wurf, wenn es darum geht, die royalen Türen zu öffnen und ihren Leser:innen einen Blick hinter selbige zu ermöglichen. Es sind exzellent recherchierte Fakten, die ...

Tina Brown gelingt mal wieder der große Wurf, wenn es darum geht, die royalen Türen zu öffnen und ihren Leser:innen einen Blick hinter selbige zu ermöglichen. Es sind exzellent recherchierte Fakten, die werder polemisch noch provokant für die Royalistas auf den Tisch gelegt werden - sie zeigen einfach das wahre Gesicht der königlichen Familie.

Die royalen Damen dienen auf dem Cover als Door-Opener zu Skandalen, Affären und Triumphen, während die männlichen Mitglieder der Familie auf der Buchrückseite die Lesenden nach der mehr als interessanten Lektüre verabschieden. Vor- & Nachsatzblatt geben einen ersten Einblick in das königliche Fotoalbum.

Wenig zimperlich zeigt Tina Brown, wie die britische Königsfamilie in den letzten 25 Jahren immer wieder versuchen muss, sich neu zu erfinden, um an den Glanz längst vergangener Tage anzuknüpfen. Die Monarchie bekommt immer wieder Dämpfer verpasst, rückt durch Fehltritte in die Öffentlichkeit und selbst die prunkvollen Hochzeiten erscheinen mitunter nur als Makulatur.

Es ist keine "Abrechnung" im herkömmlichen Sinn, denn Brown wahrt Stil und Respekt, aber sie legt treffsicher den Finger in die Wunde. Sie zeigt auf, warum mit penibler Vorbereitung und ein bisschen mehr Interesse an der "Firma" sich Meghan so manch Spießrutenlaufen hätte ersparen können; bricht für Camilla eine Lanze, denn so bissig und kauzig ist die Frau des Thronfolgers nicht und sieht im starken Charakter von Catherine die Möglichkeit, die Monarchie aus dem Sumpf herauszuziehen.

Dekoriert mit einigen ausgewählten Fotos, die in der Menge ruhig noch etwas üppiger hätten sein dürfen, ist dieses Buch eine sehr gelungene Studie über die Windsors, die nicht wirklich mit, aber auch nicht ohne die (Boulevard-)Presse leben können.

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