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Veröffentlicht am 07.05.2017

Trügerische Erinnerung

Das Buch der Spiegel
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Ein Literaturagent erhält ein Manuskript, von dem er sofort gefesselt ist. Er kann gar nicht mehr mit der Lektüre aufhören, doch das Exzerpt aus der Feder von Richard Flynn endet abrupt.
Der Autor berichtet ...

Ein Literaturagent erhält ein Manuskript, von dem er sofort gefesselt ist. Er kann gar nicht mehr mit der Lektüre aufhören, doch das Exzerpt aus der Feder von Richard Flynn endet abrupt.
Der Autor berichtet von der Ermordung der Psychologie – Koryphäe Joseph Wieder in Princeton. Obwohl die Tat schon vor mehreren Dekaden geschah, wurde das Verbrechen nie aufgeklärt. Der Agent Peter Katz hat Blut geleckt – er will die ganze Geschichte lesen. Doch als er Richard Flynn kontaktiert, stellt er fest, dass dieser bereits verstorben ist. Wo ist der Rest des Manuskripts? Also kontaktiert Katz Flynns ehemalige Mitbewohnerin Laura Baines, die mittlerweile selbst an einer Universität lehrt und Karriere gemacht hat, vielleicht, weil sie Professor Wieder bei seinen Forschungen half?
Katz möchte das Geheimnis rund um Wieders Ableben lüften, und er soll nicht der Einzige bleiben…


Formal ist der Roman in drei Teile gegliedert, auch zeitlich gibt es verschiedene Handlungs- und Erzählebenen. Am besten gefiel mir vielleicht der Achtziger – Jahre – Erzählstrang und die anfängliche Charakterisierung Richard Flynns. Den Mittelteil des Romans fand ich etwas zäh, um ehrlich zu sein, und gegen Ende wollte ich endlich die Auflösung erfahren, aber fieberhaft gefesselt war ich nicht.
Sprachlich und stilistisch bewegt sich der Roman auf hohem Niveau. Der englischsprachige Erstling des nach England emigrierten Autors aus Südosteuropa ist wirklich ein gutes Buch (ich habe die deutsche Übersetzung gelesen).
Allerdings war ich doch etwas enttäuscht, weil ich mir mehr Spannung und Thrill erhofft hatte, da ich im Vorfeld gehört hatte, dass es ein Krimi/Thriller sei.
Auch muss ich sagen, dass für mich die Hauptthese des Autors absolut nicht neu oder überraschend war. In der Oral History steht schon lange fest, dass Erinnerungen vor allem in der Rückschau fast nie verlässliche Informationen bieten, da sehr viele Faktoren eine Rolle spielen. Sowieso ist in der Wissenschaft (wenn man von den exakten Wissenschaften und Naturwissenschaften absieht, und selbst da gibt es diverse Hypothesen) das Vorhandensein einer sogenannten „Objektivität“ höchst umstritten. Ist nicht alles Konstruktion ?
Chirovici geht in Sachen Psychologie nicht in die Tiefe, auch nicht in Sachen Gehirnforschung. Er kratzt lediglich an der Oberfläche, schließlich wollte er einen Unterhaltungsroman schreiben. Er gibt interessante Einblicke (obschon fiktive) in den Fakultäts – und Universitätsalltag in den Achtzigern im anglophonen Raum. Für Laura Baines, die ein Wunderkind zu sein scheint, spielt es eine große Rolle (vor allem beruflich) bei wem sie studierte.

Fazit:
„Das Buch der Spiegel“ hat mich gut unterhalten und es ist weniger flach als viele Romane, die auf den Markt geworfen werden. Auch das Nachwort fand ich interessant und lesenswert!
Daher vergebe ich für den Roman insgesamt 4,5 von fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Typische Chicklit mit Wohlfühlfaktor

Die Zutaten zum Glück
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Vorab:
Um an diesem Roman Freude zu haben, sollte man Frauenliteratur mögen, denn es sind viele absolut genretypische Elemente enthalten:
Ein dramatisches Ereignis führt zu einer großen Veränderung. ...

Vorab:
Um an diesem Roman Freude zu haben, sollte man Frauenliteratur mögen, denn es sind viele absolut genretypische Elemente enthalten:
Ein dramatisches Ereignis führt zu einer großen Veränderung. Es gibt eine weibliche Protagonistin die sich anpassen muss, die aber trotz kleiner Rückschritte eine Entwicklung durchläuft und am Ende das große Glück findet – zuckersüßes happy ending inclusive! ?
Aber manchmal muss es eben chicklit sein! Ich mag das Genre für Zwischendurch ganz gerne, nicht immer habe ich Lust auf blutige Thriller oder schwere Kost – literarisch gesehen.
Worum geht es im Roman Die Zutaten zum Glück ?
„Wer rechnet schon damit, dass aus einem Flammeninferno das große Glück erwächst? Am wenigsten die Patissière Olivia, als sie mit ihrem flambierten Dessert einen Bostoner Luxusclub in Brand setzt. Dass genau das ihr ein neues Leben und eine Liebe auf Umwegen beschert, noch dazu in Vermont, kommt für sie genauso unverhofft wie für all diejenigen, denen sie dort in die Quere stolpert … Nachdem sich Olivias Karriereaussichten in Rauch aufgelöst haben, flüchtet sie sich kurzerhand zu ihrer besten Freundin ins ländliche Vermont. Wo sie nicht nur Unterschlupf und eine Anstellung wider Willen in einem kleinen Landgasthof findet, sondern auch ein neues Zuhause, nach dem sie bislang gar nicht gesucht hatte. Doch bevor Olivia selbst erkennt, wohin ihr Herz gehört, muss sie sich mit der kauzigen Lokalbevölkerung anfreunden – und das Geheimnis um den besten Apple Pie lüften. Und nicht zuletzt die Gunst einer eigensinnigen alten Dame erobern, unter deren rauer Schale mehr verborgen liegt, als Olivia ahnen kann …“
Der Roman hat mich gut unterhalten, ich mochte vor allem das setting und die kulinarischen Aspekte sehr gerne! Der Stil der Autorin liest sich recht angenehm. Die Figuren sind gut gezeichnet und sie passen zum Genre. Eine tiefgründige story und eine Charakterisierung nach Art eines Dostojewski darf man allerdings nicht erwarten, wer mit solchen Erwartungen an das Buch geht, wird an den „Zutaten zum Glück“ keine Freude haben.
Vieles war zugegebenermaßen etwas klischeehaft konstruiert und vor allem das Ende war wie gesagt zuckersüß gestaltet. Jedoch gehören meines Erachtens fast schon kitschige Aspekte wie Drama, Liebe und Herzeleid zum Frauenliteratur – Genre einfach dazu, und es gibt auch Abstufungen; jeder Autor entscheidet selbst, wie er seinen Roman letztendlich „strickt“. Im vorliegenden Roman dominiert das heile Welt – Element, und natürlich gibt es Aspekte, die fast unglaubwürdig und wie aus dem Märchen anmuten.
Aber man denke einmal an Kinsellas Becky Bloomwood – wie realistisch ist es, dass eine schusselige Heldin einen top organisierten Manager heiratet ?
Trotz aller Klischees ist es schön, dass Olivia, die kein leichtes Leben hatte und die unfreiwillig vom urbanen Boston in eine absolut ländliche Gegend übersiedelt, am Ende ihr Glück findet. Ich habe es ihr gegönnt! Auf diesem Weg gibt es natürlich kleine und große Hindernisse, sonst wäre es ja langweilig! ?
Fazit:
Chicklitfans, die keine Angst vor einer zuckersüßen Erzählung mit happy ending haben, kommen hier auf ihre Kosten!

Veröffentlicht am 24.04.2017

Geächtet

AchtNacht
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Schnelle Unterhaltung

Fitzeks Thriller „Achtnacht“ habe ich rasch gelesen und ich fühlte mich gut unterhalten.
Sehr aufschlussreich fand ich das Nachwort, und Sebastian Fitzek räumt ein, dass sein Thriller ...

Schnelle Unterhaltung

Fitzeks Thriller „Achtnacht“ habe ich rasch gelesen und ich fühlte mich gut unterhalten.
Sehr aufschlussreich fand ich das Nachwort, und Sebastian Fitzek räumt ein, dass sein Thriller auf dem Film „The Purge“ basiert. Redlich. Es gibt ja die Theorie, dass Literatur eigentlich immer Recycling sei, Intertextualität und so fort.
Worum geht es im Krimi?
- Ben Rühmann ist ein erfolgloser geschiedener Musiker und Vater einer Tochter, die bei einem durch ihn verursachten Unfall tragisch gehandicapped wurde. Seitdem quälen Ben Schuldgefühle. Außerdem versuchte die Tochter Jule, sich das Leben zu nehmen. Oder nicht?
- Eines Tages erfährt Rühmann, dass er das Opfer einer ominösen Todeslotterie namens „Achtnacht“ geworden ist und buchstäblich zum Abschuß freigegeben ist. Freiwild – keine Strafverfolgung im Mordfall. Der Mörder soll sogar ein Kopfgeld in Millionenhöhe erhalten, denn Rühmann wird fälschlicherweise zum Perversen erklärt, was die Wut des Internetmobs noch steigert.
- Die magersüchtige Arezu, eine Psychologiestudentin, wird ebenfalls zur Geächteten erklärt und verfolgt.
- Eine wilde Jagd durch Berlin beginnt. Werden Arezu und Ben die Nacht überleben?

„Achtnacht“ ist schnelle Unterhaltung, die ideale Lektüre für eine Zugfahrt zum Beispiel. Der Thriller ist durchaus spannend, aber nicht besonders raffiniert.
Ich fand alles recht vorhersehbar, am Ende blieb für mich der Aha - Effekt aus. Trotzdem habe ich die Lektüre nicht bereut. Es ist eben literarisches Fastfood, sprachlich nicht besonders ausgefeilt, teilweise etwas platt. Als etwas störend empfand ich die Namen der Protagonisten, die ich eigentlich mit Prominenten verbinde: Rühmann (Heinz), Herzsprung (Hannah), Vanderbildt.
Ich hätte mir in dieser Hinsicht mehr Originalität gewünscht.
Fitzek ist mir trotzdem irgendwie sympathisch, die Berlin – Bezüge fand ich einfach klasse.
Der Autor räumt ein, dass der Roman im weitesten Sinne eine Art Therapie für ihn war, was ich sehr berührend finde.
Ich rate allen Lesern, das Nachwort auch zu lesen.

Fazit: „Achtnacht“ hat mich gut unterhalten, auch wenn der Autor sehr viele Themenkomplexe in seine Erzählung einflicht und dabei nur an der Oberfläche kratzt:
Internetkriminalität, Mobbing, Psychosen, familiäre Tragödien, Selbstjustiz, Geldgier, Voyeurismus und so weiter. Die Figuren sind recht schematisch erinnert und lassen eine Tiefe vermissen.

Der Thriller ist schnell gelesen und schnell vergessen, aber meines Erachtens trotzdem kein Groschenroman.
Ich vergebe für „Achtnacht“ von Sebastian Fitzek 3,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 19.04.2017

In the Dutch mountains

Das Leben ist eine Windmühle
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Cover:

Das Cover ist wirklich toll, ist anders als bei Bd 1 nicht orange (sondern blau!) und macht Lust auf's Lesen. Es handelt sich um eine Klappbroschur - ein schönes, stabiles Taschenbuch, was mir ...

Cover:

Das Cover ist wirklich toll, ist anders als bei Bd 1 nicht orange (sondern blau!) und macht Lust auf's Lesen. Es handelt sich um eine Klappbroschur - ein schönes, stabiles Taschenbuch, was mir sehr wichtig ist, da ich paperbacks lieber als gebundene Bücher mag.

Klappentext:

'In seinen erotischen Wunschträumen hatte sich Gabriel das Eheleben ganz anders vorgestellt. Während Gattin Nuki als Käse verkaufende "Frau Antje" Karriere macht und eher nebenbei Nachwuchs auf die Welt bringt, läuft bei ihm gar nichts mehr. Erfolg im Beruf - Fehlanzeige. Auch müsste man erst mal einen haben. Den Hausmann geben wäre nicht schlecht, doch der ist im holländischen Familienmodell nicht vorgesehen. Im Liebesleben herrscht völlige Flaute, die Großfamilie nervt, ganz zu schweigen von den durchgeknallten Nachbarinnen ...'

Meine Einschätzung:

Besser als Teil 1!



"Das Leben ist eine Windmühle" ist der zweite Teil einer Reihe und gefiel mir besser als Bd 1.
Anouk (Nuki) und Gabriel (Gab) ziehen vom Hausboot in ein kleines Reihenhaus.
Misanthrop Gabriel bleibt nichts erspart - Die Geburt seines Sohnes Remco wird zum Ereignis, an dem halb Holland teilnimmt & Gardinen an den Fenstern kann er sich zunächst auch abschminken. "Heel gezellig" lautet der Kommentar von Anouk. Gab und Nuki sind sympathische Protagonisten, und der Autor Ben Bergner schildert auf humorvolle Weise die kleinen und grossen Schwierigkeiten, aber auch die kleinen und grossen Vorteile einer hybriden Identität (auf dem Oktoberfest hat Gab Heimweh nach Holland) und binationalen Ehe.

Nach dem Streusalz - Desaster aus Bd 1, Kaugummiautomaten - Hiwitätigkeit & Tatortreiniger - Intermezzo wird Gab schliesslich Pommeskönig und das Familienglück wird von Zwillingen gekrönt.
Vom "Schuhkartonstapelhaus" geht es in eine Windmühle - ein schöner Bezug zum Titel des Romans.

Das Glossar am Ende fand ich amüsant & informativ. Ein kurzweiliges Buch, sehr viel Tiefgang darf & muss man nicht erwarten.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Ich heirate eine Familie

Ich heirate Frau Antje ihre Familie
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Nachdem Gabriel eine junge Holländerin vor dem Ertrinken rettet, ist sein Schicksal besiegelt - Anouk verliebt sich in ihren Lebensretter und so schlägt das binationale Pärchen seine Zelte zunächst in ...

Nachdem Gabriel eine junge Holländerin vor dem Ertrinken rettet, ist sein Schicksal besiegelt - Anouk verliebt sich in ihren Lebensretter und so schlägt das binationale Pärchen seine Zelte zunächst in München auf.

Gabriel erhält bereits in Bayern einen Vorgeschmack auf das holländische Gemeinschaftsgefühl - ding dong! Gezellig!
Ist Anouk mal nicht in der Stadt, sorgen sich die niederländischen Freunde um Gab, der eigentlich gern seine Ruhe hat und ein erklärter Menschenfeind ist.

Da Anouk Heimweh nach ihrer Familie hat, zieht das Paar nach Holland, wo das Einzelkind Gab die geballte Ladung Großfamilie zu spüren bekommt. Um sich zu integrieren, kauft er ein Hausboot, er lernt im Kurs Holländisch, er wird zum holländischen Knecht Ruprecht und er quält sich beim Eislaufen...um am Ende gebührend belohnt zu werden, denn es gibt ein happy ending.

Der Roman liest sich flott und flüssig, und ich musste auch mal grinsen, der Humor ist aber nicht immer ganz meiner & die Sprüche sind mir oft zu markig.

"Hartz-4-Deutsch" ist mir als Ausdruck ein wenig zu platt, und ich persönlich würde 2013 einen Satz wie " Ich sehe aus wie Atze Schröder als Neger verkleidet" nicht schreiben.

Gut gefallen haben mir aber die Fussnoten mit den Zusatzinfos (auch wenn ich mich frage, ob es dem aktuellen Forschungsstand entspricht, dass die Holländer im WK II "die grössten Kollaborateure" waren. ) .

Die holländischen Wendungen werden passend und "unverkrampft" in den Text integriert, und auch das Glossar am Ende ist gut.

Auch wenn der Roman sich ähnlich liest wie viele andere "Ich heirate eine Italienerin/Französin etc. " - Bücher, ist er unterhaltsam und kurzweilig geschrieben.

Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.